Frank: Guten Tag.
Meurer: Wie finden Sie denn alles in allem die Pläne, die Struck heute Mittag verkündet hat ?
Frank: Aus meiner Sicht ist das eine logische Weiterentwicklung der veränderten politischen Weltlage und der Erfahrungen, die die Bundeswehr in ihren bisherigen Einsätzen gesammelt hat.
Meurer: Wie schmerzhaft sind die 26 Milliarden Euro, die die Bundeswehr in den nächsten 14 Jahren einsparen soll?
Frank: Das ist eine ganz schmerzhafte Größe, allerdings wird man sehen müssen, was tatsächlich an einzelnen Vorhaben rausgenommen wird und wofür – und das ist ja das Ziel des Verteidigungsministers, wenn ich ihn richtig verstanden habe – Freiraum zu gewinnen für die notwendige Anschaffung von dem, was Aufklärung, strategischer Lufttransport und die Anpassung an die neuen Gegebenheiten fordern.
Meurer: Insgesamt könnte es also darauf hinauslaufen, dass wirklich das auch beschafft wird, was wirklich gebraucht wird und was fragwürdig war, fällt eben weg?
Frank: Ja. Die Schwierigkeit ist die Umrüstung einer hochtechnisierten Armee von einem Bild, was sich noch lange Zeit notwendigerweise an der Landes- und Bündnisverteidigung orientiert hat und was sich jetzt auf die neuen Gegebenheiten umwandeln muss, die sich auch kristallisieren durch die Neuformierung Eingreif-, Stationierungs- und Stabilisierungskräfte.
Meurer: Wenn der Heimatschutz eine immer geringere Rolle spielt und die Bundeswehr sich fast ganz ausrichtet auf Kriseneinsätze und Friedenmissionen, macht es da nicht wirklich Sinn, zu sagen, wir schaffen die Wehrpflicht ab.
Frank: Nein, ich glaube nicht, denn bleiben wir einmal bei dieser Dreiteilung, die der Minister genannt hat: Eingreifkräfte sollen sich orientieren an dem Beispiel, wenn Sie so wollen, des Irak-Krieges. Hochmodernisierte Kräfte mit modernster Technik ausgestattet – das können nur Berufs- und Zeitsoldaten machen, die hochprofessionell und langfristig ausgebildet sind. Die Stationierungs- oder Stabilisierungskräfte ist ja das, was die Bundeswehr seit langem macht, nämlich Nachsorgen zu betreiben in Krisenherden und für Stabilität dort zu sorgen.
Meurer: Auch da kommen Wehrpflichtige kaum in Frage.
Frank: Nein, darin haben die längerdienenden Wehrpflichtigen eine ausgesprochen gute Rolle gespielt. Wir könnten ohne diese weder im Kosovo, noch in Bosnien und vielen anderen Bereichen diese lange Durchhaltefähigkeit beweisen.
Meurer: Meinen Sie damit Zeitsoldaten?
Frank: Nein, ich meine die Wehrpflichtigen, die als solche antreten und sagen mir macht die Sache Spaß, mir gefällt es bei den Streitkräften und ich verpflichte mich noch für eine gewisse Zeit, um dann mit meiner Einheit in einem solchen Stationierungseinsatz im Kosovo, Afghanistan oder Bosnien hineinzugehen.
Meurer: Aber dann sind es ja keine Wehrpflichtigen mehr.
Frank: Doch, sie laufen unter dieser Kategorie weiter. Dieses Potential gewinne ich nur aus allen Berufs- und Gesellschaftsschichten über das Weiterbestehen des allgemeinen Wehrpflicht
Meurer: Reicht es aus, zu sagen, das derzeitige Rekrutierungsmodell ist eben das, was für die Wehrpflicht spricht? Muss da nicht mehr an Begründung für die Wehrpflicht herhalten?
