Eigentlich waren sie nur drei Frauen, die Lust hatten, die traditionellen Lieder ihrer korsischen Heimat zu singen und sich mit zwei befreundeten Sängern zusammentaten. Aber mit diesem Lied von ihrer ersten CD "Les Nouvelles Polyphonies Corses" waren sie plötzlich das Aushängeschild ihrer Insel: Sie wurden eingeladen, bei der Eröffnung der Olympischen Spiele von Albertville 1994 "Giramondu" zu singen – bis heute ihr größter Erfolg.
Inzwischen bestehen die "Nouvelles Polyphonies Corses" nur noch aus den drei Frauen, die die Gruppe auch gegründet haben: aus Patrizia Gattaceca und Patrizia Poli und deren Schwester Lydia Poli, die heute zwischen Anfang und Mitte 50 sind. Sie nennen sich "Soledonna" - eine Kombination aus den korsischen Wörtern für "Sonne" und "Frau". Patrizia Poli erklärt, wie ihr Gesang aufgebaut ist:
"Die korsische Polyphonie ist die Vereinigung dreier Stimmen: Die mittlere ist die Hauptstimme, außerdem gibt es eine Terz- und eine Bassstimme. Die mittlere gibt das Thema vor, dann kommen Ober- und Unterstimme dazu, je nach Lied in unterschiedlicher Reihenfolge."
Patrizia Poli singt die mittlere Stimme, und sie scheint auch sonst die Fäden in dem Trio zusammenzuhalten. Die polyphonen Lieder erzählen Alltagsszenen aus dem Leben der korsischen Dorfbewohner, oder es sind geistliche Gesänge: Ihre Wurzeln sind den drei Sängerinnen zwar wichtig, trotzdem sind sie alles andere als nur auf Korsika fixiert: Für ihre zweite Platte "In Paradisu" haben sie zum Beispiel mit John Cale und Patti Smith zusammengearbeitet, wie Patrizia Gattaceca erzählt:
"In den 90er-Jahren haben wir die Weltmusik nach Korsika gebracht, und umgekehrt sind wir mit unseren polyphonen Gesängen um die Welt gereist. Die Begegnungen mit anderen Musikern haben aus unserem Gesang wirkliche 'World-Music' gemacht."
Patrizia Poli und Patrizia Gattaceca haben sich in der Schule kennengelernt: Ihr Korsischlehrer fragte, wer ein Gedicht vertonen wolle. Beide hoben gleichzeitig die Hand. Und seitdem, seit über 40 Jahren, sind ihre musikalischen Karrieren eng verbunden. Beide Patrizias machen immer wieder Soloprojekte und Ausflüge in andere Kunstsparten. Patrizia Gattaceca hat außerdem eine Professur für korsische Sprache und Literatur an der Universität in Cortè. Lydia Poli ist Berufsberaterin.
Als sie anfingen mit ihrer Musik, in den 70ern, waren Auftritte auf korsisch noch keine Folklore für Touristen, wie heute manchmal, sondern der Gesang der drei Frauen war ein politisches Statement: Polyphoner Gesang war eigentlich eine Männerdomäne. Und der französische Zentralstaat verbot Konzerte auf korsisch, erinnert sich Patrizia Poli:
"Es war eine heiße Zeit, in der es fast ein Verbrechen darstellte, auf korsisch zu singen. Wir wurden von der Polizei vorgeladen, weil wir Konzerte organisierten. Heute ist das zum Glück anders! Dank all der Menschen, die dafür gekämpft haben, dass wir unsere Sprache sprechen, in unserer Sprache singen und unsere Kultur leben können."
Heute ist das zwar anders, aber trotzdem war es in den vergangenen Jahren um "Soledonna" still geworden. Das hatte nichts mit Musik zu tun, sondern mit Politik, denn Patrizia Gattaceca durfte Korsika nicht verlassen. Sie wurde 2007 zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt, weil sie Yvan Colonna bei sich untergebracht hatte – einen Studienfreund, aber damals die meistgesuchte Person Korsikas. Inzwischen sitzt er wegen Mordes am Präfekten Erignac im Gefängnis.
