Stefan Heinlein: Der olympische Spießroutenlauf von London und Paris wurde in San Francisco zum Katz- und Mausspiel mit den Demonstranten. Immer lauter wird deshalb von vielen Seiten die Frage nach dem Sinn der gigantischen Show- und Werbeveranstaltung gestellt. Die Antwort des IOC ist mittlerweile klar - kein Abbruch des Fackellaufes. Die Weltreise der Flamme nach Peking wird fortgesetzt. Erst nach dem Ende der Spiele soll über künftige Änderungen entschieden werden. Schon jetzt allerdings verlangen die Athleten von den Sportfunktionären klare Richtlinien über die Möglichkeit der politischen Meinungsäußerungen während der Spiele. In der chinesischen Hauptstadt tagen in dieser Woche die olympischen Sportfunktionäre.
Ich habe vor dieser Sendung mit dem Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes Michael Vesper gesprochen und ihn gefragt, ob die Entscheidung des IOC zur Fortsetzung des Fackellaufes eine kluge Entscheidung ist.
Michael Vesper: Die Fackel ist ja nicht das Symbol für Menschenrechtsverletzungen in China, als dass sie jetzt teilweise missinterpretiert wird. Sondern die Fackel ist das Symbol für die olympische Idee. Und diese olympische Idee hängt sehr eng zusammen mit den Menschenrechten, mit Friedfertigkeit, mit Dialog und Verständigung. Und deswegen ist es richtig nach meiner Meinung, den Fackellauf fortzusetzen. Jedenfalls hat das IOC das gestern so entschieden.
Heinlein: Aber der Fackellauf ist doch auch eine gigantische Show- und Werbeveranstaltung, die sich die chinesische Propaganda zunutze machen will?
Vesper: Man kann darüber streiten, ob es ein Fackellauf geben muss, der 137.000 Kilometer rund um die Welt und das, glaube ich, mehrmals vonstatten geht. Traditionell war der Fackellauf ja gedacht als ein Lauf, der das olympische Feuer, das in Olympia entzündet wird, zum jeweiligen Austragungsort der Olympischen Spiele bringen sollte. Und vielleicht sollte man sich dieser Idee wieder annähern.
Heinlein: Könnte es sein, dass man nach den Olympischen Sommerspielen in Peking zu dieser Entscheidung dann kommt?
Vesper: Das muss die IOC-Exekutive entscheiden. Eine Entscheidung wird aber sicherlich dann erst in einiger Zeit, wenn die Frage ansteht, fallen. In Kanada ist ja auch ein solcher Lauf, wie er jetzt durchgeführt wird, nicht geplant zu den nächsten Winterspielen, die in Vancouver stattfinden.
Heinlein: Welche Folgen hätte denn eine Absage des Fackellaufes gehabt?
Vesper: Das wäre aus Sicht des IOC ein Einknicken vor der Gewalt gewesen. Und das wollte man nicht.
Heinlein: Auch aus Ihrer Sicht?
Vesper: Aus meiner Sicht, ich hab ja eben gesagt, ob es so glücklich war, den Fackellauf von vornherein so zu konzipieren, kann man durchaus fragen. Aber ich denke, es ist legitim. Und die Fackel ist eben, um es noch mal zu sagen, das Symbol für eine gute Idee.
Heinlein: Aber ein Ritual, das erst 1936 von den Nazis erfunden wurde?
Vesper: Das ist richtig. Aber es ist seither nicht infrage gestellt worden, sondern es ist ein traditioneller Auftakt der Olympischen Spiele, auch 1972 in München, auch 2000 in Sydney. Und ich sag ja, man muss angesichts der Vorkommnisse, die wir jetzt erleben mussten, sicherlich über die Zukunft nachdenken. Aber es ist ja nachgerade paradox, dass ein Symbol der Gewaltlosigkeit mit Gewalt verhindert wird.
Heinlein: Herr Vesper, IOC-Präsident Jacques Rogge sprach jetzt erstmals offen in Peking von einer Krise. Dennoch scheut er ja klare Worte an die Adresse der chinesischen Führung. Ist denn diese Mischung, die Jacques Rogge praktiziert, diese Mischung aus stiller Diplomatie und offener Anpassung, die richtige Strategie aus Ihrer Sicht?
