Donnerstag, 09. Mai 2024


Die lyrix-Gewinner im September und Oktober 2011

Als Inspirationsquelle für das Leitmotiv "Unsterbliche Liebe" dienten euch in diesen Monaten Gedichte von Nevfel Cumart und C.F. Meyer sowie römische Skulpturen und Grabmäler aus dem Landesmuseum Trier.

15.11.2011
    In dem Gedicht "Meine Liebe" thematisiert Nevfel Cumart eine immerwährende, unsterbliche Liebe. Leid entsteht durch die Sterblichkeit und das Leid der Menschen. Der Tod wird allerdings nicht als Grenze der Liebe, sondern als quälendes Unglück angesehen, das die Stärke der Liebe nicht beeinflussen kann. Im Gegensatz dazu beschreibt C.F. Meyer in "Lethe" die Unmöglichkeit der unsterblichen Liebe aufgrund von Tod und Vergessen.

    Wir wollten von euch wissen, ob ihr an die unsterbliche Liebe denkt, glaubt und hofft oder euch eher der Meinung C.F. Meyers anschließt. Was verbindet ihr mit unsterblicher Liebe? Und für wen empfindet ihr sie?

    Erreicht haben uns viele sehr schöne, ernsthafte und traurige Gedichte über das Thema "Unsterbliche Liebe". Enttäuschungen und die daraus resultierende Wut, bis hin zum Hass, sowie Vergänglichkeit, Tod und Verzweiflung waren häufige Elemente in euren Gedichten. Darüber hinaus habt ihr oft über nicht erwiderte Liebe und Sehnsucht gedichtet.

    Herzlichen Glückwunsch den Gewinnern!

    Hier die Texte der Leitmotivrundengewinner aus dem Inland:

    Fossil

    Es ist kalt hier
    und zwischen uns
    rostet die Luft
    von Lunge zu
    Lungenflügel schlagen
    im Endlos-
    takt der Tropfsteinhöhle.
    Sperr das Licht aus die
    Sonne zersetzt uns
    nur das versteinerte
    für immer
    wird von unseren Zähnen fallen
    wie Staub.


    (Roberta Huldisch aus Berlin, Deutschland, Schiller-Gymnasium-Berlin, Jahrgangsstufe: 12, Muttersprache: deutsch)

    Unsterbliche Liebe

    Kleine, klebrige Kinderhände greifen verzweifelt nach ihrer Hand, greifen ins Leere.
    Feine, sanfte Kinderknie schlagen dumpf auf im groben Sand.
    Ihre Augen starren ins Leere.

    Er ruft ihren Namen, Stimme schrillt schreiend.
    Nicht gehört.
    Musik dröhnt zu ihr nieder, fesselnd, befreiend.
    Hört nicht. Will nicht.

    Lachen und Spielen, Kindergeschrei.
    Er hustet, er würgt.
    Lachen und Spielen, Kindergeschrei.
    Musik dröhnt.

    Blaues Licht, Heulen und Schreien.
    Ist es vorbei?
    Fühlt nichts. Wünscht es sich sehr.
    Kleine, klebrige Kinderhände,
    Fühlen jetzt auch nichts mehr.


    (Charlotte Martin Yuste aus Trier, Deutschland, Friedrich-Spee-Gymnasium, Jahrgangsstufe 11, Muttersprache: deutsch)

    Ode an den Tod

    Letzte Nacht bei Mondenschein,
    ich suche dich und bring dich heim.
    Die Tränen klirren wie Kristall,
    von deiner Stimme Widerhall.
    In Grabestiefe ganz allein,
    wirst du niemals einsam sein.

    Ganz leis‘ in stiller Mondennacht,
    vor Schmerzen um den Schlaf gebracht,
    Erinnerungen hell und klar,
    träume
    wie es vorher war,
    bleib an deiner Seite ganz,
    getanzt hast du den Totentanz,
    verschlingt die Nacht dich still und leis‘, und bringt dich fort ins Totenreich.

    Diese Nacht bei Mondenschein,
    such‘ ich dich und bring dich heim,
    denn der süße Schmerz ganz sacht,
    hat mich um den Verstand gebracht,
    und lässt mich hier in größter Not,
    dein treuer Freund, es ist der Tod.


    (Julia Fourate aus Nordhofen, Deutschland, Mons-Tabor-Gymnasium, Jahrgangsstufe: 11, Muttersprache: deutsch)

    Kondens

    Willkürlich schmiegen sich unsere Worte in Münder
    von einer Streulinse ausgehend
    verschenkst du deine Liebe und
    wir üben uns im Staubkorntanz, phosphoriszierend
    wir sind die Großstadtlichter dann und wann
    lösen sich endlich deine Lippen?

