
In vielen Regionen Deutschlands fehlt der Regen – mit sichtbaren Folgen. Vor allem in den oberen Bodenschichten nimmt die Feuchtigkeit ab, wie Daten des Dürremonitors vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung zeigen. Solche Trockenphasen treten inzwischen häufiger auf. Seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1931 war es in Deutschland zwischen Anfang Februar und Mitte April noch nie so trocken wie im Jahr 2025, berichtet der Deutsche Wetterdienst (DWD).
Auch eine aktuelle Studie des Joint Research Centre (JRC) der Europäischen Kommission warnt: In vielen Regionen Europas dürfte es noch monatelang zu warm und zu trocken bleiben – auch in Deutschland. Die Pegel vieler Flüsse, etwa des Rheins, sind bereits ungewöhnlich niedrig. In Spanien und Portugal kam es dagegen zuletzt zu Starkregen, der in einigen Regionen Pflanzen und Felder beschädigte.
Was sich am Wetter zeigt, ist das Ergebnis einer langfristigen Entwicklung – mit direkten Folgen für Landwirtschaft, Umwelt und Wasserversorgung. Die Dürre in Deutschland im Frühjahr 2025 ist kein Einzelphänomen. Sie ist Teil eines größeren Klimamusters, das sich über den gesamten Kontinent zieht – und das sich in den kommenden Jahren weiter verstärken dürfte.

Auswirkungen auf Ökosysteme
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) warnt vor weitreichenden Folgen für die Umwelt. Sinkende Flusspegel, extremes Niedrigwasser am Bodensee und zunehmende Waldbrandgefahr sind sichtbare Anzeichen.
„Regen im Frühjahr ist das Startsignal für die Natur“, sagte Verena Graichen vom BUND. Bleibt dieses Signal aus, geraten Böden, Pflanzen und Tiere frühzeitig unter Stress – mit Folgen für die gesamte Vegetationsperiode und die biologische Vielfalt. Besonders betroffen seien Insekten und viele andere Tiere, die auf feuchte Lebensräume angewiesen sind. Auch Wiesen, Wälder, Moore und Auen leiden unter dem Wassermangel. Wenn dort zu wenig Feuchtigkeit verfügbar ist, geraten ganze Lebensgemeinschaften aus dem Takt.
Der BUND fordert Maßnahmen, um Ökosysteme widerstandsfähiger zu machen. Es gehe darum, geschädigte Lebensräume wiederherzustellen und die biologische Vielfalt zu stärken.
Auch die EU-Kommission warnt vor ökologischen Folgen: Laut der aktuellen Studie des Joint Research Centre wirkt sich das anhaltende Niedrigwasser in Flüssen auf das ökologische Gleichgewicht aus. Die Studie nennt als Folgen unter anderem Belastungen für Ökosysteme, die Trinkwasserversorgung, die Landwirtschaft und die Schifffahrt.
Risiko für die Landwirtschaft
Gerade für Landwirte bedeutet die zunehmende Trockenheit Unsicherheit. Junge Pflanzen und flach wurzelnde Kulturen reagieren empfindlich. Ob die Trockenheit am Ende zu Ernteausfällen führt, ist laut EU-Studie noch unklar – doch schon jetzt ist die Lage ernst, schreiben die Forschenden: Viele Pflanzen brauchen dringend Wasser, um gut wachsen zu können.
Dürre ist für einige Experten noch kein Grund zur Sorge
Es gibt aber auch Stimmen, die die aktuelle Lage weniger kritisch einschätzen. Alexander Marx vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung sagte, dass Extremwetterereignisse wie Dürren zwar zunehmen, aber nicht automatisch „das neue Normal“ seien. Vielmehr würden die Abstände zwischen ihnen kleiner. Zwar sei die Situation für Landwirte und junge Pflanzen nicht ideal, weil die oberen Bodenschichten ausgetrocknet sind, aber zwei bis drei Regentage könnten dann für Entspannung sorgen.

Problematisch sei die Lage auf dem Rhein, wo Schiffe wegen Niedrigwasser nicht voll beladen werden können – was die Transportkosten erhöht. Kurzfristige Regenfälle könnten hier aber ebenfalls helfen, auch beim Pegel des Bodensees.
