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Deutsche Steuermoral
Mehr Steuerbetrug trotz Angst vor Bestrafung

Die Steuermoral in Deutschland ist nicht miserabel, aber auch nicht besonders gut, findet der Finanzwissenschaftler Aloys Prinz von der Universität Münster. Im Deutschlandfunk sagte er, das deutsche Steuersystem sei so kompliziert, dass nicht alle gleich behandelt werden.

Aloys Prinz im Gespräch mit Anne Raith |
    Großaufnahme eines roten Aktendeckels mit der Aufschrift "Steuerstrafakten in Sachen gegen..."
    Die Angst vor hohen Strafen kann auch zu mehr Steuerhinterziehung führen, erklärt Finanzwissenschaftler Aloys Prinz (picture alliance / dpa)
    Aloys Prinz findet die deutsche Steuermoral im Vergleich mit anderen Ländern relativ gut. Er bemängelt aber, dass das deutsche System so kompliziert sei, dass es vielen Bürgern nicht klar sei, was sie dem Staat schuldeten. Die Vorschriften seien im Detail so kompliziert, dass nicht nur Steuerberater Fehler machen, sondern sogar die Finanzämter - Fehler, die nicht einmal auffielen. Dadurch kann es nach Prinz' Ansicht schnell passieren, dass sich jemand benachteiligt fühlt und anfange zu schummeln, um dieselben Vorteile zu bekommen wie andere.
    An die Wirkung eines Urteils in Sachen Steuerbetrug wie das gegen den langjährigen FC-Bayern-München-Präsidenten glaubt der Finanzwissenschaftler nicht. Die Angst vor Bestrafung könne paradoxerweise sogar dazu führen, dass insgesamt mehr Steuern hinterzogen würden, denn jeder einzelne sehe einen guten Grund für seinen Betrug. Bei diesen Leuten dominiere der Eindruck, dass sie selber für Gerechtigkeit sorgen wollten.