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DLF-Literaturchef Hajo Steinert
"Die aufregendsten Jahre meines Berufslebens"

Hajo Steinert ist der Literaturchef des Deutschlandfunks. 1989 war er junger Redakteur unseres Senders. Er berichtet, warum die Jahre bis zur Wende "die aufregendsten seines Berufslebens" waren. Und er verrät, warum er eines Tages um der Literatur willen mit einem Kofferraum voller Babywindeln Richtung Osten aufgebrochen ist.

Hajo Steinert im Gespräch mit Marco Bertolaso |
    Das Gespräch bezieht sich auf das Dokument der Woche - Interview mit Christa Wolf vom 8.10.1989

    Der Deutschlandfunk war ein genauer, vielleicht der genaueste Beobachter der DDR-Literaturszene. Lange Jahre hat der DLF den ostdeutschen Autoren eine eigene Sendereihe gewidmet. Die Schriftsteller ihrerseits waren ebenfalls sehr an dem Gespräch mit dem Kölner Einheitssender interessiert. Sie wussten, dass sie über den DLF in der Heimat Gehör fanden. Die Treffen fanden oft geheim statt, manchmal auch in Drittländern wie den Niederlanden.
    Darüber spricht Hajo Steiner 25 Jahre nach 1989. Er gibt aber auch eine Einschätzung zu Christa Wolf und dem "Dokument der Woche ab", ihrem DLF-Interview vom 8.10.1989. Das Gespräch hatte der Kulturkorrespondent des Süddeutschen Rundfunks Gerhard Rein geführt. Steinert wirbt ein Vierteljahrhundert danach für eine faire Würdigung der dem Sozialismus verbundenen Schriftstellerin, die man im Kontext Ihrer Zeit und im Licht der NS-Erfahrung betrachten solle. Schließlich erklärt er, warum so viele Literaten in Ost und West gegen die deutsche Einheit waren.

    Hajo Steinert, in Deutschland und den USA studierter Germanist, schrieb schon während seiner Promotionszeit Anfang der 1980er Jahre regelmäßig Rezensionen und Kritiken für Regionalzeitungen, aber auch für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung". 1986 begann er als Redakteur, Autor und Moderator beim Deutschlandfunk. Seit 1999 fungiert er beim DLF auch Abteilungsleiter "Kulturelles Wort".

    Nach wie vor ist der DLF-Literaturchef ein auch bei vielen anderen Medien gefragter Autor und Rezensent. Steinert, der selbst eine Reihe von Büchern publiziert hat, ist Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland. Neben der Literatur fasziniert den bekennenden Anhänger des 1. FC Köln auch der Fußball - auf dem Rasen und als literarisches Sujet.