Elke Durak: Fiat oder Magna oder jemand ganz anderes? Was tut GM für Opel? Fiat hat seine Vorstellungen in Berlin präsentiert, Magna sein Interesse an Opel jetzt endlich öffentlich gemacht, allerdings noch ohne konkretes Konzept. "Es darf kein Geld vom Staat geben, wenn nicht alle vier Standorte überleben", erklärte gestern wie andere vor ihm der Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, Kurt Beck, und meint natürlich auch seinen Standort Kaiserslautern. Bundeswirtschaftsminister zu Guttenberg hält eine Entscheidung noch im Mai für möglich. Meine Kollegin Sandra Schulz hat gestern Abend mit dem Opel-Aufsichtsrat und IG-Metall-Bezirksleiter Frankfurt, Armin Schild, gesprochen und ihn zunächst gefragt, ob er denn wisse, was Fiat mit dem Standort Kaiserslautern wirklich vor habe?
Armin Schild: Na ja, es sieht jedenfalls nicht sehr vertrauenerweckend aus, wenn in einer nicht so ganz unwichtigen Frage wie "ist einer der größten Industriebetriebe eines Bundeslandes wie Rheinland-Pfalz denn auf der sicheren Seite oder nicht" sich der Bundeswirtschaftsminister und der Chef des aufkaufenden Unternehmens offensichtlich missverstanden haben. Das skizziert vielleicht hier ein bisschen die Gesamtlage. Wir haben doch den Eindruck, dass das eine oder andere unter extremem Zeitdruck mit der heißen Nadel gestrickt ist, viele Versprechungen gemacht werden, von denen gar niemand so richtig weiß, ob die morgen auch gehalten werden können, und dass der Bundestagswahltermin in der Tat zum systemrelevanten Datum für die Rettung von Opel zu werden droht.
Sandra Schulz: Also Sie gehen durchaus davon aus, dass alle vier Standorte bleiben?
Schild: Ich gehe weder von dem einen, noch von dem anderen aus. Ich gehe davon aus, dass Herr Marchionne, was ich nachvollziehen kann, mit seinem Konzept, das er ja öffentlich zur Diskussion gestellt hat, dem zweitgrößten Automobilhersteller der Welt aus zwei schwer angeschlagenen Unternehmen, Fiat und Chrysler, und einem, das es noch gar nicht gibt, das herausgelöste Unternehmen Opel, mit diesem Konzept sozusagen auf Werbezug geht. Das ist schön und ich darf darauf hinweisen, das hört sich in den Ohren von Arbeitnehmern in Kaiserslautern schon sehr seltsam an, wenn sie abends vom Wirtschaftsminister als einem Gesprächsteilnehmer hören, dass sie morgen keinen Job mehr haben, und am nächsten Tag von einem Gesprächspartner hören, dass der das nicht verstanden hat. Das geht so nicht und so kann man auch aus meiner Sicht nicht verantwortlich operieren.
Schulz: Um wie viele Jobs fürchten Sie denn, wenn der Fiat-Einstieg kommen sollte?
Schild: Na ja, zunächst einmal müsste man, um diese Frage wirklich zu beantworten, ein bisschen mehr darüber wissen, was wir ja leider Gottes eben im Moment noch nicht tun, was denn Fiat eigentlich vor hat, also konkret. Zweitgrößtes Automobilunternehmen der Welt zu werden, ist eine schöne Vorgabe, hört sich irgendwie ganz toll an. Da könnte man sagen, ist ja eine gute Sache. Aber General Motors ist der beste Beweis dafür: Das war nämlich vor einem Jahr noch der größte Automobilhersteller der Welt. Größe schützt gerade in Zeiten der wirtschaftlichen Krise vor gar nichts. Da ist nur der Aufschlag umso schlimmer und den Steuerzahlern in Deutschland nützt es gar nichts, wenn wir jetzt rechtzeitig vor der Bundestagswahl eine schnelle Lösung hinkriegen, die uns nächstes Jahr auf die Füße fällt. Deshalb ist es eine schöne Medien-Show gewesen, wirklich gebracht hat es nichts.
Schulz: Was nährt Ihre Hoffnung darauf, dass ein Engagement von Magna, der österreichisch-kanadische Zulieferer, mehr Arbeitsplätze sichern könnte?
