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Diversity Tag
Bunt beim Bund

Die Streitkräfte können ihr Potenzial erst dann voll entfalten, wenn sie Vielfalt zulassen - das war das zentrale Motto des Diversity-Tages in der Bundeswehr-Führungsakademie in Hamburg. Ein britischer Soldat bestätigte, dass die Vielfalt der Streitkräfte aus den Ländern des Commonwealth gerade bei Auslandseinsätzen nützlich sei.

Von Axel Schröder | 30.05.2017
    Die Gefreite Kristine Grahmann steht am 30.05.2017 vor Fotografien, die sie und einen weiteren Soldaten in Uniform und beim Sport zeigen.
    Die Bilder sind Teil der Ausstellung "Uniformierte Vielfalt". (dpa/picture alliace/ Daniel Reinhardt)
    Auf dem Weg übers Kasernengelände im feinen Blankenese fällt als erstes etwas ganz Kasernenuntypisches auf. Kinder toben unter alten Eichen, turnen auf Holzgerüsten, spielen fangen. Die KiTa gehört zur Clausewitz-Kaserne, dem Sitz der Führungsakademie der Bundeswehr. Drinnen im Auditorium des Manfred-Wörner-Zentrums eröffnet Kommandeur Carsten Stawitzki in seiner dunkelblauen Marine-Uniform den Diversity-Tag:
    "Und in diesem Sinne wünsche ich uns heute einen gelungenen Tag mit ganz vielen Impulsen und vor allem mit geistiger Beweglichkeit und Flexibilität für das, worum es im Kern geht: Nämlich Rahmenbedingungen zu schaffen, damit Talente sich entfalten können! Danke!"
    Durch Vielfalt das Potenzial der Bundeswehr entfalten
    Wenn innerhalb der Bundeswehr Diskriminierung aufgrund von Hautfarbe, Sexualität oder persönlichen Vorlieben überwunden werde, so Carsten Stawitzki, könnten die Streitkräfte ihr ganzes Potenzial entfalten. Organisiert hat den Diversity-Tag an der Führungsakademie Maren Tomforde.
    "Als ich die Auslandseinsätze erforscht habe, unter anderem auch in Afghanistan war, habe ich gesehen: Es war in dem Moment ganz, ganz wichtig einen Blick auf die Vielfalt zu haben. Denn was ist, wenn ich einen Mannschaftsoldaten habe oder einen Unteroffizier habe, der Arabisch oder Paschtu oder Dari spricht. Aber wenn ich mich dafür überhaupt nicht interessiere, dann habe ich da ein Potenzial in meiner eigenen Truppe, dass ich nicht nutze!"
    Im Foyer des Manfred Wörner-Zentrum hängen die großformatigen Fotos der Ausstellung zum Thema "Diversity". Immer drei Fotos in einer Reihe. Einer der Porträtierten ist der junge Hauptmann Johannes Merten:
    "Also, man sieht einmal ein Bild von mir mit meinem Dienstanzug, Grundform, blau, Luftwaffe. Man sieht dort einmal meinen Lieblingsgegenstand, meine Gitarre. Und man sieht mich einmal, sagen wir mal, typischen Rockerklamotte. Das heißt: Eine lockere Hose, ein Metal-T-Shirt mit den ganzen Patches von Festivals und Bands, die ich mag."
    Daneben hängen Fotos einer Soldatin, die in ihrer Freizeit gerne Rollschuh fährt. Und hinter dem Hauptmann steht auf einem grauschwarzen Sockel die Büste von Manfred Wörner, dem Namensgeber des Gebäudes. Von 1982 bis 1988 war Wörner Bundesverteidigungsminister. Er war es, der den Vier-Sterne-General Günter Kießling wegen dessen angeblicher Homosexualität feuerte. Kießling sei deshalb ein Sicherheitsrisiko. Heute sei der Umgang mit schwulen Kameraden zwar noch nicht so, wie er sein sollte, aber es hätte sich viel geändert, erzählt Hauptmann Johannes Merten:
    Toleranz gegenüber Homosexualität noch nicht überall da
    "Ich persönlich kann jetzt nur aus meiner Erfahrung sprechen: Ich hatte selber den einen oder anderen Kameraden oder auch Kameradin, da gab es nie Probleme, da wurde das komplett akzeptiert. Von daher kann ich aus meiner Erfahrung sagen: alles gut. Weiß aber aus Berichten von anderen, dass es da den ein oder anderen Nachholbedarf noch gibt, kann ich aber persönlich nicht so sehen!"
    Bevor die Journalisten nach Hause geschickt werden und die Soldaten in Workshops das Thema Vielfalt weiter bearbeiten, wird im Foyer Kaffee gereicht. An den Stehtischen stehen auch einige Mitglieder des LGAI, eines Internationalen Lehrgangs für militärische Führungskräfte. Thomas McPhaile, Leftenant-Commander der British Army ist beeindruckt vom Diversity-Tag der deutschen Kollegen. So weit seien die Briten noch nicht. Aber, so Thomas McPhaile, vielleicht ist die Army sowieso schon länger an Vielfalt unter Soldaten gewöhnt:
    "Wir haben in unseren Streitkräften viele Commonwealth-Länder und das ist auch sehr beeindruckend für uns. Und es nützt ziemlich viel, wenn wir ins Ausland gehen und dienen, weil wir diese Leute in unseren Streitkräfte haben."