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Digitale Unterrichtsmaterialien
Bildungsportal MUNDO im Lehrercheck

Die Kultusministerkonferenz bietet mit dem neuen Bildungsportal MUNDO digitale Bildungsmedien für den Schulunterricht an. Auf den ersten Blick scheint das frei verfügbare Angebot übersichtlich und umfangreich. Im Lehrercheck fällt die Bilanz jedoch ernüchtert aus.

Von Manfred Götzke |
Lehrerin mit Tablet im Klassenzimmer
Lehrer kritisieren fehlende Aufgabenstellungen für Schüler und interaktive Lernmöglichkeiten am neuen Bildungsportal MUNDO (Bildagentur-online)
"Hast du dein Notebook dabei? Dann nehme ich meines und wir gucken einfach mal rein."
Sven Zimmerschied klappt seinen Laptop auf, tippt "MUNDO-Schule" in den Browser – und verschafft sich einen ersten Überblick auf dem Unterrichtsmaterialien-Portal der Kultusministerkonferenz.
"Ich gucke mal in mein Fach Mathe, da gibt es sehr viel Material. 1.040 steht da. Kann man hier auch andere Sachen? Kann man auch filtern, gehen wir mal auf Mathe-Arbeitsblätter. Gibt es 28. Oh, aber da gibt es noch viele interaktive Sachen."
Informatikunterricht an einer Schule in Tübingen in Baden-Württemberg
Schulen brauchen IT-Mitarbeiter
Schul-IT ist eine komplexe Aufgabe. Derzeit übernehmen diese oft Lehrkräfte nebenher – ein Grund, warum der digitale Unterricht nicht vom Fleck kommt. Gebraucht werden Mitarbeiter, die sich Vollzeit um die IT kümmern.
Umfangreiches Angebot mit Abstrichen
Das Portal wirkt aufgeräumt, ist einfach aufgebaut. Oben ein Suchfenster, darunter Tags der 16 Unterrichtsfächer, zu denen Materialien bereitgestellt werden. Darunter die Klassiker Deutsch, Englisch, Mathematik – aber auch Interkulturelle Bildung und Sachkunde. Mathematik-Lehrer Zimmerschied sucht sich Stoff zu einem Bereich, den er zurzeit unterrichtet – Geometrie, 7. Klasse.
"Interessant sind so interaktive Sachen, wenn ein Schüler von zuhause arbeitet, er nicht immer nur ein Arbeitsblatt ausdruckt und ausfüllt oder so, sondern dass er die Möglichkeit hat, was auszuprobieren. Die Vorzüge bei Geometrie zum Beispiel, wenn man Objekte verschieben kann. Wir können das ja mal öffnen."
Sven Zimmerschied leitet die Friedensburg Oberschule in Berlin Charlottenburg – seine Bilanz nach einem ersten Test. Ernüchternd:
"Das sind alles Sachen, die vorher schon im Internet da waren, die auf der Seite mal gebündelt werden, in dem Sinne, dass es alles Links sind. Und viele Sachen davon kenn ich auch schon.
Dann wäre es natürlich praktisch, wenn man jetzt hier mal Geometrie raussuchen kann. Kann man aber nicht. Man kann nur die Art des Medientyps auswählen."
Lehrerin: Kein Unterschied zu Youtube
Zimmerschied gegenüber am großen Konferenztisch sitzt seine Kollegin Jana Pisotzky. Die Englisch- und Russischlehrerin sucht auf MUNDO nach Materialien für den Englischunterricht. Auch sie – wenig überzeugt:
"Was ich schade finde, dass dort wirklich nur Videos und Audioformate sind ohne Aufgabenstellung und ohne Fragen dazu, die natürlich vorbereitet werden müssen. Und in dem Sinne ist es für mich nicht anders als Youtube."
Zimmerschied: "Wenn ich als Lehrer das erste Mal darauf gehe und sehe, es hat nicht die Funktion und es hat nicht je Funktion: Dann gehe ich da so schnell nicht wieder drauf. Da sollte man dann schon mit einem sehr umfangreichen und gut durchdachten Angebot starten."
Zimmerschied und Pisotzky kennen sich aus: Ein Großteil der Lehrkräfte an der Friedensburg Oberschule hat schon lange vor Corona begonnen, digital zu unterrichten. Schon vor mehr als zehn Jahren hat die Schule Laptop-Klassen eingeführt. Und ebenfalls vor Corona "itslearning", ein Schulportal, das weit mehr kann als die KMK-Plattform MUNDO.
"Ich kann da Materialien einstellen, auch Schülern bei Nachfragen helfen, hier gibt es auch eine Videokonferenz-Funktion. Man kann Umfragen konzipieren, Tests online machen. Da sind die Standards von den Rahmenlehrplänen hinterlegt. Da kann der Schüler auch sehen, das gehört zu dem Kompetenzniveau."
Hardware statt Software
Als Mitte März die Schulen in ganz Deutschland von heute auf morgen schließen mussten, konnten sie in vielen Klassen – vor allem in der Oberstufe - ohne Vorlauf direkt weiterunterrichten. Digital mit dem Portal.
"Ich würde zum Beispiel für Mathe sagen: Ich konnte nahtlos weitermachen. In der Mittelstufe sieht es durchaus mal anders aus, wenn Schüler das eben noch nicht beherrschen. Deswegen ist es so wichtig, dass wir es jetzt mit ihnen üben, dass wenn es wieder dazu kommt, dass sie es auch können."
Statt neuer Portale wünschen sich die Lehrer an der Friedensburgschule deshalb andere Dinge: Geld für eigene Software – wie "itslearning" und Geld für Geräte. Denn selbst an der digital versierten Oberschule haben bis heute längst nicht alle Schüler einen Laptop.
"Ich wünsche mir eher Hardware, ich wünsche mir, dass jeder Schüler in Deutschland einen Laptop hat und dann kann man ja auch mit der Software arbeiten."
Zimmerschied hat sich nochmal kurz durch das MUNDO-Portal geklickt. Es dürfte vorerst das letzte Mal gewesen sein.
"Ich würde ehrlich gesagt nicht mehr reinschauen. Ich habe gerade, als Sie mit meiner Kollegin gesprochen haben, nochmal geschaut zu meinem Thema Geometrie. Das sind alles Sachen, die ich schon kenne oder die Seiten auch so benutze.
Also ich brauche diese Meta-Ebene nicht. Ich kann auch mir dieselben Sachen ergoogeln."