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Digitaler Riegel gegen Betrüger

Informationstechnik. - Eigentlich sollte am 1. Januar 2006 jeder Deutsche eine elektronische Gesundheitskarte erhalten - so der Wille des Gesetzgebers. Doch technische und logistische Probleme verzögerten das Projekt. In verschiedenen Regionen beginnt dennoch bald ein Testlauf.

Von Mirko Smiljanic | 02.01.2006
    Die Elektronische Gesundheitskarte ist ein gewaltiges IT-Projekt: Der Arzt bekommt einen Heilberufeausweis, der Patient eine Gesundheitskarte. Beide Karten haben einen Mikroprozessor, auf dem persönliche Informationen des Arztes beziehungsweise des Patienten gespeichert sind. Die wirklich wichtigen Daten – Röntgenbilder, Arztbriefe, Untersuchungsergebnisse und so weiter – sind in externen Rechenzentren abgelegt. Mit beiden Karten und einer Geheimzahl, die nur der Patient kennt, kann der Arzt nun die elektronische Krankenakte auf seinen Computer zaubern. Was aber noch Zukunftsmusik ist, zunächst testet ein Berliner Computerlabor die Technik bis Ende März auf Herz und Nieren. Anschließend startet dann die eigentliche Testphase in acht Regionen an jeweils 10.000 Patienten: Flensburg, Bremen und Wolfsburg sind dabei, aber auch Bochum/Essen, Zittau, Trier, Heilbronn und Ingolstadt. Wobei jede Region unterschiedliche Details der Gesundheitskarte unter die Lupe nimmt,...

    "…weil es macht ja keinen Sinn aufgrund der Ressourcen, dass in allen acht Regionen das gleiche getestet wird, also man wird das E-Rezept schwerpunktmäßig testen, man wird andere Komponenten in anderen Bereich schwerpunktmäßig testen,…"

    …sagt Jürgen Sembritzki, Geschäftsführer des Zentrums für Telematik im Gesundheitswesen, Krefeld. Getestet werden unter anderem die Kommunikation zwischen Arzt und Rechenzentrum und natürlich die Datensicherheit. Die Teilnahme ist freiwillig – trotzdem suchen sich die Organisatoren ihre Patienten gezielt aus.

    "Man kann die ja nicht nach dem Zufallszip auswählen, weil man dann ja nicht weiß beispielsweise beim E-Rezept, in welche Apotheke die gehen. Deshalb haben wir in der Modellregion Bochum/Essen zunächst mal Ärzte gefragt, ob sie bereit sind mitzumachen, wir haben uns die Patienten dieser Ärzte dann angeguckt, haben ausgewertet welche Rezepte sie in welche Apotheken bringen und haben jetzt auch 29 Apotheken, die dort mitmachen. Das sind Versicherte bestimmter Krankenkassen und die werden jetzt gezielt angesprochen. "

    Besondere technische Begabungen muss niemand mitbringen – sagen die Organisatoren. Trotzdem werden Hürden und Probleme auftauchen: Was passiert, wenn die Karte verloren geht? Was, wenn ich die Geheimzahl vergessen habe? Kann sich ein Fremder mit meiner Karte behandeln lassen? Abgesehen von diesen eher technisch-organisatorischen Fragen sollen die Testpatienten aber auch ihre persönlichen Erfahrungen schildern.

    "Das wird über wissenschaftliche Befragungen gehen, aber das ist ja nur eine Möglichkeit. Beispielsweise in der Modellregion Bochum/Essen haben wir ein spezielles Projektbüro, wo man anrufen kann. Wir arbeiten sehr eng zusammen mit den Verbraucherverbänden, wo sich auch Versicherte sich melden werden und das wird alles gesammelt und ausgewertet. "

    Ende 2006 wird diese Phase abgeschlossen, dann beginnt in mindestens zwei Regionen ein Massentest: Statt 10.000, werden 100.000 Karten ausgegeben, was zwar verglichen mit den letztlich 82 Millionen Gesundheitskarten immer noch wenig ist, aber Kliniken und Praxen, Apotheken und Rechenzentren durchaus herausfordert. Ein logistischer Kraftakt wird das sein, aber einer, der immerhin dafür sorgt,…

    "…dass ich meine Daten bei mir tragen kann und ich sie im Fall der Fälle dann auch zur Hand habe und ich denke, dass ist für jeden persönlich, wenn er von einer Krankheit betroffen ist, ein nicht zu vernachlässigender Vorteil. "

    Wann genau dieser Vorteil zum Tragen kommt, steht noch nicht fest. Jürgen Sembritzki ist aber optimistisch.

    "Da ich nicht in einem Testgebiet wohne, gehe ich davon aus, dass ich im Laufe des Jahres 2007 eine Karte erhalten werde von meiner Krankenkasse. "