Christian Schütte: Warnstufe 4 von 6. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat wegen der Schweinegrippe die Alarmbereitschaft um eine Stufe erhöht. Die WHO hält es aber noch nicht für geboten, Reisebeschränkungen zu erlassen oder gar Grenzen zu schließen. Was Deutschland betrifft, hat Bundesgesundheitsministerin Schmidt zu beruhigen versucht, sagt aber auch, verhindern lässt sich der Ausbruch wohl kaum. Am Telefon begrüße ich nun Marion Caspers-Merck (SPD). Sie ist Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium. Guten Tag, Frau Caspers-Merck.
Marion Caspers-Merck: Guten Tag, Herr Schütte.
Schütte: Das Ministerium muss in solchen Situationen beruhigen. Können Sie das ruhigen Gewissens auch tun?
Caspers-Merck: Wir müssen nicht beruhigen, sondern Wir müssen der Lage angemessen informieren, weil wir wollen ja beides nicht: wir wollen keine Verharmlosung - die Situation ist ernst -, wir wollen aber auch keine Situation, in der Panik erzeugt wird, sondern wir haben dazugelernt. Die Sars-Ausbrüche, die Diskussion um die Vogelgrippe, beides hat dazu geführt, dass Deutschland einen sehr guten Pandemieplan ausgearbeitet hat, gemeinsam mit den Ländern, und es ist eigentlich klar, welche Ebene was zu tun hat. Wir sind in enger Kooperation mit der WHO und mit allen wichtigen Stellen auch in Europa und wir sprechen die Maßnahmen mit den Partnerländern ab.
Schütte: Sie sagen, "kein Grund zur Panik", und Sie erwähnen aber auch die WHO. Die hat die Warnstufe jetzt heraufgesetzt auf die Stufe 4. Also doch nicht alles so harmlos?
Caspers-Merck: Ich habe ja auch gesagt, die Lage ist ernst. Ich habe keineswegs formuliert, die Lage ist harmlos, sondern wir sehen, dass diese Schweinegrippe-Viren die Chance haben auf eine Pandemie, weil es eine Übertragung von Mensch zu Mensch gibt und weil die Ausbreitung sehr schnell erfolgt ist. Deswegen muss man wachsam sein, deswegen gibt es auch die Informationen am Flughafen, deswegen wird vor Reisen nach Mexiko gewarnt und wir haben die Gesundheitsämter informiert, wir haben die Bundesländer informiert, wir haben praktisch entsprechende Informationsblätter, die den Flugpassagieren in die Hand gedrückt werden können, jetzt den örtlichen Stellen zur Verfügung gestellt, und wir haben heute in einer Pressekonferenz darüber informiert, dass die Warnstufe 4 ausgerufen wurde.
Schütte: Frau Caspers-Merck, reicht es denn, wenn man an den Flughäfen den heimkommenden Touristen einfach einen Zettel in die Hand drückt? Müsste da nicht mehr passieren?
Caspers-Merck: Zunächst mal geht es ja bei der Information darum, dass praktisch bei Symptomen sofort das Gesundheitsamt oder die Ärzteschaft informiert wird und eingeschaltet wird, so dass praktisch derjenige untersucht werden kann auf Verdachtsfälle und isoliert werden kann und dass eben auch die notwendigen Medikamente gegeben werden. Sie wissen, dass es Verdachtsfälle bislang gab in Deutschland. Die Verdachtsfälle haben sich nicht bewahrheitet. Aber das zeigt ja, dass die Menschen sensibel reagieren. Wenn sie erste Anzeichen sehen, gehen sie zum Arzt, lassen sich untersuchen, gehen ins Krankenhaus. Das heißt, die Menschen sind wachsam und informiert. Und natürlich muss man das ganze weiter beobachten. Das heißt, es kann jederzeit die nächste Warnstufe ausgesprochen werden mit weiteren Maßnahmen. Es kann aber auch die Warnstufe praktisch beibehalten werden, oder auch, wenn man das in Mexiko jetzt isoliert, ein Stück zurückgefahren werden. Also man muss bei so einer riskanten Situation eben wachsam sein und muss täglich die Anordnungen neu überprüfen.
