Dienstag, 07. Mai 2024

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Die niederländische Schriftstellerin Bette Westera
Leben mit dem Tod

Das zentrale Thema der Gedichtbände der Niederländerin Bette Westera ist neben philosophischen Fragen - der Tod. Kindgerecht, mal gereimt, mal ungereimt, setzt sie sich mit dem Verlust eines geliebten Lebewesens - mit Trauern, Erinnern und Abschiednehmen - auseinander. Dabei darf der Humor nicht fehlen.

Die Schriftstellerin Bette Westera im Gespräch mit Ute Wegmann | 28.03.2020
Die Schrifstellerin Bette Westera und ihr Buch "Überall & Nirgends"
Die Schrifstellerin Bette Westera und ihr Buch "Überall & Nirgends" (Cover Susanna Rieder Verlag / Autorenportrait (c) Robert Elsing)
Ute Wegmann: Heute schauen wir in die Niederlande. Gar nicht weit entfernt von Köln - in der Nähe von Utrecht - wohnt Bette Westera mit ihrer Familie. Wer sie noch nicht kennt, kann sie heute kennenlernen: die niederländische Schriftstellerin, Übersetzerin und Kinderliederautorin Bette Westera.
Musik: Overal & Nergends
Wegmann: Bette Westera, die Musik, die wir gerade gehört haben, hat ihr Mann Diederik van Essel komponiert. Sie treten zusammen auf. Singen Sie dann auch?
Bette Westera: Ja, dann singe ich auch. Aber wenn wir eine Aufnahme machen, dann singe ich nicht.
Wegmann: Jetzt gerade haben wir eine Sängerin und einen Sänger gehört. Das waren nicht Sie und Ihr Mann. Ich hab es vorhin schon erwähnt, Sie sind eine ungeheuer vielfältige Künstlerin. Sie arbeiten auch als Übersetzerin, gleich aus verschiedenen Sprachen: aus dem Deutschen, Dänischen, Englischen: Haben Dr. Seuss übersetzt. Sie haben Sprachen nicht studiert?
Westera: Nein, aber ich übersetze auch nur Bilderbücher und das mache ich mit Schulenglisch oder – deutsch. Und das ist fast immer Reim und dann muss ich sowieso kreativ übersetzen. Und die Texte versteh ich gut, aber ich würde nie einen Jugendroman übersetzen.
Wegmann: Es konzentriert also auf lyrische, reimende Bilderbuchtexte?
Westera: Ja!
Das zentrale Thema Tod
Wegmann: Seit 1999 haben Sie 30 Bücher verfasst, einige davon sind glücklicherweise ins Deutsche übertragen, von dem renommierten Niederländisch-Kenner Rolf Erdorf. Eins der übersetzten hat in Ihrer Heimat große Preise gewonnen: "Doodgewoon" – der dt. Titel: "Überall & Nirgends", und zwar den Goldenen Griffel und den Wouterje Pietersen Preis, es hat auch bei uns viel Aufmerksamkeit erhalten.
Andere ins Deutsche übertragene Titel lauten "Omas Rumpelkammer", "Jawlensky" oder "Was macht das Licht, wenn es dunkel wird?" – über diese Titel und noch weitere sprechen wir in den nächsten 25 Minuten.
"Doodgewoon", dieses hochwertig hergestellte Bilderbuch mit Gedichten und großartigen Bildern von der Künstlerin Sylvia Weve ist ein zentrales Werk unter ihren Büchern, denn es geht hier ausschließlich um ein Thema. Das Thema, das im Mittelpunkt Ihres Schreibens zu stehen scheint: Das Thema Tod. Was interessiert Sie an diesem Thema?
Westera: Ich interessiere mich für existenzielle Themen. Und alle, auch Kinder, haben mit dem Tod zu tun. Und ich schreibe gerne, auch für Kinder, über Themen, die wichtig sind und Fragen aufwerfen. Und ich habe gedacht, ich möchte ein Buch schreiben, das man mit Kindern lesen kann, aber nicht nur, wenn etwas passiert ist, nicht nur, wenn die Katze tot ist oder sogar der Großvater. Ab und zu ein Gedicht, damit die Kinder vertraut werden mit dem Tod als Fakt.