    Das lautlose Inferno der Straßenlaternen
    wirbelt uns auf und schmiegt uns aneinander
    vorbei und da, kein Takt per GPS
    du kostest
    an jedem Zahnfleisch voll deine Momente aus

    Letztendlich erhasche ich
    ein paar deiner Atemzüge
    fein säuberlich auf meiner Zunge destilliert
    durch körpermassen kaltgeschleudert und gepresst
    und hochprozentig sicher aber
    flüchtig

    Mir brennt der hals von dir.


    (Josefine Berkholz aus Berlin, Deutschland, Romain Rolland Oberschule, Jahrgangsstufe: 12, Muttersprache: deutsch)

    Lichtstreifen
    dein gesicht zefließt in regen
    jede nacht - hundert tropfen
    zu einem meer
    am morgen suche ich konturen
    doch in den wellen bricht dein bild
    aber ich höre nicht auf zu warten
    ich lege mich auf gefrorene erde
    und spüre ihren puls
    wind malt weiße zauberstaubfiguren
    an den himmel und schenkt mir
    leise vertrautes
    deine stimme
    dein gesicht zerfließt in regen
    und mein anker hängt in den wolken
    ich höre nicht auf zu warten
    bis du mich nach hause bringst


    (Benita Salomon aus Schriesheim, Deutschland, Kurpfalzgymnasium Schriesheim, Jahrgangsstufe: 12, Muttersprache: deutsch)

    morgenrot

    zitternd sitze ich am fenster
    blicke stumpf in diese nacht
    seh im nebel nur gespenster
    in denen bleich dein bild erwacht
    und ich weiß es ist vermessen
    doch ich sehne mich nach dir
    kann dich einfach nicht vergessen
    ach wärst du doch wieder hier
    selbst die sterne scheinen grau
    und deine augen tief und leer
    flimmern schwach und ungenau
    jeder atemzug fällt schwer
    ich will zerreißen deine ketten
    doch ich schaff es einfach nicht
    kann dich niemals davor retten
    kalt erwacht das erste licht
    betastet dich mit langen fingern
    sacht dein nebelbild verwischt
    liebe gefangen im morgenrot
    erinner mich als es ganz erlischt
    der bruch das blut der schmerz das ende
    dein tod


    (Karen Schmitt aus Weinheim, Deutschland, Werner-Heisenberg-Gymnasium, Jahrgangsstufe: 10, Muttersprache: deutsch)


    Hier die Gewinner aus dem Ausland:

    Die Einzigartige
    Ich warte – du Süßeste -
    auf dein erneutes Kommen
    Obgleich ich es weiß,
    dass du nie ankommst.
    Meine Liebe ist
    wie ein Gestein,
    welches der Ewigkeit wiedersteht.
    Ich weiss deinen Namen nicht,
    ob du bestandest, weiss ich nicht.
    Doch bin sicher,
    du bist nicht da
    unter den Lebenden.
    Ich taste goldene Lippen
    deines Perlengesichts nicht,
    oder gar kein samtiges Haar an.
    Ich sehe Diamantenlächeln,
    smaragden Augen
    oder das Türkiskleid nicht mehr,
    und höre auch nichts.
    Darum weine ich und schluchze ununterbrochen.
    Kein beweis für deine Existenz,
    doch ich liebe dich.
    Du Wolke meiner Träume


    (Mateusz Wojcieszak aus Radom, Polen, VI LO im. Jana Kochanowskiego, Jahrgangsstufe: 10, Muttersprache: polnisch)

    Lebensliebe
    Ihr Foto auf dem Tischlein
    Schön und aussergewöhnlich
    Wie immer lächelnd
    Seine Frau des Lebens.
    Zu Weinen bringedes
    Foto mit dem Band...
    Nachtigalsgesang im September
    initierte die letzte Periode.
    Das Leiden legte die Rechnung vor
    Mit schweizerischem Scheck nicht zu decken.
    Die Liebe überschritt ihr Ziel.
    Er stieg zu den Wolken empor,
    auf den Jügstflügeln
    überwand die Alltäglichkeit.
    Er ging ihr zu
    verliebt, verweint,
    mit roter Schramme
    um den Hals.
    Da merkte er sie weit
    hoch, ist hingeflogen,
    um nur bei ihr zu sein,
    In der neuen Daseinsperiode...


    (Maciej Kwiatkowski aus Radom, Polen, VI LO im. Jana Kochanowskiego, Jahrgangsstufe: 10, Muttersprache: polnisch)

    Unsterbliche Liebe
    Von Osten nach Westen,
    Von Suden nach Norden,
    sind die Gewasser meines Landes,
    Meines Landes,des Einzigen.
    Romisch,Osmanisch,Osterreisch-Ungarisch
    war mein Land,
    Das nie gewann.
    Viel hat es verloren,aber trotzdem ist es stolz geblieben.
    Viele verließen es,aber kamen zuruck,
    Und es erwartete sie wie eine Mutter ihr Kind,
    Ein Kind,das nie vergisst,
    was unsterbliche Liebe ist.


