"Der Tod ist der endgültige und dauerhafte Verlust der für ein Lebewesen typischen und wesentlichen Lebensfunktionen." So nüchtern definiert Wikipedia einen der natürlichsten und unvermeidbarsten Vorgänge der Welt. Dennoch steckt im Tod unendlich viel Emotionalität, Schrecken und Ohnmacht. Eure Gedichte im August haben sich auf ganz unterschiedliche Weise mit diesem Thema befasst, das in unserer Gesellschaft oft ein Tabu darstellt.
Hier die Monatsgewinner, die unsere lyrix-Jury ausgewählt hat.
Im September lautet unser Leitmotiv: Die Jahre von dir zu mir.
Das letzte Korn
Schon mit dem allerersten Schrei
ja, mit dem Öffnen deiner Augen, um die Welt dir zu besehn
beginnt die Sanduhr schon zu laufen, Zeit, sie wird vorüber gehn
und irgendwann ist sie vorbei
Am Sanduhrboden erstes Korn
es fällt und völlig unbemerkt vergehen schnell die ersten Zeiten
noch viel zu jung der kleine Geist, um all die Fragen auszuweiten
nach jenem allerletzten Korn
Erst wenn der Boden ist bedeckt
mit Körnern deiner Lebenszeit, beginnst du langsam zu verstehn
merkst was es meint, das Wörtchen "leben", dass es heißt, die Zeit zu sehn
die sich in jedem Tag versteckt
Wir halten fest an einem Band
Auf das in Wissenheit uns hält, wenn wir in Unbekanntem bohr’n
Doch eines mache dir bewusst, es fällt bestimmt das letzte Korn
und es fällt sanft in Gottes Hand
(Anna Neocleous aus Rietberg-Mastholte, Gymnasium Nepomucenum Rietberg, Jahrgangsstufe 11, Muttersprache: Griechisch u. Deutsch)
Alles beim Alten
Die Zeit heilt alle Wunden,
Sagt man
Erinnerungen sterben nie,
Sagt man
Sich den Schmerz von der Seele reden,
Sagt man.
Ein Stück von dir bleibt hier,
Sagt man.
Ein Stück.
Das ist dein Foto,
das auf dem Nachttisch steht
Die grüne Wollbluse, die noch im Schrank hängt
Und wartet wieder getragen zu werden
Auch deine Kaffeetasse steht noch auf dem Tisch
Und der Kaffeesatz trocknet langsam vor sich hin
Aber dein Geruch ist verschwunden
Ich rieche an deinen Kleidern,
An deinem Handtuch -
Ich habe ihn verloren.
Was bleibt ist der Schmerz
Egal wie viel ich rede
Egal wie viel Zeit vergeht.
Manchmal ist es schwer die Welt zu lieben
Sage ich.
(Johanna Baschke aus Köln, Hansa-Gymnasium, Jahrgangsstufe 11, Muttersprache: Deutsch)
am felsen
die sonne erstirbt. licht entschwindet in ferne.
mein kleid flattert kindlich, der mond als laterne beleuchtet im schatten der sterne den himmel.
mein gewand färbt sich rot, als ich atmen erlerne.
ein schmerz zersticht. feuer flammt wie von sinnen mein rücken zerschellt, lässt das blut leise rinnen von schultern als zinnen, der flügel erwacht.
das blut tropft, ich blute, ich blüte ich tanze, ich spüre das leben, ich wüte ich springe.
ich blute. ich blüte. verblute. ver-blühte. blühte.
der schweif meiner kleider entflammt; schreie hallen am horizont wider, doch ich bin gefallen.
auf
prallen
am boden der realität.
(Judith Gerten aus Pulheim , Geschwister-Scholl-Gymnasium Pulheim, Jahrgangsstufe 12, Muttersprache: Deutsch)
Tom
Toms Vater war Direktor einer Jugendpsychiatrie.
Toms Mutter war Autorin mit Esprit und Phantasie.
Toms Bruder hat erfolgreich in Amerika studiert.
Toms Schwester hatte unlängst als Juristin promoviert.
Toms Lehrern war der Durchschnitt seiner Noten nicht genug.
