Heinlein: Am Telefon begrüße ich den parlamentarischen Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, Sigmar Moosdorf, SPD. Guten Morgen.
Moosdorf: Guten Morgen.
Heinlein: Herr Moosdorf, wie groß wird denn nun der Geldsegen für die Bundeskasse ausfallen?
Moosdorf: Also wissen Sie, es ist ja nicht in erster Linie das Ziel dieser Versteigerung, zu schauen, wie viel dabei an Lizenzgebühr für den Staat herauskommt, sondern es geht um eine fundamentale Veränderung unserer Wirtschaftsstruktur und die damit zusammenhängenden Dienstleistungen. Ich möchte mich auch an Spekulationen über den Erlös nicht beteiligen. Sie kennen ja die Zahlen, die da gehandelt werden. In Großbritannien ist sehr viel erlöst worden, in den Niederlanden in der letzten Woche 5,3 Milliarden. Also, das ist nicht das Hauptziel.
Heinlein: Aber dennoch deuten etwa die geringen Erlöse in den Niederlanden nicht darauf hin, dass sich bei dem Unternehmen die erste Euphorie um UMTS bereits wieder gelegt hat.
Moosdorf: Nun, der niederländische Markt ist sehr klein und er ist auch sehr stark dominiert. Der deutsche Markt ist ein sehr großer und sehr kaufkräftiger Markt; er ist der zentrale Markt in Europa. Und insofern gibt es hier andere Bedingungen, denn jeder Bieter weiß: Wenn er auf dem deutschen Markt in dieser wichtigen Zukunftstechnologie nicht präsent ist, dann kann das vielleicht 6, 7 oder 8 Jahre gut gehen, aber dann spielt man keine Rolle. Man wird abgehängt. Insofern ist diese Lizenz - dieser Weltstandard, der heute in Deutschland versteigert wird - von elementarer Bedeutung für alle führenden Telekommunikationsanbieter.
Heinlein: Herr Moosdorf, die deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute haben aber zuletzt die Erlöse zwischen 20 und 40 Milliarden geschätzt. Halten Sie dies für realistisch?
Moosdorf: Schauen wir mal. Ich möchte mich nicht an diesen Zahlenspekulationen beteiligen. Wissen Sie, die Bieter selber – die führenden Telekommunikationsunternehmen in Deutschland, aber auch weltweit, denn Sie wissen, dass ja verschiedene Konsortien aus der ganzen Welt antreten – wissen ganz genau: Es ist ein Schlüsselmarkt für Europa. Es ist eine Schlüsseltechnologie für die Zukunft, die nicht nur die Bedingungen in der Volkswirtschaft verändert, sondern das Internet selber verändert. Und insofern – glaube ich – wird es ein harter Wettbewerb werden und es wird auch ein harter Kampf um diese Lizenzen werden.
Heinlein: Von den sieben Bewerbern um die Lizenzen gelten drei bis vier als gesetzt, unter ihnen die Marktführer TELEKOM und MANNESMAN VODAPHON. Haben die anderen vier Anbieter bzw. die anderen sechs Anbieter nur Außenseiterchancen?
Moosdorf: Nein. Das war eine ganz wichtige Entscheidung des Bundeswirtschaftsministeriums und auch der Regulierungsbehörde - Wir haben für ein effizientes und transparentes Verfahren gesorgt, denn Sie wissen ja: In anderen Ländern ist man teilweise auch andere Wege gegangen. Insofern ist keiner ‚gesetzt‘ in Deutschland, sondern es gibt starke Anbieter, für die diese Lizenz für die Zukunft auf dem deutschen Markt so wichtig ist, dass sie unbedingt diese Lizenz haben müssen. Und darüber hinaus gibt es weitere Bieter – teilweise auch Bieter, die im Moment noch gar nicht auf dem deutschen Markt präsent sind. Das finden wir aber gut, weil dadurch der Wettbewerb insgesamt in Gang kommt.
Heinlein: Welche Zahl von Anbietern ist denn notwendig, damit tatsächlich ein entsprechender Wettbewerb auf dem Telekommunikationsmarkt entsteht?
