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Die Bank der Zukunft
Deutsche Geldhäuser und ihre Herausforderungen

Zahlreiche Banken in Deutschland müssen sich früher oder später auf eine Zukunft mit stark veränderten Anforderungen einstellen. Schuld daran sind die Niedrigzinsphasen und eine strengere Regulierung seitens der Regierung. Bedroht werden alte Geschäftsmodelle aber auch durch die lange unterschätzte Digitalisierung.

Von Brigitte Scholtes | 18.05.2015
    Die Bankentürme von Frankfurt am Main scheinen kurz nach Sonnenuntergang aus vielen kleinen Eurozeichen zu bestehen.
    Seit einiger Zeit geraten vor allem kleinere kreditgewährende Banken zunehmend in Schwierigkeiten. Im Aufwind dagegen sind kapitalmarktorientierte Geldhäuser. (picture alliance / Daniel Reinhardt)
    Großer Andrang bei der Pressekonferenz der Deutschen Bank. Ende April stellten die beiden Co-Chefs des Instituts, Anshu Jain und Jürgen Fitschen, das lange erwartete Konzept zum Umbau ihres Hauses vor. Die Postbank wird abgespalten und sucht einen neuen Eigentümer, die Deutsche Bank zieht sich aus verschiedenen Regionen zurück. Aber sie wird weiter in ihren verschiedenen Geschäftsbereichen aktiv sein, also im Investmentbanking, im Zahlungsverkehr, im Privatkundengeschäft und in der Vermögensverwaltung, erläuterte Co-Chef Jürgen Fitschen damals:
    "Wir liefern ein Bekenntnis zum Universalbankmodell. Wir tun das nicht, weil uns nichts Besseres eingefallen ist, wir wissen auch, dass wir vielleicht sogar gegen den Strom schwimmen, aber wir sind davon überzeugt und sind bestärkt in diesem Glauben durch den Feedback, den wir von Kunden, im Übrigen auch von der Politik erfahren haben, dass dies die richtige Antwort ist."
    Die Deutsche Bank ist prominentes Beispiel dafür, wie sich die Banken in den Jahren seit der Finanzkrise neu ausrichten mussten. Die Übernahme der Postbank vor knapp fünf Jahren war damals als Ausgleich zur Investmentbanksparte gedacht, die zwar oft hohe Gewinne verspricht, aber auch hohe Verluste verursachen kann. Doch der Ausgleich hat nicht so recht funktioniert, erklärt Stefan Bongardt, Analyst von Independent Research:
    Die Co-Vorstandsvorsitzende Anshu Jain (r) und Jürgen Fitschen.
    Anshu Jain (r) und Jürgen Fitschen. (picture alliance/dpa/Fredrik von Erichsen)
    "Man muss aber sagen, dass im Zuge der regulatorischen Änderungen höhere Kosten im Privatkundengeschäft anfallen, dass das Ertragsniveau deutlich gedämpft ist durch die Niedrigzinsen, das heißt das macht es für eine Postbank erst mal operativ relativ schwer, vernünftig Geld zu verdienen. Und zum anderen darf man auch nicht vergessen, dass die Einlagen der Postbank nur noch zu zehn Prozent zur Finanzierung der Deutschen Bank herangezogen werden dürfen. Das ist auch ein Faktor, der damals bei der Übernahme so noch nicht bekannt war."
    Der Verkauf der Postbank dürfte am Donnerstag eines der Themen auf der Hauptversammlung sein. Es wird wohl turbulent zugehen, denn die einstige Vorzeigebank Deutschlands ist in Schwierigkeiten, auch weil sie für ihre zahlreichen Sünden aus der Vergangenheit büßen muss: Sie hat schon Strafzahlungen in Milliardenhöhe geleistet und lebt in Sorge, dass noch weitere Zahlungen drohen. Zudem stehen zwei ihrer ehemaligen Chefs, mehrere Vorstandsmitglieder und auch der amtierende Co-Chef Fitschen zurzeit in München vor Gericht, die Anklage lautet auf versuchten Prozessbetrug. Das allein wäre schon Belastung genug. Doch die Deutsche Bank muss sich zudem - wie alle anderen Kreditinstitute auch - auf ein stark verändertes Umfeld einstellen.
    "Wir werden von allen drei Seiten eingekesselt, sowohl von den Niedrigzinsenphasen als auch von der Regulatorik, und dann haben wir noch nicht gesprochen über die Bedrohung der Geschäftsmodelle durch die Digitalisierung."
