"Aachener Sprachtelefon, Schilden. Guten Tag. Mhmmm. Das schreibt man zusammen: "In-wie-fern" komplett als ein Wort. Ja, insofern schreibt man auch zusammen."
Montags bis freitags von zehn bis zwölf Uhr sitzt Frank Schilden am Sprachtelefon des Lehr- und Forschungsgebietes Germanistische Sprachwissenschaft der RWTH Aachen. Der wissenschaftliche Mitarbeiter hilft bei Problemen mit Rechtschreibung, Grammatik, aber auch den Stilfragen der deutschen Sprache. Zwei bis zehn Anrufe kommen täglich bei der Nummer 0241 80-96074 an.
"Das sind tatsächlich hauptsächlich Anrufer aus schreibintensiven Berufen. Das sind Sekretärinnen, das sind teilweise Professoren, das sind größtenteils Journalisten. Teilweise aber auch ausländische Studenten, zum Beispiel aus Köln rufen sehr viele an."
Meist kann ihnen Frank Schilden sehr schnell helfen, die meisten Fragen sind für den 25-Jährigen inzwischen Routine. Manche Schwierigkeiten hat er bemerkt, haben aber in letzter Zeit zugenommen.
"Zum einen ist Kommasetzung ein großes Problem und es tendiert immer mehr dahin, dass die Menschen Angst haben, tatsächlich falsche Kommas zu setzen und dann damit sich als jemand zu offenbaren, der der Sprache nicht mächtig ist."
Oder aber ob man Verben wie liegen lassen zusammen oder getrennt schreibt, was immer auf den Zusammenhang im Satz ankommt. Oder die Groß- und Kleinschreibung.
Und wie ist das eigentlich mit der neuen Rechtschreibung? Die bringt auch heute noch so manchen Schreiber ganz schön Durcheinander, hat der Sprachwissenschaftler Professor Thomas Nier bemerkt.
"Man kann sicherlich feststellen, dass die Rechtschreibreform insgesamt zu Verunsicherung geführt hat und von daher gibt es auch da natürlich viele Nachfragen. Viele Anrufer haben einfach noch nicht erkannt, dass die Rechtschreibreform ja auch neue Freiheiten uns lässt."
Viele der Anrufer beim Aachener Sprachtelefon hätten gern DIE eine richtige Lösung bei einem Rechtschreibproblem. Die gibt es aber manchmal einfach nicht.
"Es gibt zum Beispiel die Frage wie ist es mit der neuen Schreibung eines Wortes wie behände beispielsweise, da gab es ja mal die Regelung, dass man das jetzt mit ä zu schreiben hat, wenn sie aber im aktuellen Duden nachsehen, sehen sie, sie haben jetzt auch wieder die Freiheit, das auch mit e zu schreiben. Und da kann man jetzt nicht sagen, das ist die richtige Lösung und alles andere ist falsch."
Das macht aber viele Menschen, die etwas Wichtiges verfassen müssen, nicht gerade sicherer im Umgang mit der deutschen Sprache. Ein weiteres Problem: Die Sprache verändert sich fortlaufend. Das sind selbst Sprachratgeber nicht immer auf der Höhe der Zeit.
"Beispielsweise wie heißt es denn in einem Brief: im Herbst dieses Jahres oder im Herbst diesen Jahres? Wenn sie in populäre Sprachratgeber schauen, da heißt es dann: Es muss heißen: im Herbst dieses Jahres. Das wird mit verschiedenen Argumenten begründet, aber richtig ist es trotzdem nicht. Denn die Form "im Herbst diesen Jahres" setzt sich immer mehr durch."
Sprachentwicklung ist eben ein lebendiger Prozess. Und so kann es vorkommen, das Schreibweisen oder Formulierungen, die heute noch als falsch gelten, in ein paar Jahren als richtig in den Regelwerken stehen. Oder, wie es ein Sprachwissenschaftler einmal ausgedrückt hat: "Die Fehler von heute sind die Regeln von morgen."
"Das gilt auch für Anglizismen. Wobei man da sicherlich sehen muss, dass viele Anglizismen kurzlebig sind. Die kommen und gehen wieder. Einige Anglizismen bleiben natürlich auch und die werden uns irgendwann nicht mehr als Anglizismen auffallen. Das können sie auch am aktuellen Sprachgebrauch sehen, wenn sie Wörter haben wie Film, Keks oder Tank, was ursprünglich auch Anglizismen waren, die kommen uns auch nicht mehr als Anglizismen vor."