Wegmann: Wie alt waren Sie selber, als Sie dem Tod zum ersten Mal begegnet sind?
Westera: Ich weiß es nicht mehr genau. Aber woran ich mich erinnere, dass meine Großmutter gestorben ist, da war ich elf oder zwölf und sie ist kremiert worden, und das fand ich ... von Beerdigungen hatte ich gehört, aber kremiert werden ...das fand ich spannend.
Wegmann: Also verbrannt werden ... war das bedrohlich?
Westera: Nein, aber spannend, dass das mit einem Körper gemacht wird. Sie war schon lange krank, deshalb hab ich versucht, dass es mal passieren wird.
Kinder sind sehr philosophisch
Wegmann: Sie beschreiben den Tod ein wenig wie den Kitzel des Lebens, das Salz in der Suppe. Sie spielen ein Gedankenspiel: Was wäre das Leben, was wäre das ein oder andere Risiko, wenn wir nicht sterben müssten? Wäre das Leben totlangweilig?
Westera: Darüber spreche ich oft mit Kindern. Mit diesem Gedicht fange ich oft an in Schulen und dann sprechen wir darüber. Und viele Kinder sagen zuerst: Wenn der Tod nicht da ist, da kann ich zuerst Fußballspieler werden, dann Polizist und dann noch zur Feuerwehr. Und nach ein paar Minuten sagt einer. Das wird doch langweilig. Und wie würde es sein, wenn nur ich überlebe und nicht die anderen, Freunde, Freundinnen, Eltern. Und wie würde es ein, wenn ich immer weiterlebe und alt bin und nichts mehr kann? Nein, vielleicht ist es doch besser. Und das ist ein schöner Anfang.
Wegmann: Sie gehen ja viel in Schulen, machen Lesungen. Wie erleben Sie die Kinder, wenn Sie sie mit dem Thema Tod konfrontieren?
Westera: Als sehr philosophisch. Ich brauche nur etwas zu fragen und sie fangen an zu sprechen. Ohne Angst. Und sie tun das gerne. Und sehr einfach und sie hören sich auch zu.
Dem Tod das Tabu nehmen
Wegmann: Es gelingt Ihnen, meist durch eine kindliche Ansprache, dem Tod das Tabu zu nehmen und auch die Angst und Last, die mit ihm stets verbunden ist. Es geht in den Gedichten und Geschichten um verschiedene Todesarten von verschiedenen Lebewesen, die nah waren. Ob Oma und Opa, Vater oder Mutter, Katze oder Hund – immer geht es um den Schmerz und den Verlust. Vor allem aber vermitteln Sie die Wichtigkeit der Trauer, auch des Weinens (Gedicht: "Stein und Bein", oder: mit den Toten in Kontakt zu bleiben (Gedicht:"Seine Stimme"). Sie machen Mut, Kindern wie Erwachsenen, mit dem Tod zu leben! Das haben Sie eben schon erwähnt, dass Sie im Alltag darauf vorbereiten wollen.
Westera: Ja, genau!
Wegmann: Lesen Sie uns das Gedicht.
Westera: Lesung: "Seine Stimme"
Wegmann: Heute zu Gast im Studio in Köln ist die niederländische Schriftstellerin Bette Westera. Zu hören mit einem Gedicht aus dem Buch "Überall & Nirgends". Ein weiteres Gedicht, eigentlich nur mehr eine Aufzählung aller Verwandten, zeigt uns, dass die Toten zu den Lebenden gehören, es heißt "Familienporträt". Wir sehen auf der Illustration von Sylvia Weve eine vielköpfige Gruppe von Menschen, zu einem Porträtbild angeordnet, vor ihnen ein Teppich und darauf liegen fünf Totenköpfe.
