Müller: Ist das die erste große Hürde, die die Kandidaten bei Ihnen zu überwinden haben, die Sprache?
Schaumann: Nein, darin sehe ich überhaupt keine Hürde, denn sowohl die Deutschen Bewerberinnen und Bewerber, wie natürlich auch die ausländischen haben Englisch als ganz normale zweite Muttersprache.
Müller: Und wie prüfen Sie das ab?
Schaumann: Es gibt standardisierte Tests für englische Sprachkompetenz, und wir legen eine bestimmte Leistung in den Tests zugrunde, und damit ist gut.
Müller: Das heißt also, Herr Schaumann, die gesamte Verkehrssprache, wenn ich das so ausdrücken darf, an der Universität, in den Hörsälen, in den Seminarräumen auch die Arbeiten, die geschrieben werden, das ist alles auf Englisch?
Schaumann: Das ist alles Englisch, ja.
Müller: Und Sie haben auch genügend Lehrkräfte, die das können?
Schaumann: Die werden genauso getestet in ihrer englischen Sprachkompetenz wie die Studierenden, selbstverständlich.
Müller: Nun haben wir eben in dem Beitrag gehört, 15.000 Euro Studiengebühren pro Jahr. Das ist eine ganze Menge. Wer kann das aufbringen?
Schaumann: Das ist, Herr Müller, im internationalen Maßstab - ich muss noch gar nicht mal nur die US-amerikanischen Hochschulen nehmen - unteres Mittelmaß. Aber zu Ihrer Frage: Wir haben ja ein ausgedehntes Stipendiensystem, eine Kopplung mit Darlehensangeboten, und wir haben auch die Möglichkeit, den Studenten auf dem Campus Arbeitsmöglichkeiten anzubieten, dass sie selber auch Geld hinzuverdienen können. Wir prüfen in jedem Einzelfall, welche Leistungsfähigkeit das Elternhaus hat, welche Hilfsnotwendigkeit darüber hinaus durch uns oder auch durch die Studenten selbst besteht.
Müller: Sie haben gesagt - Darlehen - das hört sich so an wie, sagen wir mal, ein privates Bafög.
Schaumann: Nein, dass ist im Grunde genommen - das klingt jetzt etwas technisch - Studiengebührenverzicht, oder Zahlungsaufschub, wenn Sie so wollen.
Müller: Also eine nachgelagerte Studiengebühr, wie das auch bei der SPD derzeit in der Diskussion ist.
Schaumann: Es gibt jetzt vieles, was viele diskutieren. Wir machen es so.
Müller: Was halten Sie denn von den Vorschlägen der Sozialdemokraten? Gehen die zumindest in der Tendenz in die richtige Richtung?
Schaumann: Ich freue mich, dass auch die Sozialdemokraten jetzt inzwischen über Spitzenförderung diskutieren. Wenn sie dabei die Situation des Hochschulsystems in der Bundesrepublik Deutschland insgesamt nicht vergessen, bin ich schon dankbar. Nein, es ist wichtig, wenn wir uns weltwirtschaftlich vergleichen und sehen, dass keine deutsche Hochschule im internationalen Maßstab Geltung hat wie vergleichbare andere, dann ist es schon wichtig, sich anzustrengen, die besten Köpfe der Welt in Deutschland zu gewinnen und auszubilden. Denn das sind unsere Botschafter.
Müller: Wenn ich bei Ihnen als Student anfangen möchte, was muss ich denn neben diesen sprachlichen Dingen, die haben wir eben angesprochen haben, denn alles so mitbringen an Leistung?
Schaumann: Sie müssen selbstverständlich erst mal ein Zeugnis des Gymnasiums oder der High School haben. Sie müssen dann neben diesem erwähnten Englischtest auch einen in angloamerikanischen Ländern üblichen Studieneingangstest machen, SIT genannt. Der prüft sprachliche und mathematisch-naturwissenschaftliche Fähigkeiten ab. Sie müssen dann ein Interview machen, Referenzen vorweisen und auch darlegen, warum Sie an der IUB studieren möchten und was Sie schulisch und außerschulisch getan haben.
Müller: Und dann erst wird darüber entschieden, ob das alles auch zu finanzieren ist?
Schaumann: Es wird entschieden, ob wir den Menschen haben möchten, oder nicht. Und wenn wir diese Entscheidung getroffen haben - "Du darfst kommen, wir bieten Dir an, bei uns zu studieren, wir freuen uns, wenn Du kommst" - dann darf der einen Antrag auf finanzielle Hilfe stellen, und dann prüfen wir diesen Antrag auf finanzielle Hilfe im Einzelfall.
