Sonntag, 28. April 2024

Archiv


Desinteresse oder Normalisierung?

"Stasi raus!" - lautete eine der prägnantesten Parolen 1989 während der friedlichen Revolution in der DDR. Mitarbeiter des Geheimdienstes konnten damals noch nach Kräften Akten vernichten, bevor die Stasi-Zentralen gestürmt wurden und sich die Bürger der kilometerlangen Aktenbestände bemächtigten. Sie wollten endlich wissen, wer sie verraten hatte oder warum sie nicht zum Studium zugelassen waren. Seitdem wird aber auch die mögliche Gefährdung des inneren Friedens im Land diskutiert.

Joachim Gauck im Gespräch | 06.03.2005
    Noch stapeln sich die Anträge auf Akteneinsicht in der Berliner Stasi-Unterlagen-Behörde und ihren Außenstellen in der ostdeutschen Provinz; doch die Zukunft der Behörde von Marianne Birthler ist ungewiss: Die Überprüfung der Mitarbeiter des öffentlichen Diensts auf eine eventuelle Stasi-Mitarbeit, eine ihrer Hauptaufgaben, ist nahezu abgeschlossen. Nun wurde die Behörde überraschend Kulturstaatsministerin Christina Weiss zugeschlagen. Zudem kursiert die Idee, die Akten ins Bundesarchiv zu integrieren oder sie den historischen Gedenkstätten zuzuordnen - gerade in dieser Woche wurde ein neues Berliner Gedenkstättenkonzept diskutiert. Und nicht zuletzt wird jetzt erst deutlich, welche Auswirkungen das 'Kohl-Urteil’ auf die Forschungsfreiheit hat.

    Der frühere Pastor und erste Leiter der Behörde, Joachim Gauck, hat im Streit um das Stasi-Unterlagen-Gesetz immer kritisch Position bezogen. Jacqueline Boysen hat ihn zu den jüngsten Debatten befragt.