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Die Fröhliche Floridawelle

Deutsches Radio gibt es auf der ganzen Welt. Es fängt an mit 15 Minuten in der Woche in Washington DC und geht bis zu mehreren Stunden am Tag. Gesendet wird in der Regel für deutsche Auswanderer. Meist nur regional, auf Mittelwelle und UKW.

Dietmar Alexy und Hans-Werner Lange | 17.12.2011
    "Hier ist die fröhliche Floridawelle von German Radio auf Mittelwelle, surf 1600. Jeden Sonntagnachmittag, da sind wir von drei bis vier."

    So klingt es, wenn deutsche Immigranten ihre Programme in Amerika, Australien, Afrika, Südamerika oder Europa präsentieren. Deutsches Radio wird von Inhabern von Feinkostläden gemacht, von Einwanderern, die eigentlich hauptberuflich als Verkäufer im Büro oder aber als Arbeiter beschäftigt sind. Daneben aber als Hobbymoderatoren oder auch als Journalisten auf Sendung gehen.

    In San Francisco in den USA ist seit nunmehr 35 Jahren Peter Buhrmann mit seiner Sendung in deutscher Sprache on air. Mit Nachrichten und Sport sowie Meldungen aus der deutschsprachigen Community spult er sein Programm ab - und kommt an. Doch damit nicht genug. Er holt auch deutsche Künstler in die Bay Area - der berühmten Bucht um San Francisco. Es gibt aber auch Wermutstropfen. Seine Einschaltquoten schrumpfen. Dazu Peter Buhrmann:

    "Es wird sehr schwierig, und ich denke oft darüber nach: Ja, man muss sich vielleicht etwas Neues einfallen lassen. Und eventuell müsste man vielleicht die Sendungen etwas mehr auf Englisch dann moderieren, um vielleicht die Hörerzahl aufzufangen, die uns verlässt."

    Darunter hat jedes deutschsprachige Programm weltweit zu leiden.

    "SBS Radio, the many voices of one Australia, broadcasting in German. SBS Radio mit dem deutschsprachigen Programm."

    In Australien gibt es neben rein privaten Sendern ein Modell, das die dortige Regierung fördert. Special Broadcasting Service, kurz SBS, bedient seine Hörer in 68 Sprachen auf Mittelwelle und UKW. Sein Ziel: Die kulturellen Wurzeln der Einwanderer zu erhalten. Nach der letzten großen Migrationswelle in den 60er- und 70er-Jahren des vorherigen Jahrhunderts sind deren Nachfahren nicht mehr von den Inländern zu unterscheiden. Wie ihr Sender seine Journalisten auswählt, schildert Gerda Luch:

    "SBS versucht für die 68 Sprachengruppen – und wir senden ja auf nationaler Basis - soweit möglichst im Muttersprachenland ausgebildete Journalisten zu finden. Das Team hier beim deutschen Sprachprogramm, dem 'German language Programm' sind alles ausgebildete Journalisten von der Schweiz, von Österreich und dann von Deutschland."

    Einen ähnlichen Weg geht in Afrika auch die Namibian Broadcasting Corporation, kurz NBC.
    "Hier ist das deutschsprachige Hörfunkprogramm der NBC. Guten Morgen verehrte Hörerinnen und Hörer. Herzlich willkommen zu unserem Programm."

    Seit Oktober 1979 sendet der eigenständige Rundfunk in Namibia. Die insgesamt zehn gesprochenen Sprachen haben alle ihren eigenen UKW-Kanal seit der Unabhängigkeit Namibias 1990. So auch das deutsche Hörfunkprogramm. Von sechs bis 21 Uhr ist es zu empfangen, vom Hochland bis zur Küste in Swakopmund. Gut informiert und unterhalten sind dadurch etwa 35.000 deutschsprachige Hörer. Vom NBC Windhoek dazu Michaela Jaeger:

    "Man hat sich überlegt, ob man nicht doch den verschiedenen Sprachgruppen hier im Land die Möglichkeit einräumen sollte, einen vollständigen Rundfunk einzurichten. Da fehlte irgendwie Deutsch, Englisch und auch Africaans. Oshiwamboo, Oshiherero und
    Damara, die anderen einheimischen Sprachen, gab es schon. Aber für das deutsche Programm gab es eben nur die Regionalnachrichten, das reichte einfach nicht mehr."

    Bleibt noch Europa. Spanien ist für deutsche Radiomacher natürlich interessant. Viele Produzenten haben sich bei etablierten Sendern eingekauft, um ihre deutschen Programme zu bestimmten Stunden auszustrahlen. Doch das große Geld kann man dort nicht machen.

    Man geht davon aus, dass außerhalb des deutschsprachigen Raumes 150 deutsche Programme informieren. Tendenz abnehmend. Und dann sind da noch die Kurzwellensendungen aus aller Welt mit ihren etwa 35 Programmen in Deutsch. Produziert von Auslandsdiensten, die sich an hiesige Hörer wenden. Doch das ist ein anderes Kapitel.