Vesper: Stille Diplomatie ist wichtig im Umgang mit den Chinesen. Wenn Sie damit meinen, die Kritikpunkte in internen Gesprächen anzusprechen. Das halte ich für richtig, und nach meiner Überzeugung wirkt das auch. Ich denke, was wir gestern erlebt haben, hier in Peking, war doch ein positives Zeichen. Und ich glaube auch, mit einigem Stolz sagen zu können, dass das zum Teil eben auch durch den DOSB mit ausgelöst worden ist, dass die 205 Nationalen Olympischen Komitees erklärt haben, dass sie den mündigen Athleten, die mündige Athletin wollen, dass sie freie Meinungsäußerungen auch zu Fragen der Menschenrechte wollen, dass sie Freiräume dafür schaffen wollen. Und ein mündiger Athlet kann sich ja nur dann bei Olympischen Spielen äußern, wenn er auch teilnimmt. Und deswegen ist damit, glaube ich, auch die Frage erledigt, ob man nun die Olympischen Spiele boykottieren soll oder nicht.
Heinlein: Über den mündigen Athleten, Herr Vesper, müssen wir gleich noch reden. Zunächst einmal die Frage, aus der Abschlussresolution des Olympia-Komitees wurde ja das Reizwort Tibet schlicht gestrichen. Wie bewerten Sie denn diese Geste vorauseilender Duckmäuserei des IOC, so hat es zumindest der CDU-Außenpolitiker Polenz benannt?
Vesper: Das Verfahren nun kurz vor Schluss die Resolution, die am Vortag verabschiedet worden war, noch einmal zu verändern, die hat ganz sicherlich nicht meinen demokratischen Vorstellungen entsprochen. Das war sicherlich grenzwertig. In der Sache ist dadurch eigentlich nicht viel geändert worden. Denn jeder weiß, dass es um Tibet geht. Und durch die neue Formulierung ist die Aussage von ANOC (Vereinigung der Nationalen Olympischen Komitees, Anm. d. Red.)) sogar noch ein Stück weit ausgeweitet worden, indem gesagt wurde, es geht nicht nur um den inneren Konflikt um Tibet, sondern es geht um alle inneren Konflikte in China. Und es geht ja weiß Gott nicht nur um Tibet, sondern es geht auch um andere Menschenrechtsverletzungen in China, außerhalb von Tibet.
Heinlein: Herr Vesper, reden wir über den mündigen Athleten. Sie sind in Peking künftig Chef de Mission der Deutschen Olympiamannschaft. Was darf denn der mündige Athlet und was nicht? Können Sie uns da Beispiele nennen?
Vesper: Er kann seine Meinung, seine politische Meinung zu den Menschenrechtsverletzungen äußern, wenn er das denn will, und er kann das ganz sicherlich auch während der Olympischen Spiele tun, allerdings nicht an den Olympischen Wettkampfstätten, weil das IOC nicht will, dass die Arena, in der der sportliche Wettbewerb stattfindet, nun zu einem Marktplatz des Austausches von politischen Meinungen wird. Aber es gibt genügend Gelegenheit für die Athleten, sich zu äußern, auf Pressekonferenzen beispielsweise oder auch in Interviews oder auch auf andere Art und Weise.
Heinlein: Aber viele Sportler fühlen sich ja zurzeit allein gelassen, so hat etwa Peter Danckert, der Vorsitzende des Deutschen Sportausschusses beklagt. Auch der Deutsche Leichtathletikverband fordert klare Richtlinien, was möglich ist und was nicht.
Vesper: Nein, die Athleten werden auf gar keinen Fall allein gelassen, sondern wir werden das in der Mannschaft alles sehr genau besprechen. Und insofern hat ja diese Tagung in Peking auch einen Fortschritt gebracht. Denn es wird jetzt Guidelines des IOC geben, die diese Regel 51.3 der IOC-Charta, der Olympischen Charta, verdeutlichen sollen. Und diese Regel ist ja nicht erst gestern oder auch nicht vorgestern in die Charta aufgenommen worden, sondern vor fast 50 Jahren, einfach um den sportlichen Wettkampf nicht in den Hintergrund zu drängen, hinter politischen Demonstrationen. Und das soll auch so bleiben. Aber dennoch wird es die Möglichkeit zur politischen Meinungsäußerung geben.
