Stefan Heinlein: Das Ende der Insel. Ab dem 1. Mai geht ein Prestigeprojekt rot-grüner Umweltpolitik baden. Lange kämpfte Exminister Jürgen Trittin gegen die Wirtschaft, für das Dosenpfand. Nun wird die seit gut drei Jahren bestehende Regelung deutlich entschärft. Konkret: Wer künftig eine Dose oder eine PET-Flasche kauft, kann das Pfand in allen Supermärkten zurückverlangen, also nicht wie bisher nur dort, wo er sie ursprünglich erworben hat. Eine verbraucherfreundliche Lösung ohne Zweifel. Das lästige Sammeln und Sortieren bleibt uns künftig erspart. Doch viele fürchten nun das Comeback der Dose, eine Renaissance der Ex- und Hopp-Mentalität. Dazu bei mir am Telefon der Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe Jürgen Resch. Guten Morgen, Herr Resch!
Jürgen Resch: Einen schönen guten Morgen!
Heinlein: Herr Resch, der Verbraucher hat es also künftig einfacher. Freuen Sie sich mit uns?
Heinlein: Ich freue mich wirklich, dass der 1. Mai gut ist für den Verbraucher und für die Umwelt, denn es wird tatsächlich nicht so sein, dass die Dose profitiert, sondern Mehrweg.
Heinlein: Warum ist das so?
Der Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, Jürgen Resch, befürwortet die neue Pfandregelung, die ab dem 1. Januar in Kraft tritt. Sie sieht vor, dass der Verbraucher überall sein Pfand zurück verlangen kann und nicht wie bisher nur dort, wo er sie ursprünglich erworben hat. Resch zufolge wird die neue Regelung zu einem Ausbau des Mehrwegsystems führen.
Resch: Man muss mal sehen, was am 1. Mai tatsächlich passiert. Es kommen zum ersten neue Getränke in das Pfand dazu, die sich bis jetzt davonmogeln konnten, wie Energy-Drinks, bei denen man einfach die Kohlensäure weggelassen hat. Die müssen zukünftig bepfandet werden. Der Wegfall der Insellösung insbesondere bei den Discountern führt dazu, dass dieser Preisvorteil mit dem Pfandschwund einfach entschwindet, dass der weg ist. Jetzt im Moment ist es ja noch so, dass ungefähr zehn Prozent der Verpackungen – das ist zumindest die Berechnung der Deutschen Umwelthilfe - nicht abgegeben wird. Damit verbleiben 2,5 Cent pro verkaufter Verpackung in der Ladenkasse. Das ist bei einem Prozent Rendite richtig kräftig viel. Der dritte Punkt, warum zukünftig Einweg Probleme haben wird: Jede Einwegverpackung kostet ab dem 1. Mai fünf bis zehn Cent mehr, denn jetzt müssen plötzlich die gesamten Systemkosten für dieses Clearen, für das Ausgleichen, für die Sicherheitsmarkierung auch von Einweg getragen werden. Damit nimmt der Wettbewerbsvorteil von Mehrweg, den wir jetzt schon haben – Mehrweg ist in sehr vielen Fällen billiger -, noch weiter zu.
Heinlein: Warum sind Sie, Herr Resch, so optimistisch? Andere Umweltschutzorganisationen, aber auch die Verbraucherverbände erwarten einen stärkeren Trend zum Einweg, weil es ganz einfach künftig simpler ist, das Pfand zurückzuerhalten.
Resch: Es ist so, dass wir einfach Marktbeobachtungen gemacht haben. Wir haben vor zwei Wochen beispielsweise den Focus veröffentlicht, dass nach Informationen der Deutschen Umwelthilfe Aldi und Lidl, also die beiden größten Discounter, die Dose komplett auslisten werden. Wir beobachten im Moment, dass selbst große Kaufhäuser, in Berlin der Kaufhof, aber auch viele Tankstellen sich entscheiden, zukünftig nur noch Mehrweg zu verkaufen, weil eben dieses Zurücknehmen von allem Einweg mit relativ großem Aufwand und eben mit diesen Mehrkosten verbunden ist.
Heinlein: Entschuldigung Herr Resch, aber Sie sagen Aldi und Lidl, also die Discounter. Andere Handelsriesen wie Metro und Edeka nehmen aber jetzt ab dem 1. Mai die Dose zurück ins Sortiment.
