Schinzel: Guten Tag.
Meurer: Wie zufrieden oder wie unzufrieden sind Sie denn im Moment mit der Situation, was Kampfhunde angeht?
Schinzel: Also, nach wie vor sind wir mit dieser Landeshundeverordnung sehr unzufrieden, weil es bislang einfach nur Ländersache gewesen und nicht bundeseinheitlich geworden ist. Ich denke, die ganze Geschichte sollte nichtig sein und zurückgenommen werden, denn die Gefahrenhundeverordnung, die vorher auch bestand, ist im Grunde genommen ausreichend gewesen, wenn nur wirklich Kontrollen gemacht würden, das heißt, dort, wo Meldungen gemacht werden, sollten die Behörden hin und dann natürlich auch Tiere sicherstellen und abnehmen, und ich denke auch, dass nach wie vor das Zuchtverbot bestehen sollte, wie es jetzt in verschiedenen Bundesländern ganz neu ist.
Meurer: Also, Sie hätten am liebsten die gesamten neuen Hundeverordnungen vom Tisch?
Schinzel: Auf jeden Fall sollte die Rasseliste vom Tisch, denn man kann nicht einfach an der Rasse festmachen, welcher Hund gefährlich ist und welcher nicht.
Meurer: Aus welchem Grund nicht? Bestimmte Rassen sind einfach gefährlicher als andere Rassen?
Schinzel: Wer sagt das? Also, wenn man sich da mit Kynologen zusammensetzt, wird man wirklich auf einen Nenner kommen, dass wirklich zum Beispiel der Bullterrier, der fast überall in der Anlage Eins steht, im Grunde genommen ein wunderbarer und harmloser Hund ist. Es kommt nur auf die Zuchtauswahl an und natürlich auch, wie das Tier sozialisiert wird.
Meurer: Dazu vielleicht ganz kurz: In der Anlage Eins sind die besonders gefährlichen Hunde?
Schinzel: Die vom Gesetz her gefährlichen Hunde sind zum Beispiel Pitbulls, Staffordshire Terrier, Staffordshire Bullterrier, und gerade diese Hunde sind sogar zu den Menschen in der Regel besonders freundlich, aber es kommt immer wieder genau darauf an, wo sie gehalten werden und ob sie auch wirklich sozialisiert wurden.
Meurer: Was halten Sie von der Argumentation, lieber hundert Hunde zu viel aus dem Verkehr zu ziehen als einen zu wenig?
Schinzel: Also, das finde ich ein bisschen zu hart ausgedrückt. Man sollte immer gucken, wo man den Hund herholt. Wichtig ist vor allem, dass man im vornherein entscheidet, wer einen Hund halten darf, und das betrifft nicht nur diese Rassen.
Meurer: Viele Hundebesitzer haben ihre Kampfhunde ja in Tierheimen abgegeben. Auch bei Ihnen in Köln Dellbrück?
Schinzel: Ja, natürlich. Das ist gerade in den Großstadtgebieten ganz schlimm, in Ballungszentren, wie auch in Köln. Wir haben alleine in den letzten Jahren unzählig viele Anlage-Eins-Hunde, sprich "Kampfhunde" bekommen, und viele konnten gar nicht mehr angenommen werden, weil die Plätze belegt sind. Selbst vor zwei Tagen wurde uns wieder ein Staffordshire Terrier vor der Tür angebunden und wir haben ihn reingeholt. Dieser Hund ist ein lieber, gut erzogener Hund. Warum auch immer er ausgesetzt wurde. Das ist natürlich nicht irgendwie zu entschuldigen, aber wahrscheinlich waren sogar die Menschen verzweifelt, weil sie die Auflagen nicht mehr erfüllen konnten.
Meurer: Im Hintergrund höre ich Hundebellen bei Ihnen. Sind das die Kampfhunde?
Schinzel: Nein, das sind eher kleinere Hunde, die unter die Kategorie Drei fallen, unter 20 Kilo und unter 40 cm. Die großen Hunde und die schweren Hunde aus den Anlagen sind leider Gottes alle in Zwingern, weil es einfach zu viele sind. Leider können wir sie nicht alle frei rumlaufen lassen.