Erarbeiten Sie eine solche Doppelseite mit Sylvia Weve zusammen?
Westera: Das ist unabhängig. Ich fange an, dann fängt Sylvia an zu zeichnen. Und ab und zu schickt Sylvia eine Mail mit Zeichnungen, dann freue ich mich immer sehr. Aber ich mische mich nicht in Ihre Arbeit und sie nicht in meine.
Wegmann. Aber sie bekommt die fertigen Gedichte?
Westera: Ja!
Die Künstlerin Sylvia Weve
Wegmann: Das Buch ist hervorragend illustriert von der Künstlerin, Illustratorin und Hochschuldozentin Sylvia Weve, mit der Sie bereits eine Vielzahl Bücher gemacht haben. Sylvia Weves Werk umfasst 150 Bilderbücher und für dieses Gesamtwerk hat sie den hochdotierten Max Velthuijs Preis gewonnen. Man kann ihren Stil schwer beschreiben. Sie ist abwechslungsreich, arbeitet mit verschiedenen Materialien, mal mit filigranem Tuschestrich, dann mit Aquarellfarben, dann mit Druck, Buntstiften, Collagen, bildfüllend oder freigestellte Figuren vor Weiß. Es gibt Bilder mit kindlichen Elementen, andere erscheinen wie für sich stehende Kunstwerke. Sind Sie immer mit der Wahl der Materialien einverstanden oder haben Sie schon mal gesagt: Das habe ich mir ganz anders vorgestellt?
Westera: Ab und zu. Es gab ein Gedicht über einen Matrosen, der ins Meer geworfen wurde, wie man das früher machte. So eine Beerdigung auf See.
Da hat sie ein sehr modernes Schiff gezeichnet, da haben wir gebeten, dass sie ein Segelschiff zeichnet, denn man macht das heute nicht mehr so und das könnten die Kinder aber sonst denken. Und dann hat sie das angepasst. Aber das passiert nur ab und zu.
Wegmann: Empfinden Sie die einzelnen Bilder auch als Kunstwerk oder betrachten Sie es als eine Illustration Ihres Textes?
Westera: Ich finde, das sind Kunstwerke, aber Sie sagt immer: Ich bin Illustratorin. Ich brauche die Texte von anderen, um inspiriert zu werden.
Sie würde selber nicht sagen, dass sie eine freie Künstlerin ist, aber ich finde, dass sie das ist.
Wegmann: Sie thematisieren auch den Tod in anderen Kulturen (Japan und Mexiko), Suizid, den Tod eines zu früh geborenen Kindes oder einen Verkehrsunfall. Ich höre die Stimmen: Ist das nicht zu viel für Kinder? Muss man Kinder damit konfrontieren? In Deutschland hat sich die Tabuisierung des Themas in den letzten zehn Jahren ein wenig gelockert. Wie ist das in den Niederlanden?
Westera: Ich weiß nicht, ob es anders ist. Es ist immer auch noch schwierig mit dem Buch in die Schule zu kommen. Nicht weil die Kinder Angst haben, sondern die Lehrer haben Angst. Und wenn ich mit den Kindern über die Gedichte spreche, dann verschwindet die Angst, auch bei den Erwachsenen. Die Kinder sind nicht so ängstlich.
Leben mit dem Tod
Wegmann: Sie haben ja gesagt, Sie interessieren sich für philosophische Fragen. Wie erklären Sie sich, dass wir als Kinder einen freien Zugang dazu hatten, und dann mit dem Erwachsenwerden wir uns das Tabu auferlegen oder die Angst wächst?
Westera: Vielleicht sind wir uns bewusster, dass es kommt. Kinder sind unbefangen und offen.
Wegmann: Und wir leben zu sehr in der Zukunft während Kinder im Augenblick leben.
In einem Gedicht geht es auch um Wiedergeburt. Woran glaubt Bette Westera?
