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"Die Leute sind ruhig, kein Tumult und keine Unruhe"

Der Programmkoordinator des Malteser Hilfsdienstes in Indonesien, Volker Stapke, hat die Zusammenarbeit der verschiedenen Hilfsorganisationen miteinander und mit den indonesischen Behörden gelobt. Auch gebe es "eine relativ gute Übersicht über die einzelnen Dörfer", so dass keine ungerechte Verteilung der Hilfe auftreten könne. Unzufriedenheit der Bevölkerung über die Informationspolitik der Behörden vor Ort konnte Stapke nicht bestätigen.

Moderation: Elke Durak |
    Elke Durak: Wir sind jetzt telefonisch verbunden mit dem Programmkoordinator des Malteser Hilfsdienstes in Indonesien, Volker Stapke. Wir erreichen ihn in Panganderan, dem Zentrum des von der Flutwelle betroffenen Gebietes. Die Flutwelle kam ja am Montag nach dem Erdbeben. Bisher soll es über 500 Tote geben und zehntausende Menschen, die ihr Hab und Gut verloren haben. Der Malteser Hilfsdienst war als eine der ersten internationalen Hilfsorganisationen direkt da. Herr Stapke, als wir uns gestern abend einmal ganz kurz telefonisch sprachen, sagten Sie mir, Sie sitzen mit ihren Mitarbeitern auf der Straße bei Kerzenlicht, weil Strom ausgefallen sei, Wasser ist auch schwierig. Hat sich diese Lage verbessert?

    Volker Stapke: Ja, diese Lage hat sich heute morgen vor zwei Stunden verbessert. Einige Häuser haben wieder Stromanschluss, auch Generatoren eingeschaltet. Einige Teile sind komplett zerstört, haben also überhaupt keinen Strom. Auch dort sitzen die Leute weiterhin noch in den Häusern, in den Straßen. Nachts tummeln sich die Leute in Lagern, kommen auch aus den Bergen runter, um dort sicher zu sein. Und wir selbst kucken, dass wir hier mit der mobilen Klinik, die wir haben, im Grunde genommen jetzt die verschiedenen, acht verschiedenen Camps, die wir hier haben, man spricht von 20 insgesamt, dass wir die abklappern, dass wir die durchsuchen und nach weiteren Verletzten und nach Leuten die, [...] mobilen Krankenhaus [...] .

    Durak: Ich will es noch einmal wiederholen, weil die telefonische Verbindung wirklich ziemlich schlecht ist: Sie sind mit einer mobilen Klinik da und acht Teams?

    Stapke: Nein, wir sind hier mit einer mobilen Klinik, ein Mediziner-Team und wir haben acht verschiedene kleine Camps, in denen sich die Leute sammeln und da untersucht werden. Das sind Leute, die a.) aus der zerstörten Zeile hier am Strand kommen, aber auch Leute, die aus den Bergen wieder zurückkommen. Wir müssen halt schauen, wie viele Personen unter denen schon betroffen sind.

    Durak: Überlebende zu finden, das ist wohl kaum noch möglich?

    Stapke: Wir haben eine Zahl von 104 Vermissten hier noch. In den Dörfern haben wir keine neuen Meldungen, also die Zahl der Toten wurde nach unten korrigiert, weil einige Leute aufgetaucht sind. Aber Vermisste sind anscheinend nicht mehr zu finden.

    Durak: Worauf, Herr Stapke, kommt es jetzt vor allem an, bei der Hilfe?

    Stapke: […] Die meisten Schwerverletzten, die wir hatten, sind in den Zentralkrankenhäusern, […], 70 Kilometer entfernt, aufgenommen und versorgt worden. […] Also man scheint dort gut zurecht zu kommen. Wir haben hier viele Leichtverletzte, wo wir nicht wissen, ob sie überhaupt eine Diagnose bekommen haben. Es geht jetzt darum, zwischen den Nicht-Regierungs-Organisationen und den staatlichen Stellen hier zu koordinieren, dass kleine Dörfer vernetzt werden. Die 14 Dörfer, die wir untersucht haben, haben leichte Verletzungen, aber keine schweren Fälle, so dass wir uns auf die Kernprobleme, die die Leute haben, wieder konzentrieren können.

    Durak: Stimmen Sie sich, stimmt sich der Malteser Hilfsdienst mit anderen Organisationen bei der Hilfe ab?

    Stapke: Ja, wir haben ja ein Mitglied von Aktion "Deutschland hilft" […]. Wir stimmen uns in der medizinischen Hilfe ab, in der mobilen Versorgung. […] Wir stimmen uns mit der Versorgung von Wasser mit internationalen Organisationen auch ab, wie Oxfam und anderen. Und wir stimmen uns vor allen Dingen mit den Behörden hier von unserem Distrikt und der Provinz ab, hier in […], dass hier keine Doppelung auftritt und auch keine Überversorgung, an einzelnen Orten. Das ist relativ gut möglich, weil es eine relativ gute Übersicht über die einzelnen Dörfer und auch über die Gesamtstruktur in der Provinz gibt.

    Durak: Ein letztes noch, Herr Stapke, wie ist denn die Stimmung unter der Bevölkerung? Es wird hier berichtet, es mehren sich die kritischen Stimmen, wegen der Informationspolitik der Behörden. Also man sei zu spät informiert worden und die Leute verlieren die Geduld. Haben Sie Ähnliches gehört?

    Stapke: Also wir haben zwei verschiedene [...]. Eine ist, dass die Leute es eigentlich mit Fassung tragen, was hier passiert ist, sich auch jetzt nicht beklagen, dass sie nicht informiert wurden. Weil, es gibt so viele Informationen über verschiedene Erdbeben. […] Das war nicht der Fall, wir sind nicht betroffen gewesen. Also diese ganz unterschiedlichen Fernsehsendungen und Informationen führen zu Unsicherheit. Man hat sich auch nicht beklagt. Die Leute sind ruhig, kein Tumult und keine Unruhe.

    Durak: Ich denke, wir brechen das Gespräch an dieser Stelle ab, die telefonische Verbindung ist doch einfach zu schlecht. Ich bitte bei den Hörerinnen und Hörern um Verständnis und Nachsicht. Wir haben in Panganderan Volker Stapke erreicht, er ist Programmkoordinator des Malteser Hilfsdienstes. Schönen Dank, Herr Stapke, und herzliche Grüße zu Ihnen und Ihren Mitarbeitern.