    So kurz und knapp fasst Gunter Dunkel, Präsident des Verbands Öffentlicher Banken, die größten Herausforderungen zusammen, denen die Branche sich stellen muss. Zwei davon hat sie sich zum Teil selbst zuzuschreiben: Die niedrigen Zinsen und die strengere Regulierung. Denn die Notenbanken haben weltweit versucht, die Wirkungen der Finanz- und Schuldenkrise einzudämmen, indem sie die Zinsen auf ihr rekordniedriges Niveau geschleust haben. Das wiederum erschwert den Banken heute das Geldverdienen. Gleichzeitig haben die Regierungen den Geldhäusern strengere Regeln vorgeschrieben, etwa mehr Eigenkapital vorzuhalten, damit sie Krisenzeiten besser durchstehen. Die Notwendigkeit dafür sehen einzelne Bankenvertreter auch ein, so etwa Wolfgang Kirsch, Chef des genossenschaftlichen Spitzeninstituts DZ-Bank:
    "Das ist eine große, große Anstrengung. Aber sie ist natürlich nach allem, was hinter den Banken und auch den Negativbeispielen, die ja im Bankgewerbe gezeigt worden sind, hinter uns liegt, eine offensichtlich notwendige Übung, der wir uns jetzt stellen müssen."
    Vorgabe für Banken: Kapital aufbauen, Risiken reduzieren
    Der dritten Herausforderung, der Digitalisierung, stellen sich die Geldhäuser erst nach und nach. Alles zusammen wird gravierende Auswirkungen auf die Bankenlandschaft in Deutschland haben.Letztes Jahr waren die Banken in Europa im Stress: Die EZB wollte vor der Übernahme der Aufsicht über die großen Geldhäuser im Euroraum genau wissen, wie es um sie steht. In einem Bilanz- und Stresstest wurde überprüft, ob die Banken stabil genug sind, um eine neuerliche Krise zu überstehen. Denn aus der letzten haben die nationalen Regierungen immerhin so viel gelernt: Möglichst nie wieder soll der Steuerzahler für das Fehlverhalten einzelner großer Geldhäuser bluten müssen. So haben sich die Banken schon im Vorfeld dieses Tests auf die höheren Anforderungen ausgerichtet. Nicht unbedingt mit Erfolg, sagt Harm Sender, Bankanalyst der Rating-Agentur Standard& Poor's:
    "Deutsche Banken waren grundsätzlich von der Kapitalisierung, also die Großbanken, eher im hinteren Feld gewesen in einem europäischen Vergleich, haben hier in den letzten Jahren auch aufgeholt, auch teilweise durch bessere Ergebnisse, die das ermöglicht haben. Aber die Änderungen in der Regulatorik erfordern auch hier, mehr Kapital aufzubauen. Und wir denken, dass ist auch ein Trend, auch ein Trend für die nächsten zwei, drei Jahre, also weiter Kapital aufzubauen und weiter auch Risiken zu reduzieren."
    Mit der Bankenunion will man den Druck auf die Banken erhöhen. So wurde eine gemeinsame Aufsicht eingeführt, die die EZB im vergangenen November offiziell übernommen hat, es wurde ein gemeinsamer Bankenabwicklungsmechanismus installiert und schließlich die harmonisierte Einlagensicherung. Mit der EZB haben die großen Banken, die direkt von ihr beaufsichtigt werden, inzwischen erste Erfahrungen sammeln können. So schlecht seien diese gar nicht, erzählt Gunter Dunkel, Präsident des Verbands Öffentlicher Banken und Vorstandschef der NordLB:
    "Die Aufsicht muss sich jetzt an die ganz unterschiedlichen Geschäftsmodelle, Eigentümerstrukturen etc. gewöhnen. Das tut sie, sie nimmt jetzt an den Aufsichtsratssitzungen, an den Kreditausschusssitzungen teil. Sie geht zu den Eigentümern und informiert sich über die Banken. Die Dialoge werden deutlich intensiviert. Wir empfinden das alles als konstruktiv und positiv. Allerdings merkt man an verschiedensten Stellen auch die Unsicherheit, die noch herrscht, weil noch nicht alles eingespielt und geregelt ist."
    Deutschlands besondere Struktur auf dem Bankenmarkt
    Hinzu kommt: Man kann in Europa nicht alles über einen Kamm scheren. Vor allem nicht die Geschäftsmodelle der kleineren, weniger bedeutenden Banken. In Deutschland sind dies vor allem die Sparkassen und Genossenschaftsbanken. So klagt der Präsident der deutschen Finanzaufsicht BaFin, Felix Hufeld:
    "Nur was gleich ist, sollte auch gleich reguliert werden. Die Kunst ist natürlich herauszufinden: Was ist nur eine lieb gewonnene nationale Gewohnheit und was sind strukturelle Gegebenheiten, die wichtig sind?"
