Liminski: Vor einem Viertel Jahrhundert erschien in Frankreich ein Buch mit dem Titel: "Der Dritte Weltkrieg hat begonnen". Es handelt vom internationalen Terrorismus, noch unter dem Schock der ersten großen Flugzeugentführungen. Seit dem 11. September 2001 hört man diesen Satz öfter und kaum ein amerikanischer Politiker redet im Zusammenhang mit dem größten Terroranschlag aller Zeiten nicht von "Krieg" oder "Kriegszustand". Bundeskanzler Schröder beschrieb die Situation betreffend mit dem Satz: "Dies ist eine Kriegserklärung gegen die gesamte zivilisierte Welt". Zu dieser Welt rechnet er auch die islamischen Länder, in denen die zu erwartenden militärischen Aktionen Unruhen, wahrscheinlich auch Solidarisierungsappelle mit den Taliban provozieren werden. Kurz vor der Sendung konnte ich darüber sprechen mit Bassam Tibi, Professor für internationale Politik und Experte der islamischen Welt. Die erste Frage lautete: Für wie stark halten Sie den zu erwartenden Solidarisierungseffekt in der islamischen Welt, insbesondere in Pakistan und in Mittelasien, also bei den Nachbarn des Taliban-Regimes?
Tibi: In der Welt des Islam gibt es unterhalb der Regierungen, die prowestlich orientiert sind oder die bereit sind, mit dem Westen zusammenzuarbeiten, unterhalb dieser prowestlichen Politik eine Stimmung in der Bevölkerung, die anders ist. Zum Beispiel Pakistan oder Ägypten: die pakistanische Regierung ist bereit, mit den Amerikanern zusammenzuarbeiten. Die ägyptische Regierung ist bereit, mit den Amerikanern zusammenzuarbeiten. Die Bevölkerung ist aber antiamerikanisch und antiwestlich. In einer Kriegssituation könnte es dann zu Massendemonstrationen kommen, auch zu Gewalttaten, wodurch prowestliche Regierungen in der islamischen Welt geschwächt werden. Daher ist das Problem: Mit einer Bombardierung wird man nicht viel erreichen. Inzwischen sind die Militärlager der irregulären Krieger von Osama Bin Laden in Afghanistan geräumt und leer. Wenn man sie bombardiert, dann hat man nichts erreicht. Aber parallel würde es zu einer Eskalation kommen außerhalb Afghanistans in der islamischen Welt, wodurch prowestliche Regierungen durch die Bevölkerung, die antiamerikanisch orientiert ist, geschwächt werden können.
Liminski: Gilt das auch für die anderen Länder Mittelasiens, Usbekistan, Tunesien?
Tibi: Ich komme gerade aus Usbekistan. Den Antiamerikanismus, den ich zum Beispiel aus Ägypten kenne - davor war ich in Ägypten -, da kann ich zwischen Usbekistan und Ägypten keinen Vergleich machen. In Ägypten ist die antiamerikanische Stimmung und auch die antiwestliche Stimmung so scharf, dass ich so etwas in Usbekistan nicht begegnet bin.
Liminski: Herr Tibi, die Taliban stehen für eine radikale Variante des Islam. Sind es eigentlich noch Muslime, oder nur noch eine Sekte? Sie wurden ja nur von drei Staaten anerkannt, darunter Pakistan und Saudi-Arabien, die jetzt auf Seiten der Amerikaner stehen?
Tibi: Es gibt 55 islamische Staaten. Von diesen 55 islamischen Staaten haben drei die Taliban anerkannt. Einer davon ist Pakistan, aber Pakistan will jetzt eine prowestliche Politik mitmachen. Die anderen islamischen Staaten erkennen die Taliban nicht an, aber die Taliban sind in einer Reihe von islamischen Ländern, in Palästina, in Algerien, in Ägypten, populär, so dass diese Ausrichtung des Islam nicht alleine auf eine Sekte in Afghanistan beschränkt ist. Sie ist leider eine Strömung, mit der wir heute zusammenleben. Deswegen sage ich als Reform-Moslem: Heute haben wir die Alternative Reform-Islam oder Taliban-Islam. Auch in Bezug auf Europa, weil in Europa leben zur Zeit 15 Millionen Migranten. Ich habe ein Konzept entwickelt. Ich nenne das Euro-Islam. Euro-Islam ist ein Reform-Islam. Ich sage immer, Euro-Islam ist eine Alternative zum Taliban-Islam. In Deutschland bin ich leider sehr angefeindet worden, auch von sogenannten deutschen Linksliberalen, die sagen, man darf sich nicht in die Angelegenheiten der Muslime einmischen. Meine Antwort war: Wenn sie keinen Euro-Islam haben wollen, dann müssen sie einen Taliban-Islam akzeptieren.