Heinlein: Werden denn diese Richtlinien, die noch aufzustellen sind durch das IOC bindend sein für die deutschen Athleten, oder wird der Deutsche Olympische Sportbund dies weiterinterpretieren möglicherweise.
Vesper: Alle Athleten, die an den Olympischen Spielen teilnehmen, sind an die Charta gebunden. Und die Guidelines interpretieren diese Charta aus Sicht des IOC. Sie werden aber nicht jetzt einen Katalog von erlaubten und nicht erlaubten Maßnahmen enthalten, sondern sie werden einen Rahmen setzen. Und diesen Rahmen wird der DOSB und werden die anderen Nationalen Olympischen Komitees dann entsprechend füllen.
Heinlein: Aber als ehemaligem Grünen-Politiker muss sich doch der Magen umdrehen, wenn erwachsenen Menschen die politischen Meinungsäußerungen gerade in Sachen Menschenrechte beschränkt wird?
Vesper: Mir dreht sich gelegentlich der Magen um, wenn von mir Regieanweisungen, Handlungsanleitungen und so etwas verlangt werden. Das kann man durchaus in beide Richtungen sehen. Ich habe von Anfang an gesagt, es gibt bei uns keinen Maulkorb. Jeder Athlet kann sich äußern, und wir haben von Anfang an gesagt, dass wir die Menschenrechtsfragen in unsere Vorbereitungen mit einbeziehen. Die Athleten werden Informationsmaterial bekommen. Unsere Teilmannschaftsleiter werden Informationen aus erster Hand bekommen von Amnesty International, von Human Rights Watch. Wir stellen uns diesem Thema, wir nehmen dieses Thema sehr ernst und beziehen es in die Vorbereitungen ein. Und es gibt überhaupt keinen Grund zu sagen, dass unsere Athleten nun daran gehindert würden, ihre Meinung zu sagen. Das ist nicht der Fall, und das wird auch nicht der Fall sein, sondern sie sind völlig frei darin, ihre Meinung dazu zum Ausdruck zu bringen.
Heinlein: Im Deutschlandfunk der Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes DOSB, Michael Vesper. Wir haben das Gespräch in Peking vor dieser Sendung aufgezeichnet.
Ich habe vor dieser Sendung mit dem Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes Michael Vesper gesprochen und ihn gefragt, ob die Entscheidung des IOC zur Fortsetzung des Fackellaufes eine kluge Entscheidung ist.
Michael Vesper: Die Fackel ist ja nicht das Symbol für Menschenrechtsverletzungen in China, als dass sie jetzt teilweise missinterpretiert wird. Sondern die Fackel ist das Symbol für die olympische Idee. Und diese olympische Idee hängt sehr eng zusammen mit den Menschenrechten, mit Friedfertigkeit, mit Dialog und Verständigung. Und deswegen ist es richtig nach meiner Meinung, den Fackellauf fortzusetzen. Jedenfalls hat das IOC das gestern so entschieden.
Heinlein: Aber der Fackellauf ist doch auch eine gigantische Show- und Werbeveranstaltung, die sich die chinesische Propaganda zunutze machen will?
Vesper: Man kann darüber streiten, ob es ein Fackellauf geben muss, der 137.000 Kilometer rund um die Welt und das, glaube ich, mehrmals vonstatten geht. Traditionell war der Fackellauf ja gedacht als ein Lauf, der das olympische Feuer, das in Olympia entzündet wird, zum jeweiligen Austragungsort der Olympischen Spiele bringen sollte. Und vielleicht sollte man sich dieser Idee wieder annähern.
Heinlein: Könnte es sein, dass man nach den Olympischen Sommerspielen in Peking zu dieser Entscheidung dann kommt?