Resch: Sie müssen sehen, dass die Dose nirgendwo richtig verschwunden war. Es gab bestimmte Geschäfte – da haben Sie Recht -, Edeka und Metro, die zwar die Dose nicht geführt haben, aber die Getränkeeinwegflasche. Dort wo die Dose aber existierte wie zum Beispiel bei Aldi und Lidl, ist sie seit dem 1. Januar 2003 nicht mehr erfolgreich gewesen. Der Verbraucher möchte sie nicht mehr haben, denn sie ist heute halt einfach viel zu teuer. Deswegen haben die überhaupt keine Sorge vor dem 1. Mai, und zwar gemeinsam mit den mittelständischen Privatbrauereien oder dem Getränkefachhandel, denn wir sehen einfach im Markt drin, dass im Moment der Trend zu Mehrweg verstärkt wird. Es liegt natürlich auch stark am Verbraucher, was er jetzt macht. Geht er auf die Propaganda ein von Holsten-Bier und von denjenigen, die ein Interesse an Einweg haben, oder schaut er sich die Preise an. Ich verstehe nicht, warum ich jetzt als Verbraucher mehr Einweg kaufen soll, wenn Einweg ab dem 1. Mai einfach teuerer wird.
Heinlein: Aber wird der Verbraucher nicht einfach sagen, es ist leicht, PET-Flaschen zurückzugeben, ein Pfand zurückzuerhalten, als diese schweren Kästen dann jeden Tag oder jede Woche zurück in den Handel zu bringen?
Resch: Na ja, es gibt auch die Kästen mit leichten PET-Mehrwegflaschen. Es ist ja auch eine Frage, wie transportiere ich meine fünf oder zehn Flaschen. Ich glaube ein Kasten hat schon seinen Vorteil. Ich habe tatsächlich auch die Möglichkeit, in Mehrweg leicht Getränke zu bekommen: nicht beim Bier – da schmeckt’s nämlich nicht, aber bei Mineralwasser kann ich tatsächlich PET-Mehrweg kaufen. Da ist die Flasche glaube ich 30 Gramm schwerer als PET-Einweg. Den Kasten hat bis jetzt jeder als vorteilhaft angesehen. Wir haben jetzt gerade eben am Montag den Mehrweg-Innovationspreis verliehen an Adelholzer, ein Mineralbrunnen. Die haben die Erfindung gemacht, dass man ganz einfach den Kasten teilen kann. Ich glaube, dass es jetzt sehr viele Innovationen auch im Mehrwegbereich geben wird, die dazu führen werden, die starke Nachfrage, die wir haben, auch langfristig erhalten zu können. Es wird natürlich einen Wettbewerb weiterhin zwischen Einweg und Mehrweg geben. Ich sehe sehr gute Chancen, dass Mehrweg sich dauerhaft hier halten kann.
Heinlein: Aber die Getränkeindustrie – da gibt es ja auch Gegenbeispiele – hofft ja nun auf ein Comeback der Dose. Angedacht, wenn es richtig ist, ist ein riesiger Werbefeldzug für die Dose zur Wiedereinführung. Glauben Sie, dass dieses Geld, diese Werbeaktion verpuffen wird?
Resch: Ja, ganz eindeutig. Warum macht man denn diesen Werbefeldzug? Weil man eben verzweifelt ist. Wir kennen ja die internen Planungen der Dosenindustrie. Die sagen sich, wenn wir es jetzt nicht herum kriegen – die Dose ist von 7,5 Milliarden auf 500 Millionen, auf ein Fünfzehntel zusammengeschrumpft -, wenn wir es jetzt zum 1. Mai nicht schaffen, dann sind wir einfach weg. Die Deutsche Umwelthilfe hat beispielsweise das Unternehmen Coca-Cola, das führend war mit der Getränkedose, gezwungen, zur Fußballweltmeisterschaft in Mehrweg in den Stadien ausschenken zu müssen. Uns ist es gelungen, im Gespräch mit der FIFA und dem Deutschen Fußballbund dort festzulegen, dass im gesamten Stadionbereich, also nicht nur drinnen, sondern auch in der Bannmeile, ausschließlich Getränke in Mehrweg ausgeschenkt werden müssen. Das heißt selbst die Sponsoren können nicht Einwegdosen zur Fußball-WM, zumindest nicht in diesen Zonen verkaufen. Ich persönlich versuche seit zwei Wochen eine Getränkedose von Coca-Cola zu kaufen mit einem Fußballspieler darauf, weil ich die gerne mal neben den Mehrwegbecher halten wollte. Ich freue mich im Moment eigentlich darüber, dass es mir nicht gelingt, weil in den Geschäften, in die ich hinein gehe, plötzlich keine Getränkedosen mehr zu kaufen sind, auch keine anderen Einweggetränkeverpackungen.
