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Digitale Bezahlmethoden
Sicherheitsbedenken bremsen das mobile Bezahlen

Ob im Supermarkt, im Warenhaus oder an der Tankstelle - an technischen Voraussetzungen für digitales Bezahlen mit dem Smartphone oder der Smartwatch mangelt es meistens nicht. Aber viele Menschen haben noch Vorbehalte gegenüber dem Bezahlen ohne Scheine, Münzen und Karten.

Von Panajotis Gavrilis | 29.01.2019
    Kontaktloses Bezahlen mit dem Smartphone
    Kontaktloses Bezahlen mit dem Smartphone ist in Deutschland immer noch die Ausnahme (imago / ZUMA Press)
    Die Mehrheit bezahlt immer noch bar oder mit EC- oder Kreditkarte, nur wenige nutzen ihr Smartphone oder eine Smartwatch. Das geht aus einer Umfrage hervor, die der IT-Branchenverband Bitkom durchgeführt hat.
    Immerhin aber, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg: Jeder Dritte habe schon einmal mobil bezahlt.
    "Das ist eine Größenordnung, die ich so nicht erwartet hätte. Die Angst davor, das Mobiltelefon zu zücken und damit zu bezahlen ist deutlich geringer, die Akzeptanz ist deutlich höher geworden."
    Mobiles Bezahlen geht schneller
    Diejenigen, die kontaktlos über den sogenannten NFC-Standard bezahlen, das heißt, ihr Smartphone oder ihre Uhr ans Lesegerät halten, tun dies hauptsächlich beim Supermarkteinkauf, so Berg.
    "Gleichzeitig ungefähr jeder Dritte beim Shopping von Mode, Technik und Möbeln. Dann wird es schon etwas dünner. Fahrkartenkauf, öffentlicher Nah- und Fernverkehr, jeder Sechste. Wobei ich gerade gesehen habe, in München kann man sogar NFC am Automaten zahlen. Also von daher, da tut sich einiges, entwickelt sich einiges in recht hoher Geschwindigkeit. Und der Rest ist Ticketkauf, Veranstaltungen, Café, Bars oder Restaurants, also etwas kleiner."
    Das mobile Bezahlen über das Smartphone spare Zeit, sei es an der Supermarktkasse oder beim Fahrkartenautomaten, wirbt Bitkom-Präsident Berg.
    Mobiles Bezahlen überfordert viele
    Warum aber immer noch die meisten solche neuen Funktionen nicht nutzen? Die meisten, 60 Prozent immerhin, haben der Umfrage des Digitalverbandes zufolge Sicherheitsbedenken. Fast ein Drittel sagt, es sei ihnen zu kompliziert.
    "Hier sind auch die Anbieter gefordert, den Bedürfnissen der Verbraucher gerecht zu werden. Sicherheit muss beim Mobile Payment von Anfang an mitgedacht werden. Gleiches auch beim Einkaufen. Und wie kann man das Thema Datenschutz besser in den Griff bekommen?"
    Die Mehrheit der Befragten kann sich zudem nicht vorstellen, künftig ganz auf Bargeld beim Bezahlen zu verzichten. Bargeld verliere nur leicht an Bedeutung. In fünf oder zehn Jahren könnte es laut Bitkom aber nicht mehr das dominierende Zahlungsmittel sein.
    Datenschutz sicherstellen
    Bundesverbraucherschutzministerin Katarina Barley warnt davor, bei digitalen Bezahlmethoden geltende Datenschutz-Standards zu unterlaufen.
    "Wir wissen es alle: Die Daten sind das Rohöl des 21. Jahrhunderts, und die Unternehmen haben ein großes Interesse daran, so viel wie möglich von uns zu erfahren. Das haben wir als Verbraucherinnen und Verbraucher nicht, und deswegen sollten die Verbraucherinnen und Verbraucher in diesem Prozess auch weiter gestärkt werden."
    Analoges Bezahlen sollte auch weiterhin möglich sein, niemand müsse gezwungen werden, Datenspuren zu hinterlassen, wenn es nicht nötig sei, so die SPD-Politikerin weiter.
    Um Verbraucherdaten mehr zu schützen, will sie höhere IT-Sicherheitsstandards festlegen und Hersteller dazu verpflichten, Updates über Jahre hinweg anzubieten. Ein weiterer Vorschlag:
    "Wer ein Produkt mit fehlerhafter Software herstellt, muss für dieses Produkt insgesamt haften. Also mangelnde IT-Sicherheit ist ein Produktfehler. Dort, wo Datenmissbrauch stattfindet, können Gewinne entstehen. Wir sind dabei, uns Gedanken darüber zu machen, ob die Möglichkeit besteht, solche Unternehmensgewinne dann auch abzuschöpfen."
    Es ist aktuell noch fraglich, wann die Eckpunkte der Verbraucherschutzministerin umgesetzt werden könnten, da sich bei einigen Vorhaben auf EU-Ebene erst geeinigt werden müsste.