    Der deutsche Bankenmarkt hat eine besondere Struktur: Es gibt die Privatbanken, daneben den öffentlich-rechtlichen Sektor mit Sparkassen und Landesbanken und als dritte Säule den Genossenschaftssektor, also die Volks- und Raiffeisenbanken. Eine weitere grundsätzliche Differenz zu vor allem angelsächsischen Banken, erklärt Max Otte, Professor für quantitative und qualitative Unternehmensanalyse an der Karl-Franzens-Universität Graz:
    "Man muss erst mal unterscheiden zwischen kreditgewährenden Banken, wo man Ersparnisse anlegt, die werden weitergereicht als Kredite. Und dem kapitalmarktbasierten System."
    In einem solchen kapitalmarktbasierten System beschaffen sich die Unternehmen das Geld, das sie für ihre Arbeit benötigen, vorwiegend von Investoren am Kapitalmarkt. Dabei helfen ihnen Investmentbanken. Die aktuelle Marktordnungspolitik aber richte sich vor allem gegen die kreditgewährenden Banken, glaubt Otte:
    "Es wird sehr schwer, Kleinkredite zu vergeben, weil man sehr komplexe Regeln beachten muss, die eigentlich für viel größere Kredite gemacht wurden. Die kreditorientierten Banken bekommen kaum noch Zinsen, weil die Niedrigzinspolitik greift, das knabbert am Ergebnis. Damit haben wir auch potenziell riesige Ertragsprobleme bei Sparkassen und Volksbanken, bei Raiffeisenbanken. Diese Politik ist tatsächlich auf geschickte Lobbyarbeit der Investmentbanken zurückzuführen. Da wird mehr Geld verdient. Die haben bessere Rechtsanwälte, mehr Lobbymacht, die quasi die klassischen Banken an die Wand drücken."
    Diese Komplexität der Regeln, die eigentlich ja zur Eindämmung der großen Banken und ihres Geschäftsgebarens dienen sollten, schadet also letztlich denjenigen, die an der Finanzkrise keine Schuld tragen - also den kleineren Geldinstituten. Und die müssen auch noch die Kosten dafür schultern. Das Ziel, hochspekulative Bereiche zu bändigen, das aber habe man nicht erreicht, sagt der Ökonom Max Otte:
    "So wie es nach 2008 gelaufen ist, ist es schon ziemlich schrecklich. Der Simon Johnson, der frühere Chefvolkswirt des Internationalen Währungsfonds, hat davon gesprochen, dass insbesondere die Investmentbanken die Gesetzgebung gekapert hätten, also sich quasi über starke Einflussnahme auf die Politik die Gesetze selber schreiben. Und wenn Sie komplexe Gesetze haben, undurchsichtige Gesetze, große Gesetze, dann nutzt das auch den großen Akteuren, die die entsprechenden Rechtsabteilungen unterhalten können."
    "… leider gibt es in Brüssel kein wirkliches Gegengewicht"
    Und Otte geht noch weiter in seiner Kritik:
    "Das Problem ist ja, dass die Amerikaner, die Engländer quasi Kontinentaleuropa ihr Betriebssystem aufdrücken. Also wenn ein Team Fußball spielt, das andere spielt American Football, und das Team, was American Football spielt, sagt, ihr spielt jetzt auch American Football, ihr Fußballspieler, und wir treten morgen gegeneinander an, dann ist klar, wer die besseren Karten hat. Und so ungefähr muss man sich das vorstellen. Und leider gibt es in Brüssel kein wirkliches Gegengewicht."
    Auch der jüngste Plan aus Brüssel, eine Kapitalmarktunion, dürfte diesen Trend weg von den kreditgewährenden Instituten hin zu kapitalmarktorientierten Banken verstärken. Damit soll zwar ein echter Binnenmarkt in Europa für Kapital entstehen, auf dem sich auch kleinere Unternehmen leichter Kapital beschaffen können. Das aber müsse man vorsichtig angehen, mahnt BaFin-Chef Hufeld:
    "Grundsätzlich wüsste ich allerdings nicht, warum wir uns in Deutschland einreden lassen sollten, eine kapitalmarktorientierte Finanzierung sei einer bankbasierten Finanzierung strukturell überlegen, zumal für eine so stark mittelständisch geprägte Wirtschaft wie die unsrige."