Toms Freundin war ihm untreu, er entdeckte den Betrug.
Toms Vater sagte oft:"Er weiß ja nicht, wie gut er’s hat;
Woanders hungern Kinder, er ist wohlgenährt und satt."
Toms Mutter schrieb Romane, jedoch selten über ihn.
Man gab ihm Aloe-Vera-Saft als Wundermedizin.
Die Schwester zog zu einem sehr adretten jungen Mann
Und Tom band eines Tages sein Genick am Dachstuhl an.
(Kai Gutacker aus Niddatal, Sankt-Lioba-Schule, Bad Nauheim, Jahrgangsstufe 13, Deutschland, Muttersprache: Deutsch)
Der Tod
Umgangen und umschrieben, immer wieder
Man sagt nur: "Von uns ist er nun gegangen"
Weil ihn zu nennen uns der Mut oft fehlt.
Wohl wissen wir, dass er auch uns nicht schont
Doch glauben wir, wir könnten ihn verdrängen
Wie Kinder: "Seh' ich dich nicht, bist du weg"
So schließen wir die Augen, ängstlich fürchtend
Dass schon sein Name ihn heraufbeschwört
Ganz leise hoffend, dass er uns vergisst
Tatsächlich ist das Leben ein Geschenk
Das wir nicht gerne leichtsinnig verwerfen
Doch soll der Tod bedrohlich uns nicht bleiben
Der Tod bringt Frieden, löst von allem Leiden
Drum soll er einst ein guter Freund mir werden
Mein Führer auf dem Weg zu neuem Leben
(Nora Heilke aus Neunkirchen, Nicolaus-Kistner-Gymnasium , Jahrgangsstufe 12, Muttersprache: Deutsch)
Gedichte aus dem Ausland:
Der Tod
So wie der Tag endet,
wird auch der Weg des Lebens geschlossen.
Die Sonne versteckt sich,
als ob sie sich auch
verabschieden wollte.
Man wird für immer
in Schatten getaucht.
Keiner ist unsterblich.
Die Dämmerung des Lebens kommt,
unversöhnlich, unvorhergesehen
und unbesiegbar.
Wie gewinnt man
gegen den Tod?....
(Beatriz Albuquerque aus Amadora, Portugal, Deutsche Schule Lissabon, Klasse 9, Muttersprache: Portugiesisch)
Tod
Dahin ging ich jeden Tag,
Mit meiner Seele zu reden,
Über diese Welt nachzudenken,
Für jenen Moment mich vorzubereiten.
Jeden Tag dieselben Fragen:
Was ist es?
Wann kommt es?
Kann man es voraussehen?
Dann bat ich stark,
Nur für einen kurzen Blick in die Zukunft
Ich möchte wissen, ob es unangenehm ist,
ob man es vermeiden kann.
Als ich es sah,
Meine Beine knackten
Schwarz und düster alles war
Oh Gott, was wartet auf mich
Langsam ließ ich meine Hände fallen
Wie die Steine auf den Sand
Dann fühlte ich hartes Land
Niemand vermeiden es kann.
Zurück schnell lief ich,
"Oh Gott, vergessen möchte ich es",
Und ich habe Glück,
Dass ich mein Leben kann verbessern.
(Muslic Adnan aus Zenia, Bosnien und Herzegowina, Erstes Gymnasium in Zenica Jahrgangsstufe 11, Muttersprache: Bosnisch)
Erinnere immer deinen Tod
Wenn die Zeit schnell vorbeigeht, kannst du nicht
so schnell wie die Zeit rennen.
Frage dich, ob du bereit oder nicht bereit bist,
deinen Tod zu erleben.
Oh, nein. Ich bin nicht fertig.
Für mich ist es zu viel, alles zu erklären.
Weil du früher an deinen Tod nicht glaubtest,
kommt er jetzt zu dir.
Die Vögel werden ganz tot sein und
du wirst deinen Tod treffen.
Es gibt keine Ewigkeit in dieser Welt.
Dein Seele fliegt,
um wieder zu deinem Gott zu kommen.