Westera: Ich glaube, es muss in diesem Leben passieren und wenn noch was nachkommt, kann sein, aber ich rechne nicht damit. Ich glaube, das Leben fängt mal an, man lebt das Leben und dann kommt man dahin zurück, wo man vor der Geburt war. Ich habe darüber auch ein Gedicht geschrieben. Ich kann mir vorstellen, dass das mehr zirkular ist als linear, das Leben und der Tod.
Wegmann: Da fällt mir ein, dass Sie zwischen 1990 und 1995 eine Kinderbibelserie herausgegeben haben "Heb je wel gehood"– auf Deutsch "Hast du das gehört". Mit ihrer Mutter. Muss man religiös sein, um eine Kinderbibel zu schreiben?
Westera: Was hilft, wenn man mit Religion aufgewachsen ist, weil man dann die Geschichten kennt. Meine Mutter war Pfarrerin. Also man muss religiös sein, denn man muss glauben, dass die Geschichten aus der Bibel wertvoll sind für die Leute. Ob man die selber ganz glauben soll, da bin ich nicht sicher, aber man muss Religion respektieren und selber fühlen können, warum es wichtig sein könnte.
Dem Tod mit Humor begegnen
Wegmann: Kann man dem Tod mit Humor begegnen?
Westera: Absolut.
Wegmann: Sie haben dazu das Gedicht "Zerstreut" geschrieben. Ich würde Sie bitten, das für uns zu lesen.
Westera: LESUNG "Zerstreut"
Die Entstehung des Lebens
Wegmann: Neben dem Thema Tod gibt es ein Buch, das das Leben thematisiert. Und nicht nur die Geburt eines Kindes, sondern auch die Entstehung des Lebens. Somit ist das ein hervorragendes Sachbuch über alles, was mit Schwangerschaft und Geburt zu tun hat, aber auch ein Aufklärungsbuch, angeleitet durch die Kinderfragen zum Geschwisterchen.
"Schokostreusel groß. Ein Baby in Mamas Bauch" mit großartigen Illustrationen von Julia Dürr, kleine Familienalltagsszenen, beim Arzt, und mit viel Sonnengelb. Haben Sie gedacht, jetzt möchte ich etwas Helles schreiben?
Westera: Das war ziemlich schwierig, nach "Überall & Nirgends" etwas Neues zu machen, weil das so viele preise bekommen hat und die Erwartungen waren so hoch. Ich hab es versucht. Sylvia und ich hatten das Thema "arm und reich". Ich war schon ein halbes Jahr damit beschäftigt, und dann hab ich gedacht: Es muss etwas anderes sein. Und dann habe ich gehört, dass ich ein Enkel bekomme. So entstand die Idee zu dem Buch und das war gut.
Wegmann: Ein ganz helles, ein sonnengelbes Buch, über das wir noch an anderer Stelle im Deutschlandfunk berichten werden.
Eins der beiden aktuell ins Deutsche übersetzten Bücher heißt "Was macht das Licht, wenn es dunkel wird?", Untertitel: "Fragen, die nach einem Vers verlangen". 36 Fragen. Themen wie Geburt, die Erde, die Zeit, Zukunft, Relativität, Licht und natürlich der Tod. Philosophische Fragen. Wann fängt etwas an? Wo bleibt die Zeit? Kommt die Zukunft auf dich zu?. Gedichte – meist ungereimt. Wann entscheiden Sie die Form, und ob Sie reimen oder nicht?
Westera: Meistens wenn ich einen ersten Satz im Kopf habe. Von diesem Satz hängt ab, wie es weitergeht. Kann sein, dass der Rhythmus einen Reim verlangt, oder nicht. Inhalt ist wichtig, aber auch Klang und Rhythmus. Aus dem ersten Satz entstehen ein zweiter und dritter und so eine Form, ich bedenke das nicht vorher.
"Es wächst langsam"
Wegmann: Wie viel Überarbeitung erfordert ein solches Gedicht. Es sind oft lange Gedicht, nicht alle, aber einige haben vier oder fünf Strophen. Oder passiert es oft, dass das Gedicht auf einen Wurf da ist?
