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Deutsche bewerten Wirtschaft positiv

Die Deutschen bewerten die Wirtschaftslage so positiv wie seit acht Jahren nicht mehr. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage hervor, die der Bundesverband Deutscher Banken in Auftrag gegeben hat. Auch der Euro findet demnach in der Bevölkerung wieder mehr Unterstützung.

Von Anja Nehls | 03.07.2013
    Es gibt wenig zu meckern - wirtschaftlich beurteilen die Deutschen die Lage bei uns so positiv wie seit 2005 nicht mehr.

    1000 Deutsche hatte die Gesellschaft für Konsumforschung in einer repräsentativen Umfrage für den Bundesverband deutscher Banken befragt. Vier von zehn Befragten beurteilen dabei die momentane wirtschaftliche Situation als gut, etwas mehr als die Hälfte als teils teils und nur acht Prozent als schlecht. Gefragt wurde dabei nicht nach der eigenen konkreten Situation oder dem eigenen Einkommen, sondern nach einer unabhängigen Einschätzung. Und die wird durch viele Faktoren beeinflusst, meint Tanja Beller vom Deutschen Bankenverband.

    "Natürlich muss man sagen, dass auch die vielen negativen Nachrichten aus den anderen Euro Ländern dazu beitragen, dass man selbst seine Lage auch positiver einschätzt. Und natürlich trägt dazu bei, dass Deutschland so schnell aus der Rezension herausgekommen ist. Also die eigene Wirtschaft läuft wieder, die Rezension von 2009 ist etwas überwunden, da muss man sagen, positive Nachrichten tragen dazu bei."

    Auch den Euro schätzen die Deutschen wieder positiver ein. Mit Ausbruch der Staatsschuldenkrise in einigen Ländern war das Vertrauen in den Euro erdrutschartig gesunken. Von 80 Prozent 2008 auf knapp 50 Prozent im September vergangenen Jahres. Nun sind wieder ein paar Menschen mehr optimistisch, wenn es um die langfristigen Erfolgsaussichten unserer Währung geht. Jeder zweite Befragte fand es richtig, die Euro-Krisenstaaten zu unterstützen.

    "Wir sind da eigentlich schon ganz froh, dass es einen Trend gibt, wieder zu mehr Vertrauen zum Euro und dass die deutschen auch mehrheitlich Europa unterstützen und die EU. Und das ist etwas, was unsere Währung ja auch braucht, dass wir langfristig wieder mehr Vertrauen haben."

    Auf diesem Vertrauen sollte nun aufgebaut werden, um künftige Herausforderungen zu meistern, fordert der Bundesverband deutscher Banken. Dazu gehöre der demografische Wandel genauso wie der wirtschaftliche Wettbewerb mit China und Asien. Dr. Michael Kemmer, dem Hauptgeschäftsführer des Verbandes macht vor allem die eklatante Investitionsschwäche in Deutschland Sorgen. Er fordert von der Politik Maßnahmen, um die Verunsicherung bei Unternehmen und privaten Verbrauchern zu bekämpfen:

    "Wir müssen schauen, dass die Staatsausgaben stärker in investive Mittel gelenkt werden und weniger in konsumtive Mittel und wir müssen gucken, dass die Rahmenbedingungen für die Unternehmen berechenbar sind und berechenbar bleiben in Deutschland. Das ist angesichts der Vorschläge zu Steuererhöhungen zurzeit nicht gegeben. Wenn wir hier mehr Sicherheit hätten, würden auch die privaten Investitionen zurückkommen und das wäre für den Wirtschaftsstandort sehr, sehr wichtig."

    Aber: Nicht mal die Hälfte aller befragten Bürger trauen der Politik zu, die wirtschaftlichen Probleme auch tatsächlich zu lösen. Darüber hinaus beklagen immer noch 6 von 10 Befragten mangelnde soziale Gerechtigkeit. Unsere Wirtschaftsordnung, die soziale Marktsozialwirtschaft, halten aber zwei Drittel der Deutschen für gut.