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Die Junge Akademie

Gefördert von Bund, Ländern und der Volkswagenstiftung wurde im Jahr 2000 "Die Junge Akademie" gegründet. 50 junge Wissenschaftlerinnen und -wissenschaftler aus dem deutschsprachigen Raum, widmen sich hier dem interdisziplinären wissenschaftlichen Diskurs.

Von Verena Kemna |
    Die Junge Akademie, gegründet im Jahr 2000, entstand als gemeinsames Projekt der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina. Gefördert von Bund, Ländern und der Volkswagenstiftung ist der interdisziplinäre Diskurs unter herausragenden Nachwuchswissenschaftlern ein Hauptanliegen der Jungen Akademie.

    Die fünfzig Mitglieder der Jungen Akademie wählen selbst aus, wer für eine fünfjährige Mitgliedschaft in Frage kommt. Diese Eigenständigkeit spiegelt sich auch in der Wahl der Forschungsaufgaben über die alle Mitglieder gemeinsam entscheiden. In ihrer Unabhängigkeit gilt die Junge Akademie als einzigartig, nicht nur in Deutschland.

    Die Juniorprofessorin für Philosophie an der RWTH Aachen, Rafaela Hillerbrand hat in Philosophie und theoretischer Physik mit summa cum laude promoviert. Somit erfüllt die Nachwuchswissenschaftlerin bestens die hohen Anforderungen einer Mitgliedschaft. Rafaela Hillerbrand ist begeistert vom interdisziplinären Forschungsansatz. Mit ihrer Arbeitsgruppe ergründet sie ethische Aspekte von Technik und Medizin.

    "In der Patientenbetreuung ist man sich schon seit Langem bewusst welche Rolle Emotionen spielen. Die Emotionen des betreuenden Arztes, des Pflegepersonals und der Patienten natürlich. Und in der Technikethik kam bei unserem ersten Workshop raus, wie stark Emotionen eine Rolle spielen können und müssen, damit man Ethik in die Praxis umsetzt. Auch die Emotionen des entscheidenden Ingenieurs formen, prägen mit einbeziehen in den Diskurs, um dann ethisches Verhalten auch im Kraftwerkspark durchzusetzen, zum Beispiel."

    Die Vorteile der Zusammenarbeit mit Wissenschaftler anderer Disziplinen liegen auf der Hand. Da gilt es zunächst eine gemeinsame Fachsprache zu finden und anderen die eigene Arbeit zu erklären. Neue Perspektiven entwickeln sich dann ganz von selbst ebenso wie neue Forschungsansätze. So hat der Workshop Ethik in der Praxis zum Themenbereich synthetische Biologie geführt.

    "Das ist ein Fach, das ich jetzt aus meiner Perspektive aus der Wissenschaftstheorie beleuchten möchte, ein Projekt auf das ich sonst nie gekommen wäre, hätte ich nicht mit einem Medizinethiker zusammen gearbeitet."

    Mehr als bisher wollen die Mitglieder in Zukunft wissenschaftspolitische Themen bearbeiten. Wir verstehen uns auch als Sprachrohr für den wissenschaftlichen Nachwuchs, erklärt der promovierte Medizinethiker und Medizinhistoriker Florian Steger. Seit zwei Jahren ist er Mitglied der Jungen Akademie und legt Wert darauf, dass die Arbeit inzwischen auch politisch Gehör findet.

    Zehn Jahre lang hat das Bundesbildungsministerium achtzig Prozent des Jahresetats von insgesamt 500.000 Euro gefördert. Allein die Tatsache, dass die Junge Akademie seit dem ersten Januar nicht mehr als Projekt gefördert wird, sondern den Status einer Institution mit eigenem Haushalt hat, wertet Finanzvorstand Florian Steger als positives Signal. Anders als in vielen Länderakademien erhalten die Mitglieder der Jungen Akademie keine Weisung. Sie entscheiden selbst, welche interdisziplinären Projekte auf die Agenda kommen. Nur so gelingt der Brückenschlag zwischen Wissenschaft und Gesellschaft.

    "Dann ist dabei ein Physiker, ein Mediziner, eine Ägyptologin und Literaturwissenschaftler, die gemeinsam darüber nachdenken wie sie die Universität der Zukunft gestalten möchten und das dann mit Interessierten aus der Bevölkerung gemeinsam diskutieren."

    So ist die Junge Akademie als interdisziplinäre Forschungsplattform für wissenschaftlichen Nachwuchs einzigartig. Als Beratergremium sind die Mitglieder nicht nur national gefragt.

    "Und was ja das Schöne ist, dass wir die internationalen Jungen Akademien alle begleiten durften bei ihrer Entstehung und auch angefragt werden international bei der Entwicklung Junger Akademien und auch zum Gründungsmitglied der Global Young Akademie gehören. Sodass offensichtlich das, was wir hier vorgelebt haben, was wir weitertragen und neu gestalten, dass das auch international überzeugt hat."

    Gerade wegen ihrer finanziellen und inhaltlichen Autonomie können die 50 Mitglieder der Jungen Akademie erfolgreich arbeiten. Auch im Bundesbildungsministerium scheint man Vertrauen in die Arbeit der Nachwuchswissenschaftler zu haben. So jedenfalls versteht Florian Steger, der für den Jahresetat von bisher 500.000 Euro zuständig ist, die Signale aus dem Ministerium.

    "Wenn wir uns als die große Akademie verstehen, die auch in der Gunst des Bundesministeriums steht, dann war unsere Bitte und der ist nun zumindest mit aussichtsreich entsprochen worden, brauchen wir einen Mittelzuwachs um das leisten zu können, was wir leisten möchten."


    Homepage der Jungen Akademie:
    http://www.diejungeakademie.de/index.php