Die Ansichten des Vereins Deutsche Sprache, dass für jeden neuen Anglizismus ein deutsches Wort verschwindet, teilen die Aachener Sprachwissenschaftler nicht. Sie erklären auch Studierenden gern, wie Wörter wie downloaden richtig in einem deutschen wissenschaftlichen Aufsatz verwendet werden. Allerdings: Wenn Studierende Probleme mit der deutschen Rechtschreibung haben, ist das Aachener Sprachtelefon nicht ihre erste Anlaufstelle. Sie vertrauen meist erst einmal auf ihr alltäglichstes Hilfsmittel:
"Da würde ich halt als Erstes im Internet nachschauen."
" Google weiß alles."
"Irgendwie bei Google, vielleicht finde ich mit ner Suchmaschine was."
"Auf jeden Fall das Internet, Google benutze ich für solche Sachen."
Kaum einer nennt als Erstes den Duden, eigentlich die Autorität, wenn es um die richtige Schreibweise geht. Muss sich das altehrwürdige Nachschlagewerk also vor der übermächtigen Konkurrenz aus dem Internet fürchten? Nein, meint Evelyn Knörr, Leiterin der Sprachberatung des Duden. Auch der Duden hat Berater, die am Telefon alle Fragen rund um die deutsche Sprache beantworten. Und sie haben jeden Tag viel zu tun. Vor dem Internet und der Suchmaschine google hat Evelyn Knörr keine Angst.
"Da kommt natürlich auch oft die Verunsicherung hinzu, weil man im Internet praktisch alles finden kann. Gerade wenn es um Rechtreibformen geht oder auch um grammatische Formen, dann wird man über kurz oder lang alles möglich finden und dann genauso schlau sein wie vorher."
Gerade professionelle Schreiber wenden sich daher lieber an die Duden-Redaktion, wenn sie es ganz genau wissen wollen.
""Wenn man ne zuverlässige und gesicherte Auskunft haben will, dann ist der Duden nach wie vor noch die Instanz dafür","
zu erreichen unter 09001 870098.
Das Internet wird zwar sicher heute viel häufiger genutzt, als die alten Nachschlagewerke. Überflüssig werden sie deshalb aber noch lange nicht. Ebenso wenig wie das Sprachtelefon an der RWTH Aachen. Denn gerade bei Menschen in den schreibenden Berufen wird der Bedarf nach dem Rat eines Experten nicht so schnell verschwinden.
Weitere Informationen auch auf der Homepage des Instituts für Deutsche Sprache (IDS) in Mannheim.
Montags bis freitags von zehn bis zwölf Uhr sitzt Frank Schilden am Sprachtelefon des Lehr- und Forschungsgebietes Germanistische Sprachwissenschaft der RWTH Aachen. Der wissenschaftliche Mitarbeiter hilft bei Problemen mit Rechtschreibung, Grammatik, aber auch den Stilfragen der deutschen Sprache. Zwei bis zehn Anrufe kommen täglich bei der Nummer 0241 80-96074 an.
"Das sind tatsächlich hauptsächlich Anrufer aus schreibintensiven Berufen. Das sind Sekretärinnen, das sind teilweise Professoren, das sind größtenteils Journalisten. Teilweise aber auch ausländische Studenten, zum Beispiel aus Köln rufen sehr viele an."
Meist kann ihnen Frank Schilden sehr schnell helfen, die meisten Fragen sind für den 25-Jährigen inzwischen Routine. Manche Schwierigkeiten hat er bemerkt, haben aber in letzter Zeit zugenommen.
"Zum einen ist Kommasetzung ein großes Problem und es tendiert immer mehr dahin, dass die Menschen Angst haben, tatsächlich falsche Kommas zu setzen und dann damit sich als jemand zu offenbaren, der der Sprache nicht mächtig ist."
Oder aber ob man Verben wie liegen lassen zusammen oder getrennt schreibt, was immer auf den Zusammenhang im Satz ankommt. Oder die Groß- und Kleinschreibung.
Und wie ist das eigentlich mit der neuen Rechtschreibung? Die bringt auch heute noch so manchen Schreiber ganz schön Durcheinander, hat der Sprachwissenschaftler Professor Thomas Nier bemerkt.
"Man kann sicherlich feststellen, dass die Rechtschreibreform insgesamt zu Verunsicherung geführt hat und von daher gibt es auch da natürlich viele Nachfragen. Viele Anrufer haben einfach noch nicht erkannt, dass die Rechtschreibreform ja auch neue Freiheiten uns lässt."
Viele der Anrufer beim Aachener Sprachtelefon hätten gern DIE eine richtige Lösung bei einem Rechtschreibproblem. Die gibt es aber manchmal einfach nicht.
