Haben wir nun einen Währungskrieg oder haben wir den nicht? Das ist eine der Fragen, die in Washington in diesen Tagen immer wieder diskutiert wird. Die Finanzminister der Länder sitzen dort zusammen und fragen natürlich: Was muss sich denn verändern bei den Währungen?
Dass sich etwas verändern muss, ist völlig unumstritten, zum Beispiel die Chinesen stehen da immer wieder im Mittelpunkt. Auch ansonsten gibt es eine Menge Fragen, zum Beispiel nach den Aussichten der Konjunktur. Antworten gibt Dennis Snower, den Präsidenten des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel.
Dennis Snower: Guten Morgen!
Zurheide: Zunächst einmal: Sind wir denn eigentlich wirklich im Währungskrieg, wie das der Chef der Weltbank, wie das gesagt worden ist, oder ist da Strauss-Kahn ein bisschen übers Ziel hinausgeschossen?
Snower: Einen Währungskrieg derzeit haben wir nicht, weil die Währungsinterventionen nicht groß waren und nicht lang. Aber die Gefahr eines Währungskriegs besteht, und daher ist es durchaus am Platz zu warnen.
Zurheide: In der Tat gibt es ja stärkere Auseinandersetzungen, vor allen Dingen zwischen dem asiatischen Raum und den Amerikanern, und wir alle wissen, dass es da natürlich auch wechselseitige Abhängigkeiten gibt. Wie sehen Sie das, werden die Chinesen langsam ihre Währung verändern, so wie es denn eigentlich sein müsste, oder sagen Sie, die werden hart bleiben, weil die wollen exportieren?
Snower: Kurzfristig werden sie hart bleiben, langfristig werden sie ihre Währung ändern, aus einem ganz einfachen Grund: Die chinesische Wirtschaft wird viel schneller wachsen als die westlichen Wirtschaften, und daher wird die Binnenkonjunktur wichtiger werden für China als der Export – mit der Zeit, aber das wird eine längere Zeit dauern. Und bis dann gibt es dann die jetzigen Gefahren.
Zurheide: Auf der anderen Seite: Die Amerikaner möglicherweise werden dann gegen die chinesischen Exporte, die ja in Amerika dann Importe sind und die zu den Ungleichgewichten beitragen, die Amerikaner werden möglicherweise dagegen vorgehen. Werden wir da auch von einem härteren Wirtschaftskrieg hören, ist das Säbelrasseln? Denn eigentlich gehören die beiden Länder ja zusammen. Angesichts der hohen chinesischen Währungsreserven brauchen die Amerikaner die ja auch wieder. Wie sehen Sie das?
Snower: Die Amerikaner brauchen die Chinesen genauso wie umgekehrt. Es besteht eine gegenseitige Abhängigkeit, dennoch glaube ich, dass die größte Gefahr eines Währungskriegs ist, dass es zu Protektionismus führen könnte. Und darauf soll am meisten geachtet werden.
Zurheide: Wie schätzen Sie denn insgesamt die Aussichten für die Weltkonjunktur ein, gerade angesichts ja auch der Währungs-, zumindest -auseinandersetzungen?
Snower: Ich glaube, mittelfristig sehen die Aussichten nicht so gut aus. Die Wachstumsraten, die uns bevorstehen, werden viel niedriger sein als die Wachstumsraten vor der weltwirtschaftlichen Krise, und das wird sich früher oder später auch in den Schwellenländern bemerksam machen.
Zurheide: Jetzt ist ja Deutschland dann ganz besonders als Exportnation davon betroffen, auf der anderen Seite, wir hören gerade hier in der Bundesrepublik auch von internationalen Organisationen getragen ganz erstaunliche Wachstumsraten – ist das so ein bisschen das Pfeifen, bevor es dann nachher wieder schlechter wird, oder wie schätzen Sie das ein?
Snower: Sollte uns nicht besonders wundern. Wir hatten eine sehr arge Krise, und nach einer argen Krise gibt es oft eine rasante Erholung. Deutschland ist sehr abhängig von der Weltkonjunktur, und die hat sich erholt. Aber in diesem Ausnahmemaße wird es nicht weitergehen. Wir müssen unterscheiden zwischen einem zyklischen Aufschwung und einem Trend. Und der Trend ist natürlich viel langsamer als der jetzige Aufschwung.
Zurheide: Das heißt, viele, die jetzt schon wieder Hurra schreien und bei der Staatsverschuldung zum Beispiel glauben, sie könnten das über Wachstum lösen, das wird so nicht sein, oder wie ist da Ihre Prognose?