Liminski: Unter den islamischen Rechtsgelehrten, Herr Tibi, scheint sich eine Front gegen die USA zu formieren. Im Golf-Staat Katar hat Scheich Yussuf Al Quardawi eine Fatwa ausgesprochen, die im Falle eines Vergeltungsschlages gegen Afghanistan sämtlichen islamischen Staaten jede Kooperation mit den USA verbietet, die USA also verteufelt. Wie ernst ist so eine Fatwa zu nehmen? Immerhin haben sich ja auch Rechtsgelehrte der renommierten Al Azhar-Universität in Kairo angeschlossen.
Tibi: Scheich Al Quardawi kenne ich. Das ist der Kopf des heutigen Fundamentalismus. Wie Marx im 19. Jahrhundert der Denker der Arbeiterbewegung war, so ist heute Al Quardawi der Kopf der Fundamentalisten. Al Quardawi ist ein Ägypter. Er ist Moslem-Bruder. Er hat 1970 drei Bände auf Arabisch unter dem Titel "Der Islam ist die Lösung" veröffentlicht. Er ist der Begründer der fundamentalistischen Ideologie der Gegenwart. Er ist sehr fundamentalistisch, sehr antiamerikanisch, sehr antiwestlich und er wird in der westlichen Welt respektiert. Ich habe sogar Minister gesehen, wie sie sich vor ihm verbeugt haben und seine Hand geküsst haben. - Diese Fatwa ist sehr ernst zu nehmen.
Liminski: Der CIA untersucht Kontakte eines Attentäters zum irakischen Geheimdienst. Nicht wenige Experten hierzulande meinen, dass die Attentäter zumindest logistische Unterstützung größerer Institutionen hatten, wie sie etwa Staaten bieten können. Halten Sie denn eine Zusammenarbeit der Bin Laden-Truppe mit Bagdad, Damaskus oder Teheran für möglich?
Tibi: Der ehemalige Chef der amerikanischen CIA hat in den vergangenen Tagen regelmäßig in Fernsehauftritten gesagt, wir sollen uns Saddam Hussein näher anschauen. Ich glaube, das ist eine Nostalgie des Golf-Krieges. Ich kenne mich im Nahen Osten sehr gut aus. Das ist meine Heimat und das ist auch mein Spezialisierungsgebiet. Saddam Hussein ist heute ein Vogel ohne Flügel. Saddam Hussein hat eine Sorge, seine Herrschaft im Irak zu bewahren und fortzusetzen. Saddam Hussein hat nicht die Möglichkeit, sich außerhalb des Irak zu betätigen. Ich halte das für eine fehlinformierte amerikanische Politik. Wir würden nur unsere Zeit verlieren, wenn wir uns auf Saddam Hussein oder auf Ghaddafi konzentrieren, denn von dort kommt zur Zeit nichts. Ich bin hundertprozentig überzeugt, dass die Bin Laden-Connection weder mit Ghaddafi noch mit Saddam Hussein etwas zu tun hat. Die Fäden liegen anderswo: Erstens in Zentralasien, also in Afghanistan, in Pakistan, im Drogenhandel. Der Drogenhandel ist ein Milliardengeschäft. Davon werden diese Aktionen auch finanziert. Hinzu kommt die Logistik, die die Bin Laden-Leute in den vergangenen zehn Jahren hier in Westeuropa aufgebaut haben. Die Sicherheitspolitik gegen die Bin Laden-Connection muss nicht in Afghanistan beginnen, sondern ich würde sagen hier in Westeuropa. Wenn man wirklich gut informiert ist, würde man diese Einschätzung verstehen.
