Welteke: Schön guten Morgen.
DLF: Herr Welteke, wird der Euro so stabil wie die D-Mark?
Welteke: Also, man kann das natürlich nicht vorhersagen und garantieren, denn wir schauen in die Zukunft und das ist immer mit Unsicherheiten verhaftet. Aber die Voraussetzungen dafür, daß der Euro so stabil wird wie wir die D-Mark erlebt haben, sind relativ gut. Das hängt mit den Statuten für die Europäische Zentralbank zusammen, das hängt mit der garantierten Unabhängigkeit für die Zentralbankratsmitglieder der Europäischen Zentralbank zusammen, das hängt aber auch damit zusammen, daß wir schon in den letzten Jahren einen Prozeß in Europa erlebt haben, der zu großer Preisstabilität geführt hat.
DLF: Herr Welteke, 98 war ein Jahr gewaltiger Finanzturbolenzen. Asien, Japan, Rußland - die Spekulanten trieben ihr Unwesen. Nicht unerhebliche Risiken auch für den Euro?
Welteke: Man hat in den Turbolenzen, die auf den Finanzmärkten ihren Ausgangspunkt von den Tigerstaaten in Ostasien nahmen, dann Südamerika befallen haben und Rußland befallen haben, schon feststellen können, daß der Euro eine Zone der Stabilität ist. Keine der 11 Mitgliedswährungen ist in den vergangenen Monaten unter Druck geraten. Und das ist sicher schon - für sich genommen - ein Erfolg der Bemühungen, zu einer gemeinsamen europäischen Währung zu kommen.
DLF: Nichts spricht dafür derzeit, daß die Menschen die Europäische Zentralbank als Anwalt ihrer Interessen wahrnehmen im gleichen Masse wie die Bundesbank. Was muß da geschehen?
Welteke: Nun, die neue geldpolitische Instanz - supranational auf europäischer Ebene verankert - muß sich ihre Glaubwürdigkeit erst erwerben, und sie muß das Vertrauen, das die nationalen Notenbanken heute genießen, insbesondere die Deutsche Bundesbank, auf sich übertragen können. Und dazu bedarf es größtmöglicher Transparenz ihrer Entscheidungen. Und dafür wird heute schon gearbeitet.
DLF: Das war ja bei der Bundesbank nicht immer der Fall, daß der Öffentlichkeit Entscheidungen ganz transparent gemacht wurden. Was muß anders sein bei der Europäischen Zentralbank?
Welteke: Ja, die Deutsche Bundesbank, das ist ein Mythos, daß das nicht transparent gewesen wäre. Denn die 17 Mitglieder des Zentralbankrates der Deutschen Bundesbank, die haben in Vorträgen, in Pressekonferenzen, in Gesprächen schon immer erklärt, wie die Deutsche Bundesbank ihre Politik anlegt. Aber das ist nicht außerhalb des engeren Kreises derer, die sich für geldpolitische Fragen interessieren, nicht bewußt geworden.
DLF: Die breite Mehrheit muß drei Jahre warten, bevor der Euro wirklich als bare Münze sich in ihren Händen findet. Ist die Frist nicht zu lang?
Welteke: Ja, viele von uns, die mit Geldpolitik zu tun haben, bedauern das, daß die Zeiträume so lang gewählt worden sind. Aber einerseits ist es ein gemächlicher Anpassungsprozeß. Man kann sich an die neue Währung gewöhnen. Und andererseits wird von den Technikern behauptet, daß man so lange braucht, um die notwendigen Geldscheine und Münzen zu produzieren und den Umstellungsprozeß reibungslos garantieren zu können. Ich hätte - und viele andere hätten das auch - gerne gesehen, wenn dieser Zeitraum verkürzt worden wäre. Aber irgendwie muß man den Zeitraum ja vorher festlegen, um bestimmte Abläufe sicher gestalten zu können.
DLF: Die Umfragen sagen aus: Die Deutschen sind ohne Leidenschaft für den Euro. Die Mehrheit lehnt die Abschaffung der D-Mark sogar ab. Wie schafft man ein positiveres Klima?
