Zagatta: Die Irak-Politik sorgt ja für ernsthafte Verstimmungen zwischen Deutschland und den USA. Schwierige Zeiten also für Organisationen wie den American Council on Germany, eine Einrichtung mit Sitz in New York, deren Ziel es ist, die Verständigung zwischen den USA und Deutschland zu fördern. Steve Sokol ist der Direktor dieses American Council on Germany und steht nun vor der Frage, wie es nun weitergeht in der UNO, ob da, wenn Deutschland den Vorsitz im Sicherheitsrat übernimmt, die nächsten Konflikte zwischen Washington und Berlin nicht schon vorprogrammiert sind.
Sokol: Ich weiß nicht, ob man sagen kann, dass der Konflikt vorprogrammiert ist, aber es gibt auf jeden Fall Meinungsunterschiede über weitere Schritte. Ich denke, dass viele auf beiden Seiten des Atlantiks schauen werden, was in die Rede zur Lage der Nation kommen wird, denn man erwartet, dass eine richtige Überzeugungsarbeit vom Präsidenten geleistet wird, damit er sowohl innen- als auch außenpolitisch vielleicht die Argumente bringen kann, wieso ein Krieg gegen den Irak notwendig ist.
Zagatta: Welche Folgen wird das haben, wenn Deutschland den USA in der UNO dann tatsächlich die Unterstützung verweigert? Oder hat man sich in den USA damit schon abgefunden?
Sokol: Man hat sich zum Teil damit abgefunden, indem man sagt, man muss nach anderen Verbündete schauen. Ich glaube, dass man es hier erst glauben wird, wenn Deutschland sich zurückhält und keine Unterstützung gibt. In Gesprächen, die ich mit Entscheidungsträgern in Washington geführt habe und letzte Woche auch in Berlin, musste ich überall hören, dass auf Arbeitseben man sehr gut zwischen Washington und Berlin arbeiten kann.
Zagatta: Deutsche Soldaten sind ja auch maßgeblich beteiligt an dem Truppenaufgebot in Afghanistan, Berlin gewährt den Überflugrechte, die Bundeswehr hat den Schutz den Schutz von US-Einrichtungen übernommen und sie fliegt mit in AWACS-Flugzeugen. Was mehr kann Washington denn eigentlich noch erwarten?
Sokol: Das ist es genau. Da glaube ich, müssten deutsche Vertreter in den USA und in Berlin stärkere Argumente bringen und einfach die Tatsachen eher darstellen, dass Deutschland doch ein starker Verbündeter ist, in Afghanistan viel Verantwortung bei Aufbauarbeiten übernommen hat, es gibt schon eine ganze Reihe von Leistungen, die von Deutschland gebracht worden sind.
Zagatta: Wie sind solche Vorwürfe von Verteidigungsminister Rumsfeld, wie wir sie gerade gehört haben, zu erklären. Liegen da die Nerven blank und warum?
Sokol: Ich denke, dass es eher damit zu tun hat, dass man auf dieser Seite des Atlantiks vielleicht ein bisschen aufgeregt ist über den Ton, der zum Teil aus Berlin kommt. Wir hatten gerade große Turbulenzen in der Zeit vor den Wahlen im September mit den ersten Äußerungen zum Irak, die vom Kanzler gekommen sind und da kehrte wieder eine etwas glatte Ebene ein, wo man versucht hat, zusammenzuarbeiten und jetzt kommen wieder sehr starke Aussagen von Deutschland, von Frankreich, dass man sich nicht beteiligen möchte. Und da merkt man einfach, dass die Dringlichkeit der Frage Irak sehr unterschiedlich ist in manchen europäischen Ländern als in den USA.
Zagatta: Diese Verstimmung zwischen Washington und Berlin, ist das ein Problem auf der Ebene von Politikern oder setzt sich das mittlerweile auch in den Köpfen der Bevölkerung fest, also gibt es da diesen Ärger über die Deutschen genauso?