Schild: Bis jetzt kann ich zu Magna genauso wenig sagen wie zu Fiat. Das Unternehmen bietet, was die Unternehmensstruktur angeht, scheinbar bessere Voraussetzungen. Wir haben es hier nicht mit einem direkten Wettbewerber zu tun. Magna scheint, über potenzielle Koinvestoren zu verfügen, die doch mit einer deutlich höheren Beteiligung operieren wollen, als das Fiat in Aussicht gestellt hat. Das sind positive Vorzeichen, die sich bestätigen müssen. Ob sie sich bestätigen und ob dann auch noch der Rest dazu passt, das kann ich heute wirklich nicht sagen. Deshalb haben wir uns als Arbeitnehmervertreter auch entschieden - in einem Positionspapier -, das wir allen Investoren, die in Frage kommen - es sind ja auch noch weitere im Spiel, die noch zum Glück öffentlich nicht genannt sind -, zur Verfügung stellen wollen mit der Bitte, uns zu sagen, wie sie zu den Punkten, die wir dort vorlegen, denn stehen. Das ist genau diese Frage: Was soll mit der Marke Opel geschehen, was soll in den einzelnen Standorten denn tatsächlich geschehen, also welche Autos sollen dort gebaut werden, und mit welchen Forschungs- und Entwicklungsstrategien will man die Zukunft gewinnen. Auch das ist bei Magna noch offen. Deshalb gibt es hier keine pro oder Contra Fiat- oder Magna-Position, sondern eine Position, die ich ganz ausdrücklich mit "jetzt erst mal Zeit gewinnen" markieren möchte. Das was in Berlin gerade stattfindet ist Hyperventilation, das kann so nicht gut ausgehen.
Schulz: Wie viel Zeit bleibt denn eigentlich noch für die Entscheidung? Wie viel Zeit hat Opel noch?
Schild: Das entscheidet erstens General Motors und mit der amerikanischen Regierung gemeinsam. Ich gehe davon aus, dass wir im Verlauf des Monats Mai in den Vereinigten Staaten Neuigkeiten haben werden, was die Rettungsversuche für GM angeht, die dann auch für uns die notwendigen Klarheiten bringen. Das entscheidet dann zweitens natürlich die Bundesregierung, die jetzt mit einer einzigen, wie ich finde, naheliegenden Maßnahme den Zeitdruck rausnehmen könnte, indem sie nämlich einfach sagen würde, wir suchen weiter intensiv nach einem weiteren Anteilseigner, aber wir behalten uns auch vor, selbst temporär einzusteigen - ob für eine Woche, einen Monat, oder ein Jahr lassen wir jetzt mal offen. Die Qualität des Konzeptes ist wichtiger als der Zeitpunkt, zu dem hier operiert wird. Wissen Sie, wenn ich Ihnen mein Auto verkaufen will und Sie wissen, Sie sind der einzige Interessent, und ich sage Ihnen auch noch, bis morgen Mittag muss ich es verkauft haben, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich einen guten Kaufpreis, gute Konditionen mir einhandle, doch sehr gering.
Durak: Armin Schild, IG-Metall-Bezirksleiter Frankfurt und Opel-Aufsichtsrat. Meine Kollegin Sandra Schulz hat gestern Abend mit ihm gesprochen.
Armin Schild: Na ja, es sieht jedenfalls nicht sehr vertrauenerweckend aus, wenn in einer nicht so ganz unwichtigen Frage wie "ist einer der größten Industriebetriebe eines Bundeslandes wie Rheinland-Pfalz denn auf der sicheren Seite oder nicht" sich der Bundeswirtschaftsminister und der Chef des aufkaufenden Unternehmens offensichtlich missverstanden haben. Das skizziert vielleicht hier ein bisschen die Gesamtlage. Wir haben doch den Eindruck, dass das eine oder andere unter extremem Zeitdruck mit der heißen Nadel gestrickt ist, viele Versprechungen gemacht werden, von denen gar niemand so richtig weiß, ob die morgen auch gehalten werden können, und dass der Bundestagswahltermin in der Tat zum systemrelevanten Datum für die Rettung von Opel zu werden droht.
Sandra Schulz: Also Sie gehen durchaus davon aus, dass alle vier Standorte bleiben?
Schild: Ich gehe weder von dem einen, noch von dem anderen aus. Ich gehe davon aus, dass Herr Marchionne, was ich nachvollziehen kann, mit seinem Konzept, das er ja öffentlich zur Diskussion gestellt hat, dem zweitgrößten Automobilhersteller der Welt aus zwei schwer angeschlagenen Unternehmen, Fiat und Chrysler, und einem, das es noch gar nicht gibt, das herausgelöste Unternehmen Opel, mit diesem Konzept sozusagen auf Werbezug geht. Das ist schön und ich darf darauf hinweisen, das hört sich in den Ohren von Arbeitnehmern in Kaiserslautern schon sehr seltsam an, wenn sie abends vom Wirtschaftsminister als einem Gesprächsteilnehmer hören, dass sie morgen keinen Job mehr haben, und am nächsten Tag von einem Gesprächspartner hören, dass der das nicht verstanden hat. Das geht so nicht und so kann man auch aus meiner Sicht nicht verantwortlich operieren.
