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"Dieter Bohlen" im Gespräch
"Ich sehe für 65 doch mega aus"

Der sogenannte Pop-Titan hat das Rentenalter erreicht. Aber "Rentner ist echt ein Scheißjob, den hat nämlich noch keiner überlebt", sagte "Dieter Bohlen" im Dlf. Mit 65 ist der Musiker, Produzent und TV-Juror schwer aktiv. Zuletzt wurde er als "Goldener Blogger" ausgezeichnet und singt bald in Moskau.

"Dieter Bohlen" im Gespräch mit Ulrich Biermann |
    Der Juror Dieter Bohlen bei dem Finale der RTL Castingshow «Deutschland sucht den Superstar 2018»
    Dieter Bohlen wird 65 (dpa (Henning Kaiser))
    Ulrich Biermann: "Pop-Titan" - wird Ihnen dieser Titel gerecht?
    "Dieter Bohlen": Na ja, was ist schon gerecht im Leben? Pop-Titan … also wenn man jetzt nachliest bei Wikipedia, da steht: "Ein Titan ist ein Riese in Menschengestalt, Göttergeschlecht mit legendär goldener Ära". Also wenn jetzt morgen da stände: "Titan ist ein sympathischer Musikproduzent mit mächtigen Geschlecht und 1000 Goldenen Schallplatten", also da würde ich sagen, dann glaube ich‘s selber.
    "Die Leute wollen mal leichte Hörkost"
    Biermann: Glückwunsch zum 65. Geburtstag, Dieter Bohlen, heute. 65 - da denken andere Leute an Rente. Könnten Sie sich doch eigentlich auch leisten: kürzertreten.
    "Bohlen": Also, ich mein‘, jetzt mal ehrlich: Kürzer treten, das hieße ja trippeln – und das machen ja eigentlich nur Japanerinnen. Und jetzt Rentner … kannst Du bei mir eigentlich auch vergessen, weil Rentner ist echt ein Scheißjob, den hat nämlich noch keiner überlebt.
    Biermann: Warum braucht die Popkultur Sie?
    "Bohlen": Ja, ich mein‘, Popkultur … wieder so ein Wort, ne?! Können Sie auch fragen: Warum braucht die Esskultur McDonald's, nicht?! Jetzt mal übertragen. Du kannst doch nicht jeden Tag Beethoven hören, weißte. Das liegt nur schwer im Magen, und die Leute, immerhin die meisten, wollen mal leichte Hörkost, nicht?! Was man easy nachkochen …, äh nachsingen kann, nicht?! Und, tja, also ich sag‘ mal: Ein erfolgreicher Musikproduzent, der hat wie ich keinen Kulturbeutel in der Hose, sondern Eier."
    "Wir sahen mega scheiße aus, alle!"
    Biermann: Modern Talking, C. C. Catch, Blue System, Chris Norman - das sind ihre Erfolge als Musiker, Komponist, Produzent. Hunderte Goldene Schallplatten plus ein paar Platin. Erfolg, Erfolg, Erfolg. Einziger Misserfolg in den frühen Jahren bei Ihnen: Haarschnitt und Kleidung. Vokuhila – okay, ist bei Ihnen out, aber Sportanzüge - tragen Sie die noch?
    "Bohlen": Ich habe das jetzt nicht so verstanden: Haben Sie jetzt Spottanzüge gesagt oder Sportanzüge?
    Biermann: Spottanzüge würde auch passen.
    "Bohlen": Ja, also ich meine, guck‘ mal die Bilder an, gucken Sie mal eigene Bilder an – echt, wir sahen mega scheiße aus, alle! Alle! Ich meine, gut, bis auf Heino - der hat seine Frisur immer noch. Aber ich trage die alten Dinger nur noch bei der Gartenarbeit und ich hab‘ heute - ich meine, das weiß auch mein Sponsor - vielmehr Ahnung von Mode, nicht?! Weil, heute weiß ich zum Beispiel: Stil ist nicht das obere Ende vom Besen - und das ist auch schon was.
    Biermann: Sie sind gerade als "Goldener Blogger" ausgezeichnet worden für ihren Instagram-Account. Knapp eine Million Fans, die schauen Ihnen da zu beim Hula-Hoop-Workout, beim Rasieren oder im Studio. Leben ohne Publikum, das wäre völlig unvorstellbar für Sie wahrscheinlich?!
    "Bohlen": Ja, was soll ich jetzt sagen. Ich meine, ich finde Instagram … da kommst Du nicht dran vorbei bei den Kiddys und so. Aber ob ich jetzt immer Publikum … ich hab‘ … Bruce? Bruce ist ja auch hier. Bruce …?
    "Bruce Darnell": Ja, ja, Dieter?
    "Bohlen": Bruce, brauche ich immer Publikum?
    "Darnell": Ick weiß nick. Aber du mack ganz schön viel in die Instagram.
    "Bohlen": Ach, Quatsch.
    "Darnell": Doch, doch. Bei de Rasieren, bei de Frühstück.
    Bruce Darnell und Christina K., die erste Kandidatin der Show "Bruce", betrachten das Ergebnis des Stylings im Spiegel.
    Bruce Darnell - hier mit einer Kandidatin seiner Show "Bruce" (AP, ARD, Dirk Bohm)
    "Bohlen": Ja, ja, aber doch nicht auf dem Klo.
