"Es ist sieben Uhr, sechs Uhr auf den Kanarischen Inseln.” So wird im spanischen Rundfunk zu jeder Stunde die Zeit angesagt. Wenn sich die Spanier auf den Kanarischen Inseln noch einmal im Bett umdrehen, müssen die auf dem Festland schon raus. Denn ihre Uhren richten sich nicht nach denen in London, wie auf den Kanaren, sondern nach denen in Paris oder Berlin. Die Verwaltungsangestellte Andrea Toledano findet den Plan gut, die Westeuropäische Zeit für ganz Spanien einzuführen.
"Ja, ich habe davon gehört. Mir gefällt der Vorschlag. Es ist ja jetzt total dunkel. Ich stehe um sechs Uhr auf, muss um sieben zur U-Bahn. Ich bin viel erschöpfter, als wenn der Sonnenaufgang wenigstens schon in Sichtweite wäre. Ich komme ja auch erst so gegen halb sieben, sieben Uhr nach Hause. Da ist es schon wieder Nacht."
Tatsächlich geht in Madrid die Sonne etwa um eine Stunde später auf und unter, als zum Beispiel in Berlin. Trotzdem beginnt der Arbeitstag in den meisten Büros gegen acht Uhr. So geraten die Spanier ständig aus dem Takt, meint Ignacio Buqueras, Vorsitzender des Vereins zur Neuregelung der spanischen Arbeitszeiten:
"Für Europa wurden 1884 zwei Zeitzonen festgelegt, die Londons und Berlins. Italien oder Polen kamen zur Berliner Zeitzone, zu London aber Frankreich, Portugal oder auch Spanien. So war es bis zum Zweiten Weltkrieg. Das Franco-Spanien führte 1942 aus Sympathie zu Hitler-Deutschland die Berliner Zeit ein. Aber wir haben ja unsere biologische Uhr. Die richtet sich nach der Sonne. Insofern würde biologisch die Zeitzone von Greenwich besser zu uns passen."
Allerdings: Bisher gibt es darüber nur eine Empfehlung des Gleichstellungsausschusses des Parlaments. Das Kabinett hat darüber noch nicht entschieden. Doch die unpassende Zeitzone erklärt, warum die Spanier vieles in für Mitteleuropäer sonderbare Tageszeiten verlegen. Mittagessen um erst um 14 Uhr, Abendessen frühestens um 21 Uhr. Buqueras:
"Das war nicht immer so. In den 20er- und 30er-Jahren wurde bei uns zwischen 12 und eins Mittag und zwischen sieben und acht zu Abend gegessen. Wir fordern außerdem von den Fernsehanstalten, die Primetime vorzuverlegen. Auch die sind dafür verantwortlich, dass die Spanier 53 Minuten weniger schlafen als die übrigen Europäer. Wenig Schlaf wirkt sich natürlich auch auf die Produktivität aus, auf Krankheiten, Stress, Arbeitsunfälle oder auf den Erfolg in der Schule."
Und das alles schadet der Volkswirtschaft. Doch eine Verlegung in eine andere Zeitzone alleine wird nicht alles ändern können. Darum kämpft Buqueras mit seinem Verein schon seit fast zehn Jahren um einen Mentalitätswandel bei den Unternehmen. Denn auch wenn die meisten Spanier inzwischen eine 40-Stunden-Woche haben. Sie verbringen mehr Zeit am Arbeitsplatz als Mitteleuropäer. Grund ist die schlechte Organisation der Arbeitszeiten.
"Wir müssen weg von dieser Kultur der ständigen Verfügbarkeit der Arbeitskräfte. Niemand hier verlässt das Büro, solange der Chef noch da ist. Und in diesen Zeiten der Krise erst recht nicht. Hinzu kommen viel zu lange Mittagspausen. Stattdessen sollten die Unternehmen die Effizienz ihrer Beschäftigten stärker in den Vordergrund rücken. Nur damit werden wir in dieser globalen und immer schwierigeren Welt wettbewerbsfähig bleiben."
Aus der Forderung nach kürzeren Pausen haben die Medien dann die Schlagzeile "Schluss mit der Siesta” gemacht. Doch wie so viele Spanier hat auch die Verwaltungsangestellte Andrea Toledano für ein Nickerchen höchstens noch bei der Heimfahrt in der U-Bahn Zeit. Dort verbringt sie jeden Tag zwei Stunden. Sie fordert, die Mittagspause ganz zu streichen. Dann käme sie zwei Stunden früher aus dem Büro raus, sagt sie, bevor sie die Treppen zur U-Bahn hinuntersteigt:
"Im Sommer geht das ja auch. Da machen wir das so. Das Unternehmen meint, die Produktivität würde sinken, wenn wir im ganzen Jahr so arbeiten würden. Ich glaube, das Gegenteil wäre der Fall. Aber die Abteilungsleiter kommen erst so gegen neun, zehn Uhr ins Büro. Da gibt es dann die ersten Besprechungen gegen elf. Das verlängert den Arbeitstag entsprechend."