Agrarforscher Stefan Siebert meint: Der Wasserverlust durch Verdunstung liege derzeit vielerorts zwischen 50 und 125 Millimetern über dem, was durch Regen zurückkommt. Das sei deutlich, aber noch nicht kritisch. Entscheidend sei, wie sich die Wetterlage in den nächsten Wochen entwickle. Die vergangenen Jahre hätten gezeigt, dass beides möglich sei: eine Entspannung durch Regen wie 2011 oder eine anhaltende Dürre wie 2018.
Für wen die anhaltende Dürre zum Problem wird
Dietrich Borchardt vom Helmholtz-Zentrum erklärt zudem, dass extreme Niedrigwassersituationen früher oft nur in großen zeitlichen Abständen aufgetreten seien, während es seit 2018 in Deutschland eine ungewöhnlich lange Dürreperiode mit nur kurzen Erholungen gebe. Hinzu komme der Klimawandel, der bereits zu einer Temperaturerhöhung von etwa zwei Grad geführt habe – dadurch verstärke sich die Wirkung von Trockenheit, da hohe Temperaturen und fehlender Niederschlag zusammenträfen und ein kombiniertes Krisenereignis entstünde.
Strategien gegen die zunehmende Trockenheit
Die gute Nachricht zuerst: Die bisherigen Klimaschutzmaßnahmen zeigen Wirkung. Noch vor zehn Jahren gingen viele Prognosen von einer globalen Erwärmung um mehr als drei Grad bis zum Ende des Jahrhunderts aus. Heute rechnen Fachleute mit einem geringeren Anstieg – nicht zuletzt wegen internationaler Klimaziele, dem Ausbau erneuerbarer Energien und ersten Strukturveränderungen.
Doch das reicht nicht aus. Um die Erderwärmung zu bremsen, bleibt ein kompletter Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas notwendig. Auch Industrie und Landwirtschaft müssten sich weiter umstellen. Im Agrarsektor heißt das konkret: weniger Fleischproduktion, mehr Klimaanpassung.
Wasserhaushalt verändert sich
Mit den tendenziell steigenden Temperaturen verschiebt sich auch der Wasserhaushalt. Der Klimawandel führt nicht nur zu Trockenheit, sondern auch zu einer neuen Verteilung: mehr Regen im Winter, weniger im Sommer. So entsteht weniger Grundwasser. Denn: Es versickert langsam und braucht Zeit, um sich zu erneuern. Heftige Niederschläge verhindern das. Eine Lösung könnten Zwischenspeicher sein – also zum Beispiel Rückhaltebecken, Teichen oder Auenflächen – und multifunktionale Flächen, die je nach Wetterlage Wasser aufnehmen oder abgeben können.
Auch der Umgang mit versiegelten Flächen rückt in den Fokus. Wo Beton durch Grün ersetzt wird, kann Wasser versickern. Entsiegelung – etwa von Parkplätzen oder Wegen – ist ein Baustein, um Städte und Gemeinden klimaresilienter zu machen. Noch immer setzen viele Kommunen auf Trinkwasser zum Beispiel zur Bewässerung von Parks, wo Regen- oder Brauchwasser ausreichend wäre. Ein nachhaltigerer Umgang mit Wasser ist möglich – er wird nur noch zu selten umgesetzt.
Copernicus: Europa erwärmt sich besonders schnell
Auch wenn die Situation regional unterschiedlich ausfällt: Deutschland steht mit den klimabedingten Problemen nicht allein. Ganz Europa ist besonders stark betroffen.
Laut dem aktuellen Klimabericht von Copernicus und der Weltorganisation für Meteorologie hat sich der Kontinent stärker erwärmt als jeder andere. Im Jahr 2024 lag die Durchschnittstemperatur fast drei Grad über dem vorindustriellen Niveau. Jeder Monat war entweder der wärmste oder der zweitwärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.
Diese Veränderungen wirken sich nicht gleichmäßig aus: Während der Westen Europas 2024 so viel Regen erhielt wie seit Jahrzehnten nicht mehr, litt der Osten unter anhaltender Dürre.