Vesper: Das muss die IOC-Exekutive entscheiden. Eine Entscheidung wird aber sicherlich dann erst in einiger Zeit, wenn die Frage ansteht, fallen. In Kanada ist ja auch ein solcher Lauf, wie er jetzt durchgeführt wird, nicht geplant zu den nächsten Winterspielen, die in Vancouver stattfinden.
Heinlein: Welche Folgen hätte denn eine Absage des Fackellaufes gehabt?
Vesper: Das wäre aus Sicht des IOC ein Einknicken vor der Gewalt gewesen. Und das wollte man nicht.
Heinlein: Auch aus Ihrer Sicht?
Vesper: Aus meiner Sicht, ich hab ja eben gesagt, ob es so glücklich war, den Fackellauf von vornherein so zu konzipieren, kann man durchaus fragen. Aber ich denke, es ist legitim. Und die Fackel ist eben, um es noch mal zu sagen, das Symbol für eine gute Idee.
Heinlein: Aber ein Ritual, das erst 1936 von den Nazis erfunden wurde?
Vesper: Das ist richtig. Aber es ist seither nicht infrage gestellt worden, sondern es ist ein traditioneller Auftakt der Olympischen Spiele, auch 1972 in München, auch 2000 in Sydney. Und ich sag ja, man muss angesichts der Vorkommnisse, die wir jetzt erleben mussten, sicherlich über die Zukunft nachdenken. Aber es ist ja nachgerade paradox, dass ein Symbol der Gewaltlosigkeit mit Gewalt verhindert wird.
Heinlein: Herr Vesper, IOC-Präsident Jacques Rogge sprach jetzt erstmals offen in Peking von einer Krise. Dennoch scheut er ja klare Worte an die Adresse der chinesischen Führung. Ist denn diese Mischung, die Jacques Rogge praktiziert, diese Mischung aus stiller Diplomatie und offener Anpassung, die richtige Strategie aus Ihrer Sicht?
Vesper: Stille Diplomatie ist wichtig im Umgang mit den Chinesen. Wenn Sie damit meinen, die Kritikpunkte in internen Gesprächen anzusprechen. Das halte ich für richtig, und nach meiner Überzeugung wirkt das auch. Ich denke, was wir gestern erlebt haben, hier in Peking, war doch ein positives Zeichen. Und ich glaube auch, mit einigem Stolz sagen zu können, dass das zum Teil eben auch durch den DOSB mit ausgelöst worden ist, dass die 205 Nationalen Olympischen Komitees erklärt haben, dass sie den mündigen Athleten, die mündige Athletin wollen, dass sie freie Meinungsäußerungen auch zu Fragen der Menschenrechte wollen, dass sie Freiräume dafür schaffen wollen. Und ein mündiger Athlet kann sich ja nur dann bei Olympischen Spielen äußern, wenn er auch teilnimmt. Und deswegen ist damit, glaube ich, auch die Frage erledigt, ob man nun die Olympischen Spiele boykottieren soll oder nicht.
Heinlein: Über den mündigen Athleten, Herr Vesper, müssen wir gleich noch reden. Zunächst einmal die Frage, aus der Abschlussresolution des Olympia-Komitees wurde ja das Reizwort Tibet schlicht gestrichen. Wie bewerten Sie denn diese Geste vorauseilender Duckmäuserei des IOC, so hat es zumindest der CDU-Außenpolitiker Polenz benannt?
Vesper: Das Verfahren nun kurz vor Schluss die Resolution, die am Vortag verabschiedet worden war, noch einmal zu verändern, die hat ganz sicherlich nicht meinen demokratischen Vorstellungen entsprochen. Das war sicherlich grenzwertig. In der Sache ist dadurch eigentlich nicht viel geändert worden. Denn jeder weiß, dass es um Tibet geht. Und durch die neue Formulierung ist die Aussage von ANOC (Vereinigung der Nationalen Olympischen Komitees, Anm. d. Red.)) sogar noch ein Stück weit ausgeweitet worden, indem gesagt wurde, es geht nicht nur um den inneren Konflikt um Tibet, sondern es geht um alle inneren Konflikte in China. Und es geht ja weiß Gott nicht nur um Tibet, sondern es geht auch um andere Menschenrechtsverletzungen in China, außerhalb von Tibet.
