
Die fünf Fachleute des Gremiums betonen, der Rückgang der Treibhausgas-Emissionen sei durch den milden Winter teilweise witterungsbedingt. Auch die schwache Konjunktur habe dazu beigetragen, dass weniger Energie verbraucht worden sei.
Rückbau von Kohlekraftwerken und Ausbau der Erneuerbaren Energien lieferten größten Beitrag
Die Experten bestätigten im März veröffentlichte Berechnungen des Umweltbundesamtes. Die bundesweiten Treibhausgasemissionen lagen demnach 2024 bei rund 649 Millionen Tonnen sogenannten Kohlendioxid-Äquivalenten. Das sei ein Rückgang um 3,4 Prozent gegenüber 2023. Allerdings falle die Abnahme deutlich geringer aus als noch 2023. Den größten Beitrag zur Minderung der Emissionen habe erneut die Energiewirtschaft geliefert, vor allem durch den Rückbau von Kohlekraftwerken. Auch der Ausbau der Erneuerbaren Energien habe "relevant" zur Emissionsreduktion beigetragen.
Expertenrat warnt vor Verfehlung der Klimaziele in der Zukunft - Klimaneutralität bis 2045 außer Reichweite
Für die Zukunft warnen die Wissenschaftler: Nach aktuellem Stand werde Deutschland seine Klimaziele für das Jahr 2030 nicht erreichen. Demnach könnten die Emissionen nur um 63 Prozent gegenüber 1990 sinken. Im Klimaschutzgesetz verankert ist ein Rückgang um 65 Prozent. Auch das Ziel der Klimaneutralität bis 2045 sei außer Reichweite.
Bereits in den Vorjahren habe es Zielverfehlungen in den Bereichen Verkehr und Gebäude gegeben. Im Koalitionsvertrag von Union und SPD seien zwar zahlreiche klimapolitisch relevante Vorhaben aufgeführt, etwa zur Gebäudesanierung oder Infrastruktur; deren Ausgestaltung sei jedoch offen. In der Summe sei eher mit neutralen oder leicht emissionssteigernden Effekten zu rechnen. "Von den im Koalitionsvertrag angekündigten Vorhaben geht nach heutigem Stand kein nennenswerter positiver Impuls für die Zielerreichung 2030 aus", heißt es in dem Prüfbericht.
Bundesregierung: 100 Milliarden Euro für den Klimaschutz
Die Bundesregierung verwies auf das aus neuen Schulden finanzierte Sondervermögen von 500 Milliarden Euro. Davon seien 100 Milliarden Euro für Vorhaben vorgesehen, die dem Klimaschutz dienten. Davon erwarte sich die Regierung durchaus Impulse.
Die neue Bundesregierung muss aber innerhalb von zwölf Monaten nach Beginn einer neuen Wahlperiode ein Maßnahmenprogramm vorlegen, wie das Klimaziel für 2040 erreicht werden soll - also bis Ende März 2026. Das ergibt sich aus dem Klimaschutzgesetz. Dort ist auch festgelegt, wie viel Treibhausgase Deutschland zwischen 2020 und 2030 pro Jahr insgesamt höchstens ausstoßen darf.
Expertenrat: Ziellücke bei europäischen Zielen ist gewachsen
Nach europäisch vereinbarten Vorgaben muss Deutschland seine Emissionen bis 2030 um die Hälfte senken – allerdings im Vergleich zu 2005. Seit dem vergangenen Jahr liegt Deutschland hier nach Berechnungen des Expertenrats nicht mehr auf Kurs. Die Ziellücke bis 2030 sei im Vergleich zum Vorjahr gewachsen.
Der Expertenrat für Klimafragen besteht aus fünf sachverständigen Personen verschiedener Disziplinen. Die Bundesregierung benennt die Mitglieder für die Dauer von fünf Jahren. Das auch Klimarat genannte Gremium prüft die vom Umweltbundesamt vorgelegten Emissionsdaten und legt der Bundesregierung und dem Deutschen Bundestag eine Risikobewertung vor. Erstmalig wurde das Gremium 2020 einberufen.
Diese Nachricht wurde am 15.05.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.