Moosdorf: Da gibt es in der Theorie verschiedene Annahmen, verschiedene Prämissen. Aber eines ist klar: So, wie das Verfahren jetzt angelegt ist, kommen vier bis sechs Lizenznehmer auf jeden Fall heraus. Und das ist natürlich eine Zahl, die dann auch garantiert für Wettbewerb sorgt. Und Wettbewerb ist auch notwendig, denn wir wollen ja unter allen Umständen, dass die Preise für die Kunden auch sinken und dass man in Zukunft mit den Handys weltweit zu günstigen Preisen telefonieren kann und neue Formen von Multimedia-Dienstleistungen in Anspruch nehmen kann.
Heinlein: Wie wichtig ist es denn aus Ihrer Sicht, dass ein rein deutsches Unternehmen – die Telekom – eine UMTS-Lizenz erhält?
Moosdorf: Also, wenn man das jetzt volkswirtschaftlich sieht und wenn man das aus der Sicht der Bundesrepublik Deutschland sieht, dann haben wir natürlich ein Interesse daran, dass wir auf diesem wichtigsten Zukunftsmarkt der Informations- und Kommunikationstechnik unbedingt präsent sind und dass wir auf diesem Weltmarkt auch mit deutschen Unternehmen präsent sind. Aber der entscheidende Punkt ist, dass die Deutsche Telekom inzwischen auch so stark ist, dass sie sich weltweit sehr gut aufgestellt hat und deshalb natürlich auch um ihren Heimmarkt kämpfen wird. Denn es geht um nicht mehr, als um die Frage, wer in Zukunft in dem Internet, das ganz wichtig wird für die Volkswirtschaft, eine entscheidende Rolle spielt. Die UMTS-Lizenz, der Standard, wird das Internet selber verändern; das Internet selber hat unseren Alltag verändert. Und wer das erkennt, der weiß, welche Dimension das hat.
Heinlein: Wie lange wird es denn für die Unternehmen dauern, bis sich die hohen Lizenz- und Investitionskosten amortisiert haben? Gibt es da schon Schätzungen?
Moosdorf: Ja, es gibt natürlich da Berechnungen, die die Unternehmen selber angestellt haben. Wenn man sich den Fahrplan anschaut, dann sieht es so aus, dass wir heute in dieser Woche die Versteigerung vornehmen, dass im Jahr 2002 bereits mit der technischen Umsetzung in den Ballungsräumen gerechnet werden muss und dass dann auch ein Massenmarkt entsteht. Und dann hängt das davon ab, wie hoch die Kundenzahl ist und wie hoch die Inanspruchnahme aussieht. Wir haben heute 20 Millionen Handybenutzer und wir haben heute auch in Deutschland, weil wir enorm aufgeholt haben in den letzten Monaten, 20 Millionen Internet-Nutzer. Wenn das zusammenkommt – und das wird die Zukunft sein, und da hat Europa auch gegenüber den Amerikanern eine Menge zu bieten, nämlich dass man zu einem mobilen Internet kommt, dass man alles, was Telekommunikation betrifft, nicht nur zu Hause oder im Büro vom PC, sondern dass man das mobil übers Handy machen kann – das ist eine enorme Chance für den Massenmarkt. Und das führt dann eben dazu, dass die Kosten schnell wieder reinkommen und dann günstige Preise für die Kunden interessant sind.
Heinlein: Aber stimmt die Richtung, Herr Moosdorf, dass – je höher der Preis für die Lizenzen ausfallen wird, desto tiefer muss der Verbraucher letztendlich in die Tasche greifen?
Moosdorf: Ja, das ist natürlich in der Gesamtrechnung richtig. Nur: Sie können natürlich diese Preise auch verteilen. Und wenn Sie Wettbewerb haben, dann entsteht da nicht eine solche Automatik, sondern dann wird der Wettbewerb wiederum dafür sorgen, dass auch die Preise sich verändern. Die Prognosen sagen voraus, dass bis zum Jahr 2010 weltweit mit 1,7 Milliarden Mobilfunknutzern gerechnet werden muss, und dass alleine in Europa 260 Millionen diese Technik nutzen. Und Sie sehen daran: Das ist ein enormer Wachstums- und Zukunftsmarkt, und deshalb wird sich das dann sehr schnell – vor allen Dingen, wenn es Wettbewerb gibt – auch zu kundenfreundlichen Preisen einstellen.
Heinlein: Auf dem Weg zur Versteigerung der UMTS-Lizenzen in Mainz war das der SPD-Politiker Sigmar Moosdorf, parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium. Herr Moosdorf, ich danke für das Gespräch und auf Wiederhören.
