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Die Erzieherin der Studenten-Kinder

Wer mit Kind studieren will, der braucht eine gute und flexible Betreuung. In die Kindertagesstätte des Dresdner Studentenwerks kommen rund 170 Kinder. Im Vergleich zu anderen KiTas läuft hier einiges anders: In den Semesterferien geht es ruhiger zu und die Kleinen stehen auch schon mal erst kurz vor dem Mittagessen in der Tür.

Von Hanno Griess | 23.10.2007
    Im sonnendurchfluteten Flachbau der Kindertagesstätte des Dresdner Studentenwerks ist es morgens um 9 noch relativ ruhig. Es sei ja schließlich auch erst Anfang Oktober, meint die fröhliche Frau mit den knallroten Haaren, die Erzieherin Silvia Borsdorf:

    "Alle Kinder finden sich jetzt wieder ein, und die Gruppen sind sehr gut gefüllt. Hier haben gerade mal 9 Kinder im Raum, wenn dann 18 da sind, ist der Lärmpegel enorm höher, bis Dezember ist der Ansturm groß."

    Zwischen einem und drei Jahren sind die Knirpse in ihrer Gruppe, die sie mit ihren zwei Kolleginnen betreut. Die Frage, ob sie - außer an ihren jungen Jahren - merke, dass die Eltern Studierende sind, verursacht erst mal Heiterkeit:

    "Merken wir, dass Kinder entweder zeitig vor Tür stehen oder wie Plan das zulässt, inzwischen kein Problem mehr weil gelernt haben, Schlafenszeit nicht, Fixpunkte einhalten, aber restlicher Tag so dass Eltern immer kommen können, hatten auch schon dass Kinder nur nachm. 2 Stunden zum Spielen kommen."

    Im Garten hinterm dem Haus steht Erzieherin Anett Roscher und sieht einer vorbeiziehenden Kinder-Karawane auf ihren BobbyCars nach. Ja, die Flexibilität, sagt sie, ganz so problemlos empfindet sie die nicht:

    "Wenn Kinder halb 11 in Tür stehen und ihr Kind bis um 9 geschlafen hat, dann finden wir das nicht so gut, weil Mittags müssen dann ja auch ins Bett, wir entscheiden uns immer für die Mehrzahl der Kinder."

    Was allerdings die Zusammenarbeit mit den Eltern betrifft, da habe die Kita des Studentenwerks aber auch viele Vorteile. Die 41-jährige zieht dazu den Vergleich zu einer städtischen Einrichtung, in der sie früher gearbeitet hat:

    "Eigentlich sind Studenteneltern auch lockerer, wie Kumpel gehen sie mit uns um, das ist sehr angenehm, und wir wollen auch ein freundschaftliches Verhältnis
    Und der zweite große Unterschied zu vielen normalen Kitas ist, dass die Eltern hochinteressiert seien an den Erziehungsstandards der Einrichtung, "

    ergänzt Silvia Borsdorf:

    " Man kann auch mit ihnen gut ins Gespräch kommen, sie haben zwar klare Vorstellungen, was sie möchten, aber sie wollen wissen, was wir für Vorstellungen haben über Kindererziehung, wie wir hier mit Erziehungsproblemen umgehen, und sind dort auch Ratgeber für die Eltern."

    Einig sind sich die beiden Erzieherinnen darin, dass ihnen die Kinder oft zu schnell wieder verloren gehen. Wenn zum Beispiel Mutter oder Vater die Uni wechselt. Die Fluktuation der Kinder innerhalb der Gruppen sei einfach extrem hoch, meint Anett Roscher:

    "Ist eigentlich ne ständige Eingewöhnungszeit, gibt auch Zeit wo Kinder nach halbem Jahr schon weg sind, ist eigentlich schade aber in Studenteneinrichtung ist das nun mal so."

    Dennoch, die praktischen Vorteile überwiegen für Studierende wie für die Kita-Besatzung. Mit ihren 170 Kindern liegt sie in unmittelbarer Campus-Nähe, in einem Wohngebiet, direkt neben einem großen Park. Der nächste Hörsaal ist von dort auch locker zu Fuß zu erreichen.