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Die Vorabiklausur der G8-G9-Geschwister

In diesem Jahr sorgen die doppelten Abiturjahrgänge für volle Bänke in deutschen Gymnasien. Philipp aus Emmerich macht Abi nach dem G8-System und ist ein Jahr kürzer zur Schule gegangen als seine Schwester Sophie. Nun haben beide ihre erste Vorabiklausur geschrieben.

Von Christian Schmitt | 08.03.2013
    Emmerich am Niederrhein. Es ist der hellste und schönste und wärmste Tag des Jahres. Menschen trinken hier an der Rheinpromenade Kaffee, gehen spazieren, genießen die Sonne. Und nur ein paar Meter um die Ecke haben über 100 Schüler die bisher anstrengendste Klausur ihrer Schullaufbahn. Sophie und Philip Klaßen schreiben heute die Vorabiklausur in Physik. Die Stimmung davor ist - angespannt.
    Sophie: "Gefühl? Keine Ahnung!"

    Philip: "Also ich bin teilweise auch sehr gespannt, wenn ich soviel gelernt habe, sage ich jetzt mal. Und dann will ich auch wissen, ob ich das alles drauf habe. Aber natürlich auch ein bisschen aufgeregt. Der Name "Vorabiklausur” hört sich natürlich auch ein bisschen anders an, deswegen, ist die Nervosität da schon ein bisschen höher.”"

    Vorabiklausur, das heißt sechs Stunden Prüfung. Physik. Beide haben das als Leistungskurs, zusammen mit Mathe. In den Vorabiklausuren sollen sich die Schüler an die langen Abiturprüfungen gewöhnen. Also eine Art Generalprobe für´s Abi. Die um halb eins zu Ende ist:

    Reporter: "Wie isses gelaufen?"

    Sophie: "Ja, wir haben glaube ich verschiedene Meinungen. Ich persönlich fand das Thema nicht so schön, war nicht so mein Ding. Ja und deswegen, liefs, auch nicht ganz so gut. Kern-, Atom-, und Quantenphysik. Also drei Themen, die wir relativ schnell hintereinander besprochen haben und ja, wo ich einfach nicht so durchgeblickt habe."
    Philipp: "Ja also ich hab mir die etwas schwieriger vorgestellt, muss ich sagen. Ich war überrascht, dass so wenig drin war. Ich fand die eigentlich ganz ok die Klausur. Ich bin ganz gut damit zurechtgekommen, glaub ich."
    Sophie ist 19 Jahre alt und macht das G-Neuner-Abi. Ihr Bruder Philipp ist 17 Jahre alt und geht im G-8-System nur acht Jahre aufs Gymnasium. Das Abitur werden sie trotzdem beide gleichzeitig machen. Sie sind dort gelandet, was man doppelte Abiturjahrgänge nennt. Wenn alles gut geht, werden sie Ende April den Abschluss in der Tasche haben. Mit doppelt so vielen anderen mit dem befürchteten Run auf die Studienplätze. Sophie strebt daher einen hohen NC an, sie lernt nach System und lange im Voraus. Philipp versucht, die Ruhe zu bewahren.

    ""Man macht sich irgendwie das Gefühl, dass es immer ernster wird. Aber mehr Druck ist es noch nicht unbedingt. Ich glaube der kommt erst, wenn man sich wirklich nur fürs Abitur vorbereitet. Und jetzt ist´s noch auszuhalten.” "

    Bis zum Abitur wird er voraussichtlich aber den größeren Stress haben. 35 Wochenstunden stehen in seinem Stundenplan, der von Sophie hat 28.

    Sophie braucht nach der Klausur-Enttäuschung jetzt erstmal eine Auszeit. Sie wird den Nachmittag auf der Pferdekoppel verbringen. Für Philipp ist der Arbeitstag noch nicht zu Ende.

    ""Ich hätte jetzt eigentlich grade noch Unterricht gehabt, aber der ist glücklicherweise ausgefallen, und deswegen werde ich jetzt gleich mich mal an Mathe setzen und mich dafür vorbereiten, für Donnerstag.”

    Dann steht die nächste Prüfung an. Wieder eine Vorabiklausur, wieder einer der beiden Leistungskurse. Wieder beide Geschwister gemeinsam.

    Teil 1 der Reihe:
    Mit ein bisschen Konkurenz