Du bist nur die unglückliche Leiche, die hofft,
deinen Tod belügen zu können.
Es ist zu spät, alles zu verbessern.
Dein Tod hat schon dein Leben beendet.
(Sahid Kufra aus Indonesien, Jahrgangsstufe 12, Muttersprache: Indonesisch)
Hier die Monatsgewinner, die unsere lyrix-Jury ausgewählt hat.
Im September lautet unser Leitmotiv: Die Jahre von dir zu mir.
Das letzte Korn
Schon mit dem allerersten Schrei
ja, mit dem Öffnen deiner Augen, um die Welt dir zu besehn
beginnt die Sanduhr schon zu laufen, Zeit, sie wird vorüber gehn
und irgendwann ist sie vorbei
Am Sanduhrboden erstes Korn
es fällt und völlig unbemerkt vergehen schnell die ersten Zeiten
noch viel zu jung der kleine Geist, um all die Fragen auszuweiten
nach jenem allerletzten Korn
Erst wenn der Boden ist bedeckt
mit Körnern deiner Lebenszeit, beginnst du langsam zu verstehn
merkst was es meint, das Wörtchen "leben", dass es heißt, die Zeit zu sehn
die sich in jedem Tag versteckt
Wir halten fest an einem Band
Auf das in Wissenheit uns hält, wenn wir in Unbekanntem bohr’n
Doch eines mache dir bewusst, es fällt bestimmt das letzte Korn
und es fällt sanft in Gottes Hand
(Anna Neocleous aus Rietberg-Mastholte, Gymnasium Nepomucenum Rietberg, Jahrgangsstufe 11, Muttersprache: Griechisch u. Deutsch)
Alles beim Alten
Die Zeit heilt alle Wunden,
Sagt man
Erinnerungen sterben nie,
Sagt man
Sich den Schmerz von der Seele reden,
Sagt man.
Ein Stück von dir bleibt hier,
Sagt man.
Ein Stück.
Das ist dein Foto,
das auf dem Nachttisch steht
Die grüne Wollbluse, die noch im Schrank hängt
Und wartet wieder getragen zu werden
Auch deine Kaffeetasse steht noch auf dem Tisch
Und der Kaffeesatz trocknet langsam vor sich hin
Aber dein Geruch ist verschwunden
Ich rieche an deinen Kleidern,
An deinem Handtuch -
Ich habe ihn verloren.
Was bleibt ist der Schmerz
Egal wie viel ich rede
Egal wie viel Zeit vergeht.
Manchmal ist es schwer die Welt zu lieben
Sage ich.
(Johanna Baschke aus Köln, Hansa-Gymnasium, Jahrgangsstufe 11, Muttersprache: Deutsch)
am felsen
die sonne erstirbt. licht entschwindet in ferne.
mein kleid flattert kindlich, der mond als laterne beleuchtet im schatten der sterne den himmel.
mein gewand färbt sich rot, als ich atmen erlerne.
ein schmerz zersticht. feuer flammt wie von sinnen mein rücken zerschellt, lässt das blut leise rinnen von schultern als zinnen, der flügel erwacht.
das blut tropft, ich blute, ich blüte ich tanze, ich spüre das leben, ich wüte ich springe.
ich blute. ich blüte. verblute. ver-blühte. blühte.
der schweif meiner kleider entflammt; schreie hallen am horizont wider, doch ich bin gefallen.
auf
prallen
am boden der realität.
(Judith Gerten aus Pulheim , Geschwister-Scholl-Gymnasium Pulheim, Jahrgangsstufe 12, Muttersprache: Deutsch)
Tom
Toms Vater war Direktor einer Jugendpsychiatrie.
Toms Mutter war Autorin mit Esprit und Phantasie.
Toms Bruder hat erfolgreich in Amerika studiert.
Toms Schwester hatte unlängst als Juristin promoviert.
Toms Lehrern war der Durchschnitt seiner Noten nicht genug.
Toms Freundin war ihm untreu, er entdeckte den Betrug.
Toms Vater sagte oft:"Er weiß ja nicht, wie gut er’s hat;
Woanders hungern Kinder, er ist wohlgenährt und satt."