Moosdorf: Bitte schön.
Link: Interview als RealAudio
Moosdorf: Guten Morgen.
Heinlein: Herr Moosdorf, wie groß wird denn nun der Geldsegen für die Bundeskasse ausfallen?
Moosdorf: Also wissen Sie, es ist ja nicht in erster Linie das Ziel dieser Versteigerung, zu schauen, wie viel dabei an Lizenzgebühr für den Staat herauskommt, sondern es geht um eine fundamentale Veränderung unserer Wirtschaftsstruktur und die damit zusammenhängenden Dienstleistungen. Ich möchte mich auch an Spekulationen über den Erlös nicht beteiligen. Sie kennen ja die Zahlen, die da gehandelt werden. In Großbritannien ist sehr viel erlöst worden, in den Niederlanden in der letzten Woche 5,3 Milliarden. Also, das ist nicht das Hauptziel.
Heinlein: Aber dennoch deuten etwa die geringen Erlöse in den Niederlanden nicht darauf hin, dass sich bei dem Unternehmen die erste Euphorie um UMTS bereits wieder gelegt hat.
Moosdorf: Nun, der niederländische Markt ist sehr klein und er ist auch sehr stark dominiert. Der deutsche Markt ist ein sehr großer und sehr kaufkräftiger Markt; er ist der zentrale Markt in Europa. Und insofern gibt es hier andere Bedingungen, denn jeder Bieter weiß: Wenn er auf dem deutschen Markt in dieser wichtigen Zukunftstechnologie nicht präsent ist, dann kann das vielleicht 6, 7 oder 8 Jahre gut gehen, aber dann spielt man keine Rolle. Man wird abgehängt. Insofern ist diese Lizenz - dieser Weltstandard, der heute in Deutschland versteigert wird - von elementarer Bedeutung für alle führenden Telekommunikationsanbieter.
Heinlein: Herr Moosdorf, die deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute haben aber zuletzt die Erlöse zwischen 20 und 40 Milliarden geschätzt. Halten Sie dies für realistisch?
Moosdorf: Schauen wir mal. Ich möchte mich nicht an diesen Zahlenspekulationen beteiligen. Wissen Sie, die Bieter selber – die führenden Telekommunikationsunternehmen in Deutschland, aber auch weltweit, denn Sie wissen, dass ja verschiedene Konsortien aus der ganzen Welt antreten – wissen ganz genau: Es ist ein Schlüsselmarkt für Europa. Es ist eine Schlüsseltechnologie für die Zukunft, die nicht nur die Bedingungen in der Volkswirtschaft verändert, sondern das Internet selber verändert. Und insofern – glaube ich – wird es ein harter Wettbewerb werden und es wird auch ein harter Kampf um diese Lizenzen werden.
Heinlein: Von den sieben Bewerbern um die Lizenzen gelten drei bis vier als gesetzt, unter ihnen die Marktführer TELEKOM und MANNESMAN VODAPHON. Haben die anderen vier Anbieter bzw. die anderen sechs Anbieter nur Außenseiterchancen?
Moosdorf: Nein. Das war eine ganz wichtige Entscheidung des Bundeswirtschaftsministeriums und auch der Regulierungsbehörde - Wir haben für ein effizientes und transparentes Verfahren gesorgt, denn Sie wissen ja: In anderen Ländern ist man teilweise auch andere Wege gegangen. Insofern ist keiner ‚gesetzt‘ in Deutschland, sondern es gibt starke Anbieter, für die diese Lizenz für die Zukunft auf dem deutschen Markt so wichtig ist, dass sie unbedingt diese Lizenz haben müssen. Und darüber hinaus gibt es weitere Bieter – teilweise auch Bieter, die im Moment noch gar nicht auf dem deutschen Markt präsent sind. Das finden wir aber gut, weil dadurch der Wettbewerb insgesamt in Gang kommt.
Heinlein: Welche Zahl von Anbietern ist denn notwendig, damit tatsächlich ein entsprechender Wettbewerb auf dem Telekommunikationsmarkt entsteht?
Moosdorf: Da gibt es in der Theorie verschiedene Annahmen, verschiedene Prämissen. Aber eines ist klar: So, wie das Verfahren jetzt angelegt ist, kommen vier bis sechs Lizenznehmer auf jeden Fall heraus. Und das ist natürlich eine Zahl, die dann auch garantiert für Wettbewerb sorgt. Und Wettbewerb ist auch notwendig, denn wir wollen ja unter allen Umständen, dass die Preise für die Kunden auch sinken und dass man in Zukunft mit den Handys weltweit zu günstigen Preisen telefonieren kann und neue Formen von Multimedia-Dienstleistungen in Anspruch nehmen kann.
