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Digitales Logbuch: Juan Carlos' Roboter

Wir in Bayern erleben die Fußballweltmeisterschaft relativ entspannt, einmal abgesehen von dem Debakel am Mittwoch gegen den Spanier.

Von Maximilian Schönherr | 10.07.2010
    Wir haben bei uns in der Fabrik Kurzarbeit. Bei uns ist die Exportwirtschaft noch nicht angelaufen. Aber wer will auch schon Roboter haben, die bei uns, völlig veraltet, über den Winter leicht rostig geworden, herumstehen – wer will die noch kaufen?

    Die Roboter haben sich gesagt: Spielen wir ein bisschen Fußball. Und wie es immer beim Roboterfußball so ist, sie wissen nicht, was sie tun, sie kennen den Ball nicht. Und wenn die Angie zum Beispiel zwischen den Robotern hin und her geht und abstaubt, dann denkt der ein oder andere vielleicht, die Angie ist jetzt der Ball, und fängt an, zu kicken. Aber es ist natürlich völlig gefahrlos, und die Angie sagt: Putzig sind sie!

    Einer der Roboter macht bei dem ganzen Schmarren nicht mit. Ich habe ihn, weil er dermaßen apathisch ist, im Frühjahr rot angestrichen. Und damit er ein bisschen mitmacht beim Roboterfußball jetzt während der WM, habe ich ihm sogar von meinem Onkel Bernhard die ganz teuren alten Adidas Rekord-Fußballschuhe angezogen. Aber es hat nichts genützt. Er ist einfach da stehengeblieben und hat sich vermutlich das Seine gedacht, über diese Idioten von anderen Robotern, die herum kicken, ohne einen Ball zu haben.

    Bis dann am Montag ein Mordslärm am Werkstor bei uns war und draußen Juan Carlos der Erste steht, zusammen mit seiner Prinzessin Sophia aus Griechenland.

    Woher weißt Du denn, Angie, dass die aus Griechenland ist?

    Da sagt die Angie: "Das lese ich immer in meinen Fachzeitschriften."

    Juan Carlos, der König von Spanien, sagt dann: "Wir wollen einen Roboter kaufen." Und die Sophia sagt: "Der rote da hinten gefällt uns ganz gut."

    Da sage ich: "Den roten, den kannst du vergessen, den kriegst du geschenkt, Sophia!"

    Das hat sich, wie Sie sich denken können, als Fehler herausgestellt. Denn ich habe am Server nachgeschaut, was der die ganze Zeit so gemacht hat, während er nicht Fußball gespielt hat. Er hat genau analysiert, wie bescheuert die alle Fußball spielen, und hat daraus Konsequenzen gezogen und kam dann auf eine Lösung, dass man den Ball eigentlich gar nicht groß schießen muss, sondern nur logistisch korrekt hin und her bewegt.

    Und wenn Sie am Mittwoch genau hingesehen haben, haben Sie ihn vielleicht einmal im Publikum gesehen – einen schlecht angetünchten Roboter, mit wirklich sehr sehr schönen Fußballschuhen von meinem Onkel Bernhard.