Snower: Ja, das wird so nicht sein, aus dem ganz einfachen Grund, dass wir mittelfristig langsamer wachsen werden, als wir es kurzfristig getan haben.
Zurheide: Dann gibt es natürlich auf der anderen Seite im Moment schon wieder den einen oder anderen auch überraschende Hinweise des Bundeswirtschaftsministers, dass die Löhne ja ganz kräftig steigen könnten. Sie sind es in der Stahlindustrie, und in der Tat sagen manche voraus, dass zumindest das Binnenwachstum etwas stärker werden wird, nur das wird sich dann ja nicht konservieren lassen, oder?
Snower: Das Binnenwachstum wird ganz bestimmt nicht steigen, weil die Löhne gestiegen sind. Und wenn die Löhne zu viel steigen, dann wird es den Aufschwung gefährden, der sehr labil ist. Wenn die Löhne steigen, dann steigen die Einkommen derjenigen, die beschäftigt sind, aber die Beschäftigungsrate wird fallen. Und daher glaube ich, sollte man die Binnennachfrage nicht mit dem Lohnanstieg in Verbindung bringen.
Zurheide: Kennt Herr Brüderle die Zusammenhänge nicht? Die Kanzlerin hat ja auch gestern sogar nachgelegt.
Snower: Ich glaube, man ist sich diesen Zusammenhängen bewusst, aber dennoch kursiert diese Diskussion schon seit langer Zeit. Eine Binnennachfrage kann man beleben, indem man Leuten mehr Sicherheit gibt, dass sie in der Zukunft nicht arbeitslos werden. Und je anpassungsfähiger der Arbeitsmarkt wird, desto bessere Rahmenbedingungen können wir schaffen, dass das geschieht.
Zurheide: Über ein Faktum haben wir jetzt noch nicht gesprochen, nämlich die Bankenkrise, die steht ja auch immer noch im Hintergrund. Es drohen immer noch gewaltige Abschreibungssummen, die da auf die internationalen Banken zukommen. Für wie hoch halten Sie die Schätzungen? Es gibt ja so Hinweise, dass das ungefähr das Dreifache des Weltsozialproduktes ist, was da noch irgendwo abgeschrieben werden muss – ist diese Schätzung realistisch? Das wären so 150, 170 Billionen, ist das richtig?
Snower: Es ist sehr schwer, das zu schätzen, weil diese toxischen Assets sind einfach nicht schätzbar. Man könnte sagen, dass ungefähr die Hälfte von dem abgeschrieben worden ist, was im Gesamten abzuschreiben ist. So steht uns noch viel bevor. Und je transparenter man das macht, desto schneller kann diese Krise überstanden werden.
Zurheide: Für wie wahrscheinlich halten Sie denn, dass diese hohen Abschreibungen, die dann noch mal auf die Banken zukommen, dass die dann zu weiteren Auswirkungen auf die Realwirtschaft führen werden?
Snower: Natürlich werden sie Auswirkungen haben, wenn sie unerwartet sind. Ich glaube, es ist aber falsch, wenn die Politik denkt, wenn sie erst langsam an die Oberfläche kommen, dass die Effekte kleiner sein werden. Wir wissen von der Erfahrung von Japan zum Beispiel, wenn man keine Klarheit schafft, dann hat man ein langfristiges Problem. Daher ist kurzfristige Transparenz, glaube ich, besser. Dann hat man einen Schock, aber dann übersteht man ihn leichter.
Zurheide: Und sehen Sie nicht die Gefahr, dass die Banken dann möglicherweise die Kreditvergabe einschränken, oder muss man damit rechnen? Das wäre dann eine weitere Belastung für die konjunkturellen Aussichten, von denen Sie ja auch sagen, dass die nach diesem Zwischenhoch nicht ganz so doll sind.
Snower: Genau, nein, könnte sein. Und wenn das der Fall ist, dann gibt es andere Instrumente, indem man die Kreditvergabe dann wieder erhöhen könnte, zum Beispiel durch Kreditsubventionen. Das sind Instrumente, die noch nicht versucht worden sind, aber wir haben ein Instrumentarium, wo wir damit fertig werden können. Und dann sind wir auf jeden Fall in einer Welt, in der wir den Problemen in die Augen schauen und genau was mit diesen Problemen anfangen.