Liminski: Halten Sie es denn für möglich, dass ein Staat logistische Hilfe angeboten hat oder überhaupt bei diesen Attentaten beteiligt war?
Tibi: Das ist der Unterschied zwischen den heutigen Terroristen und Befreiungsbewegungen, die früher agiert haben. Wenn Sie zum Beispiel den Vietnam-Krieg nehmen: Die Vietkong haben agiert und im Hinterland war Nord-Vietnam. Die heutigen Terroristen agieren und haben ein Hinterland, aber das Hinterland ist nicht ein spezifischer Staat oder ein befreundeter Staat, sondern das Hinterland ist ein Gebiet, wo es Freiheit gibt, um eine Logistik aufzubauen. Ich wage zu sagen, dass zu dem Hinterland der Bin Laden-Connection unter anderem die Bundesrepublik Deutschland gehört, weil sich hier in der Bundesrepublik Deutschland einige der Millionen von Bin Laden befinden. Einer der Finanzminister von Bin Laden, ein Sudanese, war im vorigen Jahr hier in Deutschland und hat einige Transaktionen gemacht. Er ist auf Hinweise der amerikanischen Nachrichtenbehörden verhaftet worden und die deutschen Richter haben ihn freigelassen und er hat das Land verlassen wie ein normaler Mensch. Das ist die deutsche Sicherheitspolitik!
Liminski: Sie sagen, es gibt eine große Unterstützung in der islamischen Bevölkerung und die Fatwa aus Katar sei auch ernst zu nehmen. Stolpern wir hier in einen modernen Kreuzzug hinein, in eine Art Zivilisationskrieg oder einen Krieg der zivilisierten Welt gegen Barbaren, wie Huntington meint?
Tibi: Ich habe mit dem ehemaligen Bundespräsidenten Roman Herzog ein Buch in englischer Sprache mit verfasst. Dieses Buch ist 1999 in New York geschrieben worden. Das Buch heißt "preventing the Class von Zivilisation". In meinem Beitrag zu diesem Buch von Roman Herzog habe ich geschrieben, wir können das was Huntington sagt nicht ganz verwerfen, weil Huntington mit seinem Finger auf reale Konflikte zeigt. Es gibt einen Zivilisationskonflikt. Wer das nicht sehen will ist blind. Nur Huntington macht aus dem Zivilisationskonflikt eine Grundlage für eine neue Sicherheitspolitik. Ich ergreife Partei für Roman Herzog, für den Dialog, und ich sage, wir können den Zivilisationskonflikt dialogisch lösen, nicht militärisch.
Liminski: Das war Bassam Tibi, Politologe der Universität Göttingen und Experte für Islam-Wissenschaften. - Besten Dank Herr Tibi!
Tibi: Ich danke Ihnen sehr!
Link: Interview als RealAudio
Tibi: In der Welt des Islam gibt es unterhalb der Regierungen, die prowestlich orientiert sind oder die bereit sind, mit dem Westen zusammenzuarbeiten, unterhalb dieser prowestlichen Politik eine Stimmung in der Bevölkerung, die anders ist. Zum Beispiel Pakistan oder Ägypten: die pakistanische Regierung ist bereit, mit den Amerikanern zusammenzuarbeiten. Die ägyptische Regierung ist bereit, mit den Amerikanern zusammenzuarbeiten. Die Bevölkerung ist aber antiamerikanisch und antiwestlich. In einer Kriegssituation könnte es dann zu Massendemonstrationen kommen, auch zu Gewalttaten, wodurch prowestliche Regierungen in der islamischen Welt geschwächt werden. Daher ist das Problem: Mit einer Bombardierung wird man nicht viel erreichen. Inzwischen sind die Militärlager der irregulären Krieger von Osama Bin Laden in Afghanistan geräumt und leer. Wenn man sie bombardiert, dann hat man nichts erreicht. Aber parallel würde es zu einer Eskalation kommen außerhalb Afghanistans in der islamischen Welt, wodurch prowestliche Regierungen durch die Bevölkerung, die antiamerikanisch orientiert ist, geschwächt werden können.
Liminski: Gilt das auch für die anderen Länder Mittelasiens, Usbekistan, Tunesien?
