Nach Trump-Entscheidung
Deutsche Autoindustrie befürchtet erhebliche Auswirkungen durch US-Sonderzölle

Die deutsche Autoindustrie erwartet durch die angekündigten Sonderzölle der USA auf Import-Autos erhebliche Belastungen. Die Präsidentin des Verbandes, Müller, sagte, die Zölle seien ein fatales Signal für den freien Handel.

    Mehrere Volkswagen Golf befinden sich in einem VW Werk in der Endmontage.
    Müller sagte im Deutschlandfunk, die Preise für Autos würden sich dadurch deutlich erhöhen, auch in den USA. Sie forderte, die EU solle unverzüglich in Verhandlungen mit der US-Regierung eintreten.
    Der Außenhandelsverband BGA hat angekündigt, seine Prognose für die deutschen Exporte zu senken. Die Vorhersage für dieses Jahr sei mit einem Rückgang von 2,7 Prozent schon zuvor negativ gewesen, schrieb der Präsident des Verbands, Jandura. Man werde die Prognose nun deutlich nach unten ändern. Eine konkrete neue Zahl nannte der Verband noch nicht. Die neue Lage müsse erst bewertet werden.
    Branchenexperte Bratzel vom Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach sieht erhebliche Auswirkungen auf die deutschen Autohersteller.Bratzel sagte im Deutschlandfunk, am stärksten betroffen seien vermutlich Volkswagen und die dazugehörige Marke Audi. Volkswagen produziere nur 20 Prozent der in den USA verkauften Fahrzeuge vor Ort. Viele Autos würden stattdessen in Mexiko hergestellt. Auch für diese Fahrzeuge gelte die geplante Sondersteuer.

    Ökonomen bewerten Lage unterschiedlich

    Der Präsident des Münchner Ifo-Instituts, Fuest, sagte, die Zölle träfen das wichtigste Exportgut Deutschlands und seien eine große Belastung für die Wirtschaft. Er warnte vor einer weiteren Eskalation des Handelskonflikts. Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Fratzscher, erklärte, die Unberechenbarkeit Trumps sei ein enormer Unsicherheitsfaktor für deutsche Unternehmen.
    Die Wirtschaftsweise Schnitzer schätzte die Folgen der Zollankündigung dagegen als überschaubar für die Gesamtwirtschaft ein. Auch das Kieler Institut für Weltwirtschaft erwartet zunächst keine größeren Folgen für Deutschland. Der IfW-Ökonom Hinz sagte dem "Handelsblatt", deutsche Hersteller würden viele ihrer Fahrzeuge bereits in den USA herstellten. Dafür sollen die Sonderzölle nicht gelten.

    USA wichtiges Exportland für deutsche Autoindustrie

    Nach Daten der International Trade Administration wurden im vergangenen Jahr rund 780.000 europäische Fahrzeuge in den USA verkauft. Knapp 450.000 dieser Fahrzeuge stammen aus Deutschland. Damit ist die Bundesrepublik der mit Abstand wichtigste europäische Produktionsstandort. Umgekehrt wurden rund 217.000 Autos aus den USA nach Europa gebracht.
    Der größte Teil dieser Importfahrzeuge stammt aus der Produktion europäischer Hersteller. Allein gut 90.000 Autos werden bei BMW in Spartanburg für den europäischen Markt gebaut. US-Hersteller spielen im Vergleich eine geringere Rolle. Schwer getroffen wird die Autobranche zudem durch US-Zölle auf Einfuhren aus Mexiko. Zahlreiche Hersteller, auch große US-Firmen, haben in den vergangenen Jahren dort ihre Produktion für den US-Markt ausgebaut.

    China wirft USA Verletzung der WTO-Regeln vor

    Auch andere Länder sind von den US-Sonderzöllen betroffen. Aus Südkorea heißt es, die Zölle würden die Autoindustrie des Landes vor erhebliche Schwierigkeiten stellen. Industrieminister Dukgeun kündigte an, die Regierung werde bis April einen Notfallplan ausarbeiten. Man wolle auch Kontakt mit der US-Regierung aufnehmen.
    China warf den USA vor, mit den Sonderzöllen die Regeln der Welthandelsorganisation zu untergraben und das regelbasierte Handelssystem zu zerstören. Ein Sprecher des Außenministeriums sagte, die neuen Zölle würden den USA nicht helfen, ihre eigenen Probleme zu lösen.

    Reaktion aus Japan soll "bald" kommen

    Japan hält sich dagegen noch weitgehend bedeckt. Der japanische Ministerpräsident Ishiba erklärte aber, man werde "bald" auf die neuen Autozölle der USA reagieren. Nach Angaben des japanischen Finanzministeriums machten Automobile im vergangenen Jahr rund 28 Prozent der japanischen Gesamtexporte in die USA aus - das ist der höchste Anteil unter allen Waren.
    Ishiba sagte weiter, Japan sei ein Land, das die meisten Investitionen in den Vereinigten Staaten tätige. Man frage sich daher, ob es für Washington sinnvoll sei, einheitliche Zölle auf alle Länder anzuwenden.

    Applaus von US-Gewerkschaft

    Der Präsident der Gewerkschaft für die Automobilindustrie in den USA, Fain, begrüßte die neuen Zölle. Er sagte, man applaudiere der Trump-Regierung, dass sie sich dafür einsetze, das Freihandelsdesaster zu beenden, das jahrzehntelang die Arbeiterklasse belastet habe. Diese Zölle seien ein "wichtiger Schritt in die richtige Richtung" für die Automobilarbeiter und die Arbeitergemeinschaften im ganzen Land.
    US-Präsident Trump hat angekündigt, Sonderzölle in Höhe von 25 Prozent auf alle nicht in den USA produzierten Fahrzeuge zu erheben. Diese Regelung soll am 3. April in Kraft treffen.

    Weitere Informationen zu den Folgen von Trumps Zollpolitik

    Handelskonflikt: Trumps US-Zölle und ihre Folgen für den Welthandel
    Diese Nachricht wurde am 27.03.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.