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"Die Figuren sind wechselweise Vorbilder"

Heinrich Breloer hat das Genre des Dokudramas in Deutschland bekannt gemacht - ob nun mit "Das Todesspiel" oder "Speer und Er". Besonders gerne beschäftigt sich Heinrich Breloer mit Thomas Mann. In "Die Manns" beleuchtete er die komplizierten Verhältnisse des Schriftstellers und verfilmte auch die "Buddenbrooks".

Von Bebero Lehmann | 15.05.2012
    "Mein Name ist Heinrich Breloer, ich mache Fernsehfilme, Doku-Dramen für das öffentlich-rechtliche Fernsehen, seit 35 Jahren und mein Klassiker heute ist das Buch 'Buddenbrooks' von Thomas Mann."

    "Auf euer Wohl. Auf die Familie.
    Ja."


    "Und das hat alles angefangen, wie so vieles, mit einem Verbot. Das katholische Fräulein in der Prima, Unterprima stand vor unserer Klasse, Ende der Fünfziger, katholisches Internat, und sagte: Thomas Mann, so was lesen wir hier nicht. Das sind abgeschriebene Lexikonartikel."

    "Ja, Papa."

    "Und dann lief zufällig der Kinofilm und ich lernte die Figuren des Romans kennen. Also das Ganze Personal kam mir entgegen und ich merkte,dass bin ja ich selber, denn mein Vater war auch Mehlgroßhändler."

    "Gute Qualität, Herr Konsul.
    Gesunder, trockener Mahlweizen.
    Wie verabredet.
    Und bezahlt.
    Tausend Sack Weizen aus Russland. Über die See, glücklich im Hafen. Mit Gottes Hilfe, lieber Herr Konsul."


    "Und wie das so ist, man lebt ein Leben lang mit dem Roman. Man liest ihn immer wieder und die Figuren sind wechselweise Vorbilder. Ich war mal Hanno, der nicht das Geschäft des Vaters nehmen wollte. Nur ich spielte keine Musik, ich bin ins Kino geflüchtet. In diese Räume und hab mich dort mit Leidenschaft nach einem anderen Leben aufgeladen.

    Ich hab einen Film über Klaus Mann gemacht: 'Treffpunkt im Unendlichen'. Nach dem Studio im Fernsehen. Und ich lernte Golo kennen, Monika. Ich lernte die Familie des Zauberers kennen. Und dann schließlich konnte ich einen Film über das Leben von Thomas Mann machen, einen Spielfilm. Und letztlich die 'Buddenbrooks' verfilmen – mein Traum."

    "Auch du wirst einmal schwer arbeiten müssen, wenn du gut leben willst."

    "Wie hat die Weizenbörse funktioniert? Wie läuft das Geschäft der Buddenbrooks? Das hab ich stärker nach vorne gezogen, um den Untergang der Familie, der zwar aus dem Inneren kommt, aber über die Wirtschaft erzählt wird. Denn es sind so kommunizierende Röhren, die Thomas Mann erzählt, mit dem Verlust der Vitalität der früheren, starken Generation, die noch sechsspännig von Lübeck nach München fuhr, um Korn zu verkaufen. Mit dem Verlust der Vitalität steigt die Sensibilität."

    "Hanno: Das leben ist ein Gefängnis. Schranken überall.
    Kai: So ein quatsch. Du bist frei, für deine Musik. Du wirst ein mal berühmt.
    Hanno: Nein, ich will nicht berühmt werden.
    Kai: Hanno!
    Hanno: Ich will gar nichts."


    "Man kann beobachten, man kann Geschichten erzählen. Bei Christian reicht es gar nicht zum Schauspieler oder zum Schriftsteller. Aber er kann Leute imitieren, dass alle lachen müssen. Und in der letzten Generation ist gar nicht mehr die Kraft da. Ein wunderbarer Pianist, Hanno, aber er will nicht spielen, er will gar nichts. Der Wille ist aus der Familie raus."

    "Tomas: Weißt du noch, bei Hannos Taufe sagtest du: Jetzt beginnt noch einmal eine ganz neue Zeit.
    Toni: Aber du stehst doch glänzend da."


    "Sie wird untergehen und eine neue Familie wird in das Haus einziehen, mit vitalen, neuen Kräften, wie es ein mal anfing."

    Notar: In seinem letzten Willen hat der Verewigte verfügt, dass die Firma Buddenbrook liquidiert wird. Die Barmittel sollen ihnen Frau Senator und ihrem Sohn zufallen. Er hat in Hanno nicht den Erben seiner Firma sehen können.
    Firma Buddenbrook liquidiert.
    Christian, komm!


    ""Verfall einer Familie: Buddenbrooks. Nicht 'Die Buddenbrooks', wie viele sagen. 'Buddenbrooks'."

    "Christian: Endlich ist alles vorbei."