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Deutscher Buchpreis
Wie entsteht eigentlich eine Longlist?

In der Literaturszene wird die Longlist des Deutschen Buchpreises heiß diskutiert. Kritiker bemängeln, dass einige große Namen fehlen. Wie kommt es zur Zusammensetzung einer solche Liste? Das verriet Jury-Mitglied Christoph Schröder im DLF.

Christoph Schröder im Gespräch mit Jan Drees | 23.08.2016
    Verlagsstand auf der Frankfurter Buchmesse
    Verlagsstand auf der Frankfurter Buchmesse (dpa / picture alliance / Boris Roessler)
    Jan Drees: Die Jury des Deutschen Buchpreises hat ihre diesjährige Longlist veröffentlicht. Die Zusammensetzung ist überraschend. Große Namen wie Wilhelm Genazino, Christoph Hein und Martin Mosebach fehlen. Außerdem steht auf der Liste des Preises, der eigentlich den großen Roman des Jahres auszeichnen soll, eine Novelle. Die Entstehung einer Longlist unterliegt bestimmten Regularien. Christoph Schröder ist Jury-Mitglied beim Deutschen Buchpreis. Herr Schröder, wie entsteht denn die Longlist des Deutschen Buchpreises?
    Christoph Schröder: Na ja, zunächst einmal reichen die Verlage natürlich Titel ein und geben uns noch dazu eine Vorschlagsliste, anhand derer wir dann unser Lesepensum festgelegt haben. Und bei der Jurysitzung sitzen wir dann tatsächlich mit einer großen Tafel mit allen Titeln, die dort angepinnt sind, zusammen und diskutieren die Titel aus und haben diese Liste dann so zusammengestellt.
    Drees: Es können sich tatsächlich nur Verlage bewerben, das heißt, als Autor habe ich nicht die Möglichkeit, ein Buch einzureichen - verstehe ich das richtig?
    Schröder: So ist das, ja. Nur Verlage, die Mitglied im Börsenverein des Deutschen Buchhandels sind, haben das Recht, Titel einzureichen, und diese Titel, die dann eingereicht werden, sind von uns gelesen worden.
    Autoren nicht rechtzeitig fertig geworden?
    Drees: Titel, die Sie möglicherweise nachgefordert haben, aber trotzdem nicht auf der Liste sind und die gerade heute am Vormittag diskutiert werden in verschiedenen Foren, auf Blogs, aus Facebook, das sind die drei Namen Wilhelm Genazino, Christoph Hein und Martin Mosebach. Die fehlen auf der Liste nach Meinung einiger. Wie kann es eigentlich passieren, dass einige Autoren nicht auf der Liste sind? Man kann sich ja kaum vorstellen, dass ein Martin Mosebach von Rowohlt nicht vorgeschlagen wird.
    Schröder: Also es gibt natürlich bestimmte Regelungen, an die wir uns auch zu halten haben. Aber in bestimmten Fällen und auch in solchen Fällen, die Sie jetzt genannt haben, muss man sich vielleicht natürlich auch mal überlegen, ob es nicht auch Autoren gibt, die von vornherein überhaupt nicht auf dieser Liste stehen wollten oder ob es vielleicht auch Autoren gibt, die einfach nicht rechtzeitig fertig geworden sind zum Einsendeschluss des Preises und deswegen nicht auf der Liste stehen.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.