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Die Risiken im deutschen Bankensystem

Die Ratingagentur Standard & Poor's sieht weiterhin "Wolken am Himmel", wenn es um die Risiken für das deutsche Bankensystem geht. Die ökonomische Ausgangslage in Deutschland sei dafür ausdrücklich nicht der Grund. In Europa aber bestehe noch immer die Gefahr einer Rezession.

Von Michael Braun | 26.09.2013
    Analysten sind im Moment nicht gut auf Banken zu sprechen, empfehlen allenfalls, Bankaktien zu halten, oft, sie zu verkaufen. Die Warnung der Deutschen Bank, das dritte Quartal werde schlechter als im vorigen Jahr abschneiden, stützt diese Skepsis. Hinzu kommt die Meldung der Europäischen Zentralbank von heute früh, die Banken in der Eurozone hätten ihre Kredite an Firmen und Privathaushalte im August zurückgefahren.

    Das mag an mangelnder Nachfrage liegen, auch an mangelnder Bereitschaft, Risiken einzugehen. Die Ratingagentur Standard & Poor’s schaute bisher ebenfalls mit Vorsicht selbst auf das deutsche Bankensystem. Gründe, den Ausblick auf "stabil" anzuheben, hat sie in der heute Vormittag vorgestellten Analyse nicht gefunden:

    "Wir sehen weiterhin deutliche Wolken. Und wir glauben, dass aufgrund dieser Wolken weiterhin der Trend in den nächsten zwölf bis 24 Monaten ist, dass wir die ökonomischen Risiken für das deutsche Bankensystem insgesamt schlechter einschätzen können."

    So Harm Semder, bei der Ratingagentur zuständig für das europäische Bankensystem. Semder begründet die Skepsis ausdrücklich nicht mit der ökonomischen Ausgangslage in Deutschland. Deutschland habe seine Widerstandskraft und Wettbewerbsfähigkeit in der Krise unter Beweis gestellt.

    Die Immobilienpreise sein zwar gestiegen, aber nicht getrieben durch kreditfinanzierte Nachfrage, sondern oft durch Umschichtung von Vermögen. Die Preisentwicklung habe viel mit einer Normalisierung nach mehr als zehn Jahren Preisstillstand auf dem Häusermarkt zu tun, nichts mit Blasenbildung. Nichts also, was die Kredite von Banken gefährden könnte. Die Risiken auch für das deutsche Bankensystem erwüchsen vielmehr aus drei anderen Quellen:

    "Wir sehen da zum Anfang natürlich insbesondere weiterhin das Thema der Staaten- und Bankenkrise. Es ist weiterhin eine relative Fragilität zu erkennen. Wir glauben weiterhin, dass die Gefahr in Europa der Rezession besteht. Und der dritte Bereich, um es mal auf die Weltwirtschaft zu beziehen, ist eine harte Landung in China."

    Deutlichere Zeichen einer weltweiten Erholung müssten schon her, um die Aussichten für das deutsche Bankensystem auf "stabil" anzuheben.

    Immerhin lobte der Analyst namens Standard & Poor’s, dass die deutsche Kreditwirtschaft mittlerweile alles in allem sehr viel besser mit Kapital ausgestattet sei. Auch habe sie wegen der recht guten jüngsten wirtschaftlichen Entwicklung kaum Kredite abschreiben müssen. Aber Deutschland habe immer noch zu viele Banken. Der daraus entstehende Wettbewerb drücke auf die Marge. Da fehle der Branche der "Speck", wenn es mal schlechter laufe mit der Konjunktur.

    "Wenn Zyklus und Risikovorsorgen steigen, dann ist die Marge relativ schnell wieder verschwunden. Und das ist ein Hauptproblem."

    Der gemeinsamen Bankenaufsicht durch die Europäische Zentralbank sieht die Standard & Poor’s optimistisch entgegen. Das sorge in ganz Euroland für mehr Disziplin, vor allem bei der Kapitalausstattung.