Sokol: Manche hier fragen sich schon, was in Europa passiert. Ich habe auch ein paar Anekdoten von Leuten gehört, die hier ihre Investitionen in deutschen Firmen oder ihre Häuser im Schwarzwald verkaufen, weil sie sehr frustriert sind über das, was in Deutschland passiert, aber ich glaube, für die meisten Amerikaner ist es nicht so wichtig, was in Europa gedacht wird.
Zagatta: Ist denn das deutsch-amerikanische Verhältnis aus Ihrer Sicht nachhaltig gestört oder lässt sich das vielleicht doch relativ schnell wieder reparieren?
Sokol: Ich habe große Hoffnung, dass es sich wieder reparieren lässt. Denn ich glaube, dass gerade zwischen Deutschland und Amerika eine lange und sehr fruchtbare Geschichte der Zusammenarbeit besteht. Wir müssen natürlich abwarten, wie sich Bush und Schröder weiter verhalten. Man muss nur daran danken, dass im letzten Jahr in der Rede zur Lage der Nation Präsident Bush für viele Wellen gesorgt hat, als er über die Achse des Bösen gesprochen hat. Ich frage mich, was für Zitate als Nachrichten aus der Rede heute kommen werden und wie die Europäer reagieren werden.
Zagatta: Wir sind auf beides gespannt. Vielleicht noch die letzte Frage, wie die Europäer reagieren werden. Was würden Sie denn Bundeskanzler Schröder raten? Sollte er in diesem Moment endlich wieder auf Bush zugehen oder macht es gar keinen Sinn in dieser angespannten Situation?
Sokol: Ich bin ein großer Freund des Dialogs und ich denke, dass es schon wichtig ist, dass man den Dialog sucht. Das, was mir fehlt in dem Hin und Her, gerade über den Irak, zwischen Europa und den Vereinigten Staaten, ist, dass man sehr wenig Alternativen von den Europäern bekommt. Man hört sehr viel, was falsch ist an der Bush-Politik und der amerikanischen Position, aber man hört nicht unbedingt, wie man die Probleme lösen kann.
Zagatta: Der Direktor des American Council on Germany, Steve Sokol, den wir heute morgen zu ganz früher Stunde in New York erreicht haben.
Link: Interview als RealAudio
Sokol: Ich weiß nicht, ob man sagen kann, dass der Konflikt vorprogrammiert ist, aber es gibt auf jeden Fall Meinungsunterschiede über weitere Schritte. Ich denke, dass viele auf beiden Seiten des Atlantiks schauen werden, was in die Rede zur Lage der Nation kommen wird, denn man erwartet, dass eine richtige Überzeugungsarbeit vom Präsidenten geleistet wird, damit er sowohl innen- als auch außenpolitisch vielleicht die Argumente bringen kann, wieso ein Krieg gegen den Irak notwendig ist.
Zagatta: Welche Folgen wird das haben, wenn Deutschland den USA in der UNO dann tatsächlich die Unterstützung verweigert? Oder hat man sich in den USA damit schon abgefunden?
Sokol: Man hat sich zum Teil damit abgefunden, indem man sagt, man muss nach anderen Verbündete schauen. Ich glaube, dass man es hier erst glauben wird, wenn Deutschland sich zurückhält und keine Unterstützung gibt. In Gesprächen, die ich mit Entscheidungsträgern in Washington geführt habe und letzte Woche auch in Berlin, musste ich überall hören, dass auf Arbeitseben man sehr gut zwischen Washington und Berlin arbeiten kann.
Zagatta: Deutsche Soldaten sind ja auch maßgeblich beteiligt an dem Truppenaufgebot in Afghanistan, Berlin gewährt den Überflugrechte, die Bundeswehr hat den Schutz den Schutz von US-Einrichtungen übernommen und sie fliegt mit in AWACS-Flugzeugen. Was mehr kann Washington denn eigentlich noch erwarten?