Meurer: Was machen Sie denn, wenn die Hundebesitzer wieder auftauchen bei Ihnen und sagen, dass sie gerne ihren Kampfhund wieder zurückhaben möchten?
Schinzel: Ich glaube, dass was heute aktuell ist, trifft ja erst einmal für Niedersachsen zu, und ich glaube nicht, dass aus Niedersachsen Hunde hier sind. Auf jeden Fall nicht viele. Falls jetzt ein Besitzer hier auftaucht, und er ist wirklich integer, das heißt, er hat einen guten Leumund und kann alles beweisen - warum und weshalb -, und sollte er alle Voraussetzung erfüllen, dass er den Hund verantwortlich halten kann, dann werden wir sicherlich die Letzten sein, die den Hund festhalten, denn gerade diese Hunde sind wirklich dazu verdammt, wahrscheinlich sogar zum größten Teil ihr Leben lang hier zu sitzen, weil es kaum noch eine Möglichkeit gibt, wirklich verantwortliche Leute zu finden.
Meurer: Noch ganz kurz: Wenn bei Ihnen so viele Kampfhunde sind, ist das der Grund, warum Sie gegen die scharfe Hundeverordnung sind?
Schinzel: Nein, nein, um Gottes Willen. Wir sind ja dafür, dass gefährliche Tiere von der Strasse kommen, aber das ist, wie gesagt, nicht an der Rasse festzumachen. Jeder gefährliche Hund sollte von der Strasse weg - das ist gar keine Frage. Wir sind ja nicht nur Tierfreunde, wir sind ja auch Menschenfreunde, aber ich denke, wie gesagt, dass man das nicht an der Rasse festmachen kann, sondern man muss überprüfen, wo die Tiere her sind. Es kann auch ein Cockerspaniel und ein Schäferhund gefährlich sein.
Meurer: Bernd Schinzel, Leiter des Tierheims im Kölner Stadtteil Dellbrück bei uns heute Mittag im Deutschlandfunk. Herr Schinzel, Danke und auf Wiederhören.
Meurer: Wie zufrieden oder wie unzufrieden sind Sie denn im Moment mit der Situation, was Kampfhunde angeht?
Schinzel: Also, nach wie vor sind wir mit dieser Landeshundeverordnung sehr unzufrieden, weil es bislang einfach nur Ländersache gewesen und nicht bundeseinheitlich geworden ist. Ich denke, die ganze Geschichte sollte nichtig sein und zurückgenommen werden, denn die Gefahrenhundeverordnung, die vorher auch bestand, ist im Grunde genommen ausreichend gewesen, wenn nur wirklich Kontrollen gemacht würden, das heißt, dort, wo Meldungen gemacht werden, sollten die Behörden hin und dann natürlich auch Tiere sicherstellen und abnehmen, und ich denke auch, dass nach wie vor das Zuchtverbot bestehen sollte, wie es jetzt in verschiedenen Bundesländern ganz neu ist.
Meurer: Also, Sie hätten am liebsten die gesamten neuen Hundeverordnungen vom Tisch?
Schinzel: Auf jeden Fall sollte die Rasseliste vom Tisch, denn man kann nicht einfach an der Rasse festmachen, welcher Hund gefährlich ist und welcher nicht.
Meurer: Aus welchem Grund nicht? Bestimmte Rassen sind einfach gefährlicher als andere Rassen?
Schinzel: Wer sagt das? Also, wenn man sich da mit Kynologen zusammensetzt, wird man wirklich auf einen Nenner kommen, dass wirklich zum Beispiel der Bullterrier, der fast überall in der Anlage Eins steht, im Grunde genommen ein wunderbarer und harmloser Hund ist. Es kommt nur auf die Zuchtauswahl an und natürlich auch, wie das Tier sozialisiert wird.
Meurer: Dazu vielleicht ganz kurz: In der Anlage Eins sind die besonders gefährlichen Hunde?