Welteke: Ich glaube, in wenigen Tagen - also übermorgen - werden die meisten Menschen feststellen, daß es für sie gar nichts wesentliches verändert hat, weil sie weiterhin D-Mark als Bargeld in den Händen haben. Aber sie werden auf ihren Kontoauszügen eine zweite Spalte finden, auf der der jeweilige Euro-Betrag ausgewiesen ist. Sie werden in vielen Gaststätten und in vielen Betrieben ständig zunehmend ihre Rechnungen, ihre Zahlungen, doppelt ausgewiesen bekommen ...
DLF: ... das muß ja nicht zur Euphorie führen, im Gegenteil ...
Welteke: ... nein, zur Euphorie führt das sicherlich in Deutschland sowieso nicht, weil wir andere Erfahrungen haben als die Bürger in anderen Ländern. Wir haben zweimal eine Inflation erlebt mit dem Verlust sämtlicher Geldwerte in Deutschland in diesem Jahrhundert. Und das tragen wir in unserem Bewußtsein natürlich mit. Und nach 1948 hat die Erfolgsgeschichte der D-Mark auch zur Stabilität unseres gesamten gesellschaftlichen Systems beigetragen. Von daher tun wir uns besonders schwer, unsere nationale Währung einzutauschen in eine supranationale. Das ist durchaus verständlich, und es hat auch nicht sehr viel Aufklärung gegeben, warum eigentlich der Euro eingeführt wird und worin seine ökonomischen Vorteile liegen.
DLF: Wird der Euro denn die Probleme Deutschlands lösen?
Welteke: Nein, der Euro ist kein Instrument zur Abschaffung der Arbeitslosigkeit, und das ist ja unser drängendes Problem. Er wird langfristig zu mehr wirtschaftlichem Wachstum - und damit auch zu mehr Arbeitsplätzen - führen, aber kurzfristig liegen die Probleme der Arbeitslosigkeit in anderen Bereichen.
DLF: Oskar Lafontaine hatte unlängst gefordert, mit Zinssenkung die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen. Er hat sich da auch in die Angelegenheiten der Bundesbank eingemischt. Geht das auch mit der Europäischen Zentralbank?
Welteke: Das wird sicherlich schwerfallen, aber die Notenbanken tun nicht das, was sie für richtig halten, weil andere dasselbe auch für richtig halten, sondern sie tun es in ihrer eigenen Unabhängigkeit. Und politischer Druck wird keine Konsequenzen für die Notenbankpolitik haben. Wir haben jetzt in Europa in den 11 Mitgliedstaaten der Europäischen Union im Laufe dieses Jahres einen Zinsrückgang von 1 Prozent - also von etwas über 4 auf 3 Prozent - erlebt, und wir werden jetzt sehen, ob das auch wirklich zu mehr Wachstum und zu mehr Beschäftigung führt.
DLF: Aber befürworten Sie es denn, die Forderung Lafontaines - Geldpolitik für konjunkturpolitische Ziele einzusetzen?
Welteke: Nein, das ist sicherlich nicht richtig. Aber wenn die Lohnpolitik, wenn die Fiskalpolitik sich geldpolitisch vernünftig verhalten, dann kann auch die Zinspolitik einen Beitrag leisten. Und das war in den letzten Monaten der Fall. Und deshalb haben die 11 Notenbanken ihre Zinssätze für die beginnende Europäische Währungsunion, die sie ja sowieso anpassen mußten, auf nun 3 Prozent vereinbart. Und das - finde ich - ist ein historisch niedriges Zinsniveau. Und nun müssen andere ihren Beitrag leisten.
DLF: Wer hat denn das letzte Wort jetzt in Sachen Euro? Die Politik oder die sogenannten Technokraten, die Regierungschefs oder die Euro-Bänker in Frankfurt?
Welteke: Das ist eine sehr zwiespältige Frage. Die Mitglieder des Zentralbankrates der Europäischen Zentralbank sind von Weisungen unabhängig und es darf sie auch nach dem Maastrichter Vertrag niemand unter Druck setzen. In geldpolitischen Fragen haben sie das letzte Wort.
DLF: Das steht auf dem Papier, aber?
Welteke: Das steht auf dem Papier, und ihre Ausgestaltung, die Verträge, die die kriegen, ihre Unabhängigkeit wird das auch in der Realität garantieren, daß dem so ist.