Schütte: Sie haben eben schon die Situation von damals angesprochen, als man auf die Vogelgrippe reagieren musste, und da hat sich gezeigt, dass der Föderalismus nicht immer ein reibungsloses Krisenmanagement garantiert. Inwieweit haben Bund und Länder jetzt für die Schweinegrippe inzwischen dazugelernt?
Caspers-Merck: Wir haben damals gemerkt, dass die Kooperation eben sehr schwierig war. Es war überhaupt nicht identifiziert, welche Stellen für was zuständig sind, was ist Aufgabe des Bundes, was ist Aufgabe der Länder, was ist Aufgabe der Gesundheitsämter vor Ort. Das ist jetzt gelernt worden durch die Erarbeitung dieses gemeinsamen Pandemieplans. Das ist in Absprache mit den Ländern erarbeitet worden und ich bin sehr froh, dass eigentlich die Kooperation mit den Ländern jetzt reibungsloser funktioniert.
Schütte: Sie sagen reibungsloser, aber ausschließen, dass es zu Fehlern kommt, können Sie auch nicht?
Caspers-Merck: Das kann man bei einem so großen Land wie Deutschland eigentlich nie. Man muss natürlich gewappnet sein für den Ernstfall und deswegen noch mal an alle appellieren, dass jetzt die Stufen umzusetzen sind. Wir haben auch praktisch von unserer Seite aus eine Struktur geschaffen, dass die Länder zeitnah, also unmittelbar immer informiert bleiben. Das RKI, das Robert-Koch-Institut unterstützt die zuständigen Länder fachlich und das Gesundheitsministerium koordiniert die Maßnahmen gemeinsam mit den Landesgesundheitsbehörden. Das heißt, wir haben eine Struktur geschaffen, die versucht, möglichst fehlerfrei zu arbeiten, und ich bin eigentlich sehr froh, dass wir aus diesen Herausforderungen der Vergangenheit gelernt haben, sodass wir jetzt gerüstet sind. Wir haben nicht nur einen Pandemieplan; wir haben die Bevorratung der Medikamente, wir haben die Kooperation mit Impfstoffherstellern, wenn zum Beispiel das Virus dann sicher identifiziert wird, dass wir praktisch dann auch, wenn diese ganze Herausforderung, wenn die Welle größer wird aus Mexiko, mit Impfstoffherstellung - die hat ja eine Vorlaufzeit von mehreren Monaten - beginnen können. Also wir sind durch die internationalen Krisen, die da waren im Gesundheitsbereich, gewappnet.
Schütte: Was raten Sie denn den Bürgern, außer dass Sie ihnen abraten, nach Mexiko zu reisen?
Caspers-Merck: Wir haben derzeit eben kein Risiko innerhalb Europas - bislang, aber das kann sich jederzeit verändern. Das heißt, man soll auf die Symptome einer Grippe achten. Wenn man mit Menschen in Kontakt geraten ist, die praktisch aus Mexiko oder aus einem anderen betroffenen Gebiet kommen, sollte man wachsam sein, sich notfalls immer bei einem Arzt oder beim Gesundheitsamt informieren. Es gilt halt bei einer Grippekrankheit das, was bei jeder Grippeerkrankung gilt: Entscheidend ist Handhygiene, entscheidend ist, Menschenmengen zu meiden und sich auch vor Ansteckung zu schützen. Das gilt ja immer bei einem Grippeausbruch, dass man auch selbst ein bisschen was dazu tun kann, nicht infiziert zu werden, da die Infektion von Mensch zu Mensch ja mit einer Tröpfcheninfektion funktioniert. Da kann man auch selbst etwas dazu tun.
Schütte: Bei einer Sache muss ich jetzt noch mal nachhaken. Sie sagten am Beginn Ihrer Antwort, es besteht in Europa kein Risiko. Wir haben aber schon einen bestätigten Fall von Schweinegrippe in Spanien. Ist das kein Risiko?