Toms Mutter schrieb Romane, jedoch selten über ihn.
Man gab ihm Aloe-Vera-Saft als Wundermedizin.
Die Schwester zog zu einem sehr adretten jungen Mann
Und Tom band eines Tages sein Genick am Dachstuhl an.
(Kai Gutacker aus Niddatal, Sankt-Lioba-Schule, Bad Nauheim, Jahrgangsstufe 13, Deutschland, Muttersprache: Deutsch)
Der Tod
Umgangen und umschrieben, immer wieder
Man sagt nur: "Von uns ist er nun gegangen"
Weil ihn zu nennen uns der Mut oft fehlt.
Wohl wissen wir, dass er auch uns nicht schont
Doch glauben wir, wir könnten ihn verdrängen
Wie Kinder: "Seh' ich dich nicht, bist du weg"
So schließen wir die Augen, ängstlich fürchtend
Dass schon sein Name ihn heraufbeschwört
Ganz leise hoffend, dass er uns vergisst
Tatsächlich ist das Leben ein Geschenk
Das wir nicht gerne leichtsinnig verwerfen
Doch soll der Tod bedrohlich uns nicht bleiben
Der Tod bringt Frieden, löst von allem Leiden
Drum soll er einst ein guter Freund mir werden
Mein Führer auf dem Weg zu neuem Leben
(Nora Heilke aus Neunkirchen, Nicolaus-Kistner-Gymnasium , Jahrgangsstufe 12, Muttersprache: Deutsch)
Gedichte aus dem Ausland:
Der Tod
So wie der Tag endet,
wird auch der Weg des Lebens geschlossen.
Die Sonne versteckt sich,
als ob sie sich auch
verabschieden wollte.
Man wird für immer
in Schatten getaucht.
Keiner ist unsterblich.
Die Dämmerung des Lebens kommt,
unversöhnlich, unvorhergesehen
und unbesiegbar.
Wie gewinnt man
gegen den Tod?....
(Beatriz Albuquerque aus Amadora, Portugal, Deutsche Schule Lissabon, Klasse 9, Muttersprache: Portugiesisch)
Tod
Dahin ging ich jeden Tag,
Mit meiner Seele zu reden,
Über diese Welt nachzudenken,
Für jenen Moment mich vorzubereiten.
Jeden Tag dieselben Fragen:
Was ist es?
Wann kommt es?
Kann man es voraussehen?
Dann bat ich stark,
Nur für einen kurzen Blick in die Zukunft
Ich möchte wissen, ob es unangenehm ist,
ob man es vermeiden kann.
Als ich es sah,
Meine Beine knackten
Schwarz und düster alles war
Oh Gott, was wartet auf mich
Langsam ließ ich meine Hände fallen
Wie die Steine auf den Sand
Dann fühlte ich hartes Land
Niemand vermeiden es kann.
Zurück schnell lief ich,
"Oh Gott, vergessen möchte ich es",
Und ich habe Glück,
Dass ich mein Leben kann verbessern.
(Muslic Adnan aus Zenia, Bosnien und Herzegowina, Erstes Gymnasium in Zenica Jahrgangsstufe 11, Muttersprache: Bosnisch)
Erinnere immer deinen Tod
Wenn die Zeit schnell vorbeigeht, kannst du nicht
so schnell wie die Zeit rennen.
Frage dich, ob du bereit oder nicht bereit bist,
deinen Tod zu erleben.
Oh, nein. Ich bin nicht fertig.
Für mich ist es zu viel, alles zu erklären.
Weil du früher an deinen Tod nicht glaubtest,
kommt er jetzt zu dir.
Die Vögel werden ganz tot sein und
du wirst deinen Tod treffen.
Es gibt keine Ewigkeit in dieser Welt.
Dein Seele fliegt,
um wieder zu deinem Gott zu kommen.
Du bist nur die unglückliche Leiche, die hofft,
deinen Tod belügen zu können.
Es ist zu spät, alles zu verbessern.
Dein Tod hat schon dein Leben beendet.
(Sahid Kufra aus Indonesien, Jahrgangsstufe 12, Muttersprache: Indonesisch)