Schinzel: Die vom Gesetz her gefährlichen Hunde sind zum Beispiel Pitbulls, Staffordshire Terrier, Staffordshire Bullterrier, und gerade diese Hunde sind sogar zu den Menschen in der Regel besonders freundlich, aber es kommt immer wieder genau darauf an, wo sie gehalten werden und ob sie auch wirklich sozialisiert wurden.
Meurer: Was halten Sie von der Argumentation, lieber hundert Hunde zu viel aus dem Verkehr zu ziehen als einen zu wenig?
Schinzel: Also, das finde ich ein bisschen zu hart ausgedrückt. Man sollte immer gucken, wo man den Hund herholt. Wichtig ist vor allem, dass man im vornherein entscheidet, wer einen Hund halten darf, und das betrifft nicht nur diese Rassen.
Meurer: Viele Hundebesitzer haben ihre Kampfhunde ja in Tierheimen abgegeben. Auch bei Ihnen in Köln Dellbrück?
Schinzel: Ja, natürlich. Das ist gerade in den Großstadtgebieten ganz schlimm, in Ballungszentren, wie auch in Köln. Wir haben alleine in den letzten Jahren unzählig viele Anlage-Eins-Hunde, sprich "Kampfhunde" bekommen, und viele konnten gar nicht mehr angenommen werden, weil die Plätze belegt sind. Selbst vor zwei Tagen wurde uns wieder ein Staffordshire Terrier vor der Tür angebunden und wir haben ihn reingeholt. Dieser Hund ist ein lieber, gut erzogener Hund. Warum auch immer er ausgesetzt wurde. Das ist natürlich nicht irgendwie zu entschuldigen, aber wahrscheinlich waren sogar die Menschen verzweifelt, weil sie die Auflagen nicht mehr erfüllen konnten.
Meurer: Im Hintergrund höre ich Hundebellen bei Ihnen. Sind das die Kampfhunde?
Schinzel: Nein, das sind eher kleinere Hunde, die unter die Kategorie Drei fallen, unter 20 Kilo und unter 40 cm. Die großen Hunde und die schweren Hunde aus den Anlagen sind leider Gottes alle in Zwingern, weil es einfach zu viele sind. Leider können wir sie nicht alle frei rumlaufen lassen.
Meurer: Was machen Sie denn, wenn die Hundebesitzer wieder auftauchen bei Ihnen und sagen, dass sie gerne ihren Kampfhund wieder zurückhaben möchten?
Schinzel: Ich glaube, dass was heute aktuell ist, trifft ja erst einmal für Niedersachsen zu, und ich glaube nicht, dass aus Niedersachsen Hunde hier sind. Auf jeden Fall nicht viele. Falls jetzt ein Besitzer hier auftaucht, und er ist wirklich integer, das heißt, er hat einen guten Leumund und kann alles beweisen - warum und weshalb -, und sollte er alle Voraussetzung erfüllen, dass er den Hund verantwortlich halten kann, dann werden wir sicherlich die Letzten sein, die den Hund festhalten, denn gerade diese Hunde sind wirklich dazu verdammt, wahrscheinlich sogar zum größten Teil ihr Leben lang hier zu sitzen, weil es kaum noch eine Möglichkeit gibt, wirklich verantwortliche Leute zu finden.
Meurer: Noch ganz kurz: Wenn bei Ihnen so viele Kampfhunde sind, ist das der Grund, warum Sie gegen die scharfe Hundeverordnung sind?
Schinzel: Nein, nein, um Gottes Willen. Wir sind ja dafür, dass gefährliche Tiere von der Strasse kommen, aber das ist, wie gesagt, nicht an der Rasse festzumachen. Jeder gefährliche Hund sollte von der Strasse weg - das ist gar keine Frage. Wir sind ja nicht nur Tierfreunde, wir sind ja auch Menschenfreunde, aber ich denke, wie gesagt, dass man das nicht an der Rasse festmachen kann, sondern man muss überprüfen, wo die Tiere her sind. Es kann auch ein Cockerspaniel und ein Schäferhund gefährlich sein.
Meurer: Bernd Schinzel, Leiter des Tierheims im Kölner Stadtteil Dellbrück bei uns heute Mittag im Deutschlandfunk. Herr Schinzel, Danke und auf Wiederhören.