Die drei Sängerinnen hoffen, dass der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte das Urteil gegen Colonna aufheben wird. Solange singen sie für ihn. Gerade haben Soledonna nach langer Pause wieder angefangen, Konzerte zu geben.
Inzwischen bestehen die "Nouvelles Polyphonies Corses" nur noch aus den drei Frauen, die die Gruppe auch gegründet haben: aus Patrizia Gattaceca und Patrizia Poli und deren Schwester Lydia Poli, die heute zwischen Anfang und Mitte 50 sind. Sie nennen sich "Soledonna" - eine Kombination aus den korsischen Wörtern für "Sonne" und "Frau". Patrizia Poli erklärt, wie ihr Gesang aufgebaut ist:
"Die korsische Polyphonie ist die Vereinigung dreier Stimmen: Die mittlere ist die Hauptstimme, außerdem gibt es eine Terz- und eine Bassstimme. Die mittlere gibt das Thema vor, dann kommen Ober- und Unterstimme dazu, je nach Lied in unterschiedlicher Reihenfolge."
Patrizia Poli singt die mittlere Stimme, und sie scheint auch sonst die Fäden in dem Trio zusammenzuhalten. Die polyphonen Lieder erzählen Alltagsszenen aus dem Leben der korsischen Dorfbewohner, oder es sind geistliche Gesänge: Ihre Wurzeln sind den drei Sängerinnen zwar wichtig, trotzdem sind sie alles andere als nur auf Korsika fixiert: Für ihre zweite Platte "In Paradisu" haben sie zum Beispiel mit John Cale und Patti Smith zusammengearbeitet, wie Patrizia Gattaceca erzählt:
"In den 90er-Jahren haben wir die Weltmusik nach Korsika gebracht, und umgekehrt sind wir mit unseren polyphonen Gesängen um die Welt gereist. Die Begegnungen mit anderen Musikern haben aus unserem Gesang wirkliche 'World-Music' gemacht."
Patrizia Poli und Patrizia Gattaceca haben sich in der Schule kennengelernt: Ihr Korsischlehrer fragte, wer ein Gedicht vertonen wolle. Beide hoben gleichzeitig die Hand. Und seitdem, seit über 40 Jahren, sind ihre musikalischen Karrieren eng verbunden. Beide Patrizias machen immer wieder Soloprojekte und Ausflüge in andere Kunstsparten. Patrizia Gattaceca hat außerdem eine Professur für korsische Sprache und Literatur an der Universität in Cortè. Lydia Poli ist Berufsberaterin.
Als sie anfingen mit ihrer Musik, in den 70ern, waren Auftritte auf korsisch noch keine Folklore für Touristen, wie heute manchmal, sondern der Gesang der drei Frauen war ein politisches Statement: Polyphoner Gesang war eigentlich eine Männerdomäne. Und der französische Zentralstaat verbot Konzerte auf korsisch, erinnert sich Patrizia Poli:
"Es war eine heiße Zeit, in der es fast ein Verbrechen darstellte, auf korsisch zu singen. Wir wurden von der Polizei vorgeladen, weil wir Konzerte organisierten. Heute ist das zum Glück anders! Dank all der Menschen, die dafür gekämpft haben, dass wir unsere Sprache sprechen, in unserer Sprache singen und unsere Kultur leben können."
Heute ist das zwar anders, aber trotzdem war es in den vergangenen Jahren um "Soledonna" still geworden. Das hatte nichts mit Musik zu tun, sondern mit Politik, denn Patrizia Gattaceca durfte Korsika nicht verlassen. Sie wurde 2007 zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt, weil sie Yvan Colonna bei sich untergebracht hatte – einen Studienfreund, aber damals die meistgesuchte Person Korsikas. Inzwischen sitzt er wegen Mordes am Präfekten Erignac im Gefängnis.
Die drei Sängerinnen hoffen, dass der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte das Urteil gegen Colonna aufheben wird. Solange singen sie für ihn. Gerade haben Soledonna nach langer Pause wieder angefangen, Konzerte zu geben.