Frank: Nein, ich glaube nicht. Es ist ein Dienen für die äußere Sicherheit des Staates und lassen Sie mich noch eines einfügen: wir sind etwas über die dritte Kategorisierung, nämlich die Unterstützungskräfte, die den Einsatz sowohl der Eingreif- wie auch der Stabilisierungskräfte erst möglich machen. Auch hier haben Grundwehrdienstleistende einen immens wichtigen Beitrag zu leisten. Ohne sie könnte vieles nicht funktionieren und sie könnten vor allen Dingen die Einsätze von größeren Verbänden wie beim Hochwasser erst ermöglichen. Insofern ist das Aufgabenspektrum der Wehrpflichtigen äußere aber auch Erhaltung der inneren Sicherheit. Diese Verzahnung, die nach dem 11. September noch viel wichtiger geworden ist, lässt sich aus meiner Sicht nur mit diesem Potential von jungen intelligenten Leuten aus allen Berufsschichten bewerkstelligen.
Meurer: Selbst wenn man das als Argumente akzeptiert, die Pläne von Peter Struck sehen vor, dass es nur noch 30.000 Wehrpflichtige geben soll. Wo bleibt da die Wehrgerechtigkeit, wenn ein Großteil der jungen Männer nicht mehr zum Wehrdienst eingezogen wird?
Frank: Wehrgerechtigkeit haben wir ja, wenn man es scharf nimmt, über die Zeit hinweg so auch nicht gehabt, weil wir schon in der Anfangszeit der Bundeswehr nur den Teil genommen haben, den wir brauchten. Wir haben dann nach körperlichen Kategorien ausgesucht. Dieses verdichtet sich natürlich durch die geringere Zahl, das ist sicherlich ein schwerwiegendes Argument. Aber über die Bereitschaft der jungen Leute, diesen Dienst zu leisten oder in andere Institutionen zu gehen, wie THW oder zivile Vorsorge – es ist fast mehr eine Wahlbereitschaft, die dann eintritt, zu sagen: jawohl, ich will den Dienst für mein Land entweder hier oder dort machen.
Meurer: Das war Vizeadmiral a.D. Hans Frank, er ist der Präsident der Bundesakademie für Sicherheitspolitik. Danke Ihnen herzlich und auf Wiederhören.
Frank: Auf Wiederhören.
Meurer: Wie finden Sie denn alles in allem die Pläne, die Struck heute Mittag verkündet hat ?
Frank: Aus meiner Sicht ist das eine logische Weiterentwicklung der veränderten politischen Weltlage und der Erfahrungen, die die Bundeswehr in ihren bisherigen Einsätzen gesammelt hat.
Meurer: Wie schmerzhaft sind die 26 Milliarden Euro, die die Bundeswehr in den nächsten 14 Jahren einsparen soll?
Frank: Das ist eine ganz schmerzhafte Größe, allerdings wird man sehen müssen, was tatsächlich an einzelnen Vorhaben rausgenommen wird und wofür – und das ist ja das Ziel des Verteidigungsministers, wenn ich ihn richtig verstanden habe – Freiraum zu gewinnen für die notwendige Anschaffung von dem, was Aufklärung, strategischer Lufttransport und die Anpassung an die neuen Gegebenheiten fordern.
Meurer: Insgesamt könnte es also darauf hinauslaufen, dass wirklich das auch beschafft wird, was wirklich gebraucht wird und was fragwürdig war, fällt eben weg?
Frank: Ja. Die Schwierigkeit ist die Umrüstung einer hochtechnisierten Armee von einem Bild, was sich noch lange Zeit notwendigerweise an der Landes- und Bündnisverteidigung orientiert hat und was sich jetzt auf die neuen Gegebenheiten umwandeln muss, die sich auch kristallisieren durch die Neuformierung Eingreif-, Stationierungs- und Stabilisierungskräfte.
Meurer: Wenn der Heimatschutz eine immer geringere Rolle spielt und die Bundeswehr sich fast ganz ausrichtet auf Kriseneinsätze und Friedenmissionen, macht es da nicht wirklich Sinn, zu sagen, wir schaffen die Wehrpflicht ab.
