Dirk Müller: Bereitet Ihnen Renate Künast Kopfscherzen?
Jörg Hinrich Hacker: Gelegentlich schon, ja. Wenn man sich das Gentechnikgesetz ansieht ist es natürlich so, dass hier Forschung wenn auch nicht behindert so zumindest nicht gerade gefördert wird und der Beitrag, den Sie eben gesendet haben, zeigt auch, dass auch in konkreten Projekten gelegentlich die grüne Gentechnik nicht befördert wird vom Verbraucherschutzministerium.
Müller: Wie rückständig ist die Gentechnik aufgrund politischer Interventionen in Deutschland?
Hacker: Die Gentechnik ist eigentlich relativ gut, gerade die grüne Gentechnik, dieselbe Bundesregierung, zu der ja Frau Künast auch gehört, fördert die grüne Gentechnik mit relativ erfolgreichen Programmen, dazu gehört auch das Programm zur Begleitforschung oder Risikoabwägung und auch das sogenannte Programm GABI, das ist ein Programm, was die Gentechnik in Pflanzen zum Inhalt hat und das Merkwürdige ist, dass diese sehr erfolgreichen Programme, die vom Forschungsministerium aufgelegt werden jetzt scheinbar konterkariert werden vom Verbraucherschutzministerium. Also zwei ganz unterschiedliche Strategien in einer Regierung.
Müller: Es handelt sich also bei den Forschungsinstituten bei diesen Projekten darum herauszufinden, wie sicher die grüne Gentechnik ist. Was kann man dagegen haben?
Hacker: Das ist auch für mich etwas unerklärlich, zumal die europäische Gemeinschaft sogar vorschreibt, dass solche Forschungsprojekte durchgeführt werden müssen und gerade das soll mit diesem Programm erreicht werden. Wir müssen weiter auf diesem Gebiet arbeiten und gerade dieses Beispiel, Antibiotikamarkergene herauszuschneiden aus dem Erbgut und es durch andere Gene zu ersetzen oder diese Markergene ganz herauszunehmen, das sind ganz wichtige Forschungsprojekte, die auch in der Zukunft, wenn sie nicht in Deutschland, dann in anderen Ländern gemacht werden.
Müller: Gehen Sie davon aus, wie einige Grüne das tun, dass man auch mittel- und langfristig auf gentechnisch veränderte Pflanzen verzichten kann?
Hacker: Ich glaube das nicht. Zum einen kann man in der Forschung nicht darauf verzichten, ein Drittel aller Freisetzungsexperimente in der grünen Gentechnik werden von Forschungsinstituten beantragt und durchgeführt und hier werden ganz grundlegende Fragen der Grundlagenforschung behandelt und bearbeitet. Ich denke aber auch, dass in der Pflanzenzüchtung und in der Verbesserung von Pflanzen standortgerechte Pflanzen zu haben, die beispielsweise weniger Herbizide benötigen, die grüne Gentechnik in der Zukunft eine große Rolle spielen wird. Ich sehe hier Parallelen zu der sogenannten roten Gentechnik, die im medizinischen Bereich vor circa 20 Jahren begann und uns heute eine Großzahl von Medikamenten und auf dem Markt befindlichen Produkten liefert.
Müller: Gibt es auf der anderen Seite Kontrollen und Kontrollmechanismen, die da überprüfen, ob die Wissenschaftler mit diesen sensiblen Forschungsbereichen auch redlich umgehen?
Hacker: Ja, es gibt sehr intensive und in Deutschland auch sehr gut laufende Kontrollmechanismen. Die Wissenschaftler selbst haben ja vor 25 Jahren aufmerksam gemacht auf mögliche Gefahren und es hat sich dann so ein System des Containments etabliert. Es gibt in Deutschland eine zentrale Kommission zur biologischen Sicherheit, die alle Experimente bewertet, die dann in bestimmte Risikogruppen eingruppiert werden und das läuft eigentlich sehr gut, so dass ich hier auch keine zusätzlichen Gefahren oder Risiken sähe, die sich jetzt aus diesen Experimenten, die geplant sind, ergeben könnten oder sollten.
Müller: Es gibt also keine unmoralischen Angebote der Industrie?
Hacker: Das sehe ich nicht so. Man muss natürlich Wissenschaft gerade in diesem Bereich auch begleiten mit den genannten Institutionen, aber ich sehe keine zusätzliche Problematik in diesen Experimenten.