Caspers-Merck: Derjenige ist ja sofort auch isoliert worden. Wir haben praktisch jetzt in Europa noch keine Situation der Übertragung von Mensch zu Mensch, weil die Reisenden bislang isoliert und identifiziert wurden. Das kann sich natürlich jederzeit ändern.
Schütte: Marion Caspers-Merck (SPD), Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium. Ich danke Ihnen für das Gespräch.
Marion Caspers-Merck: Guten Tag, Herr Schütte.
Schütte: Das Ministerium muss in solchen Situationen beruhigen. Können Sie das ruhigen Gewissens auch tun?
Caspers-Merck: Wir müssen nicht beruhigen, sondern Wir müssen der Lage angemessen informieren, weil wir wollen ja beides nicht: wir wollen keine Verharmlosung - die Situation ist ernst -, wir wollen aber auch keine Situation, in der Panik erzeugt wird, sondern wir haben dazugelernt. Die Sars-Ausbrüche, die Diskussion um die Vogelgrippe, beides hat dazu geführt, dass Deutschland einen sehr guten Pandemieplan ausgearbeitet hat, gemeinsam mit den Ländern, und es ist eigentlich klar, welche Ebene was zu tun hat. Wir sind in enger Kooperation mit der WHO und mit allen wichtigen Stellen auch in Europa und wir sprechen die Maßnahmen mit den Partnerländern ab.
Schütte: Sie sagen, "kein Grund zur Panik", und Sie erwähnen aber auch die WHO. Die hat die Warnstufe jetzt heraufgesetzt auf die Stufe 4. Also doch nicht alles so harmlos?
Caspers-Merck: Ich habe ja auch gesagt, die Lage ist ernst. Ich habe keineswegs formuliert, die Lage ist harmlos, sondern wir sehen, dass diese Schweinegrippe-Viren die Chance haben auf eine Pandemie, weil es eine Übertragung von Mensch zu Mensch gibt und weil die Ausbreitung sehr schnell erfolgt ist. Deswegen muss man wachsam sein, deswegen gibt es auch die Informationen am Flughafen, deswegen wird vor Reisen nach Mexiko gewarnt und wir haben die Gesundheitsämter informiert, wir haben die Bundesländer informiert, wir haben praktisch entsprechende Informationsblätter, die den Flugpassagieren in die Hand gedrückt werden können, jetzt den örtlichen Stellen zur Verfügung gestellt, und wir haben heute in einer Pressekonferenz darüber informiert, dass die Warnstufe 4 ausgerufen wurde.
Schütte: Frau Caspers-Merck, reicht es denn, wenn man an den Flughäfen den heimkommenden Touristen einfach einen Zettel in die Hand drückt? Müsste da nicht mehr passieren?
Caspers-Merck: Zunächst mal geht es ja bei der Information darum, dass praktisch bei Symptomen sofort das Gesundheitsamt oder die Ärzteschaft informiert wird und eingeschaltet wird, so dass praktisch derjenige untersucht werden kann auf Verdachtsfälle und isoliert werden kann und dass eben auch die notwendigen Medikamente gegeben werden. Sie wissen, dass es Verdachtsfälle bislang gab in Deutschland. Die Verdachtsfälle haben sich nicht bewahrheitet. Aber das zeigt ja, dass die Menschen sensibel reagieren. Wenn sie erste Anzeichen sehen, gehen sie zum Arzt, lassen sich untersuchen, gehen ins Krankenhaus. Das heißt, die Menschen sind wachsam und informiert. Und natürlich muss man das ganze weiter beobachten. Das heißt, es kann jederzeit die nächste Warnstufe ausgesprochen werden mit weiteren Maßnahmen. Es kann aber auch die Warnstufe praktisch beibehalten werden, oder auch, wenn man das in Mexiko jetzt isoliert, ein Stück zurückgefahren werden. Also man muss bei so einer riskanten Situation eben wachsam sein und muss täglich die Anordnungen neu überprüfen.
Schütte: Sie haben eben schon die Situation von damals angesprochen, als man auf die Vogelgrippe reagieren musste, und da hat sich gezeigt, dass der Föderalismus nicht immer ein reibungsloses Krisenmanagement garantiert. Inwieweit haben Bund und Länder jetzt für die Schweinegrippe inzwischen dazugelernt?