Schulz: Um wie viele Jobs fürchten Sie denn, wenn der Fiat-Einstieg kommen sollte?
Schild: Na ja, zunächst einmal müsste man, um diese Frage wirklich zu beantworten, ein bisschen mehr darüber wissen, was wir ja leider Gottes eben im Moment noch nicht tun, was denn Fiat eigentlich vor hat, also konkret. Zweitgrößtes Automobilunternehmen der Welt zu werden, ist eine schöne Vorgabe, hört sich irgendwie ganz toll an. Da könnte man sagen, ist ja eine gute Sache. Aber General Motors ist der beste Beweis dafür: Das war nämlich vor einem Jahr noch der größte Automobilhersteller der Welt. Größe schützt gerade in Zeiten der wirtschaftlichen Krise vor gar nichts. Da ist nur der Aufschlag umso schlimmer und den Steuerzahlern in Deutschland nützt es gar nichts, wenn wir jetzt rechtzeitig vor der Bundestagswahl eine schnelle Lösung hinkriegen, die uns nächstes Jahr auf die Füße fällt. Deshalb ist es eine schöne Medien-Show gewesen, wirklich gebracht hat es nichts.
Schulz: Was nährt Ihre Hoffnung darauf, dass ein Engagement von Magna, der österreichisch-kanadische Zulieferer, mehr Arbeitsplätze sichern könnte?
Schild: Bis jetzt kann ich zu Magna genauso wenig sagen wie zu Fiat. Das Unternehmen bietet, was die Unternehmensstruktur angeht, scheinbar bessere Voraussetzungen. Wir haben es hier nicht mit einem direkten Wettbewerber zu tun. Magna scheint, über potenzielle Koinvestoren zu verfügen, die doch mit einer deutlich höheren Beteiligung operieren wollen, als das Fiat in Aussicht gestellt hat. Das sind positive Vorzeichen, die sich bestätigen müssen. Ob sie sich bestätigen und ob dann auch noch der Rest dazu passt, das kann ich heute wirklich nicht sagen. Deshalb haben wir uns als Arbeitnehmervertreter auch entschieden - in einem Positionspapier -, das wir allen Investoren, die in Frage kommen - es sind ja auch noch weitere im Spiel, die noch zum Glück öffentlich nicht genannt sind -, zur Verfügung stellen wollen mit der Bitte, uns zu sagen, wie sie zu den Punkten, die wir dort vorlegen, denn stehen. Das ist genau diese Frage: Was soll mit der Marke Opel geschehen, was soll in den einzelnen Standorten denn tatsächlich geschehen, also welche Autos sollen dort gebaut werden, und mit welchen Forschungs- und Entwicklungsstrategien will man die Zukunft gewinnen. Auch das ist bei Magna noch offen. Deshalb gibt es hier keine pro oder Contra Fiat- oder Magna-Position, sondern eine Position, die ich ganz ausdrücklich mit "jetzt erst mal Zeit gewinnen" markieren möchte. Das was in Berlin gerade stattfindet ist Hyperventilation, das kann so nicht gut ausgehen.
Schulz: Wie viel Zeit bleibt denn eigentlich noch für die Entscheidung? Wie viel Zeit hat Opel noch?
Schild: Das entscheidet erstens General Motors und mit der amerikanischen Regierung gemeinsam. Ich gehe davon aus, dass wir im Verlauf des Monats Mai in den Vereinigten Staaten Neuigkeiten haben werden, was die Rettungsversuche für GM angeht, die dann auch für uns die notwendigen Klarheiten bringen. Das entscheidet dann zweitens natürlich die Bundesregierung, die jetzt mit einer einzigen, wie ich finde, naheliegenden Maßnahme den Zeitdruck rausnehmen könnte, indem sie nämlich einfach sagen würde, wir suchen weiter intensiv nach einem weiteren Anteilseigner, aber wir behalten uns auch vor, selbst temporär einzusteigen - ob für eine Woche, einen Monat, oder ein Jahr lassen wir jetzt mal offen. Die Qualität des Konzeptes ist wichtiger als der Zeitpunkt, zu dem hier operiert wird. Wissen Sie, wenn ich Ihnen mein Auto verkaufen will und Sie wissen, Sie sind der einzige Interessent, und ich sage Ihnen auch noch, bis morgen Mittag muss ich es verkauft haben, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich einen guten Kaufpreis, gute Konditionen mir einhandle, doch sehr gering.
Durak: Armin Schild, IG-Metall-Bezirksleiter Frankfurt und Opel-Aufsichtsrat. Meine Kollegin Sandra Schulz hat gestern Abend mit ihm gesprochen.