Jürgen Resch: Einen schönen guten Morgen!
Heinlein: Herr Resch, der Verbraucher hat es also künftig einfacher. Freuen Sie sich mit uns?
Heinlein: Ich freue mich wirklich, dass der 1. Mai gut ist für den Verbraucher und für die Umwelt, denn es wird tatsächlich nicht so sein, dass die Dose profitiert, sondern Mehrweg.
Heinlein: Warum ist das so?
Der Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, Jürgen Resch, befürwortet die neue Pfandregelung, die ab dem 1. Januar in Kraft tritt. Sie sieht vor, dass der Verbraucher überall sein Pfand zurück verlangen kann und nicht wie bisher nur dort, wo er sie ursprünglich erworben hat. Resch zufolge wird die neue Regelung zu einem Ausbau des Mehrwegsystems führen.
Resch: Man muss mal sehen, was am 1. Mai tatsächlich passiert. Es kommen zum ersten neue Getränke in das Pfand dazu, die sich bis jetzt davonmogeln konnten, wie Energy-Drinks, bei denen man einfach die Kohlensäure weggelassen hat. Die müssen zukünftig bepfandet werden. Der Wegfall der Insellösung insbesondere bei den Discountern führt dazu, dass dieser Preisvorteil mit dem Pfandschwund einfach entschwindet, dass der weg ist. Jetzt im Moment ist es ja noch so, dass ungefähr zehn Prozent der Verpackungen – das ist zumindest die Berechnung der Deutschen Umwelthilfe - nicht abgegeben wird. Damit verbleiben 2,5 Cent pro verkaufter Verpackung in der Ladenkasse. Das ist bei einem Prozent Rendite richtig kräftig viel. Der dritte Punkt, warum zukünftig Einweg Probleme haben wird: Jede Einwegverpackung kostet ab dem 1. Mai fünf bis zehn Cent mehr, denn jetzt müssen plötzlich die gesamten Systemkosten für dieses Clearen, für das Ausgleichen, für die Sicherheitsmarkierung auch von Einweg getragen werden. Damit nimmt der Wettbewerbsvorteil von Mehrweg, den wir jetzt schon haben – Mehrweg ist in sehr vielen Fällen billiger -, noch weiter zu.
Heinlein: Warum sind Sie, Herr Resch, so optimistisch? Andere Umweltschutzorganisationen, aber auch die Verbraucherverbände erwarten einen stärkeren Trend zum Einweg, weil es ganz einfach künftig simpler ist, das Pfand zurückzuerhalten.
Resch: Es ist so, dass wir einfach Marktbeobachtungen gemacht haben. Wir haben vor zwei Wochen beispielsweise den Focus veröffentlicht, dass nach Informationen der Deutschen Umwelthilfe Aldi und Lidl, also die beiden größten Discounter, die Dose komplett auslisten werden. Wir beobachten im Moment, dass selbst große Kaufhäuser, in Berlin der Kaufhof, aber auch viele Tankstellen sich entscheiden, zukünftig nur noch Mehrweg zu verkaufen, weil eben dieses Zurücknehmen von allem Einweg mit relativ großem Aufwand und eben mit diesen Mehrkosten verbunden ist.
Heinlein: Entschuldigung Herr Resch, aber Sie sagen Aldi und Lidl, also die Discounter. Andere Handelsriesen wie Metro und Edeka nehmen aber jetzt ab dem 1. Mai die Dose zurück ins Sortiment.
