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Deutsche Bank
Vertrauensverlust in die Banken-Branche

Wieder Durchsuchungen bei der Deutschen Bank: Es geht um Ermittlungen rund um die Kirch-Pleite. Eine Anklage gegen den Co-Chef Jürgen Fitschen, der den "Kulturwandel" der Deutschen Bank propagierte, ist möglich. Die Banken-Branche und ihre Granden stehen nach der Finanzkrise erneut in schlechtem Licht.

Von Brigitte Scholtes |
    Jürgen Fitschen, Co-Chef der Deutschen Bank, lässt es auf eine Anklage im Nachgang zum Kirch-Verfahren ankommen. Denn er versichert:
    "Ich habe weder belogen noch betrogen".
    So Fitschen Ende Januar. Kann ein Manager, der an der Spitze nicht nur der größten deutschen Bank steht, sondern auch Präsident des Bundesverbands deutscher Banken ist, dann diese Positionen noch wahrnehmen? Man sollte da nicht zu voreilig urteilen, mahnt Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der DSW, der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, noch ermittelten die Staatsanwälte nur, aber er meint auch:
    "Die Tatsache, dass Herr Fitschen eine Geldbuße ausgeschlagen hat oder die Deutsche Bank, könnte vielleicht noch interessant werden, wenn es dann zur Anklage kommt. Man könnte ihm vorwerfen, was wir jetzt nicht tun, aber man könnte das formulieren durchaus, dass er es ja gerade darauf ankommen lässt, dass er ja gerade so ein Verfahren haben möchte. Das hört man, das ist nicht unsere Meinung. Aber das würde dazu führen, dass Herr Fitschen auch für den Fall, dass, wenn dann das Verfahren kommt, dass er dann auch seinen Status ändern müsste. Wir würden ihn auffordern, dass er dann, wenn die Anklage kommt, sein Amt ruhen lässt, mindestens, um eben dann auch weiteren Schaden von der Deutschen Bank abzuwenden."
    Rücktrittsforderung steht im Raum
    Politiker werden in ähnlichen Situationen zum Rücktritt gedrängt. Politiker aber sind auch jedem einzelnen Bürger verantwortlich, meint Bernd Lahno, Professor für Philosophie an der Frankfurt School of Finance and Management:
    "Eine spezifische Verantwortung uns als Bürgern gegenüber ist den Vertretern einer großen Bank wie der Deutschen Bank oder auch den Vertretern einer Branche wie der Finanzbranche nicht in einem gleichen Maße zuzuschreiben wie meinetwegen einem Politiker, der immer den Anspruch hat, alle Bürger zu vertreten."
    Ein Manager wie Jürgen Fitschen müsse sich zunächst einmal den Aktionären, Kunden und Aufsehern der Deutschen Bank gegenüber verantworten. Allerdings hatte er in den letzten Monaten immer auch für einen Kulturwandel seiner Bank geworben, als oberster Interessenvertreter der privaten Banken steht er ganz anders in der Öffentlichkeit da. Nicht nur Fitschen muss sich derzeit mit der Justiz auseinandersetzen, wenn er auch noch nicht angeklagt ist. Der Hauptgeschäftsführer des Bankenverbands, Michael Kemmer, muss sich derzeit im BayernLB-Verfahren vor Gericht verantworten. Das alles wirft ein schlechtes Licht auf die Branche insgesamt, vor allem nach der Finanzkrise, meint Bernd Lahno:
    Die Entwicklung im Finanzbereich insgesamt scheint mir durchaus besorgniserregend zu sein. Und die Finanzbranche muss sich sehr gut überlegen, wie sie mit dieser Situation umgeht und wie sie verhindert, dass das letzte bisschen Vertrauen, was noch da ist oder das bisschen Vertrauen, was vielleicht wieder gefasst wurde, dass das nicht wieder verloren geht."
    Reflexion in der Branche ist gefragt
    Deshalb werden wohl auch Konkurrenten der Deutschen Bank wie die Commerzbank nicht auftrumpfen, meint DSW-Hauptgeschäftsführer Tüngler:
    "Ich glaube, die Commerzbank sollte sich arg auf sich selbst konzentrieren. Das Gelb im Logo ist auch nicht Gold, und da leuchtet es auch nicht so besonders hell. Deswegen, glaube ich, steht es der Commerzbank gut, wenn sie nicht in Schadenfreude agiert. Das kann ich eigentlich auch nicht erkennen. Ich glaube, die Commerzbank muss sich messen lassen an dem, was sie kommuniziert und das, was sie wirklich praktiziert, da werden wir Fragen stellen müssen, ganz unabhängig von der Deutschen Bank."