    Die kleinen Institute sind zwar zurzeit noch recht gut kapitalisiert, aber gerade sie spüren die Auswirkungen der niedrigen Zinsen. Die drücken die Erträge der Banken:
    "Verwunderlich ist das nicht, denn der Zinsüberschuss macht traditionell rund zwei Drittel ihrer operativen Erträge aus, und nicht an jeder Straßenecke sprudeln alternative Ertragsquellen."
    Die niedrigen Zinsen erschweren auch der Postbank, die vor allem Privatkunden bedient, ihr Geschäft. Ein Grund, warum die Postbank für die Deutsche Bank nicht mehr so attraktiv war. Der andere Grund für deren Strategieänderung seien die neuen Regeln für mehr Eigenkapital, erklärte Co-Chef Anshu Jain Ende April. Bisher müssen Banken drei Prozent Eigenkapital bezogen auf ihre Bilanzsumme vorhalten. Diese Quote könnte für große Banken bald auf fünf Prozent steigen, entweder weil die EZB als Aufsicht das so vorschreibt – oder die Marktteilnehmer es so verlangen:
    "Tatsächlich haben viele unserer Wettbewerber eine Quote zwischen vier und sechs Prozent. Als die Deutsche Bank für sich entschieden hatte, dass fünf Prozent der richtige Standard sei, hätten wir der Postbank wegen ihres starken Immobilienkreditgeschäfts etwa drei Milliarden Euro an Kapital zuschießen müssen. Um es einfach zu formulieren: Die Postbank ist eine viel bessere Bank heute als früher, sie wird gut gemanagt, sie ist produktiv. Aber leider bringt ihre Zugehörigkeit zur Deutschen Bank eine Strafe in Form der höheren Verschuldungsquote mit sich. Und das ist unserer Meinung nach nicht effizient."
    Commerzbank hat Investmentbanking stark zurückgefahren
    Effizienz ist auch das Stichwort für die zweite große deutsche Bank, die Commerzbank. Schwer getroffen von der Finanzkrise hat sie sich in den letzten Jahren neu organisiert. Auf der Hauptversammlung vor einigen Wochen sagte Commerzbank-Chef Martin Blessing:
    "Wir wollen und wir müssen uns schlanker aufstellen. Das ist die Basis, um wieder am Markt angreifen und wachsen zu können."
    Das Logo der Commerzbank am Hauptsitz in Frankfurt am Main
    Das Logo der Commerzbank am Hauptsitz in Frankfurt am Main (picture alliance / dpa - Daniel Reinhardt)
    Die Commerzbank fokussiert sich auf die Betreuung des Mittelstands und der Privatkunden, das Investmentbanking hat sie weit zurückgefahren. Ob dies oder ein anderes Geschäftsmodell zukunftsträchtig ist, das müsse jede Bank für sich entscheiden, glaubt Wolfgang Kirsch, Chef der DZ-Bank:
    "Ich sehe den sogenannten regionalen Spieler, der mit einem starken Produktangebot und einer großen Flächenpräsenz in einem Heimatmarkt wie Deutschland agiert in einem Universalbankenmodell. Ich sehe ganz wenige globale Banken, etwa HSBC oder die spanische BBVA, die das Zeug haben in globalen Märkten ein Retail- oder auch ein Firmenkundengeschäft aufzubauen und auch die Skaleneffekte, die aus der Größe heraus erwachsen, wahrzunehmen. Es wird darüber Banken geben, die in Wachstumsmärkten erfolgreich sind, und dann gibt es Banken, die sich spezialisieren."
    Die Digitalisierung – das ist ein Bereich, den alle Banken vernachlässigt haben. Die digitalen Möglichkeiten machen das Leben leichter – den Kunden, aber auch den Geldhäusern. Aber die Systeme müssen technisch aufgerüstet werden, was mit hohen Kosten verbunden ist – eine weitere Belastung also. Aber eine, die die Institute tragen müssen, wollen sie wettbewerbsfähig bleiben. Das wird sich besonders deutlich im Privatkundengeschäft auswirken, glaubt Björn Bloching, Senior Partner von Roland Berger. Er hat das zusammen mit Visa Europe untersucht:
    "Ob wir tatsächlich noch so große Filialnetze bei den Sparkassen und bei den Volks- und Raiffeisenbanken insbesondere sehen werden, das wird sich dann zeigen. Das ist alles total komplex, das zu reduzieren, und das ist auch etwas, das man ungern anpackt. Aber wenn man da mal einen Blick in die Zukunft wagt, werden wir sicherlich Ausdünnungen sehen."
    Selbst die Deutsche Bank hat angekündigt, 200 ihrer 700 Filialen in Deutschland zu schließen. Die meisten Zweigstellen – zusammen rund 27.000 - betreiben jedoch die Sparkassen und Genossenschaftsbanken.