Sokol: Das ist es genau. Da glaube ich, müssten deutsche Vertreter in den USA und in Berlin stärkere Argumente bringen und einfach die Tatsachen eher darstellen, dass Deutschland doch ein starker Verbündeter ist, in Afghanistan viel Verantwortung bei Aufbauarbeiten übernommen hat, es gibt schon eine ganze Reihe von Leistungen, die von Deutschland gebracht worden sind.
Zagatta: Wie sind solche Vorwürfe von Verteidigungsminister Rumsfeld, wie wir sie gerade gehört haben, zu erklären. Liegen da die Nerven blank und warum?
Sokol: Ich denke, dass es eher damit zu tun hat, dass man auf dieser Seite des Atlantiks vielleicht ein bisschen aufgeregt ist über den Ton, der zum Teil aus Berlin kommt. Wir hatten gerade große Turbulenzen in der Zeit vor den Wahlen im September mit den ersten Äußerungen zum Irak, die vom Kanzler gekommen sind und da kehrte wieder eine etwas glatte Ebene ein, wo man versucht hat, zusammenzuarbeiten und jetzt kommen wieder sehr starke Aussagen von Deutschland, von Frankreich, dass man sich nicht beteiligen möchte. Und da merkt man einfach, dass die Dringlichkeit der Frage Irak sehr unterschiedlich ist in manchen europäischen Ländern als in den USA.
Zagatta: Diese Verstimmung zwischen Washington und Berlin, ist das ein Problem auf der Ebene von Politikern oder setzt sich das mittlerweile auch in den Köpfen der Bevölkerung fest, also gibt es da diesen Ärger über die Deutschen genauso?
Sokol: Manche hier fragen sich schon, was in Europa passiert. Ich habe auch ein paar Anekdoten von Leuten gehört, die hier ihre Investitionen in deutschen Firmen oder ihre Häuser im Schwarzwald verkaufen, weil sie sehr frustriert sind über das, was in Deutschland passiert, aber ich glaube, für die meisten Amerikaner ist es nicht so wichtig, was in Europa gedacht wird.
Zagatta: Ist denn das deutsch-amerikanische Verhältnis aus Ihrer Sicht nachhaltig gestört oder lässt sich das vielleicht doch relativ schnell wieder reparieren?
Sokol: Ich habe große Hoffnung, dass es sich wieder reparieren lässt. Denn ich glaube, dass gerade zwischen Deutschland und Amerika eine lange und sehr fruchtbare Geschichte der Zusammenarbeit besteht. Wir müssen natürlich abwarten, wie sich Bush und Schröder weiter verhalten. Man muss nur daran danken, dass im letzten Jahr in der Rede zur Lage der Nation Präsident Bush für viele Wellen gesorgt hat, als er über die Achse des Bösen gesprochen hat. Ich frage mich, was für Zitate als Nachrichten aus der Rede heute kommen werden und wie die Europäer reagieren werden.
Zagatta: Wir sind auf beides gespannt. Vielleicht noch die letzte Frage, wie die Europäer reagieren werden. Was würden Sie denn Bundeskanzler Schröder raten? Sollte er in diesem Moment endlich wieder auf Bush zugehen oder macht es gar keinen Sinn in dieser angespannten Situation?
Sokol: Ich bin ein großer Freund des Dialogs und ich denke, dass es schon wichtig ist, dass man den Dialog sucht. Das, was mir fehlt in dem Hin und Her, gerade über den Irak, zwischen Europa und den Vereinigten Staaten, ist, dass man sehr wenig Alternativen von den Europäern bekommt. Man hört sehr viel, was falsch ist an der Bush-Politik und der amerikanischen Position, aber man hört nicht unbedingt, wie man die Probleme lösen kann.
Zagatta: Der Direktor des American Council on Germany, Steve Sokol, den wir heute morgen zu ganz früher Stunde in New York erreicht haben.
Link: Interview als RealAudio