Caspers-Merck: Wir haben damals gemerkt, dass die Kooperation eben sehr schwierig war. Es war überhaupt nicht identifiziert, welche Stellen für was zuständig sind, was ist Aufgabe des Bundes, was ist Aufgabe der Länder, was ist Aufgabe der Gesundheitsämter vor Ort. Das ist jetzt gelernt worden durch die Erarbeitung dieses gemeinsamen Pandemieplans. Das ist in Absprache mit den Ländern erarbeitet worden und ich bin sehr froh, dass eigentlich die Kooperation mit den Ländern jetzt reibungsloser funktioniert.
Schütte: Sie sagen reibungsloser, aber ausschließen, dass es zu Fehlern kommt, können Sie auch nicht?
Caspers-Merck: Das kann man bei einem so großen Land wie Deutschland eigentlich nie. Man muss natürlich gewappnet sein für den Ernstfall und deswegen noch mal an alle appellieren, dass jetzt die Stufen umzusetzen sind. Wir haben auch praktisch von unserer Seite aus eine Struktur geschaffen, dass die Länder zeitnah, also unmittelbar immer informiert bleiben. Das RKI, das Robert-Koch-Institut unterstützt die zuständigen Länder fachlich und das Gesundheitsministerium koordiniert die Maßnahmen gemeinsam mit den Landesgesundheitsbehörden. Das heißt, wir haben eine Struktur geschaffen, die versucht, möglichst fehlerfrei zu arbeiten, und ich bin eigentlich sehr froh, dass wir aus diesen Herausforderungen der Vergangenheit gelernt haben, sodass wir jetzt gerüstet sind. Wir haben nicht nur einen Pandemieplan; wir haben die Bevorratung der Medikamente, wir haben die Kooperation mit Impfstoffherstellern, wenn zum Beispiel das Virus dann sicher identifiziert wird, dass wir praktisch dann auch, wenn diese ganze Herausforderung, wenn die Welle größer wird aus Mexiko, mit Impfstoffherstellung - die hat ja eine Vorlaufzeit von mehreren Monaten - beginnen können. Also wir sind durch die internationalen Krisen, die da waren im Gesundheitsbereich, gewappnet.
Schütte: Was raten Sie denn den Bürgern, außer dass Sie ihnen abraten, nach Mexiko zu reisen?
Caspers-Merck: Wir haben derzeit eben kein Risiko innerhalb Europas - bislang, aber das kann sich jederzeit verändern. Das heißt, man soll auf die Symptome einer Grippe achten. Wenn man mit Menschen in Kontakt geraten ist, die praktisch aus Mexiko oder aus einem anderen betroffenen Gebiet kommen, sollte man wachsam sein, sich notfalls immer bei einem Arzt oder beim Gesundheitsamt informieren. Es gilt halt bei einer Grippekrankheit das, was bei jeder Grippeerkrankung gilt: Entscheidend ist Handhygiene, entscheidend ist, Menschenmengen zu meiden und sich auch vor Ansteckung zu schützen. Das gilt ja immer bei einem Grippeausbruch, dass man auch selbst ein bisschen was dazu tun kann, nicht infiziert zu werden, da die Infektion von Mensch zu Mensch ja mit einer Tröpfcheninfektion funktioniert. Da kann man auch selbst etwas dazu tun.
Schütte: Bei einer Sache muss ich jetzt noch mal nachhaken. Sie sagten am Beginn Ihrer Antwort, es besteht in Europa kein Risiko. Wir haben aber schon einen bestätigten Fall von Schweinegrippe in Spanien. Ist das kein Risiko?
Caspers-Merck: Derjenige ist ja sofort auch isoliert worden. Wir haben praktisch jetzt in Europa noch keine Situation der Übertragung von Mensch zu Mensch, weil die Reisenden bislang isoliert und identifiziert wurden. Das kann sich natürlich jederzeit ändern.
Schütte: Marion Caspers-Merck (SPD), Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium. Ich danke Ihnen für das Gespräch.