    Das digitale Geschäft lange unterschätzt
    Lange hatten die deutschen Kreditinstitute die Bedeutung des digitalen Geschäfts unterschätzt – gerade für ihre Privatkunden. Den Zahlungsverkehr überließen sie amerikanischen Wettbewerbern, Fintechs, also Finanztechnologie-Unternehmen wie etwa Paypal. Bloching erklärt dieses Phänomen so:
    "Paypal war dann sozusagen im Rucksack von ebay und kam damit quasi auf den Samtpfoten eines Einzelhändlers daher und nicht etwa aus der Banking-Welt - mit einer anderen Form von Geschwindigkeit. Und ich glaube, es geht hier stärker um die Frage: Wie beschleunige ich da diese ganzen Prozesse, und wie werde ich da agiler? Und weniger um die Frage: Bin ich technisch in der Lage, das alles abzubilden?"
    Immerhin haben sich die deutschen Banken inzwischen endlich auf ein eigenes Bezahlsystem geeinigt. Pay Direkt heißt es und soll Ende des Jahres starten. Das ist auch höchste Zeit, denn angesichts des stark wachsenden Internethandels wären die deutschen Kreditinstitute sonst abgehängt worden. Schnell, einfach und sicher wird das Bezahlsystem sein, versprechen die Geldhäuser – ein wichtiger Punkt. Denn das Misstrauen der Kunden gegenüber amerikanischen Wettbewerbern steigt – gerade in Bezug auf die Datensicherheit. Apple und Google sind mit Apple Pay oder Google Wallet schon in den Zahlungsverkehr eingestiegen. Und der wesentliche Grund dafür dürfte vor allem das Interesse an den Daten der Kunden sein.
    Wie wichtig die aber sind, das beginnen die Manager allmählich zu begreifen, sagt Wolfgang Kirsch, Chef der DZ-Bank:
    "Hier spüren wir den heißen Atem der Innovation, der ja auch dadurch entsteht, dass kleine Einheiten ganz pfiffige Lösungen, vom Kunden her gedacht, auf den Markt bringen. Häufig stoppen diese Fintechs an der Schwelle, wo der Übergang in den Bankbetrieb, den Übergang zur Banklizenz mit der ganzen Regulierungs-Aufgabenstellung eben dann verbunden ist, den scheuen sie."
    Auch ausländische Banken schielen auf den deutschen Markt
    Damit aber überlassen die Fintechs den Banken die Lasten und Kosten der Regulierung. Die Vorteile nutzen – die Lasten vermeiden, nach diesem Prinzip handeln die sogenannten Schattenbanken: Hedge Fonds etwa, aber auch Beteiligungsgesellschaften oder Vermögensverwalter, die keine Banklizenz besitzen. Sie haben nach der Krise vielen Banken-Geschäfte, Kredite etwa mit hohem Ausfallrisiko abgenommen. Das größere Risiko können sie mit der Aussicht auf höhere Gewinne eher eingehen, weil sie nicht vom Gesetzgeber reguliert sind, also auch weniger Kosten zu tragen haben. Diese Schattenbanken seien zwar nicht nur "böse", warnt BaFin-Chef Felix Hufeld vor deren Verteufelung, er sagt aber auch:
    "Wir müssen uns anschauen, ob und inwieweit dieser Sektor ausreichend reguliert ist. Und wir müssen prüfen, ob wir die großen Player einer verschärften oder zusätzlichen Regulierung unterziehen sollten."
    Vermehrt schauen auch ausländische Konkurrenten wie etwa die spanische Santander, die französische BNP Paribas oder die HSBC mit Sitz in London auf den deutschen Markt. Der Grund: Die Wirtschaft ist stark, die Rahmenbedingungen stabil. Die Konkurrenz zwingt Deutschland aber auch immer mehr ihre Art des Bankgeschäfts auf.
    Der Ökonom Max Otte ist nicht sicher, ob unter diesen Bedingungen die deutsche Bankenwelt noch lange konkurrenzfähig bleiben kann:
    "Wenn das so weitergeht, hat Deutschland in zehn Jahren keine wirklich international konkurrenz- und wettbewerbsfähige Bank mehr. Wir sind auch im elektronischen Bezahlsystem und Bezahlwesen nicht wirklich vorne. Es ist höchste Zeit, dass sich hier die Politik dieser Sache bewusst wird und dass wir versuchen, diese Tendenzen herumzudrehen, sodass wir auch in zehn Jahren noch ein vernünftiges Bankwesen haben."
    Nicht nur auf die Deutsche Bank kommen also schwere Zeiten zu.