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Des einen Pleite ist des anderen Umsatzplus

Die Pleite von Schlecker und Ihr Platz hat dazu beigetragen, dass die Drogeriemarkt-Kette dm das Geschäftsjahr mit Rekordergebnissen abgeschlossen hat. Allerdings bleibt der Konkurrenzkampf in der Branche beinhart: auch Supermärkte und Discounter werben um die früheren Schlecker-Kunden.

Von Jörg Marksteiner |
    Es ist die kühle Logik des Marktes: Im Kampf um Zahnpasta, Duschgel und Kosmetik hat sich die Pleite von Schlecker für dm gleich doppelt ausgezahlt:

    "Mit Sicherheit haben wir auch von der Schlecker-Entwicklung profitiert. Mit Sicherheit haben wir auch davon profitiert, dass das Thema Drogeriemarkt generell in den Medien sehr stark behandelt worden ist."

    sagt der fürs Produktmanagement zuständige dm-Geschäftsführer Ulrich Maith.

    Der Schlecker-Effekt lässt sich auch an den Zahlen ablesen: Vor allem ab Mai haben die Umsätze massiv zugelegt – viele ehemalige Schleckerkunden sind ganz offenkundig ausgewichen.
    Und: In keinem der 12 europäischen Länder mit dm-Filialen, ist das Unternehmen so stark gewachsen wie in Deutschland:

    "Das abgelaufene Geschäftsjahr ist ganz hervorragend gelaufen, wir haben ein Plus in Deutschland von 14 Prozent und haben die Fünf-Milliarden-Grenze überschritten."

    Selbst wenn man die neu eröffneten Geschäfte herausrechnet, bleibt ein flächenbereinigtes Plus von fast neun Prozent. Zum Gewinn machen die Karlsruher traditionell keine Angaben. Lieber betont dm-Geschäftsführer Maith etwas anderes:

    "Und wir konnten, was auch sehr erfreulich ist, durch diese positive Entwicklung die Anzahl der MA deutlich erhöhen, in Deutschland um 3600 auf insgesamt jetzt 29.000 Mitarbeiter."

    Dazu gehören auch 800 ehemalige Schlecker-Mitarbeiterinnen, die bei dm eine neue Stelle gefunden haben. Und jetzt nicht mehr in erster Linie Kostenfaktoren sind, sondern – wie Maith es nennt – Teil einer "Arbeits- und Wirtschaftsgemeinschaft". So bezeichnet dm seine Mitarbeiter. Bewusst wirbt die Kette mit einem positiven Image, auch als vorbildlicher Arbeitgeber. Mit Erfolg: Jährlich erhält das Unternehmen 140.000 Bewerbungen.

    Ein Grund ist möglicherweise auch, dass alle Mitarbeiter von der Filialverkäuferin bis zur Führungskraft am wirtschaftlichen Erfolg beteiligt werden, mit einer Sonderzahlung:

    "Bei uns bekommen alle Mitarbeiter die gleiche Summe, und dieses Jahr sind es 850 Euro pro Mitarbeiter, also alle Mitarbeiter bekommen die, außer die Geschäftsführer, die bekommen nix."

    Ob das im kommenden Jahr wieder der Fall sein wird, ist offen. Denn auch nach dem Niedergang von Schlecker bleibt der Konkurrenzkampf in der Drogeriebranche beinhart: dm ist jetzt zwar mit 20 Prozent Marktanteil die neue Nummer eins, bekommt es aber mit zunehmend neuen Wettbewerbern zu tun: Zunehmend baut der Lebensmittelhandel, vor allem Supermärkte und Discounter, das Sortiment an Drogerieartikeln aus:

    "Es ist ja wie beim 100 Meter-Lauf. Wenn der Schwächste ausscheidet, wird der Lauf ja nicht leichter, sondern der ja schwerer. Weil dann bleiben die guten übrig. Und jetzt sind nur noch sehr starke Unternehmen in dem Markt tätig und das bedeutet, dass der Preis weiterhin Profilierungsinstrument bleibt – und damit auf jeden Fall sehr günstig bleiben wird."

    Für die Kunden bedeutet das: Sie dürfen sich 2013 wohl über stabile, vielleicht sogar sinkende Preise freuen für Kosmetik, Cremes und Lotions - und dem jeden Tag am häufigsten verkauften Artikel: Toilettenpapier.