    (Heco Lejla aus Zenica, Bonsnia und Herzegowina, Das erste Gymnasium, Jahrgangsstufe: 10, Muttersprache: bosnisch)


    Und hier die Gewinner "außer Konkurrenz":

    (Jeder Teilnehmer kann maximal zweimal Leitmotivrundengewinner werden. Weitere eingesandte Gedichte werden trotzdem von der Jury bewertet. Sollte ein Gedicht nach Punkten unter den besten sein, wird es "außer Konkurrenz" veröffentlicht.)


    Ausgenommen der Wertung:

    pathos
    wir lassen melodieballons in die finsternis steigen
    sitzen singend am abgrund und riechen das ende
    wir waren nie furchtloser und schöner als jetzt
    denn du siehst in meinen augen zwei welten
    und in meiner pupille den nächsten kontinent
    auf den wir entkommen wenn alles verglimmt
    unsere figuren sind nur alternde hülsen die
    in überhitzten städten und auf leblosen fernstraßen
    liebe suchen : um sich unsterblich zu machen
    um nicht wie klang im lärm zu zerplatzen
    nimmst du mich an der hand und wir laufen
    gegen den fluchtstrom direkt ins inferno
    wo wir endlich zusammenschmelzen
    und uns jede ewigkeit lebendiger macht


    (Christiane Heidrich aus Vaihingen/Enz, Deutschland, Friedrich-Abel-Gymnasium, Jahrgangsstufe: 11, Muttersprache: deutsch)


    Du
    Deine Augen singen:
    die erste Morgenmeise
    kurz vor Sonnenaufgang
    Deine Hände erzählen:
    Buchstaben und tropfende Tinte
    auf weißems Papier
    Deine Haare tanzen:
    unschuldiger Frühjahrswind
    zu einem noch nie gehörten Takt
    Deine Lippen schmecken:
    unendlichen Sommerstränden
    und beten stumm
    Könnte ich Lippenlesen –
    wüsste ich
    Ob es mein Name ist,
    den du jeden Abend in dein Kissen küsst
    heimlich


    (Anna Neocleous aus Rietberg, Deutschland, Gymnasium Nepomucenum Rietberg, Jahrgangsstufe 13, Muttersprache: deutsch/griechisch)


    Wir sind unsterblich.
    Weil Liebende nicht sterben.
    Nie.

    Ich habe es nicht verstanden,
    aber du sagtest an unsere Liebe glauben, heißt auch dir glauben.
    Und ich habe mir ‚Unsterblichkeit’ in die Kopfhaut tätowiert.
    Du maltest Bilder vor meine Gedanken.
    Grelle Farben an weiße Wände.
    Wir, Finger in Hand, über die Stadt fliegend.
    In Superman-Umhängen.
    Auf meinem stand Liebe, auf deinem Unsterblichkeit.
    Ich will keine Unsterblichkeit.
    Weil du Rosinen magst und ich nicht.
    Und ich würde sie auch kaufen wenn du nicht da wärst.
    Weil du unsterblich wärst.
    Zumindest für mich.
    Und du würdest Orangen essen.
    Obwohl du sie nicht magst.
    Und das will ich nicht.
    Und du lachst.
    Für mich würdest du Orangen essen, sagst du.
    Mein Finger schwitzt in deiner Hand.
    Ich will nicht fallen.
    Ich will nicht unsterblich sein.

    Wir sind unsterblich.
    Weil Liebende nicht sterben.
    Nie.


    (Johanna Fugmann aus Memmelsdorf, Deutschland, Dientzenhofer Gymnasium Bamberg, Jahrgangsstufe: 9, Muttersprache: deutsch)


    Du bist alles
    Ich sehe dich
    zum ersten Mal.
    Du,
    deine Seele,
    alles perfekt.
    Du bist wunderschön,
    engelhaft,
    aber du siehst mich nicht.
    Für dich bin ich Glas,
    durchsichtig,
    Nichts.
    Zum ersten Mal
    siehst du mich.
    Mein Herz schlägt pausenlos,
    ich schöpfe Hoffnung.
    Ich warte...
    Ich warte auf dich.
    Dann seh´ ich dich:
    Du kommst zu mir,
    du schaust mir in die Augen
    und ich vergesse zu atmen.
    Du kommst auf mich zu
    und schon fühle ich deinen Duft.
    Dein Körper mischt sich mit meinem,
    du legst deine Hand
    an meine heissen Wangen
    Und ertränkst mich
    mit deinem unsterblichen Kuss.
    Du fasst meine Taille,
    dein Atem mischt sich mit meinem
    und du flüsterst mir ins Ohr:
    "Ich werde dich nie verlassen,
    du bist meine Welt,
    meine Seele,
    du bist mein Ich"-
    Und mein Herz
    flammt auf.


    (Isabella Wallwitz aus São Paulo, Brasilien, Colégio Visconde de Porto Seguro, Jahrgangsstufe: 7, Muttersprache: portugiesisch)