Heinlein: Wie wichtig ist es denn aus Ihrer Sicht, dass ein rein deutsches Unternehmen – die Telekom – eine UMTS-Lizenz erhält?
Moosdorf: Also, wenn man das jetzt volkswirtschaftlich sieht und wenn man das aus der Sicht der Bundesrepublik Deutschland sieht, dann haben wir natürlich ein Interesse daran, dass wir auf diesem wichtigsten Zukunftsmarkt der Informations- und Kommunikationstechnik unbedingt präsent sind und dass wir auf diesem Weltmarkt auch mit deutschen Unternehmen präsent sind. Aber der entscheidende Punkt ist, dass die Deutsche Telekom inzwischen auch so stark ist, dass sie sich weltweit sehr gut aufgestellt hat und deshalb natürlich auch um ihren Heimmarkt kämpfen wird. Denn es geht um nicht mehr, als um die Frage, wer in Zukunft in dem Internet, das ganz wichtig wird für die Volkswirtschaft, eine entscheidende Rolle spielt. Die UMTS-Lizenz, der Standard, wird das Internet selber verändern; das Internet selber hat unseren Alltag verändert. Und wer das erkennt, der weiß, welche Dimension das hat.
Heinlein: Wie lange wird es denn für die Unternehmen dauern, bis sich die hohen Lizenz- und Investitionskosten amortisiert haben? Gibt es da schon Schätzungen?
Moosdorf: Ja, es gibt natürlich da Berechnungen, die die Unternehmen selber angestellt haben. Wenn man sich den Fahrplan anschaut, dann sieht es so aus, dass wir heute in dieser Woche die Versteigerung vornehmen, dass im Jahr 2002 bereits mit der technischen Umsetzung in den Ballungsräumen gerechnet werden muss und dass dann auch ein Massenmarkt entsteht. Und dann hängt das davon ab, wie hoch die Kundenzahl ist und wie hoch die Inanspruchnahme aussieht. Wir haben heute 20 Millionen Handybenutzer und wir haben heute auch in Deutschland, weil wir enorm aufgeholt haben in den letzten Monaten, 20 Millionen Internet-Nutzer. Wenn das zusammenkommt – und das wird die Zukunft sein, und da hat Europa auch gegenüber den Amerikanern eine Menge zu bieten, nämlich dass man zu einem mobilen Internet kommt, dass man alles, was Telekommunikation betrifft, nicht nur zu Hause oder im Büro vom PC, sondern dass man das mobil übers Handy machen kann – das ist eine enorme Chance für den Massenmarkt. Und das führt dann eben dazu, dass die Kosten schnell wieder reinkommen und dann günstige Preise für die Kunden interessant sind.
Heinlein: Aber stimmt die Richtung, Herr Moosdorf, dass – je höher der Preis für die Lizenzen ausfallen wird, desto tiefer muss der Verbraucher letztendlich in die Tasche greifen?
Moosdorf: Ja, das ist natürlich in der Gesamtrechnung richtig. Nur: Sie können natürlich diese Preise auch verteilen. Und wenn Sie Wettbewerb haben, dann entsteht da nicht eine solche Automatik, sondern dann wird der Wettbewerb wiederum dafür sorgen, dass auch die Preise sich verändern. Die Prognosen sagen voraus, dass bis zum Jahr 2010 weltweit mit 1,7 Milliarden Mobilfunknutzern gerechnet werden muss, und dass alleine in Europa 260 Millionen diese Technik nutzen. Und Sie sehen daran: Das ist ein enormer Wachstums- und Zukunftsmarkt, und deshalb wird sich das dann sehr schnell – vor allen Dingen, wenn es Wettbewerb gibt – auch zu kundenfreundlichen Preisen einstellen.
Heinlein: Auf dem Weg zur Versteigerung der UMTS-Lizenzen in Mainz war das der SPD-Politiker Sigmar Moosdorf, parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium. Herr Moosdorf, ich danke für das Gespräch und auf Wiederhören.
Moosdorf: Bitte schön.
Link: Interview als RealAudio