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Deutschlands Daniel Düsentriebe

Nach vielen Experimenten und teuren, missglückten Versuchen können manchmal im x-ten Anlauf geniale Erfindungen entstehen. Eine neue Studie listet auf, welche Firmen sich die Forschung am meisten kosten lassen. Spitzenreiter ist Volkswagen.

Von Brigitte Scholtes | 22.10.2013
    8,33 Milliarden Euro hat der Wolfsburger Autokonzern zwischen Mitte 2012 und Mitte 2013 in Forschung und Entwicklung investiert und liegt damit vor dem südkoreanischen Samsungkonzern weltweit vorn. Samsung gab in diesem Zeitraum umgerechnet 7,6 Milliarden Euro für Forschung aus. Das ist das Ergebnis einer Studie des Beratungsunternehmens Booz & Company.

    Beiden Unternehmen gemein ist, dass sie diese Investitionen auch in profitables Geschäft ummünzen können, anders als viele andere Firmen, die viel in Forschung und Entwicklung stecken. Die ärgsten Konkurrenten VWs, Toyota und General Motors, denen die Wolfsburger beim Absatz noch hinterherfahren, liegen gemessen an den Forschungsausgaben auf Rang sechs bzw. elf. Daimler und BMW nehmen die Plätze 14 und 27 ein. Die Autoindustrie bleibt damit in Deutschland forschungsintensivste Branche, sagt Klaus-Peter Gushurst, Deutschlandchef von Booz & Company:

    "Eine interessante Kennzahl ist aus meiner Sicht auch, dass die drei führenden deutschen Automobilhersteller zusammen so viel für Forschung und Entwicklung ausgeben wie China als Land. Es bringt eine ganz interessante Relation rein, obwohl wir immer davon reden - China wächst auch bei den Forschungsausgaben im letzten Jahr mit fast 38 Prozent Zuwachs – ist von der Größenordnung das genauso groß wie die drei führenden deutschen Automobilhersteller."

    Der Elektro- und Elektronikkonzern Siemens belegt Platz drei. Neben der Autoindustrie investiert die Pharma- und Chemiebranche, aber auch der eher mittelständisch geprägte Maschinenbau stark in Forschung und Entwicklung. Am Ende der Forschungsarbeit stehen dann im besten Fall neue Produkte, das war auch schon vor knapp 150 Jahren so, erinnerte BASF-Chef Kurt Bock bei der Hauptversammlung seines Unternehmens im Frühjahr. Damals habe die Forschung nach künstlichen Farben die BASF fast in den Ruin getrieben:

    "Im Vorstand gab es darüber heftigen Streit, ob das alles sinnvoll ist und ob man das tatsächlich machen sollte. Die Befürworter haben sich offensichtlich durchgesetzt, die BASF forschte weiter, entwickelte künstliches Indigo, das noch heute weltweit für die Färbung von Bluejeans unter anderem verwendet wird."

    Dieser Forschergeist und Innovationen seien einer der kritischen Erfolgsfaktoren der deutschen Wirtschaft, sagt Klaus-Peter Gushurst von Booz & Company:

    "Wir sind eine Nation, die immer einen Schritt weiter vorn sein muss, nicht nur im Bereich Innovation, sondern auch im Bereich Qualität. Ich denke, das sind die absoluten Erfolgsfaktoren für unseren Erfolg im Export. Und wir müssen natürlich aufpassen, dass wir unseren Vorsprung, den wir sicherlich noch haben, da weiter halten, als auch in Bereichen, wo wir hintendran sind, wie digital, zügig nachholen."

    Denn im digitalen Bereich, also etwa im Software- und Internetbereich, kann nur SAP weltweit mithalten.