Frank: Nein, ich glaube nicht, denn bleiben wir einmal bei dieser Dreiteilung, die der Minister genannt hat: Eingreifkräfte sollen sich orientieren an dem Beispiel, wenn Sie so wollen, des Irak-Krieges. Hochmodernisierte Kräfte mit modernster Technik ausgestattet – das können nur Berufs- und Zeitsoldaten machen, die hochprofessionell und langfristig ausgebildet sind. Die Stationierungs- oder Stabilisierungskräfte ist ja das, was die Bundeswehr seit langem macht, nämlich Nachsorgen zu betreiben in Krisenherden und für Stabilität dort zu sorgen.
Meurer: Auch da kommen Wehrpflichtige kaum in Frage.
Frank: Nein, darin haben die längerdienenden Wehrpflichtigen eine ausgesprochen gute Rolle gespielt. Wir könnten ohne diese weder im Kosovo, noch in Bosnien und vielen anderen Bereichen diese lange Durchhaltefähigkeit beweisen.
Meurer: Meinen Sie damit Zeitsoldaten?
Frank: Nein, ich meine die Wehrpflichtigen, die als solche antreten und sagen mir macht die Sache Spaß, mir gefällt es bei den Streitkräften und ich verpflichte mich noch für eine gewisse Zeit, um dann mit meiner Einheit in einem solchen Stationierungseinsatz im Kosovo, Afghanistan oder Bosnien hineinzugehen.
Meurer: Aber dann sind es ja keine Wehrpflichtigen mehr.
Frank: Doch, sie laufen unter dieser Kategorie weiter. Dieses Potential gewinne ich nur aus allen Berufs- und Gesellschaftsschichten über das Weiterbestehen des allgemeinen Wehrpflicht
Meurer: Reicht es aus, zu sagen, das derzeitige Rekrutierungsmodell ist eben das, was für die Wehrpflicht spricht? Muss da nicht mehr an Begründung für die Wehrpflicht herhalten?
Frank: Nein, ich glaube nicht. Es ist ein Dienen für die äußere Sicherheit des Staates und lassen Sie mich noch eines einfügen: wir sind etwas über die dritte Kategorisierung, nämlich die Unterstützungskräfte, die den Einsatz sowohl der Eingreif- wie auch der Stabilisierungskräfte erst möglich machen. Auch hier haben Grundwehrdienstleistende einen immens wichtigen Beitrag zu leisten. Ohne sie könnte vieles nicht funktionieren und sie könnten vor allen Dingen die Einsätze von größeren Verbänden wie beim Hochwasser erst ermöglichen. Insofern ist das Aufgabenspektrum der Wehrpflichtigen äußere aber auch Erhaltung der inneren Sicherheit. Diese Verzahnung, die nach dem 11. September noch viel wichtiger geworden ist, lässt sich aus meiner Sicht nur mit diesem Potential von jungen intelligenten Leuten aus allen Berufsschichten bewerkstelligen.
Meurer: Selbst wenn man das als Argumente akzeptiert, die Pläne von Peter Struck sehen vor, dass es nur noch 30.000 Wehrpflichtige geben soll. Wo bleibt da die Wehrgerechtigkeit, wenn ein Großteil der jungen Männer nicht mehr zum Wehrdienst eingezogen wird?
Frank: Wehrgerechtigkeit haben wir ja, wenn man es scharf nimmt, über die Zeit hinweg so auch nicht gehabt, weil wir schon in der Anfangszeit der Bundeswehr nur den Teil genommen haben, den wir brauchten. Wir haben dann nach körperlichen Kategorien ausgesucht. Dieses verdichtet sich natürlich durch die geringere Zahl, das ist sicherlich ein schwerwiegendes Argument. Aber über die Bereitschaft der jungen Leute, diesen Dienst zu leisten oder in andere Institutionen zu gehen, wie THW oder zivile Vorsorge – es ist fast mehr eine Wahlbereitschaft, die dann eintritt, zu sagen: jawohl, ich will den Dienst für mein Land entweder hier oder dort machen.
Meurer: Das war Vizeadmiral a.D. Hans Frank, er ist der Präsident der Bundesakademie für Sicherheitspolitik. Danke Ihnen herzlich und auf Wiederhören.
Frank: Auf Wiederhören.