Inzwischen empfiehlt sogar die Managerschule IESE eine bessere Organisation der Arbeitszeiten in den Unternehmen und auch einen Wechsel der Zeitzone. Nur die kanarische Regionalregierung fürchtet ihn. Denn dann würden die Kanarischen Inseln bei der Zeitansage im Radio nicht mehr erwähnt.
"Ja, ich habe davon gehört. Mir gefällt der Vorschlag. Es ist ja jetzt total dunkel. Ich stehe um sechs Uhr auf, muss um sieben zur U-Bahn. Ich bin viel erschöpfter, als wenn der Sonnenaufgang wenigstens schon in Sichtweite wäre. Ich komme ja auch erst so gegen halb sieben, sieben Uhr nach Hause. Da ist es schon wieder Nacht."
Tatsächlich geht in Madrid die Sonne etwa um eine Stunde später auf und unter, als zum Beispiel in Berlin. Trotzdem beginnt der Arbeitstag in den meisten Büros gegen acht Uhr. So geraten die Spanier ständig aus dem Takt, meint Ignacio Buqueras, Vorsitzender des Vereins zur Neuregelung der spanischen Arbeitszeiten:
"Für Europa wurden 1884 zwei Zeitzonen festgelegt, die Londons und Berlins. Italien oder Polen kamen zur Berliner Zeitzone, zu London aber Frankreich, Portugal oder auch Spanien. So war es bis zum Zweiten Weltkrieg. Das Franco-Spanien führte 1942 aus Sympathie zu Hitler-Deutschland die Berliner Zeit ein. Aber wir haben ja unsere biologische Uhr. Die richtet sich nach der Sonne. Insofern würde biologisch die Zeitzone von Greenwich besser zu uns passen."
Allerdings: Bisher gibt es darüber nur eine Empfehlung des Gleichstellungsausschusses des Parlaments. Das Kabinett hat darüber noch nicht entschieden. Doch die unpassende Zeitzone erklärt, warum die Spanier vieles in für Mitteleuropäer sonderbare Tageszeiten verlegen. Mittagessen um erst um 14 Uhr, Abendessen frühestens um 21 Uhr. Buqueras:
"Das war nicht immer so. In den 20er- und 30er-Jahren wurde bei uns zwischen 12 und eins Mittag und zwischen sieben und acht zu Abend gegessen. Wir fordern außerdem von den Fernsehanstalten, die Primetime vorzuverlegen. Auch die sind dafür verantwortlich, dass die Spanier 53 Minuten weniger schlafen als die übrigen Europäer. Wenig Schlaf wirkt sich natürlich auch auf die Produktivität aus, auf Krankheiten, Stress, Arbeitsunfälle oder auf den Erfolg in der Schule."
Und das alles schadet der Volkswirtschaft. Doch eine Verlegung in eine andere Zeitzone alleine wird nicht alles ändern können. Darum kämpft Buqueras mit seinem Verein schon seit fast zehn Jahren um einen Mentalitätswandel bei den Unternehmen. Denn auch wenn die meisten Spanier inzwischen eine 40-Stunden-Woche haben. Sie verbringen mehr Zeit am Arbeitsplatz als Mitteleuropäer. Grund ist die schlechte Organisation der Arbeitszeiten.
"Wir müssen weg von dieser Kultur der ständigen Verfügbarkeit der Arbeitskräfte. Niemand hier verlässt das Büro, solange der Chef noch da ist. Und in diesen Zeiten der Krise erst recht nicht. Hinzu kommen viel zu lange Mittagspausen. Stattdessen sollten die Unternehmen die Effizienz ihrer Beschäftigten stärker in den Vordergrund rücken. Nur damit werden wir in dieser globalen und immer schwierigeren Welt wettbewerbsfähig bleiben."
Aus der Forderung nach kürzeren Pausen haben die Medien dann die Schlagzeile "Schluss mit der Siesta” gemacht. Doch wie so viele Spanier hat auch die Verwaltungsangestellte Andrea Toledano für ein Nickerchen höchstens noch bei der Heimfahrt in der U-Bahn Zeit. Dort verbringt sie jeden Tag zwei Stunden. Sie fordert, die Mittagspause ganz zu streichen. Dann käme sie zwei Stunden früher aus dem Büro raus, sagt sie, bevor sie die Treppen zur U-Bahn hinuntersteigt:
"Im Sommer geht das ja auch. Da machen wir das so. Das Unternehmen meint, die Produktivität würde sinken, wenn wir im ganzen Jahr so arbeiten würden. Ich glaube, das Gegenteil wäre der Fall. Aber die Abteilungsleiter kommen erst so gegen neun, zehn Uhr ins Büro. Da gibt es dann die ersten Besprechungen gegen elf. Das verlängert den Arbeitstag entsprechend."
Inzwischen empfiehlt sogar die Managerschule IESE eine bessere Organisation der Arbeitszeiten in den Unternehmen und auch einen Wechsel der Zeitzone. Nur die kanarische Regionalregierung fürchtet ihn. Denn dann würden die Kanarischen Inseln bei der Zeitansage im Radio nicht mehr erwähnt.