Resch: Sie müssen sehen, dass die Dose nirgendwo richtig verschwunden war. Es gab bestimmte Geschäfte – da haben Sie Recht -, Edeka und Metro, die zwar die Dose nicht geführt haben, aber die Getränkeeinwegflasche. Dort wo die Dose aber existierte wie zum Beispiel bei Aldi und Lidl, ist sie seit dem 1. Januar 2003 nicht mehr erfolgreich gewesen. Der Verbraucher möchte sie nicht mehr haben, denn sie ist heute halt einfach viel zu teuer. Deswegen haben die überhaupt keine Sorge vor dem 1. Mai, und zwar gemeinsam mit den mittelständischen Privatbrauereien oder dem Getränkefachhandel, denn wir sehen einfach im Markt drin, dass im Moment der Trend zu Mehrweg verstärkt wird. Es liegt natürlich auch stark am Verbraucher, was er jetzt macht. Geht er auf die Propaganda ein von Holsten-Bier und von denjenigen, die ein Interesse an Einweg haben, oder schaut er sich die Preise an. Ich verstehe nicht, warum ich jetzt als Verbraucher mehr Einweg kaufen soll, wenn Einweg ab dem 1. Mai einfach teuerer wird.
Heinlein: Aber wird der Verbraucher nicht einfach sagen, es ist leicht, PET-Flaschen zurückzugeben, ein Pfand zurückzuerhalten, als diese schweren Kästen dann jeden Tag oder jede Woche zurück in den Handel zu bringen?
Resch: Na ja, es gibt auch die Kästen mit leichten PET-Mehrwegflaschen. Es ist ja auch eine Frage, wie transportiere ich meine fünf oder zehn Flaschen. Ich glaube ein Kasten hat schon seinen Vorteil. Ich habe tatsächlich auch die Möglichkeit, in Mehrweg leicht Getränke zu bekommen: nicht beim Bier – da schmeckt’s nämlich nicht, aber bei Mineralwasser kann ich tatsächlich PET-Mehrweg kaufen. Da ist die Flasche glaube ich 30 Gramm schwerer als PET-Einweg. Den Kasten hat bis jetzt jeder als vorteilhaft angesehen. Wir haben jetzt gerade eben am Montag den Mehrweg-Innovationspreis verliehen an Adelholzer, ein Mineralbrunnen. Die haben die Erfindung gemacht, dass man ganz einfach den Kasten teilen kann. Ich glaube, dass es jetzt sehr viele Innovationen auch im Mehrwegbereich geben wird, die dazu führen werden, die starke Nachfrage, die wir haben, auch langfristig erhalten zu können. Es wird natürlich einen Wettbewerb weiterhin zwischen Einweg und Mehrweg geben. Ich sehe sehr gute Chancen, dass Mehrweg sich dauerhaft hier halten kann.
Heinlein: Aber die Getränkeindustrie – da gibt es ja auch Gegenbeispiele – hofft ja nun auf ein Comeback der Dose. Angedacht, wenn es richtig ist, ist ein riesiger Werbefeldzug für die Dose zur Wiedereinführung. Glauben Sie, dass dieses Geld, diese Werbeaktion verpuffen wird?
Resch: Ja, ganz eindeutig. Warum macht man denn diesen Werbefeldzug? Weil man eben verzweifelt ist. Wir kennen ja die internen Planungen der Dosenindustrie. Die sagen sich, wenn wir es jetzt nicht herum kriegen – die Dose ist von 7,5 Milliarden auf 500 Millionen, auf ein Fünfzehntel zusammengeschrumpft -, wenn wir es jetzt zum 1. Mai nicht schaffen, dann sind wir einfach weg. Die Deutsche Umwelthilfe hat beispielsweise das Unternehmen Coca-Cola, das führend war mit der Getränkedose, gezwungen, zur Fußballweltmeisterschaft in Mehrweg in den Stadien ausschenken zu müssen. Uns ist es gelungen, im Gespräch mit der FIFA und dem Deutschen Fußballbund dort festzulegen, dass im gesamten Stadionbereich, also nicht nur drinnen, sondern auch in der Bannmeile, ausschließlich Getränke in Mehrweg ausgeschenkt werden müssen. Das heißt selbst die Sponsoren können nicht Einwegdosen zur Fußball-WM, zumindest nicht in diesen Zonen verkaufen. Ich persönlich versuche seit zwei Wochen eine Getränkedose von Coca-Cola zu kaufen mit einem Fußballspieler darauf, weil ich die gerne mal neben den Mehrwegbecher halten wollte. Ich freue mich im Moment eigentlich darüber, dass es mir nicht gelingt, weil in den Geschäften, in die ich hinein gehe, plötzlich keine Getränkedosen mehr zu kaufen sind, auch keine anderen Einweggetränkeverpackungen.