Westera: Selten, ab und zu, dann bin ich in einem Flow, dann entsteht was und ich bin in einer Stunde fertig. Aber meistens bin ich ein paar Stunden damit beschäftigt. Und dann leg ich es weg und guck es mir am nächsten Tag noch mal an. Es wächst langsam. Meistens.
Wegmann: Auch dieses Buch – mit Bildern von Sylvia Weve! Ein Buch für die Ruhe? Gegen das Tempo unserer Zeit?
Westera: Wenn das so wirkt, dann ist es schön. Ich hab an die Fragen gedacht, die in meinem Kopf waren, als ich elf oder zwölf war und die niemand beantworten konnte. Und ich erzähle den Kindern, dass sie noch immer in meinem Kopf sind, und jetzt hab ich endlich was damit gemacht, aber ich suche die Antworten nicht mehr. Stattdessen mache ich Gedichte zu den Fragen. Und das kann eine mögliche Antwort sein oder nur ein Gedicht.
Wegmann: Sie haben Bücher mit anderen großen IllustratorInnen realisiert: Mies van Hout, Jan Jutte, Thé Tjong-King, Philip Hopman, Ingrid Godon usw. So ist das zweite Buch "Affe, Bär, Zebra", ein ABC- Bilderbuch mit Bildern von Henriette von Boerendans ausgestattet. Holzschnitte der Groß- und Kleinbuchstaben. Sehr schöne Farbkompositionen. Die Tiere oft aus Vogelperspektive. Gereimte kurze Erzählungen aus Tiersicht über Eigenschaften, Besonderheiten, Aussehen. Krokodil frisst sein erstes Pferd. Lama bietet an, Sachen zu tragen. Nashorn beklagt die Jagd der Menschen nach seinem Horn. Exotische neben heimischen Tieren.
Wie haben Sie die Auswahl getroffen?
Westera: Das hat Henriette gemacht. Es sind Holzschnitte, sie hat ein ABC gemacht aus Holz. Und darüber nachgedacht, was sie über die Tiere erzählen möchte. Das war meine Anleitung. Und dann haben wir für die Übersetzung noch Tiere dazu machen müssen, denn ein ABC auf Deutsch ist kein ABC auf Niederländisch. Und sie hat noch weitere Tiere gemacht.
"Jawlensky" – ein Bilderbuch zu einer Ausstellung
Wegmann: Es gibt einen Kinderroman "Omas Rumpelkammer", der von zwei starken Hauptfiguren – Oma und Enkelin – und den gemeinsamen Alltäglichkeiten lebt. Und das beeindruckende Bilderbuch "Jawlensky. Mit ihren Augen", die Geschichte eines kleinen Jungen, der seine Mutter verloren hat, mit der er spirituell in Kontakt ist, die für ihn im Leben gegenwärtig ist, aber das glauben ihm die anderen Kinder nicht.
"Was man nicht sieht, das gibt es nicht", sagen die anderen. Mit ihren Augen sieht er seine neue Welt nach dem Umzug. Die Bilder von Sylvia Weve orientieren sich an Blicken und Augen spielen eine große Rolle. Aber noch jemand hat Augen in den Mittelpunkt seines Werkes gesetzt: Der russisch-deutsche Maler Alexander von Jawlensky (1864-1941). Welche Rolle spielt er?
Westera: Das Wichtigste ist, dass er die Anleitung für das Buch war, weil es im Rahmen einer Ausstellung gemacht wurde, im Kunstmuseum in Den Haag, die haben jedes halbe Jahr eine neue Exposition und dabei macht man statt Katalog ein Bilderbuch. Vor zwei Jahren war das Jawlensky. Da hat das Museum gesagt. Lasst euch inspirieren von seiner Kunst, aber wie ihr das macht, ist egal.
Wegmann: Inspirieren von seinen Bildern, die Sie vorher im Katalog oder im Netz gesehen haben.