Tibi: Ich komme gerade aus Usbekistan. Den Antiamerikanismus, den ich zum Beispiel aus Ägypten kenne - davor war ich in Ägypten -, da kann ich zwischen Usbekistan und Ägypten keinen Vergleich machen. In Ägypten ist die antiamerikanische Stimmung und auch die antiwestliche Stimmung so scharf, dass ich so etwas in Usbekistan nicht begegnet bin.
Liminski: Herr Tibi, die Taliban stehen für eine radikale Variante des Islam. Sind es eigentlich noch Muslime, oder nur noch eine Sekte? Sie wurden ja nur von drei Staaten anerkannt, darunter Pakistan und Saudi-Arabien, die jetzt auf Seiten der Amerikaner stehen?
Tibi: Es gibt 55 islamische Staaten. Von diesen 55 islamischen Staaten haben drei die Taliban anerkannt. Einer davon ist Pakistan, aber Pakistan will jetzt eine prowestliche Politik mitmachen. Die anderen islamischen Staaten erkennen die Taliban nicht an, aber die Taliban sind in einer Reihe von islamischen Ländern, in Palästina, in Algerien, in Ägypten, populär, so dass diese Ausrichtung des Islam nicht alleine auf eine Sekte in Afghanistan beschränkt ist. Sie ist leider eine Strömung, mit der wir heute zusammenleben. Deswegen sage ich als Reform-Moslem: Heute haben wir die Alternative Reform-Islam oder Taliban-Islam. Auch in Bezug auf Europa, weil in Europa leben zur Zeit 15 Millionen Migranten. Ich habe ein Konzept entwickelt. Ich nenne das Euro-Islam. Euro-Islam ist ein Reform-Islam. Ich sage immer, Euro-Islam ist eine Alternative zum Taliban-Islam. In Deutschland bin ich leider sehr angefeindet worden, auch von sogenannten deutschen Linksliberalen, die sagen, man darf sich nicht in die Angelegenheiten der Muslime einmischen. Meine Antwort war: Wenn sie keinen Euro-Islam haben wollen, dann müssen sie einen Taliban-Islam akzeptieren.
Liminski: Unter den islamischen Rechtsgelehrten, Herr Tibi, scheint sich eine Front gegen die USA zu formieren. Im Golf-Staat Katar hat Scheich Yussuf Al Quardawi eine Fatwa ausgesprochen, die im Falle eines Vergeltungsschlages gegen Afghanistan sämtlichen islamischen Staaten jede Kooperation mit den USA verbietet, die USA also verteufelt. Wie ernst ist so eine Fatwa zu nehmen? Immerhin haben sich ja auch Rechtsgelehrte der renommierten Al Azhar-Universität in Kairo angeschlossen.
Tibi: Scheich Al Quardawi kenne ich. Das ist der Kopf des heutigen Fundamentalismus. Wie Marx im 19. Jahrhundert der Denker der Arbeiterbewegung war, so ist heute Al Quardawi der Kopf der Fundamentalisten. Al Quardawi ist ein Ägypter. Er ist Moslem-Bruder. Er hat 1970 drei Bände auf Arabisch unter dem Titel "Der Islam ist die Lösung" veröffentlicht. Er ist der Begründer der fundamentalistischen Ideologie der Gegenwart. Er ist sehr fundamentalistisch, sehr antiamerikanisch, sehr antiwestlich und er wird in der westlichen Welt respektiert. Ich habe sogar Minister gesehen, wie sie sich vor ihm verbeugt haben und seine Hand geküsst haben. - Diese Fatwa ist sehr ernst zu nehmen.
Liminski: Der CIA untersucht Kontakte eines Attentäters zum irakischen Geheimdienst. Nicht wenige Experten hierzulande meinen, dass die Attentäter zumindest logistische Unterstützung größerer Institutionen hatten, wie sie etwa Staaten bieten können. Halten Sie denn eine Zusammenarbeit der Bin Laden-Truppe mit Bagdad, Damaskus oder Teheran für möglich?