Müller: Reden wir noch einmal über die wirtschaftlichen Perspektiven aus Gentechnik, Stammzellenforschung und grüner Gentechnik. Gerät Deutschland dort ins Hintertreffen?
Hacker: Das sind zwei unterschiedliche Gebiete, aber es ist so, wenn wir bei der grünen Gentechnik bleiben wir davon ausgehen, dass international diese Technologie sehr schnell und stark etablieren wird. Wir haben ungefähr 125 Prozent Zuwachs an Fläche weltweit, die mit gentechnisch veränderten Pflanzen bepflanzt werden den wenn Deutschland dort nicht mit dabei ist, werden es andere tun. Zusätzlich ist es auch so, dass über die Grundlagenforschung sich neue Methoden und Entwicklungen in diesem Gebiet Molekularbiologie auftun und wenn Forschungsinstitute einen Teil ihrer Experimente im Ausland manchen müssen, wenn die Industrie hier nicht mehr investiert, dann sehe ich schon Probleme, den Standort Deutschland in diesem Bereich weiter erfolgreich zu halten.
Müller: Die Grundlagenforschung ist in Deutschland also in vielen Bereichen exzellent wie auch die Ideengebung, die davor liegt, es hapert an der Umsetzung und damit kann man nichts verdienen.
Hacker: Das würde ich so nicht sagen, aber es ist natürlich so, dass ein Teil der Ergebnisse der Grundlagenforschung auch eingespeist werden sollte in angewandte Forschung und letztlich auch Produktentwicklung. Die Grundlagenforschung ist sehr gut in Deutschland in diesem Bereich, aber ich sehe Probleme, wenn das Gentechnikgesetz, das jetzt neu verabschiedet wurde, greift. Dann wird auch ein Teil der Experimente, die in der Grundlagenforschung geplant sind und werden, so in Deutschland nicht mehr ablaufen können, wie das bisher der Fall war.
Müller: Heißt das, grüne Politik ist kontraproduktiv für die Wissenschaft?
Hacker: Ich würde es nicht so verallgemeinern, aber in diesem Fall, Gentechnik, grüne Gentechnik, da ist die Politik, die im Moment gemacht wird, wenn ich das Gentechnikgesetz sehe und diese Behinderung der Forschung, ist sie sicher kontraproduktiv für die Wissenschaft, sie ist innovations- und forschungsfeindlich.
Jörg Hinrich Hacker: Gelegentlich schon, ja. Wenn man sich das Gentechnikgesetz ansieht ist es natürlich so, dass hier Forschung wenn auch nicht behindert so zumindest nicht gerade gefördert wird und der Beitrag, den Sie eben gesendet haben, zeigt auch, dass auch in konkreten Projekten gelegentlich die grüne Gentechnik nicht befördert wird vom Verbraucherschutzministerium.
Müller: Wie rückständig ist die Gentechnik aufgrund politischer Interventionen in Deutschland?
Hacker: Die Gentechnik ist eigentlich relativ gut, gerade die grüne Gentechnik, dieselbe Bundesregierung, zu der ja Frau Künast auch gehört, fördert die grüne Gentechnik mit relativ erfolgreichen Programmen, dazu gehört auch das Programm zur Begleitforschung oder Risikoabwägung und auch das sogenannte Programm GABI, das ist ein Programm, was die Gentechnik in Pflanzen zum Inhalt hat und das Merkwürdige ist, dass diese sehr erfolgreichen Programme, die vom Forschungsministerium aufgelegt werden jetzt scheinbar konterkariert werden vom Verbraucherschutzministerium. Also zwei ganz unterschiedliche Strategien in einer Regierung.
Müller: Es handelt sich also bei den Forschungsinstituten bei diesen Projekten darum herauszufinden, wie sicher die grüne Gentechnik ist. Was kann man dagegen haben?
Hacker: Das ist auch für mich etwas unerklärlich, zumal die europäische Gemeinschaft sogar vorschreibt, dass solche Forschungsprojekte durchgeführt werden müssen und gerade das soll mit diesem Programm erreicht werden. Wir müssen weiter auf diesem Gebiet arbeiten und gerade dieses Beispiel, Antibiotikamarkergene herauszuschneiden aus dem Erbgut und es durch andere Gene zu ersetzen oder diese Markergene ganz herauszunehmen, das sind ganz wichtige Forschungsprojekte, die auch in der Zukunft, wenn sie nicht in Deutschland, dann in anderen Ländern gemacht werden.
Müller: Gehen Sie davon aus, wie einige Grüne das tun, dass man auch mittel- und langfristig auf gentechnisch veränderte Pflanzen verzichten kann?
