Montag, 29. April 2024

Archiv

Der winterliche Himmelsjäger
Heraklischer Gilgamesch-Orion

"Wenn das mächtigste aller Sternbilder aufgeht, wird die Nacht zum Tage und faltet ihre dunklen Flügel ein." So schwärmte der römische Autor Manilius im ersten Jahrhundert über den seinen Worten nach goldenen Orion.

Von Dirk Lorenzen | 17.12.2016
    Jäger, Riese, Herakles oder ganz etwas anderes? Das Sternbild Orion hoch im Süden
    Jäger, Riese, Herakles oder ganz etwas anderes? Das Sternbild Orion hoch im Süden (Stellarium)
    Das war etwas übertrieben. Doch tatsächlich ist Orion eine besonders schöne und markante Himmelsfigur, die vermutlich jeder schon einmal wahrgenommen hat.
    Eine Kette aus drei gleich hellen Sternen bildet den Gürtel, zwei Sterne oberhalb markieren die Schultern, zwei unterhalb die Füße.
    Der griechischen Sage nach ist Orion der Sohn des Poseidon. Er kann über das Wasser gehen und ist gemeinsam mit seinen beiden Hunden auf der Jagd nach dem Hasen - diese drei Sternbilder finden sich links und unterhalb Orions.
    In alten Texten heißt es, Orion wehre den schnaubenden Stier ab, der rechts oberhalb von ihm leuchtet. Doch in den Sagen des Orion gibt es keinen Bezug zu einem Stier.
    In der griechischen Mythologie ist der wichtigste Jäger nicht Orion, sondern Herakles. Der hat mit dem Kretischen Stier gekämpft, ist am Himmel aber nur mit dem unscheinbaren Sternbild Herkules vertreten.
    Orion dagegen wird oft mit typischen Attributen des Herakles dargestellt: Keule und Löwenfell. Ist Orion eigentlich Herakles?
    In jedem Fall ist dieses Sternbild eines der ältesten überhaupt. Bei den Sumerern stellte es den Riesen Gilgamesch dar, der mit dem Himmelsstier kämpft.
    Was auch immer der mythologische Hintergrund ist: Gegen 20 Uhr heute Abend wird zwar nicht die Nacht zum Tage - aber am Osthimmel zeigt sich dann der Gilgamesch-Herakles-Orion.