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Dialog zwischen Forschern und Bürgern

Ein Wissenschaftsjahr soll ja über das eigentliche Event hinaus strahlen. So auch in Oldenburg, wo gerade ein Jahr voller Veranstaltungen zum Thema Forschung zuende gegangen ist - mit Erfolg, da sind sich alle Beteiligten einig.

Von Christina Selzer |
    "Keine Sorge, ich werde das Licht bald wieder anmachen."

    Sie gehörte zu den erfolgreichsten Projekten des vergangenen Jahres: die Wissenschaftsgeisterbahn. Besucher wurden in ein Geheimlabor entführt, dort in einem leer stehenden unterirdischen Krankenhaus, wurde Theater gespielt. Darin ging es um Irrtümer und Schattenseiten der Wissenschaft.

    Ebenso gut besucht: Ein Orgelkonzert, das in einem Hallenbad auch unter Wasser übertragen wurde. Forscher des Oldenburger Hörzentrums wollten damit Grundlagen des Hörens erklären - und zeigen, dass in acht von zehn Hörgeräten Wissenschaft aus Oldenburg steckt.

    Über 700 Veranstaltungen gab es: Theaterstücke, Lesungen und wissenschaftliche Experimente und Vorführungen. Es ging dabei um einen Dialog zwischen Wissenschaft und den Bürgern. Und um eine große Außenwirkung für die Stadt. Für die Stadt steht fest: Das Jahr war erfolgreich. Allein schon für den Tourismus: Oldenburg verzeichnete 40.000 Übernachtungen mehr. Und die Übermorgenstadt soll bereits daraus hinweisen, dass weitergemacht wird, so Projektleiter Rainer Lisowski.

    "Das kann man in Zahlen nicht ausdrücken. Die enge Zusammenarbeit zwischen den Akteuren. Vorher hat jeder für sich gearbeitet. Jetzt haben wir angefangen, gemeinsam Anträge für Förderprojekte zu stellen, die Gemeinsamkeit muss unbedingt bleiben. Die ist der eigentliche Wert."

    Zum Beispiel werden die Pläne für das "Schlaue Haus" konkret: Es produziert und nutzt Energie im eigenen Kleinkraftwerk, warnt mit vernetzter Technik auch den Bewohner, wenn beim Verlassen noch die Herdplatte an ist. In diesem Jahr soll am Schlossplatz das zweitälteste Haus der Stadt aus dem Jahr 1592 für 3,5 Mio Euro in ein Haus der Zukunft umgebaut werden.

    Für Heide Ahrens, die kommissarische Präsidentin der Universität Oldenburg ist das "Schlaue Haus" ein wichtiger Ort, an dem die Uni den Bürgern auch weiterhin präsent bleibt.

    "Wir hoffen, dass der Effekt bleibt: Dass die Bevölkerung merkt, was die Uni leistet: Wir denken, das sind Zukunftsthemen."

    Heide Ahrens erhofft sich einen Schub für die Universität: Denn die hat noch eher regionale Ausstrahlung - obwohl sich die Universität seit Langem mit erneuerbaren Energien, Umweltwissenschaft oder Meeresforschung beschäftigt. Das, glaubt Ahrens, wird jetzt bekannter werden.

    "Die Wissenschaftscommunitys haben immer einen bestimmten Effekt, wie sich die Unis entwickeln. Bei Reform-Unis ist es immer so, dass die Reputation etwas nachhängt. Das war schon in Bremen so, das ist ja auch eine Reformuni. Durch viele Sonderforschugnsbereiche, aber durch den Titel "Stadt der Wissenschaft" hat auch Bremen einen Schub bekommen und ist auch bei Rankings besser vertreten. In Oldenburg ist es auch so: die Community sagt zwar, da sind ja keine rein wissenschaftlichen Faktoren, wie zum Beispiel Drittmittel, Publikationen. Aber trotzdem verändert sich das Bild. Man hat jetzt den Aha-Effekt. Und wird auch anders angeguckt. Die Substanz ist ja da. Sonst hätten wir das nicht geschafft."

    Das Jahr der Wissenschaft kostete insgesamt 1,3 Millionen Euro. 250.000 Euro kamen vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft. Die Stadt Oldenburg lässt sich den Erfolg eine halbe Million Euro kosten, das übrige Geld kam von Sponsoren. Geld, das gut angelegt ist, wie die Veranstalter meinen.