Tibi: Der ehemalige Chef der amerikanischen CIA hat in den vergangenen Tagen regelmäßig in Fernsehauftritten gesagt, wir sollen uns Saddam Hussein näher anschauen. Ich glaube, das ist eine Nostalgie des Golf-Krieges. Ich kenne mich im Nahen Osten sehr gut aus. Das ist meine Heimat und das ist auch mein Spezialisierungsgebiet. Saddam Hussein ist heute ein Vogel ohne Flügel. Saddam Hussein hat eine Sorge, seine Herrschaft im Irak zu bewahren und fortzusetzen. Saddam Hussein hat nicht die Möglichkeit, sich außerhalb des Irak zu betätigen. Ich halte das für eine fehlinformierte amerikanische Politik. Wir würden nur unsere Zeit verlieren, wenn wir uns auf Saddam Hussein oder auf Ghaddafi konzentrieren, denn von dort kommt zur Zeit nichts. Ich bin hundertprozentig überzeugt, dass die Bin Laden-Connection weder mit Ghaddafi noch mit Saddam Hussein etwas zu tun hat. Die Fäden liegen anderswo: Erstens in Zentralasien, also in Afghanistan, in Pakistan, im Drogenhandel. Der Drogenhandel ist ein Milliardengeschäft. Davon werden diese Aktionen auch finanziert. Hinzu kommt die Logistik, die die Bin Laden-Leute in den vergangenen zehn Jahren hier in Westeuropa aufgebaut haben. Die Sicherheitspolitik gegen die Bin Laden-Connection muss nicht in Afghanistan beginnen, sondern ich würde sagen hier in Westeuropa. Wenn man wirklich gut informiert ist, würde man diese Einschätzung verstehen.
Liminski: Halten Sie es denn für möglich, dass ein Staat logistische Hilfe angeboten hat oder überhaupt bei diesen Attentaten beteiligt war?
Tibi: Das ist der Unterschied zwischen den heutigen Terroristen und Befreiungsbewegungen, die früher agiert haben. Wenn Sie zum Beispiel den Vietnam-Krieg nehmen: Die Vietkong haben agiert und im Hinterland war Nord-Vietnam. Die heutigen Terroristen agieren und haben ein Hinterland, aber das Hinterland ist nicht ein spezifischer Staat oder ein befreundeter Staat, sondern das Hinterland ist ein Gebiet, wo es Freiheit gibt, um eine Logistik aufzubauen. Ich wage zu sagen, dass zu dem Hinterland der Bin Laden-Connection unter anderem die Bundesrepublik Deutschland gehört, weil sich hier in der Bundesrepublik Deutschland einige der Millionen von Bin Laden befinden. Einer der Finanzminister von Bin Laden, ein Sudanese, war im vorigen Jahr hier in Deutschland und hat einige Transaktionen gemacht. Er ist auf Hinweise der amerikanischen Nachrichtenbehörden verhaftet worden und die deutschen Richter haben ihn freigelassen und er hat das Land verlassen wie ein normaler Mensch. Das ist die deutsche Sicherheitspolitik!
Liminski: Sie sagen, es gibt eine große Unterstützung in der islamischen Bevölkerung und die Fatwa aus Katar sei auch ernst zu nehmen. Stolpern wir hier in einen modernen Kreuzzug hinein, in eine Art Zivilisationskrieg oder einen Krieg der zivilisierten Welt gegen Barbaren, wie Huntington meint?
Tibi: Ich habe mit dem ehemaligen Bundespräsidenten Roman Herzog ein Buch in englischer Sprache mit verfasst. Dieses Buch ist 1999 in New York geschrieben worden. Das Buch heißt "preventing the Class von Zivilisation". In meinem Beitrag zu diesem Buch von Roman Herzog habe ich geschrieben, wir können das was Huntington sagt nicht ganz verwerfen, weil Huntington mit seinem Finger auf reale Konflikte zeigt. Es gibt einen Zivilisationskonflikt. Wer das nicht sehen will ist blind. Nur Huntington macht aus dem Zivilisationskonflikt eine Grundlage für eine neue Sicherheitspolitik. Ich ergreife Partei für Roman Herzog, für den Dialog, und ich sage, wir können den Zivilisationskonflikt dialogisch lösen, nicht militärisch.
Liminski: Das war Bassam Tibi, Politologe der Universität Göttingen und Experte für Islam-Wissenschaften. - Besten Dank Herr Tibi!
Tibi: Ich danke Ihnen sehr!
Link: Interview als RealAudio