Zurheide: Und für wie groß halten Sie die Gefahr, dass die Zinsen mittelfristig wieder steigen werden? Im Moment wird es nicht sein, aber manch einer sagt ja, das wird man auch nicht durchhalten können, es können sogar neue Gefahren kommen, weil zu viel Liquidität in die Märkte schwemmt im Moment.
Snower: Natürlich ist enorm viel Liquidität in den Märkten, und die Zinsen können nur steigen, weil sie so tief sind. Und sollte es in der Zukunft Inflationsgefahr geben – das ist derzeit kurzfristig nicht der Fall, aber wenn das Wirtschaftswachstum sich wieder erhöht, dann wird es der Fall werden –, dann werden die Zinsen steigen. Und die Europäische Zentralbank hat eine Reputation zu verteidigen, dass sie gegen Inflation kämpft. Und daher besteht natürlich diese Aussicht.
Zurheide: Zum Schluss, um noch mal auf den Internationalen Währungsfonds zurückzukommen, der hat ja an Bedeutung eigentlich in der jüngeren Vergangenheit wieder gewonnen, nachdem er zuvor verloren hatte. Wird er diesen Bedeutungszuwachs halten können auch in der Zukunft, wie ist da Ihre Beurteilung?
Snower: Das ist eine wirklich gute Frage. Ich glaube, die größte Herausforderung derzeit, mit der wirklich nicht so recht wissen, was wir damit anfangen sollen, sind die großen globalen Ungleichgewichte: dass China zu viel spart und einige Staaten zu wenig und so weiter. Und da sollte der Währungsfonds eine Lösung bieten, und das hat er noch nicht getan und das Instrumentarium existiert nicht. Und ich glaube, wir müssten da schauen, wenn da keine Lösungen kommen, dann werden Leute wieder enttäuscht sein, dann könnte der Währungsfonds an Einfluss verlieren.
Zurheide: Wir brauchen am Ende so was wie ein neues Bretton Woods, ist es das?
Snower: Das auf jeden Fall. Auf Bretton Woods, dorthin werden wir nicht zurückkehren, aber wir brauchen ein neues Arrangement, wo diese Gleichgewichte abgebaut werden können, und das ist derzeit nicht am Horizont.
Weitere Informationen zum Thema bei DRadio.de:
Droht der Währungskrieg? - IWF und Weltbank beraten ab heute über die Entwicklung der internationalen Wirtschaft, Aktuell 8.10.2010
Dass sich etwas verändern muss, ist völlig unumstritten, zum Beispiel die Chinesen stehen da immer wieder im Mittelpunkt. Auch ansonsten gibt es eine Menge Fragen, zum Beispiel nach den Aussichten der Konjunktur. Antworten gibt Dennis Snower, den Präsidenten des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel.
Dennis Snower: Guten Morgen!
Zurheide: Zunächst einmal: Sind wir denn eigentlich wirklich im Währungskrieg, wie das der Chef der Weltbank, wie das gesagt worden ist, oder ist da Strauss-Kahn ein bisschen übers Ziel hinausgeschossen?
Snower: Einen Währungskrieg derzeit haben wir nicht, weil die Währungsinterventionen nicht groß waren und nicht lang. Aber die Gefahr eines Währungskriegs besteht, und daher ist es durchaus am Platz zu warnen.
Zurheide: In der Tat gibt es ja stärkere Auseinandersetzungen, vor allen Dingen zwischen dem asiatischen Raum und den Amerikanern, und wir alle wissen, dass es da natürlich auch wechselseitige Abhängigkeiten gibt. Wie sehen Sie das, werden die Chinesen langsam ihre Währung verändern, so wie es denn eigentlich sein müsste, oder sagen Sie, die werden hart bleiben, weil die wollen exportieren?
Snower: Kurzfristig werden sie hart bleiben, langfristig werden sie ihre Währung ändern, aus einem ganz einfachen Grund: Die chinesische Wirtschaft wird viel schneller wachsen als die westlichen Wirtschaften, und daher wird die Binnenkonjunktur wichtiger werden für China als der Export – mit der Zeit, aber das wird eine längere Zeit dauern. Und bis dann gibt es dann die jetzigen Gefahren.
Zurheide: Auf der anderen Seite: Die Amerikaner möglicherweise werden dann gegen die chinesischen Exporte, die ja in Amerika dann Importe sind und die zu den Ungleichgewichten beitragen, die Amerikaner werden möglicherweise dagegen vorgehen. Werden wir da auch von einem härteren Wirtschaftskrieg hören, ist das Säbelrasseln? Denn eigentlich gehören die beiden Länder ja zusammen. Angesichts der hohen chinesischen Währungsreserven brauchen die Amerikaner die ja auch wieder. Wie sehen Sie das?
