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Mit ein bisschen Konkurenz

An einigen Gymnasien ist es zurzeit ziemlich voll. Der Grund sind die doppelten Abiturjahrgänge. Philipp aus Emmerich macht Abi nach dem G8-System und ist ein Jahr kürzer zur Schule gegangen als seine Schwester Sophie. Beide machen dieses Jahr zusammen Abitur, doch es gibt einige Unterschiede.

Von Christian Schmitt | 05.02.2013
    ""Im direkten Vergleich hat Sophie schon mal den besseren Schnitt von uns beiden.”"

    Sophie und Philipp sitzen über ihren letzten Halbjahreszeugnissen vor dem Abi. Noch 83 Tage bis zu den Prüfungen.

    ""Ich bin Sophie Klaaßen, ich bin 19 Jahre alt und mach´ das G9er-Abi.”"
    ""Mein Name ist Philipp und ich bin leider noch 17 Jahre alt und mach die G8. Ja.”"

    Mit ihren Zeugnissen sind die beiden relativ zufrieden. Ein bisschen Konkurrenz herrscht zwischen den Geschwistern aber schon. Besonders wenn sie auf die Fächer zu sprechen kommen, die sie beide - trotz des Altersunterschiedes - gemeinsam haben.

    ""Leistungskurse haben wir beide die gleichen. Mathe und Physik.”
    "In Physik, wie sieht´s da aus? Haben wir beide zwei aber...”
    "Ich hab ne Zwei plus!”
    "Das tut weh.”"
    "Dafür ist Philipp in Mathe glaube ich etwas besser als ich.”
    "Nein, doch nicht!”
    "In Mathe hab ich ne...”
    "Hab ich ne Zwei minus.”
    "Ich auch, scheiße.”"

    Sophie ist groß, blond, sportlich. Sie wirkt ausgeglichen und nimmt auch mal schlechte Noten mit Humor hin. Philipp, sportlich lässiger Typ wirkt, als würde ihn nichts so schnell umhauen. Eine gute Eigenschaft, wer halbwegs unbeschadet durch das G8-Abi kommen will. Denn die Arbeitsbelastung ist um einiges höher als bei Sophie. Das sieht man schon allein bei einem Blick auf die Halbjahresinformationen:

    ""Erstmal das Auffälligste, dass Philipps Zeugnis ein bisschen voller ist als meins. Philipp muss mindestens zehn Fächer haben, ich dagegen nur acht, was mir ein bisschen mehr Zeit bringt und ich mehr Freistunden hab´ als Philipp.”"

    Der Stundenplan von Sophie hat 28 Wochenstunden. Der von ihrem Bruder Philipp zeigt 35 Wochenstunden. Das bedeutet, Schultage, die bis halb sechs in den Abend dauern. Ein bisschen neidisch ist Philipp da schon.

    ""Ich glaube, wenn ich die Wahl hätte, würde ich schon G9 wählen. Weil ich dann einfach noch ein Jahr mehr Zeit hätte und dann zu wissen oder rauszufinden, was ich nach dem Abitur machen möchte. Ja die Schulzeit ist eigentlich auch ne coole Zeit, wenn man so zurückblickt und da wär´ G9 eigentlich schon besser. Ich denke es wäre einfach unstressiger und vielleicht auch ein bisschen einfacher.”"

    Sein Fußalltraining als Ausgleich will er sich nicht nehmen lassen. Aber für viel anderes am Abend bleibt da kaum Zeit. Sophie hat die Hausaufgaben meistens früher fertig als ihr Bruder. Trotzdem erzählen sie, dass beide etwas davon haben, wenn sie dasselbe Abitur machen. Auch wenn die Rechnung "gleiches Abitur, also zusammen büffeln” nicht immer aufgeht.

    ""Meine Mutter kommt oft mit dem Argument, ihr könnt ja mal zusammen lernen. Dabei ist es aber so, dass wir ziemlich unterschiedlich im Lernen sind. Ich kann besser für mich lernen, wenn ich viel aufschreibe und so was mache. Mein Bruder ist da etwas weniger praktisch. Ja, aber wir verstehen uns eigentlich immer ziemlich gut. Und deshalb klappt das eigentlich auch. Also inzwischen sind wir schon mehr gute Freunde noch dazu geworden.”