Hacker: Ich glaube das nicht. Zum einen kann man in der Forschung nicht darauf verzichten, ein Drittel aller Freisetzungsexperimente in der grünen Gentechnik werden von Forschungsinstituten beantragt und durchgeführt und hier werden ganz grundlegende Fragen der Grundlagenforschung behandelt und bearbeitet. Ich denke aber auch, dass in der Pflanzenzüchtung und in der Verbesserung von Pflanzen standortgerechte Pflanzen zu haben, die beispielsweise weniger Herbizide benötigen, die grüne Gentechnik in der Zukunft eine große Rolle spielen wird. Ich sehe hier Parallelen zu der sogenannten roten Gentechnik, die im medizinischen Bereich vor circa 20 Jahren begann und uns heute eine Großzahl von Medikamenten und auf dem Markt befindlichen Produkten liefert.
Müller: Gibt es auf der anderen Seite Kontrollen und Kontrollmechanismen, die da überprüfen, ob die Wissenschaftler mit diesen sensiblen Forschungsbereichen auch redlich umgehen?
Hacker: Ja, es gibt sehr intensive und in Deutschland auch sehr gut laufende Kontrollmechanismen. Die Wissenschaftler selbst haben ja vor 25 Jahren aufmerksam gemacht auf mögliche Gefahren und es hat sich dann so ein System des Containments etabliert. Es gibt in Deutschland eine zentrale Kommission zur biologischen Sicherheit, die alle Experimente bewertet, die dann in bestimmte Risikogruppen eingruppiert werden und das läuft eigentlich sehr gut, so dass ich hier auch keine zusätzlichen Gefahren oder Risiken sähe, die sich jetzt aus diesen Experimenten, die geplant sind, ergeben könnten oder sollten.
Müller: Es gibt also keine unmoralischen Angebote der Industrie?
Hacker: Das sehe ich nicht so. Man muss natürlich Wissenschaft gerade in diesem Bereich auch begleiten mit den genannten Institutionen, aber ich sehe keine zusätzliche Problematik in diesen Experimenten.
Müller: Reden wir noch einmal über die wirtschaftlichen Perspektiven aus Gentechnik, Stammzellenforschung und grüner Gentechnik. Gerät Deutschland dort ins Hintertreffen?
Hacker: Das sind zwei unterschiedliche Gebiete, aber es ist so, wenn wir bei der grünen Gentechnik bleiben wir davon ausgehen, dass international diese Technologie sehr schnell und stark etablieren wird. Wir haben ungefähr 125 Prozent Zuwachs an Fläche weltweit, die mit gentechnisch veränderten Pflanzen bepflanzt werden den wenn Deutschland dort nicht mit dabei ist, werden es andere tun. Zusätzlich ist es auch so, dass über die Grundlagenforschung sich neue Methoden und Entwicklungen in diesem Gebiet Molekularbiologie auftun und wenn Forschungsinstitute einen Teil ihrer Experimente im Ausland manchen müssen, wenn die Industrie hier nicht mehr investiert, dann sehe ich schon Probleme, den Standort Deutschland in diesem Bereich weiter erfolgreich zu halten.
Müller: Die Grundlagenforschung ist in Deutschland also in vielen Bereichen exzellent wie auch die Ideengebung, die davor liegt, es hapert an der Umsetzung und damit kann man nichts verdienen.
Hacker: Das würde ich so nicht sagen, aber es ist natürlich so, dass ein Teil der Ergebnisse der Grundlagenforschung auch eingespeist werden sollte in angewandte Forschung und letztlich auch Produktentwicklung. Die Grundlagenforschung ist sehr gut in Deutschland in diesem Bereich, aber ich sehe Probleme, wenn das Gentechnikgesetz, das jetzt neu verabschiedet wurde, greift. Dann wird auch ein Teil der Experimente, die in der Grundlagenforschung geplant sind und werden, so in Deutschland nicht mehr ablaufen können, wie das bisher der Fall war.
Müller: Heißt das, grüne Politik ist kontraproduktiv für die Wissenschaft?
Hacker: Ich würde es nicht so verallgemeinern, aber in diesem Fall, Gentechnik, grüne Gentechnik, da ist die Politik, die im Moment gemacht wird, wenn ich das Gentechnikgesetz sehe und diese Behinderung der Forschung, ist sie sicher kontraproduktiv für die Wissenschaft, sie ist innovations- und forschungsfeindlich.