Müller: Wenn ich da mal nachfragen darf: Sie sagen Eingangstest. Wie viele schaffen das?
Schaumann: Der wird in allen Orten der Welt abgelegt. Den kann man als Testergebnis mitbringen. Man kann ihn aber auch bei uns ablegen. Es ist mir nicht bekannt, welche Prozentzahl des Versagens dabei besteht. Tut mir leid.
Müller: Herr Schaumann, es ist also so eine Art TOEFL, was es ja für die Sprache gibt?
Schaumann: Ja, Sie kennen ja Berufseignungstests. Dies ist ein Studieneingangstest, der prüft, ob man in der Lage ist, bei unterschiedlichen schulischen Voraussetzungen, die bisher dann bestanden haben, vermutlich den Anforderungen des Studiums zu genügen.
Müller: Über welche Geldquellen verfügt die Universität?
Schaumann: Einmal über einen Kapitalstock, den aufzubauen eine ständige Aufgabe ist. Dabei sind wir auf die Unterstützung vieler privater Bürger, Unternehmen, Stiftungen und ähnliches angewiesen, national wie international. Zum anderen eben Studiengebühren. Wir brauchen Studiengebühren, um unseren laufenden Betrieb zu finanzieren. Zum dritten dasjenige, was über das Einwerben von Forschungsprojekten durch die Professuren für die Uni nutzbar gemacht werden kann, und zum vierten müssen wir jedes Jahr auch um Spenden, um Beiträge für laufende Zwecke bitten, national wie international.
Müller: Was macht Bremen besser als Harvard?
Schaumann: Wir können uns mit Harvard nicht vergleichen. Ich will das auch nicht tun. Aber was Bremen gut macht, möchte ich gerne sagen: Wir haben eine ausgezeichnete Betreuungsrelation zwischen Professoren und Studenten. Zur Zeit eins zu acht, eins zu neun, je nach dem, wie Sie rechnen, und geplant maximal eins zu zwölf. Das ist eine günstige Voraussetzung. Wir haben eine technische, infrastrukturelle Ausstattung, bei der sich Lehre, Forschen, Studieren sicher lohnt und auch Spaß macht. Wir haben eine College-Struktur, in der knapp 70 Nationen zusammen leben und dadurch ein reiches Maß an kultureller Erfahrung gewinnen.
Müller: Und wenn ich mich bei Ihnen anstrenge, dann bin ich auch schneller fertig, als an den staatlichen Universitäten?
Schaumann: Die ersten Studierenden werden uns jetzt im Juni verlassen. Das sind dann drei Jahre. Anders als die Amerikaner machen wir das, was die dort in vier Jahren machen, in drei Jahren bei vergleichbarer Qualität, und wir rechnen damit, das ist auch unser Maßstab, an dem wir uns messen lassen, dass mindestens 90 Prozent derjenigen, die 2001 eingetreten sind, uns auch erfolgreich verlassen.
Müller: Also wenn ich Zeit gewinnen will, dann gehe ich eher nach Bremen, denn in die USA?
Schaumann: Ja, es geht nicht nur um die Zeit, sondern es geht auch um den europäischen Kontext dieser International University Bremen. Wenn Sie Europa mögen, dann studieren Sie ganz gut in der IUB.
Müller: Wir haben es eben angesprochen, im Mai stehen die ersten Abschlussprüfungen an. Haben Sie das Gefühl, dass die meisten das auch schaffen werden?
Schaumann: Ich bin ziemlich sicher, dass wir die uns selbst gesetzte Grenze von 90 Prozent überspringen werden.
Müller: Und wie kontern Sie den Vorwurf, wenn man sagt: Elite-Universität? Das ist in Deutschland, wir haben das eben angesprochen, ja auch noch immer etwas problematisch, dass heißt, es geht nicht um den Geldbeutel, sondern es geht um das Talent?
Schaumann: Ja, das haben wir ja sehr deutlich gemacht. Unsere Auswahl ist, wie gesagt, rein leistungsorientiert. Ich will gar nicht sagen, dass wir eine Elite-Hochschule sind, aber ich will schon sagen, dass wir eine werden wollen und dass wir über Bedingungen verfügen, dieses Ziel allmählich auch erreichen zu können.