Snower: Die Amerikaner brauchen die Chinesen genauso wie umgekehrt. Es besteht eine gegenseitige Abhängigkeit, dennoch glaube ich, dass die größte Gefahr eines Währungskriegs ist, dass es zu Protektionismus führen könnte. Und darauf soll am meisten geachtet werden.
Zurheide: Wie schätzen Sie denn insgesamt die Aussichten für die Weltkonjunktur ein, gerade angesichts ja auch der Währungs-, zumindest -auseinandersetzungen?
Snower: Ich glaube, mittelfristig sehen die Aussichten nicht so gut aus. Die Wachstumsraten, die uns bevorstehen, werden viel niedriger sein als die Wachstumsraten vor der weltwirtschaftlichen Krise, und das wird sich früher oder später auch in den Schwellenländern bemerksam machen.
Zurheide: Jetzt ist ja Deutschland dann ganz besonders als Exportnation davon betroffen, auf der anderen Seite, wir hören gerade hier in der Bundesrepublik auch von internationalen Organisationen getragen ganz erstaunliche Wachstumsraten – ist das so ein bisschen das Pfeifen, bevor es dann nachher wieder schlechter wird, oder wie schätzen Sie das ein?
Snower: Sollte uns nicht besonders wundern. Wir hatten eine sehr arge Krise, und nach einer argen Krise gibt es oft eine rasante Erholung. Deutschland ist sehr abhängig von der Weltkonjunktur, und die hat sich erholt. Aber in diesem Ausnahmemaße wird es nicht weitergehen. Wir müssen unterscheiden zwischen einem zyklischen Aufschwung und einem Trend. Und der Trend ist natürlich viel langsamer als der jetzige Aufschwung.
Zurheide: Das heißt, viele, die jetzt schon wieder Hurra schreien und bei der Staatsverschuldung zum Beispiel glauben, sie könnten das über Wachstum lösen, das wird so nicht sein, oder wie ist da Ihre Prognose?
Snower: Ja, das wird so nicht sein, aus dem ganz einfachen Grund, dass wir mittelfristig langsamer wachsen werden, als wir es kurzfristig getan haben.
Zurheide: Dann gibt es natürlich auf der anderen Seite im Moment schon wieder den einen oder anderen auch überraschende Hinweise des Bundeswirtschaftsministers, dass die Löhne ja ganz kräftig steigen könnten. Sie sind es in der Stahlindustrie, und in der Tat sagen manche voraus, dass zumindest das Binnenwachstum etwas stärker werden wird, nur das wird sich dann ja nicht konservieren lassen, oder?
Snower: Das Binnenwachstum wird ganz bestimmt nicht steigen, weil die Löhne gestiegen sind. Und wenn die Löhne zu viel steigen, dann wird es den Aufschwung gefährden, der sehr labil ist. Wenn die Löhne steigen, dann steigen die Einkommen derjenigen, die beschäftigt sind, aber die Beschäftigungsrate wird fallen. Und daher glaube ich, sollte man die Binnennachfrage nicht mit dem Lohnanstieg in Verbindung bringen.
Zurheide: Kennt Herr Brüderle die Zusammenhänge nicht? Die Kanzlerin hat ja auch gestern sogar nachgelegt.
Snower: Ich glaube, man ist sich diesen Zusammenhängen bewusst, aber dennoch kursiert diese Diskussion schon seit langer Zeit. Eine Binnennachfrage kann man beleben, indem man Leuten mehr Sicherheit gibt, dass sie in der Zukunft nicht arbeitslos werden. Und je anpassungsfähiger der Arbeitsmarkt wird, desto bessere Rahmenbedingungen können wir schaffen, dass das geschieht.
Zurheide: Über ein Faktum haben wir jetzt noch nicht gesprochen, nämlich die Bankenkrise, die steht ja auch immer noch im Hintergrund. Es drohen immer noch gewaltige Abschreibungssummen, die da auf die internationalen Banken zukommen. Für wie hoch halten Sie die Schätzungen? Es gibt ja so Hinweise, dass das ungefähr das Dreifache des Weltsozialproduktes ist, was da noch irgendwo abgeschrieben werden muss – ist diese Schätzung realistisch? Das wären so 150, 170 Billionen, ist das richtig?
