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Deutsche Bahn im Test
Fahrgastwünsche versus Realität

Seit Fernbusse mit ihren Angeboten die Deutsche Bahn unter Druck setzen und zahlreiche Bahnkunden in Busse umsteigen, tut sich was im bundeseigenen Staatskonzern. Der Verkehrsclub VCD hat untersucht, welche Angebote Bahnfahrer wollen und wie die Realität aussieht.

Von Philip Banse |
    Eine Frau schaut am Münchener Hauptbahnhof in einen wegen des Lokführer-Streiks geparkten ICE.
    Viele Bahnreisenden sind wegen des vierten Lokführer-Streiks ratlos. (afp / Christof Stache)
    Bahnkunden wollen laut Verkehrsclub Deutschland vor allem ein einfaches, transparentes Fahrpreissystem, das Preise nach Entfernung ermittelt. Bahnkunden wünschen sich weniger Rabatte und Sonderaktionen und dafür einen niedrigeren Festpreis. Das hat eine repräsentative Umfrage unter 1900 Menschen ergeben, die der VCD beim Institut Quotas bestellt hat. Der Vorsitzende des Verkehrsclub Deutschland, Michael Ziesak, sieht hier die Deutsche Bahn in der Pflicht:
    "Wenn wir feststellen, dass 95 Prozent der Studienteilnehmer sagen, wir brauchen ein möglichst einfaches und transparentes Tarifsystem, dann ist es höchste Zeit, dieses Tarifsystem zu bereinigen. Es gibt heutzutage inzwischen 35 Preisstufen für Sparpreise. Da die Orientierung zu behalten über die einzelnen Regelungen ist schwierig."
    Unverständliches Tarifsystem
    Fast die Hälfte der Befragten sagt, das Tarifsystem der Bahn sei unverständlich, es sei unklar wie sie sich die Preise zusammen setzen. Gleichzeitig sagt aber auch über ein Drittel, sie wüssten, wo sie das günstigste Ticket bekommen. Und da kommen die eben kritisierten Sparpreise ins Spiel. Fast die Hälfte der Befragten nutzt eben jene Sparpreise – Sparpreise werden laut Umfrage viel öfter genutzt als etwa die Bahncard. VCD-Chef Ziesak fordert nicht, die Sparpreise abzuschaffen. Sie müssten nur erheblich ausgedünnt und vereinfacht werden. Der VCD kritisiert, dass man oft noch verschiedene Tickets für Nah- und Fernverkehr kaufen muss. Wer ohne Bahncard von München nach Berlin fährt, muss sich in Berlin ein BVG-Ticket für den Nahverkehr kaufen. Der VCD fordert einen Deutschlandtarif:
    "Was heißt Deutschlandtarif? Das heißt, wir brauchen einen unternehmensübergreifenden Ansatz, der die Mobilität im öffentlichen Verkehr mit einer Karte und einem Tarif sicherstellt."
    Dirigent im Tarifkonzern gefordert
    Zu so einem Deutschlandlandtarif gehöre auch, dass die Bahncard nicht mehr nur für die Deutsche Bahn gilt, sondern in allen Bussen und Bahnen des öffentlichen Verkehrs. So einen Deutschlandtarif könne die Bahn allein schwer durchsetzen, hier sei die Politik gefragt:
    "Wir brauchen einen Dirigenten in diesem Konzert. Dieser Dirigent muss die Politik sein, muss der Bund sein. Nur er kann diese Ansätze eines Deutschlandtarifs, den wir seit Jahren fordern, einführen und durchsetzen."
    VCD begrüßt Kundenoffensive
    Bereits im März hat die Bahn angekündigt, das Preis- und Tarifsystem stärker an den Wünschen der Kunden auszurichten. VCD-Bahnexpertin Heidi Tischmann:
    "Der VCD begrüßt die Kundenoffensive sehr. Ausdrücklich begrüßen wir, dass die Deutsche Bahn sich bei ihrer Tarif- und Preisgestaltung endlich an den Fahrgastwünschen orientieren will und außerdem auf Kundengewinnung setzt. Die angekündigten Maßnahmen zum kommenden Fahrplanwechsel weisen bereits den richtigen Weg. Erneuter Verzicht auf eine Fahrpreiserhöhung, keine Vorverkaufsfristen mehr für Sparpreise und Wegfall der Reservierungspflicht und des Aufpreises für Sprinterzüge."
    Bis die Bahn den VCD-Wunschzettel abgearbeitet hat, rät der VCD allen Bahnkunden: Früh buchen, möglichst dienstags, mittwochs oder samstags fahren und – da schließt sich der Kreis – den Sparpreisfinder der Deutschen Bahn zu nutzen, einfach "Sparpreisfinder Bahn" in eine Suchmaschine eingeben. Hier können Kunden sich für einen bestimmten Tag und ein Ziel den wirklich günstigsten Zug raussuchen und buchen.