"Artemis"-Missionen
Deutscher Astronaut Gerst will "selbstverständlich" auf den Mond

Er wird vielleicht der erste Deutsche auf dem Mond: Der Astronaut Alexander Gerst wurde von der Europäischen Weltraumorganisation ESA neben seinem Kollegen Matthias Maurer als Kandidat genannt, um in einigen Jahren in Richtung Mond zu fliegen. Gerst zeigte sich erfreut über die Entscheidung.

    Gerst im blauen Overall lächelt und gestikuliert mit beiden Händen. Er steht vor einer blauen LED-Wand.
    Kandidat für Mondmissionen: Alexander Gerst (picture alliance / dpa / Sina Schuldt)
    "Selbstverständlich" antwortete Gerst auf die Frage, ob er gerne auf den Mond wolle. Der Astronaut sagte im Podcast ”Der Tag” des Deutschlandfunks (Audiolink), für die geplanten internationalen "Artemis"-Missionen seien drei Plätze für europäische Astronauten fest vereinbart. Derzeit gebe es im europäischen Astronautenkorps nur fünf bis sechs Personen, die überhaupt dafür geeignet seien - darunter eben er und sein deutscher Kollege Maurer; sie beide hätten die nötige Erfahrung. Hinzu komme, das Deutschland als größter Beitragzahler der ESA daran interessiert sei, einen seiner Astronauten ins All zu schicken. Gerst betonte, er und Maurer seien gute Kollegen und Teamplayer - und es seien ja mehrere Misionen geplant.

    Deutsche Beteilung an Mondlandung unklar

    Ob ein deutscher Astronaut dann tatsächlich unter denen ist, die auch den Mond betreten, lässt sich laut Gerst nicht sagen. Voraussetzung dafür wäre jedenfalls nach seiner Einschätzug eine noch stärkere Beteiligung der ESA an den Bauteilen für die Missionen. Aber auch eine Mission wie "Artemis 2", die im kommenden Jahr nicht auf dem Mond landen, sondern ihn nur umfliegen solle, sei spannend: Es seien dann Menschen so weit von der Erde entfernt wie noch nie. Zudem handle es sich um eine wichtige Testmission für spätere Flüge. Für "Artemis 2" sind allerdings noch keine europäischen Astronauten vorgesehen, sondern vier US-Amerikaner.

    "Habe noch 21 Jahre Zeit"

    Der 49-jährige Gerst äußerte sich zuversichtlich, dass sein Alter kein Hindernis für eine Teilnahme an Mondmissionen darstellt - selbst für solche, die erst in einigen Jahren stattfinden dürften: Sein US-Kollege Don Pettit habe kürzlich im Alter von knapp 70 Jahren acht Monate auf der internationalen Raumstation ISS verbracht - da habe er selbst ja noch 21 Jahre Zeit. Gerst räumte ein, dass Mondreisen auch ein gewisses Risiko mit sich brächten. Doch seien etwa die Antarktis-Expeditionen im 19. Jahrhundert auch nicht ungefährlich gewesen - und dennoch ungemein wichtig.

    Meteoriten vom Mond aus abwehren

    Gerst sieht viele gute Gründe für die nicht billigen Mondmissionen: Wenn Europa hier vorne dabei bleibe, sei es auch beim Thema Weltraumtechnologie vorne dabei - hier gehe es auch um Klimaschutz und generell um die Autonomie der europäischen Forschung. Der Mond sei nur drei Tagesreisen entfernt, berge aber noch immer viele Geheimnisse, die es zu lüften gelte. Manche dieser Entdeckungen könnten für die Menschheit überlebenswichtig sein: So könne man vom Mond aus vermutlich besser feststellen, wie wahrscheinlich der Einschlag eines großen Meteoriten auf die Erde sei. Man könne diesen Meteoriten dann früher erkennen und ihn womöglich sogar vom Mond aus abwehren, so Gerst.

    "Damit es nicht läuft wie im Wilden Westen"

    Für besonders wichtig erachtet Gerst, dass man den Mond nicht privaten Unternehmen wie etwa Space X von Elon Musk überlässt. Zwischenstaatliche Akteure wie die Europäische Weltraumorganisation könnten für eine gewisse Regulierung sorgen, so dass Privatunternehmen auf dem Mond nicht machen könnten was sie wollten - "damit es nicht läuft wie im Wilden Westen".
    Das Artemis-Programm wird von der US-amerikanischen NASA gemeinsam mit internationalen Partnern wie der europäischen, der japanischen und der kanadischen Raumfahrtagentur betrieben. Die ESA hatte auf ihrem Kongress am Donnerstag in Bremen die Teilnahme eines Deutschen bei Mondmissionen bekanntgegeben. Die 23 ESA-Mitgliedsstaaten hatten sich zudem auf ein Budget von rund 22 Milliarden Euro für die kommenden drei Jahre verständigt. Deutschland stellt mit rund fünf Milliarden den höchsten Einzelbetrag.
    Diese Nachricht wurde am 28.11.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.