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"Die Sonnenaktivität ändert sich jedes Jahr"

Nathalie Krivova, Astronomin vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung, hält die geringere Zahl von Sonnenflecken auf der Sonnenoberfläche nicht für besorgniserregend. Das Phänomen zeige das Schwanken der Sonnenaktivität. Weniger Sonnenhelligkeit könne zwar langfristig ein etwas kühleres Weltklima bedeuten, keinesfalls aber die Auswirkungen der Erderwärmung kompensieren.

Nathalie Krivova im Gespräch mit Jochen Spengler | 09.04.2009
    Jochen Spengler: Die Sonne, unser Zentralgestirn, ist von enormer Bedeutung für unser Klima, für unser Leben, das ohne die Strahlungsenergie der Sonne gar nicht denkbar wäre. Alle Veränderungen der Sonne werden folglich sorgsam registriert und derzeit verändert sich etwas. Die Sonne verliert nämlich ihre Flecken. Sonnenflecken sind dunkle, weniger heiße Stellen auf der sichtbaren Sonnenoberfläche, und je weniger Flecken die Sonne zeigt, desto geringer ist die Sonnenaktivität und desto geringer ist auch die Sonnenstrahlung. Muss uns das beunruhigen? - Das wollen wir nun wissen von der Astronomin Nathalie Krivova vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung. Guten Morgen, Frau Krivova.

    Nathalie Krivova: Guten Morgen.

    Spengler: Zunächst einmal: dass es mal mehr und mal weniger Sonnenflecken gibt, dass also die Sonnenaktivität schwankt, das ist doch normal, oder?

    Krivova: Ja, ganz normal und die Sonnenaktivität ändert sich jedes Jahr und das ist bekannt als Sonnenzyklus.

    Spengler: Ist es denn auch normal, dass es im letzten Jahr an drei von vier Tagen keine Sonnenflecken gab, dass es also sehr, sehr wenige nur gab?

    Krivova: Die Sonnenaktivität ist jetzt doch etwas niedriger als in den letzten 50 Jahren, aber Anfang des 20. Jahrhunderts gab es schon solche Perioden und das ist ganz normal.

    Spengler: Woran liegt denn das, wenn es ganz normal ist? Es liegt dann sicher nicht am Klimawandel, sondern das ist irgendwo einfach in der Natur der Sonne liegend?

    Krivova: Ja, Sonnenphysik.

    Spengler: Welche Folgen hat denn die kleinere Fleckenzahl, die wir jetzt feststellen?

    Krivova: Die Zahl der Flecken beeinflusst unser Klima gar nicht. Die Zahl der Sonnenflecken ist eine Anzeige der Sonnenaktivitäten. Wenn die Sonnenaktivität niedriger ist, dann ist auch die Sonnenhelligkeit niedriger. Das könnte schon für unser Klima wichtig sein. Allerdings zeigen die Modelle, dass in den letzten drei, vier Jahrzehnten die Sonne nicht die Hauptursache für die Klimaveränderung war.

    Spengler: Aber wenn Sie sagen, geringere Strahlung, das heißt, dass die Temperaturen theoretisch auf der Erde niedriger wären?

    Krivova: Ja. Die Sonne beeinflusst schon das Weltklima. Es ist noch nicht ganz klar, wie genau. Man denkt, dass bei der niedrigen Sonnenaktivität und das heißt bei der niedrigen Sonnenhelligkeit das Weltklima etwas kühler wird. Der Grad des Einflusses ist doch schon weniger als - -

    Spengler: ... der menschliche Einfluss?

    Krivova: Ja.

    Spengler: Das heißt, dass die Sonneneinstrahlung selber nicht eine solch große Auswirkung hat wie die Erderwärmung selber, die zum Beispiel über die Treibhausgase kommt?

    Krivova: Ja, genau.

    Spengler: Droht denn uns irgendetwas, wenn jetzt diese Sonnenaktivität so gering bleibt?

    Krivova: Gar nichts! Sollte die Aktivität weiter so gering bleiben, dann könnte schon das einen kleinen Einfluss auf unser Klima haben. Allerdings die Erderwärmung, die von Menschen verursacht ist, würde dadurch nur ganz minimal verringert.

    Spengler: Das heißt, eine Eiszeit droht uns nicht und die Sonne hilft uns auch nicht, wenn es darum geht, die Erderwärmung zurückzuführen?

    Krivova: Ja.

    Spengler: Das war die Astronomin Nathalie Krivova vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung. Danke schön, Frau Krivova.

    Krivova: Ja, bitte schön. Gerne geschehen!