"Es gibt zum Beispiel die Frage wie ist es mit der neuen Schreibung eines Wortes wie behände beispielsweise, da gab es ja mal die Regelung, dass man das jetzt mit ä zu schreiben hat, wenn sie aber im aktuellen Duden nachsehen, sehen sie, sie haben jetzt auch wieder die Freiheit, das auch mit e zu schreiben. Und da kann man jetzt nicht sagen, das ist die richtige Lösung und alles andere ist falsch."
Das macht aber viele Menschen, die etwas Wichtiges verfassen müssen, nicht gerade sicherer im Umgang mit der deutschen Sprache. Ein weiteres Problem: Die Sprache verändert sich fortlaufend. Das sind selbst Sprachratgeber nicht immer auf der Höhe der Zeit.
"Beispielsweise wie heißt es denn in einem Brief: im Herbst dieses Jahres oder im Herbst diesen Jahres? Wenn sie in populäre Sprachratgeber schauen, da heißt es dann: Es muss heißen: im Herbst dieses Jahres. Das wird mit verschiedenen Argumenten begründet, aber richtig ist es trotzdem nicht. Denn die Form "im Herbst diesen Jahres" setzt sich immer mehr durch."
Sprachentwicklung ist eben ein lebendiger Prozess. Und so kann es vorkommen, das Schreibweisen oder Formulierungen, die heute noch als falsch gelten, in ein paar Jahren als richtig in den Regelwerken stehen. Oder, wie es ein Sprachwissenschaftler einmal ausgedrückt hat: "Die Fehler von heute sind die Regeln von morgen."
"Das gilt auch für Anglizismen. Wobei man da sicherlich sehen muss, dass viele Anglizismen kurzlebig sind. Die kommen und gehen wieder. Einige Anglizismen bleiben natürlich auch und die werden uns irgendwann nicht mehr als Anglizismen auffallen. Das können sie auch am aktuellen Sprachgebrauch sehen, wenn sie Wörter haben wie Film, Keks oder Tank, was ursprünglich auch Anglizismen waren, die kommen uns auch nicht mehr als Anglizismen vor."
Die Ansichten des Vereins Deutsche Sprache, dass für jeden neuen Anglizismus ein deutsches Wort verschwindet, teilen die Aachener Sprachwissenschaftler nicht. Sie erklären auch Studierenden gern, wie Wörter wie downloaden richtig in einem deutschen wissenschaftlichen Aufsatz verwendet werden. Allerdings: Wenn Studierende Probleme mit der deutschen Rechtschreibung haben, ist das Aachener Sprachtelefon nicht ihre erste Anlaufstelle. Sie vertrauen meist erst einmal auf ihr alltäglichstes Hilfsmittel:
"Da würde ich halt als Erstes im Internet nachschauen."
" Google weiß alles."
"Irgendwie bei Google, vielleicht finde ich mit ner Suchmaschine was."
"Auf jeden Fall das Internet, Google benutze ich für solche Sachen."
Kaum einer nennt als Erstes den Duden, eigentlich die Autorität, wenn es um die richtige Schreibweise geht. Muss sich das altehrwürdige Nachschlagewerk also vor der übermächtigen Konkurrenz aus dem Internet fürchten? Nein, meint Evelyn Knörr, Leiterin der Sprachberatung des Duden. Auch der Duden hat Berater, die am Telefon alle Fragen rund um die deutsche Sprache beantworten. Und sie haben jeden Tag viel zu tun. Vor dem Internet und der Suchmaschine google hat Evelyn Knörr keine Angst.
"Da kommt natürlich auch oft die Verunsicherung hinzu, weil man im Internet praktisch alles finden kann. Gerade wenn es um Rechtreibformen geht oder auch um grammatische Formen, dann wird man über kurz oder lang alles möglich finden und dann genauso schlau sein wie vorher."
Gerade professionelle Schreiber wenden sich daher lieber an die Duden-Redaktion, wenn sie es ganz genau wissen wollen.
""Wenn man ne zuverlässige und gesicherte Auskunft haben will, dann ist der Duden nach wie vor noch die Instanz dafür","
zu erreichen unter 09001 870098.
Das Internet wird zwar sicher heute viel häufiger genutzt, als die alten Nachschlagewerke. Überflüssig werden sie deshalb aber noch lange nicht. Ebenso wenig wie das Sprachtelefon an der RWTH Aachen. Denn gerade bei Menschen in den schreibenden Berufen wird der Bedarf nach dem Rat eines Experten nicht so schnell verschwinden.
Weitere Informationen auch auf der Homepage des Instituts für Deutsche Sprache (IDS) in Mannheim.