DLF: Das heißt, Herr Deusenberg wird der mächtigste Mensch in der Europäischen Union sein?
Welteke: Wenn man es geldpolitisch betrachtet, ist das sicherlich richtig. Aber Geld ist ja nicht alles.
DLF: Bundesbankpräsident Hans Tietmeyer tritt im August 99 ab. Sie werden als ein aussichtsreicher Nachfolger gehandelt. Würden Sie das Amt annehmen?
Welteke: Wissen Sie, zu Spekulationen und Gerüchten werde ich doch in einer Rundfunksendung nicht Stellung nehmen.
DLF: Das, was Oskar Lafontaine getan hat, war ja mehr als eine Spekulation. Er hat ja de facto die Diskussion gesucht mit der Bundesbank. Was sagen Sie denn zur Art und Weise dieser Einmischung, unabhängig von dem, was Sie möglicherweise sein werden in Zukunft?
Welteke: Da hat mir nicht jedes Wort gefallen und ich fand auch nicht jedes Wort richtig. Aber die Geldpolitik ist natürlich nicht abgehoben von den übrigen Politikbereichen. Und in der Vergangenheit hat es auf der politischen Seite vielleicht auch an einem Counterpart in geldpolitischen Fragen gefehlt, und deshalb hat das, was Oskar Lafontaine angestoßen hat, etwas hohe Wellen geschlagen bei uns in der Bundesrepublik. In anderen Ländern ist das üblich, daß über geldpolitische Fragen breit diskutiert wird.
DLF: Herr Welteke, sind Sie ein Anhänger der nachfrageorientierten Wirtschaftspolitik?
Welteke: Wenn ich jetzt mit ja oder nein antworten würde, wäre das falsch. Man müßte sich da sehr differenziert dazu auslassen. Es ist jedenfalls so, daß wir in der Bundesrepublik Binnennachfrage brauchen, um die Konjunktur zu stabilisieren. Aber wie man das nun hinkriegt, das ist dann ein weites Feld, das man diskutieren müßte.
DLF: Herr Welteke, wird der Euro so stabil wie die D-Mark?
Welteke: Also, man kann das natürlich nicht vorhersagen und garantieren, denn wir schauen in die Zukunft und das ist immer mit Unsicherheiten verhaftet. Aber die Voraussetzungen dafür, daß der Euro so stabil wird wie wir die D-Mark erlebt haben, sind relativ gut. Das hängt mit den Statuten für die Europäische Zentralbank zusammen, das hängt mit der garantierten Unabhängigkeit für die Zentralbankratsmitglieder der Europäischen Zentralbank zusammen, das hängt aber auch damit zusammen, daß wir schon in den letzten Jahren einen Prozeß in Europa erlebt haben, der zu großer Preisstabilität geführt hat.
DLF: Herr Welteke, 98 war ein Jahr gewaltiger Finanzturbolenzen. Asien, Japan, Rußland - die Spekulanten trieben ihr Unwesen. Nicht unerhebliche Risiken auch für den Euro?
Welteke: Man hat in den Turbolenzen, die auf den Finanzmärkten ihren Ausgangspunkt von den Tigerstaaten in Ostasien nahmen, dann Südamerika befallen haben und Rußland befallen haben, schon feststellen können, daß der Euro eine Zone der Stabilität ist. Keine der 11 Mitgliedswährungen ist in den vergangenen Monaten unter Druck geraten. Und das ist sicher schon - für sich genommen - ein Erfolg der Bemühungen, zu einer gemeinsamen europäischen Währung zu kommen.
DLF: Nichts spricht dafür derzeit, daß die Menschen die Europäische Zentralbank als Anwalt ihrer Interessen wahrnehmen im gleichen Masse wie die Bundesbank. Was muß da geschehen?
Welteke: Nun, die neue geldpolitische Instanz - supranational auf europäischer Ebene verankert - muß sich ihre Glaubwürdigkeit erst erwerben, und sie muß das Vertrauen, das die nationalen Notenbanken heute genießen, insbesondere die Deutsche Bundesbank, auf sich übertragen können. Und dazu bedarf es größtmöglicher Transparenz ihrer Entscheidungen. Und dafür wird heute schon gearbeitet.