Snower: Es ist sehr schwer, das zu schätzen, weil diese toxischen Assets sind einfach nicht schätzbar. Man könnte sagen, dass ungefähr die Hälfte von dem abgeschrieben worden ist, was im Gesamten abzuschreiben ist. So steht uns noch viel bevor. Und je transparenter man das macht, desto schneller kann diese Krise überstanden werden.
Zurheide: Für wie wahrscheinlich halten Sie denn, dass diese hohen Abschreibungen, die dann noch mal auf die Banken zukommen, dass die dann zu weiteren Auswirkungen auf die Realwirtschaft führen werden?
Snower: Natürlich werden sie Auswirkungen haben, wenn sie unerwartet sind. Ich glaube, es ist aber falsch, wenn die Politik denkt, wenn sie erst langsam an die Oberfläche kommen, dass die Effekte kleiner sein werden. Wir wissen von der Erfahrung von Japan zum Beispiel, wenn man keine Klarheit schafft, dann hat man ein langfristiges Problem. Daher ist kurzfristige Transparenz, glaube ich, besser. Dann hat man einen Schock, aber dann übersteht man ihn leichter.
Zurheide: Und sehen Sie nicht die Gefahr, dass die Banken dann möglicherweise die Kreditvergabe einschränken, oder muss man damit rechnen? Das wäre dann eine weitere Belastung für die konjunkturellen Aussichten, von denen Sie ja auch sagen, dass die nach diesem Zwischenhoch nicht ganz so doll sind.
Snower: Genau, nein, könnte sein. Und wenn das der Fall ist, dann gibt es andere Instrumente, indem man die Kreditvergabe dann wieder erhöhen könnte, zum Beispiel durch Kreditsubventionen. Das sind Instrumente, die noch nicht versucht worden sind, aber wir haben ein Instrumentarium, wo wir damit fertig werden können. Und dann sind wir auf jeden Fall in einer Welt, in der wir den Problemen in die Augen schauen und genau was mit diesen Problemen anfangen.
Zurheide: Und für wie groß halten Sie die Gefahr, dass die Zinsen mittelfristig wieder steigen werden? Im Moment wird es nicht sein, aber manch einer sagt ja, das wird man auch nicht durchhalten können, es können sogar neue Gefahren kommen, weil zu viel Liquidität in die Märkte schwemmt im Moment.
Snower: Natürlich ist enorm viel Liquidität in den Märkten, und die Zinsen können nur steigen, weil sie so tief sind. Und sollte es in der Zukunft Inflationsgefahr geben – das ist derzeit kurzfristig nicht der Fall, aber wenn das Wirtschaftswachstum sich wieder erhöht, dann wird es der Fall werden –, dann werden die Zinsen steigen. Und die Europäische Zentralbank hat eine Reputation zu verteidigen, dass sie gegen Inflation kämpft. Und daher besteht natürlich diese Aussicht.
Zurheide: Zum Schluss, um noch mal auf den Internationalen Währungsfonds zurückzukommen, der hat ja an Bedeutung eigentlich in der jüngeren Vergangenheit wieder gewonnen, nachdem er zuvor verloren hatte. Wird er diesen Bedeutungszuwachs halten können auch in der Zukunft, wie ist da Ihre Beurteilung?
Snower: Das ist eine wirklich gute Frage. Ich glaube, die größte Herausforderung derzeit, mit der wirklich nicht so recht wissen, was wir damit anfangen sollen, sind die großen globalen Ungleichgewichte: dass China zu viel spart und einige Staaten zu wenig und so weiter. Und da sollte der Währungsfonds eine Lösung bieten, und das hat er noch nicht getan und das Instrumentarium existiert nicht. Und ich glaube, wir müssten da schauen, wenn da keine Lösungen kommen, dann werden Leute wieder enttäuscht sein, dann könnte der Währungsfonds an Einfluss verlieren.
Zurheide: Wir brauchen am Ende so was wie ein neues Bretton Woods, ist es das?
Snower: Das auf jeden Fall. Auf Bretton Woods, dorthin werden wir nicht zurückkehren, aber wir brauchen ein neues Arrangement, wo diese Gleichgewichte abgebaut werden können, und das ist derzeit nicht am Horizont.
Weitere Informationen zum Thema bei DRadio.de:
Droht der Währungskrieg? - IWF und Weltbank beraten ab heute über die Entwicklung der internationalen Wirtschaft, Aktuell 8.10.2010