    "Darnell": Ja, das stimmt. Aber nur weil … wat hast du noch gesagt?
    "Bohlen": Na gut, ich habe gesagt, weil das Licht da so scheiße is‘. Aber ansonsten, ich meine, musste halt mit der Zeit gehen.
    Biermann: Ah, Bruce Darnell, den haben Sie auch eingeladen. Das heißt: Sie feiern nicht allein. Natürlich, 65ster. Oder?
    "Bohlen": Nee, ich mein‘, Geburtstag - da darfst du nicht einsam bleiben und heute,l im Kalender steht jedenfalls "B-und-B-Tag". Und das heißt jetzt nicht "Bett und Birthday", sondern "Bohlen und Bruce".
    "Darnell": Hallo, wer ist denn da?
    "Bohlen": Ach so, Bruce, das ist Corso.
    "Darnell": Oh, eine geile Auto.
    "Bohlen": Nee, das ist kein Opel, das ist eine Sendung.
    "Darnell": Oh, wir sind live?
    Biermann: Ich merke, Sie sind in trauter Zweisamkeit da vereint. Nora, Dieter, Anders - die werden natürlich nicht da sein, aber gutes Stichwort für mich. Warum müssen Sie die Modern-Talking-Hits eigentlich noch singen, wie demnächst im März in Moskau?
    "Bohlen": Ja, das ist jetzt so … ich weiß gar nicht, ob ich das erzählen darf. Ist auch lustig, also die Geschichte ist mega: Also wir waren mal in Moskau in den 80ern so, und da war die Russen-Mafia, da sollten wir Schutzgeld bezahlen, echt, für die Konzerte. Und da haben wir die Rubel irgendwie falsch ausgerechnet. Wir haben echt zu viel gezahlt, und da hat die Russen-Mafia uns Gutscheine gegeben fürs nächste Mal, nicht?! Na, und da ich jetzt geizig bin … äh da müssen wir halt im März nochmal hin, also zum Einlösen der Gutscheine. Ein bisschen singen stört ja nicht.
    Biermann: Ich merke, das passt zu dem Zitat, das sich von Ihnen gefunden habe, schöner Satz damals, den Sie gesagt haben: "Ich will nicht denken beim Reden." Ist es gerade auch so ein bisschen die Antwort-Taktik hier im Gespräch? Ist mein Eindruck.
    "Bohlen": Äääääh … ich denke gerade. Ja, jetzt denke ich wirklich gerade: Scheiße. Äääh, jetzt würde ich auf einen Buzzer drücken, also: eeegh. Ich denke … ich denke: nein. Oder doch?
    "Ein ganz kleines bisschen Botox"
    Biermann: Wenn Sie in den Spiegel schauen: Ist Ihnen Dieter Bohlen sehr nah?
    "Bohlen": Ja, klar. Also ich meine: Beim Rasieren dann sogar NOCH näher, weil ich habe natürlich einen Vergrößerungsspiegel. Und da muss ich echt sagen, ich meine, echt, ehrlich: Ich sehe für 65 doch mega aus - und alles nur mit Wasser und Seife. Ja, und ein ganz kleines bisschen Botox - Doktor Bob hält mir schon mal eine Schlange an die Wange.
    Biermann: Sehen Sie wirklich Dieter Bohlen, wenn Sie in einen Spiegel schauen?
    "Bohlen": Eigentlich ja. Ich habe aber auch die Brille nicht auf, also … jetzt machen Sie mich total … also jetzt bin ich irritiert.
    Biermann: Setzen sie die Brille mal auf.
    "Darnell": Aber hallo. Die Brille stehckt Dir eckt gut.
    "Bohlen": Ja, ja, ja – jetzt ist gut, Bruce. Ah, ich glaub‘ ich sehe … ich sehe noch jünger aus - genau fünf Jahre jünger.
    Biermann: Jörg Knör, vielen Dank für diese kleine Geburtstagswürdigung an Dieter Bohlen.
    Jörg Knör: Sehr, sehr gerne, es macht mir auch Spaß. Man fühlt sich ja in diese Figur richtig rein, und wenn man den Bohlen anguckt, muss man sich keine Sorgen ums Altern machen.
    Stimmenimitator Jörg Knör
    Stimmenimitator Jörg Knör (imago stock&people ( C. Hardt / Future Image))
    Biermann: Sie feiern 60. Geburtstag und 40. Bühnenjubiläum - daraus machen Sie "Die Jahr100Show".
    Knör: Ja, es klingt großkotzig, da bin ich ganz bei Bohlen - der würde auch sagen: "40 und 60 sind ein Jahrhundert". Also bin ich ein Jahrhundertereignis, aber ich mache es mit Augenzwinkern und erzähle alle wahren Geschichten - aber nicht in einer gebundenen Buch-Biografie, sondern ich erzähle mein Leben da, wo es hingehört: auf der Bühne und die Leute können noch mal miterleben, die Achterbahn des Lebens.
    Biermann: Das neue Programm von Jörg Knör, ab dem 28.02., da ist in Bünde Premiere. Danke, Ihnen.
    Knör: Danke.
    Jörg Knör: "Die Jahr100Show"
    Premiere am 28.02.2019 in Bünde, Westfalen