Heinlein: Herr Vesper, reden wir über den mündigen Athleten. Sie sind in Peking künftig Chef de Mission der Deutschen Olympiamannschaft. Was darf denn der mündige Athlet und was nicht? Können Sie uns da Beispiele nennen?
Vesper: Er kann seine Meinung, seine politische Meinung zu den Menschenrechtsverletzungen äußern, wenn er das denn will, und er kann das ganz sicherlich auch während der Olympischen Spiele tun, allerdings nicht an den Olympischen Wettkampfstätten, weil das IOC nicht will, dass die Arena, in der der sportliche Wettbewerb stattfindet, nun zu einem Marktplatz des Austausches von politischen Meinungen wird. Aber es gibt genügend Gelegenheit für die Athleten, sich zu äußern, auf Pressekonferenzen beispielsweise oder auch in Interviews oder auch auf andere Art und Weise.
Heinlein: Aber viele Sportler fühlen sich ja zurzeit allein gelassen, so hat etwa Peter Danckert, der Vorsitzende des Deutschen Sportausschusses beklagt. Auch der Deutsche Leichtathletikverband fordert klare Richtlinien, was möglich ist und was nicht.
Vesper: Nein, die Athleten werden auf gar keinen Fall allein gelassen, sondern wir werden das in der Mannschaft alles sehr genau besprechen. Und insofern hat ja diese Tagung in Peking auch einen Fortschritt gebracht. Denn es wird jetzt Guidelines des IOC geben, die diese Regel 51.3 der IOC-Charta, der Olympischen Charta, verdeutlichen sollen. Und diese Regel ist ja nicht erst gestern oder auch nicht vorgestern in die Charta aufgenommen worden, sondern vor fast 50 Jahren, einfach um den sportlichen Wettkampf nicht in den Hintergrund zu drängen, hinter politischen Demonstrationen. Und das soll auch so bleiben. Aber dennoch wird es die Möglichkeit zur politischen Meinungsäußerung geben.
Heinlein: Werden denn diese Richtlinien, die noch aufzustellen sind durch das IOC bindend sein für die deutschen Athleten, oder wird der Deutsche Olympische Sportbund dies weiterinterpretieren möglicherweise.
Vesper: Alle Athleten, die an den Olympischen Spielen teilnehmen, sind an die Charta gebunden. Und die Guidelines interpretieren diese Charta aus Sicht des IOC. Sie werden aber nicht jetzt einen Katalog von erlaubten und nicht erlaubten Maßnahmen enthalten, sondern sie werden einen Rahmen setzen. Und diesen Rahmen wird der DOSB und werden die anderen Nationalen Olympischen Komitees dann entsprechend füllen.
Heinlein: Aber als ehemaligem Grünen-Politiker muss sich doch der Magen umdrehen, wenn erwachsenen Menschen die politischen Meinungsäußerungen gerade in Sachen Menschenrechte beschränkt wird?
Vesper: Mir dreht sich gelegentlich der Magen um, wenn von mir Regieanweisungen, Handlungsanleitungen und so etwas verlangt werden. Das kann man durchaus in beide Richtungen sehen. Ich habe von Anfang an gesagt, es gibt bei uns keinen Maulkorb. Jeder Athlet kann sich äußern, und wir haben von Anfang an gesagt, dass wir die Menschenrechtsfragen in unsere Vorbereitungen mit einbeziehen. Die Athleten werden Informationsmaterial bekommen. Unsere Teilmannschaftsleiter werden Informationen aus erster Hand bekommen von Amnesty International, von Human Rights Watch. Wir stellen uns diesem Thema, wir nehmen dieses Thema sehr ernst und beziehen es in die Vorbereitungen ein. Und es gibt überhaupt keinen Grund zu sagen, dass unsere Athleten nun daran gehindert würden, ihre Meinung zu sagen. Das ist nicht der Fall, und das wird auch nicht der Fall sein, sondern sie sind völlig frei darin, ihre Meinung dazu zum Ausdruck zu bringen.
Heinlein: Im Deutschlandfunk der Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes DOSB, Michael Vesper. Wir haben das Gespräch in Peking vor dieser Sendung aufgezeichnet.