DLF: Das war ja bei der Bundesbank nicht immer der Fall, daß der Öffentlichkeit Entscheidungen ganz transparent gemacht wurden. Was muß anders sein bei der Europäischen Zentralbank?
Welteke: Ja, die Deutsche Bundesbank, das ist ein Mythos, daß das nicht transparent gewesen wäre. Denn die 17 Mitglieder des Zentralbankrates der Deutschen Bundesbank, die haben in Vorträgen, in Pressekonferenzen, in Gesprächen schon immer erklärt, wie die Deutsche Bundesbank ihre Politik anlegt. Aber das ist nicht außerhalb des engeren Kreises derer, die sich für geldpolitische Fragen interessieren, nicht bewußt geworden.
DLF: Die breite Mehrheit muß drei Jahre warten, bevor der Euro wirklich als bare Münze sich in ihren Händen findet. Ist die Frist nicht zu lang?
Welteke: Ja, viele von uns, die mit Geldpolitik zu tun haben, bedauern das, daß die Zeiträume so lang gewählt worden sind. Aber einerseits ist es ein gemächlicher Anpassungsprozeß. Man kann sich an die neue Währung gewöhnen. Und andererseits wird von den Technikern behauptet, daß man so lange braucht, um die notwendigen Geldscheine und Münzen zu produzieren und den Umstellungsprozeß reibungslos garantieren zu können. Ich hätte - und viele andere hätten das auch - gerne gesehen, wenn dieser Zeitraum verkürzt worden wäre. Aber irgendwie muß man den Zeitraum ja vorher festlegen, um bestimmte Abläufe sicher gestalten zu können.
DLF: Die Umfragen sagen aus: Die Deutschen sind ohne Leidenschaft für den Euro. Die Mehrheit lehnt die Abschaffung der D-Mark sogar ab. Wie schafft man ein positiveres Klima?
Welteke: Ich glaube, in wenigen Tagen - also übermorgen - werden die meisten Menschen feststellen, daß es für sie gar nichts wesentliches verändert hat, weil sie weiterhin D-Mark als Bargeld in den Händen haben. Aber sie werden auf ihren Kontoauszügen eine zweite Spalte finden, auf der der jeweilige Euro-Betrag ausgewiesen ist. Sie werden in vielen Gaststätten und in vielen Betrieben ständig zunehmend ihre Rechnungen, ihre Zahlungen, doppelt ausgewiesen bekommen ...
DLF: ... das muß ja nicht zur Euphorie führen, im Gegenteil ...
Welteke: ... nein, zur Euphorie führt das sicherlich in Deutschland sowieso nicht, weil wir andere Erfahrungen haben als die Bürger in anderen Ländern. Wir haben zweimal eine Inflation erlebt mit dem Verlust sämtlicher Geldwerte in Deutschland in diesem Jahrhundert. Und das tragen wir in unserem Bewußtsein natürlich mit. Und nach 1948 hat die Erfolgsgeschichte der D-Mark auch zur Stabilität unseres gesamten gesellschaftlichen Systems beigetragen. Von daher tun wir uns besonders schwer, unsere nationale Währung einzutauschen in eine supranationale. Das ist durchaus verständlich, und es hat auch nicht sehr viel Aufklärung gegeben, warum eigentlich der Euro eingeführt wird und worin seine ökonomischen Vorteile liegen.
DLF: Wird der Euro denn die Probleme Deutschlands lösen?
Welteke: Nein, der Euro ist kein Instrument zur Abschaffung der Arbeitslosigkeit, und das ist ja unser drängendes Problem. Er wird langfristig zu mehr wirtschaftlichem Wachstum - und damit auch zu mehr Arbeitsplätzen - führen, aber kurzfristig liegen die Probleme der Arbeitslosigkeit in anderen Bereichen.
DLF: Oskar Lafontaine hatte unlängst gefordert, mit Zinssenkung die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen. Er hat sich da auch in die Angelegenheiten der Bundesbank eingemischt. Geht das auch mit der Europäischen Zentralbank?