Westera: Ja. Und dann hab ich mit Sylvia darüber nachgedacht, weil das für sie schwierig war, denn sie wollte Jawlensky nicht kopieren, aber die Ausstrahlung des Buches sollte Jawlensky sein. Und wir wussten nicht so viel, über seine Kindheit. Und haben uns gefragt: was für ein Kind könnte er gewesen sein und haben durch Jawlenskys Augen die Welt gesehen. Und wir haben gesagt, was ist Wichtigste in seiner Kunst. Das waren die Augen und die Landschaften. Und dann habe ich gesagt, dann werde ich eine Geschichte über Landschaften und Augen schreiben. Und Sylvia hat die Bilder nach Jawlensky-Art gemacht.
Wegmann: Ein großartiges Bilderbuch ist Ihnen gelungen. Und wenn ich jetzt höre, dass das im Rahmen einer Ausstellung in einem Museum entstanden ist, dann hoffe ich doch, dass jetzt der ein oder andere Museumsdirektor uns zuhört und das für Deutschland als Idee übernimmt.
Ein Bilderbuch über das Erinnern und wie man einen geliebten Menschen im Leben halten kann. Und ein Buch über das Sehen!
Westera: Ja! Und Jawlensky war auch sehr spirituell, das habe ich auch in der Geschichte durchklingen lassen wollen.
"Lese viel und hab Geduld"
Wegmann: Auf Ihrer Webseite findet man Schreibtipps. Auch für Jugendliche. Einen hab ich verstanden: Schreib nur über Dinge, von denen du Ahnung hast. Ist das der wichtigste Tipp?
Westera: Es ist wichtig, aber das Wichtigste ist: Geduld. Und ich sag immer: Lese viel und hab Geduld. Es ist nicht in ein paar Stunden fertig, wenn man was Gutes schreiben will. Ich schreibe gerne über das Bekannte, ich bin kein Fantasyschreiber, es kann sein, dass Kinder das sehr gut können, dann sollen sie das tun. Ich bleibe immer sehr nah an der Realität.
Wegmann: Vielen Dank für das Gespräch, Bette Westera. Das war der Büchermarkt mit der Schriftstellerin Bette Westera. Wir sprachen vor allem über "Überall & Nirgends". Erschienen im Susanna Rieder Verlag ab 10 Jahre. Die Liste der Buchtitel und alle Angaben entnehmen Sie wie immer unserer Webseite: Deutschlandfunk. de. Nachhören können Sie die Sendung auch über die Deutschlandfunk Audiothek APP. Hier folgt jetzt Forschung aktuell. Ein schönes Wochenende wünscht Ihnen Ute Wegmann.
Wir sprachen über (Auswahl):
Bette Westera und Sylvia Weve (Illustration)
"Überall & Nirgends"
Aus dem Niederländischen von Rolf Erdorf
Susanna Rieder Verlag (München), 112 Seiten, € 25,-
Bette Westera und Sylvia Weve (Illustration)
"Jawlensky. Mit ihren Augen"
Aus dem Niederländischen von Rolf Erdorf
Verlag Freies Geistesleben (Stuttgart), 26 Seiten, € 18,-
Bette Westera und Joanne Lew-Vriethoff (Illustration)
" Omas Rumpelkammer"
Aus dem Niederländischen von Rolf Erdorf
Susanna Rieder Verlag (München), 206 Seiten, € 16,-
Bette Westera und Henriette Boerendans (Illustration)
"Affe, Bär, Zebra"
Aus dem Niederländischen von Rolf Erdorf
aracari Verlag (Zürich), 60 Seiten, € 18,-
Bette Westera und Sylvia Weve (Illustration)
"Was macht das Licht, wenn es dunkel wird?"
Aus dem Niederländischen von Rolf Erdorf
Susanna Rieder Verlag (München), 80 Seiten, € 19,90
Bette Westera und Julia Dürr (Illustration)
"Schokostreusel groß. Ein Baby in Mamas Bauch"
Aus dem Niederländischen von Rolf Erdorf
Gerstenberg Verlag (Hildesheim), 94 Seiten, € 18,-