Welteke: Das wird sicherlich schwerfallen, aber die Notenbanken tun nicht das, was sie für richtig halten, weil andere dasselbe auch für richtig halten, sondern sie tun es in ihrer eigenen Unabhängigkeit. Und politischer Druck wird keine Konsequenzen für die Notenbankpolitik haben. Wir haben jetzt in Europa in den 11 Mitgliedstaaten der Europäischen Union im Laufe dieses Jahres einen Zinsrückgang von 1 Prozent - also von etwas über 4 auf 3 Prozent - erlebt, und wir werden jetzt sehen, ob das auch wirklich zu mehr Wachstum und zu mehr Beschäftigung führt.
DLF: Aber befürworten Sie es denn, die Forderung Lafontaines - Geldpolitik für konjunkturpolitische Ziele einzusetzen?
Welteke: Nein, das ist sicherlich nicht richtig. Aber wenn die Lohnpolitik, wenn die Fiskalpolitik sich geldpolitisch vernünftig verhalten, dann kann auch die Zinspolitik einen Beitrag leisten. Und das war in den letzten Monaten der Fall. Und deshalb haben die 11 Notenbanken ihre Zinssätze für die beginnende Europäische Währungsunion, die sie ja sowieso anpassen mußten, auf nun 3 Prozent vereinbart. Und das - finde ich - ist ein historisch niedriges Zinsniveau. Und nun müssen andere ihren Beitrag leisten.
DLF: Wer hat denn das letzte Wort jetzt in Sachen Euro? Die Politik oder die sogenannten Technokraten, die Regierungschefs oder die Euro-Bänker in Frankfurt?
Welteke: Das ist eine sehr zwiespältige Frage. Die Mitglieder des Zentralbankrates der Europäischen Zentralbank sind von Weisungen unabhängig und es darf sie auch nach dem Maastrichter Vertrag niemand unter Druck setzen. In geldpolitischen Fragen haben sie das letzte Wort.
DLF: Das steht auf dem Papier, aber?
Welteke: Das steht auf dem Papier, und ihre Ausgestaltung, die Verträge, die die kriegen, ihre Unabhängigkeit wird das auch in der Realität garantieren, daß dem so ist.
DLF: Das heißt, Herr Deusenberg wird der mächtigste Mensch in der Europäischen Union sein?
Welteke: Wenn man es geldpolitisch betrachtet, ist das sicherlich richtig. Aber Geld ist ja nicht alles.
DLF: Bundesbankpräsident Hans Tietmeyer tritt im August 99 ab. Sie werden als ein aussichtsreicher Nachfolger gehandelt. Würden Sie das Amt annehmen?
Welteke: Wissen Sie, zu Spekulationen und Gerüchten werde ich doch in einer Rundfunksendung nicht Stellung nehmen.
DLF: Das, was Oskar Lafontaine getan hat, war ja mehr als eine Spekulation. Er hat ja de facto die Diskussion gesucht mit der Bundesbank. Was sagen Sie denn zur Art und Weise dieser Einmischung, unabhängig von dem, was Sie möglicherweise sein werden in Zukunft?
Welteke: Da hat mir nicht jedes Wort gefallen und ich fand auch nicht jedes Wort richtig. Aber die Geldpolitik ist natürlich nicht abgehoben von den übrigen Politikbereichen. Und in der Vergangenheit hat es auf der politischen Seite vielleicht auch an einem Counterpart in geldpolitischen Fragen gefehlt, und deshalb hat das, was Oskar Lafontaine angestoßen hat, etwas hohe Wellen geschlagen bei uns in der Bundesrepublik. In anderen Ländern ist das üblich, daß über geldpolitische Fragen breit diskutiert wird.
DLF: Herr Welteke, sind Sie ein Anhänger der nachfrageorientierten Wirtschaftspolitik?
Welteke: Wenn ich jetzt mit ja oder nein antworten würde, wäre das falsch. Man müßte sich da sehr differenziert dazu auslassen. Es ist jedenfalls so, daß wir in der Bundesrepublik Binnennachfrage brauchen, um die Konjunktur zu stabilisieren. Aber wie man das nun hinkriegt, das ist dann ein weites Feld, das man diskutieren müßte.